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Papua – eine Reise in eine andere Welt

Der rot markierte Ort ist die Station zum Beitrag: Kri Islands / Raja Ampat

Vor unserer Reise war ich fasziniert von der Idee, in den östlichsten Teil von Indonesien nach Papua zu reisen. Dort, wo Naturvölker wie die Danis im zentralen Hochland (Baliem Valley) herumlaufen, wo bis in die Sechzigerjahre Kannibalen und Kopfgeldjäger lebten, weit abgelegen und weitgehend ohne westlichen Einfluss, wo der Dschungel intakt ist und wo es die vielfältigsten Korallenriffe dieser Erde mit mehr als 1200 Fischarten zu entdecken gibt … eine Spielwiese für Taucher und Schnorchler. Ja, da wollten wir hin! Doch wie sieht es nun wirklich aus? Auf welche Abenteuer lassen wir uns hier ein?

Diese große Insel Neuguinea ist zweigeteilt: der westliche Teil (Papua) gehört zu Indonesien und das östliche Papua Neuguinea ist unabhängig. Wahrscheinlich wurde die gerade Grenzlinie, die sich nicht an Volksgruppen und Orten orientiert, am Schreibtisch der Kolonialherren gezogen. Hier gibt es noch über 320 indigene Völker mit eigener Sprache, Kultur und Tradition. Die Reiseplanung für Papua ist mitunter schwierig. Da wir uns in den drei Monaten hier in Indonesien Stück für Stück weiter gen Osten bewegt haben, ist die Anreise für uns von Ambon nur noch ein kurzer Flug mit der Propellermaschine nach Sorong. Währenddessen breitet sich unter uns die grandiose Inselwelt Raja Ampats aus, die grün bedeckt mit Urwald ist.

Von Haien und On-Water-Bungalows (Gam Island/Raja Ampat)
Am Flughafen von Sorong bekommen wir unsere Rucksäcke so schnell wie nie zuvor, da nur vier Gepäckstücke auf dem Band liegen. Wieder sind keine Touristen zu sehen. Die 15minütige Taxifahrt zum Hafen unterbrechen wir am ATM, da in Raja Ampat Bargeld wichtig ist. Mittlerweile tragen wir mehrere Millionen Rupiah mit uns herum. Am Hafen fallen mir sofort die Papuas auf mit ihrer kleinen Körperstatur, der fast schwarzen Haut, den sehr krausen Haaren, der breiteren Nase und den von der Betelnuss gefärbten roten Zähnen. Beim Kauen der Betelnuss bildet sich augenscheinlich so viel Speichel, dass dieser unweigerlich ausgespuckt werden muss. Dementsprechend sieht hier der Boden aus – überall rote Flecken – wie Blutstropfen.

Hafen von Waisai

Am Hafen von Waisai

Es ist noch früh an diesem Vormittag. Was sollen wir hier bloß bis 14 Uhr tun? Das Ticket nach Waisai ist schnell gekauft, die karge Wartehalle lässt uns ein Plätzchen draußen suchen. Ein Baum am Hafenbecken wird dank unserer Rucksäcke zur Rückenlehne. Und wieder werde ich angesprochen – Selfies mit jungen Musliminnen! Am Hafen ist geschäftiges Treiben. Schiffe werden beladen, Fischer versuchen ihr Glück an der Kaimauer, Händler bringen per Moped, per Pedes oder Pickups ihre Waren zu den Schiffen. Natürlich werde ich bestaunt, aber niemals belästigt. Eher scheu und zurückhaltend nehme ich die Menschen hier wahr. Englisch ist kaum verbreitet. Eine „POP MIE“ (Instant-Nudelsuppe) vertreibt unseren Hunger. Ohne eine Toilette in Sicht verzichte ich in der Hitze auf Wasser. Zwei spielende und lachende Papua-Mädchen lassen sich von mir fotografieren. Ein Schwein mit Ferkel kreuzt den Weg. Erst als die Fähre von Waisai kommend anlegt, entdecken wir die ersten Touristen, die von Bord kommen. Auch auf der zweistündigen Überfahrt sitzen nur drei Europäerinnen neben uns. Über ein steil angelegtes Brett steigen wir in Waisai aus und werden direkt von einer örtlichen Raja Ampat – Mitarbeiterin zum Office begleitet, um die 1 Mill. Rupien pro Person (Permit) für den Nationalpark zu bezahlen. Das Boot vom Kordiris Homestay wartet schon. Nach ca. 45 min erreichen wir noch kurz vor Sonnenuntergang unsere erste Unterkunft auf Gam Island.

Besser geht nicht …

Eine der Hütten über dem türkisfarbenen Wasser wird unsere sein! So ein klares Wasser habe ich noch nie gesehen. Der Steg flößt mir reichlich Unbehagen ein. Da soll ich jetzt mehrmals täglich drüber laufen? Hui … das wird eine Aufgabe für mich. Beim Anblick des letzten Bungalows ist Rolf so begeistert, dass ich mich freue. Wie gerne hätten wir jetzt ein kaltes Bier. Und tatsächlich … in dem On-Water-Restaurant bekommen wir sogar drei kalte Bier. Wie üblich gibt’s erst einmal einen Plausch mit den anderen Gästen und mit Anton, dem Manager des Homestays.

Kordiris Homestay, Gam Islands, Raja Ampat

Als es in der Nacht anfängt zu donnern, zu blitzen und zu regnen, liegen wir wach auf unserer Matratze, dem einzigen Möbelstück in unserer Hütte. Ganz schön unheimlich hier so über dem Wasser, so nah und direkt den Naturgewalten ausgeliefert zu sein. Eingeschlafen und aufgewacht sind wir mit den Wellen unter unserer Hütte.

Um unser Homestay herum ragen grüne Berge hervor, in denen Paradiesvögel und Kuskusse zu Hause sind. Eines morgens steht Rolf mit ein paar anderen Gästen sehr früh auf. Zwei Guides führen Sie hinauf auf den Berg, doch die Vögel sind einfach zu weit in den Baumwipfeln, als das ein Foto sie hätte einfangen könnte. Bin ich froh, dass ich noch zwei Stündchen Schlaf haben konnte.

Unser erster Hai!

Als morgens ein recht großer Schwarzspitzenriffhai mit zwei Babyhaien unter unseren Bungalows seine Kreise zieht, muss ich erst einmal schlucken. Okay, er ist zwar harmlos, dennoch bin ich erst einmal beeindruckt. Hier soll ich Schwimmen/Schnorcheln gehen? Was mache ich denn bloß, wenn ich ihm begegne? Als sich dann noch eine – hochgiftige – gebänderte Gelblippenschlange am Ufer in ein Loch verkriecht, bin ich sprachlos.

Traveller helfen Traveller – oder?
Es ist immer wieder interessant, welche Traveller wir auf Reisen kennenlernen. Häufig verbringen wir Touren und Abende mit ihnen. Hier, wo alle an einem langen Tisch essen, treffen wir auch zu den Mahlzeiten zusammen. Durch das ständige Kommen und Gehen, verändert sich die Zusammensetzung immer wieder. Mit dem Spanier, Jesus, werden wir noch einige Erlebnisse haben. Bereits am ersten Abend, als er eröffnet, dass er Haie liebt und gerne mal Cagediving in Südafrika machen möchte, ist er bei mir unten durch. Dann als er die Rechnung im Homestay nicht bezahlen kann, da er seine Kreditkarte nicht mehr hat, als er beim Schorcheln bei starker Strömung einfach wegdriftet ohne bei der Gruppe zu bleiben und ohne Ankündigung vom fahrenden Boot springt, zweifele ich nicht mehr an meiner Einschätzung „Crazy … bekloppt …“. Letzten Endes hilft Rolf ihm sogar noch aus der Patsche, indem er seine Rechnung für ihn per VISA bezahlt. Der Haken ist nur, dass er die 100€ nicht direkt zurückzahlen kann. Wie kann man hier ohne Geld schlafen und essen? Einen Tag später kann sein Vater glücklicherweise das Problem per Überweisung lösen. Viel gelernt! Doch der Höhepunkt kommt noch.

Regenbogen Vol.2

Schildkröten beim Schnorcheln – ein Highlight in Raja Ampat
Zum Schorcheln fahren wir mit den Holländern und unserem Spanier nach Kri Island. Am ersten Riff kommen wir aus dem Staunen kaum heraus. Wir sehen unzählige Fische im glasklaren Wasser. Doktorfische, Kofferfischen Clownfische, Barrakudas usw. Die Schildkröten scheinen keine Berührungsängste zu haben. Wir können ganz nah an sie heran schwimmen und sie lassen sich nicht stören. Was für eine Anmut Ihnen beim Schwimmen zuzuschauen. Fühle mich wie im Rausch in diesem unendlich blauen Wasser. Diese Riffkanten sind der Hammer! Auch als wir beim zweiten Spot am Kap Kri ins Wasser springen, umringen uns direkt große Fische. Die Strömung hier bremst uns aus, noch auf den Strand am Kap zu schwimmen. Immer mehr bekomme ich ein Gespür für die Gefährlichkeit der Strömung. Als wir alle ins Boot steigen, fehlt unser Spanier. Anton, unser Guide, wird direkt nervös, denn er fühlt sich verantwortlich. Aufgeregt kurvt unser Bootsmann um die Bucht, wir rufen und suchen. Plötzlich erscheint der Spanier schlendernd auf der Brücke. Er sei zu weit abgetrieben worden, so dass er keinem mehr Bescheid sagen könnte. Wir schauen uns nur noch entsetzt an. Was für ein Vollidiot! Warum bleibt er nicht bei der Gruppe? Wie leichtsinnig bei dieser gefährlichen Strömung ohne Flossen zu schnorcheln!

Kindheit in Papua
Während wir hier am Strand täglich unser Yoga am Strand praktizieren, schaut uns die Tochter der Familie interessiert zu bis sie uns nachahmt. Über die Luftballons komme ich in Kontakt mit den Kindern mit Rotznasen, die niemand wegwischt. Die Papua-Frauen hier kleiden ihre rundliche Figur gerne in eine Art Hello-Kitty-Schlafanzug. Mit den vier Kindern hier wird nur ab und zu mal gespielt oder geschwommen, ansonsten sind sie sich eher selbst überlassen. Das sechsjährige Mädchen kümmert sich um den vierjährigen Bruder, tröstet ihn, trägt ihn auf dem Arm, zieht ihn an und aus. Vorne im Meer schwimmen und spielen sie allein, tauchen unter, kommen auch wieder hoch. Unvorstellbar bei uns! Als das Mädchen einmal von der offenen Seite des Restaurants mitsamt Kleid ins Wasser fällt, schreit sie wie verrückt. Die Eltern kommen herbei, schauen nach unten und lachen. Ich kann das Schreien kaum aushalten. Warum hilft ihr keiner? Es dauert etwas, bis der Vater sich an einem Stamm herab bewegt und sie aus dem Wasser zieht. Sie läuft weinend weg. Niemand nimmt sie in den Arm und tröstet sie. Wenn die Kinder in die Schule kommen, ziehen sie auf eine andere Insel, damit sie dort zur Schule gehen können. Nur an den Wochenenden lund in den Ferien können sie ihre Familien besuchen. Kindheit in Papua ist – aus unserer Sicht – hart!

Unsere Gastgeber vom Kordiris Homestay

 

Arborek – ein kleines Eiland
Nach fünf Tagen brechen wir mit den drei Holländern und unserem Spanier auf nach Arborek, ein sehr kleines Eiland mitten auf dem Meer. Dort gibt es ein Dorf und ein paar Homestays. Das Manta Homestay soll unsere Bleibe werden. Die Idee ist, die Tour nach Piaynemo, ein absolutes Highlight hier in Raja Ampat, von hier aus zu starten, da es nicht mehr ganz so weit und teuer ist. Normalerweise kostet die Tour von ihr aus 3 Mill. Rupien (180 Euro). Wenn wir zu sechst fahren, sind es nur noch 30 Euro pro Person. Nach einer mindestens einstündigen Bootsfahrt geht man über einige Treppen auf eine Aussichtsplattform und hat einer wunderbaren Blick auf die vielen kleinen Inseln, die wie grüne Knubbel im türkisfarbenen Meer liegen. Doch beim Abladen der Rucksäcke tritt Rolf in eine Koralle, er blutet und zack ist die Idee “Piaynemo“ dahin. Aufgrund Rolfs Erfahrung mit Wunden durch Korallen – nach einer Thailandreise bestand der Verdacht auf eine sehr gefährliche Tropenkrankheit – kommt Panik auf, die Wunde könnte sich entzünden und ggf. über Wochen nur schwer verheilen. Rolfs Stimmung, die langsam in den Keller rutscht, versuche ich wieder aufzuhellen, indem ich mich im Dorf auf die Suche nach Bier begebe. Die erbarmungslose Mittagssonne knallt herab. Keine Berge, keine Wolken, kaum Schatten. Natürlich ergattere ich erst im dritten Lädchen zu warmes Bier. Ein geschmackloses und mageres Essen, eine viel zu heiße Nacht, das schmuddelige Homestay … all das reicht aus … wir reisen ab … auf nach Kri Island.

Immer wieder schön … nette Menschen unterwegs zu treffen und mit ihnen ein paar Tage zu verbringen

Homestay – Wechsel auf Kri Island
Um die Transportkosten nach Kri Island zu teilen, fahren wir mit einem Schweden und unserem Spanier, die beide in die gleiche Richtung und weiter zum Haupthafen nach Waisai wollen. Eine gute Idee, denken wir und bezahlen schon mal 500.000 IDR (30 Euro). Da unser Ziel auf halbem Wege liegt, halten wir eine Beteiligung an unseren Kosten zwar für selbstverständlich, doch die Beiden nicht. Sie brauchen ja nur für den 2. Teil zahlen – seltsame Logik! Beim Aussteigen ist Rolf auf 180, zumal er dem Spanier vorher aus der Patsche geholfen hat. Doch der hat scheinbar ein anderes Verständnis von Fairness und letztlich gibt der arme Bootsmann, der den Streit nicht hören mag, Rolf einen Teil zurück. WTF …!

Das Yenkoranu Homestay auf Kri Island, auf das ich mich so gefreut habe, enttäuscht uns in jeglicher Hinsicht, denn der Bungalow ist sehr schmutzig. Eine tote Kakerlake im Moskitonetz, Dreck und Haare auf dem Boden, stinkendes und abgestandenes Wasser im Mandi. Niemand hat hier seit Wochen saubergemacht. Oh man, wie sollen wir das bloß aushalten?

Ich laufe direkt die Küste entlang, besessen von der Idee, etwas Schönes zu finden. In Raja Ampat gibt es nur zwei Kategorien von Unterkünften: teure Dive Resorts oder preiswerte Homestays von Einheimischen, die meistens aus ein paar Holzbungalows mit Gemeinschaftsdusche/Toilette bestehen, mit einer Matratze auf dem Boden, einfaches Essen und Wasser/Tee und Kaffee zur freien Verfügung. Am Kap Kri entdecke ich zwei außergewöhnlich große und schöne Bungalows des Yenbuba Homestays, die mich hier warten lassen, bis die Managerin, Rose, kommt. Übermorgen könnten wir in den ersten Bungalow ziehen.

Oh, was ein Glück! Das muss ich Rolf schnell schreiben, natürlich mit Fotos! Jetzt müssen wir nur noch die zwei Nächte hinter uns bringen!

Da wir unseren Reiseplan ändern und nicht mehr ins Baliem-Tal fahren werden, sind wir mit Stornierungen und Buchungen der Flüge glücklicherweise sehr beschäftigt.
Wir nutzen die Gelegenheit und lassen uns mit dem Boot zu einer Krankenstation im Nachbarort bringen, um seine Wunde mal checken zu lassen. Drei überaus freundliche – nennen wir sie mal – „Arzthelferinnen“ kümmern sich aufopfernd um Rolf, befreien seine Wunde von einigen kleineren Fremdkörpern und lassen ihn dann nach dem obligatorischen Gruppenfoto, von einigen Sorgen befreit, nach Hause schippern.

… nach der erfolgreichen ärztlichen Versorgung das obligatorische Gruppenfoto

Das Yenbuba Homestay entpuppt sich als eine sehr gute Wahl. Für 900.000 IDR (54€) bekommen wir hier einen außergewöhnlich großen und schönen Bungalow mit Hängematte und drei Mahlzeiten . Das Essen ist für die erschwerten Bedingungen hier in Papua sehr gut und vor allem für alle Gäste ausreichend. Das Frühstück bleibt weiterhin karg: Bananen oder Kuchen. Gekocht wird noch mit Holz, ohne Strom keine Kühlung und die nächste Einkaufsmöglichkeit ist in Waisai, wohin eine einstündige Bootsfahrt führt. Kein leichtes Geschäft in einem Homestay mehr als 10 Gäste täglich zu bekochen.

Auf der gegenüberliegende Insel Mansuar soll es einen Shop mit Keksen, Kaffee, Telkomsel (SIM-Karte aufladen), Zahnpasta u.Ä. geben, der bei Ebbe über eine Sandbank erreichbar ist. Unser Ausflug dorthin wird mal wieder zum kleinen Adventure. Auf der Sandbank mit Flipflops durch das Wasser zu waten, treibt mir den Schweiß aus den Poren, zumal sich diese länger hinzieht als gedacht. „Dieser Ausflug ist eine bescheuerte Idee und wie sollen wir bei steigender Flut denn wieder zurückkommen?“ so Rolf. Kurz davor umzukehren, durchqueren wir noch ein tieferes Seegrasfeld – ohne Sicht, wohin wir treten – und erreichen endlich das Dorf. In dem dunklen Shop sitzt hinter einem Gitter tatsächlich ein Mann, der uns Kekse und Zahnpasta durch ein Loch im Gitter durchreicht. Mehr gibt’s eh nicht. „Manchmal möchte ich einfach nur zu Rewe gehen!“ Ein Fischer bringt uns in seinem schaukeligen Fischerboot gekonnt über die Korallen zurück . Was ein Einkauf!

Die nächste Schnorcheltour wird auch keine Kaffeefahrt. Vom Strand aus schnorcheln wir in Richtung Riffkante, wo wir zwei Schnorchler sehen. Mir haut wie aus dem Nichts einer der beiden Schnorchler beim Kraulen mit der Hand auf den Kopf und Rolf ruft im gleichen Moment „Eve, weg hier … komm sofort weg hier!“ Geschockt und verwirrt nehme ich die starke Strömung war, die uns wie ein Kanal nach draußen zieht. Gegen die Strömung anzuschwimmen ist so kräftezehrend, dass wir Pausen einlegen müssen, in denen wir glücklicherweise stehen können. Ein paar Mal durchatmen und weiter geht’s. Erschöpft erreichen wir schließlich den Strand. Ohne Boot und Guide/Gruppe bist du zu sehr auf dich alleine gestellt, denn niemand schaut nach dir, niemand informiert dich über die Strömungen … das hatten wir uns doch einfacher vorgestellt.

Yenbuba Homestay auf Kri Islands / Raja Ampat

Goodbye Papua
Nach fast zwei Wochen verlassen wir dich nun. Das Baliem-Tal mit den Trekkingtouren zu den ethnischen Gruppen können und wollen wir bei dem Regen nicht angehen – zumal Rolfs Fuß diesen Strapazen noch nicht gewachsen ist. Obwohl es einer meiner Träume ist, einmal bei den Danis im Hochland zu sein, ändern wir unsere Route. Diese verschlammten kräftezehrenden Dschungeltouren bei Regen sind einfach keine Option.

Wir haben hier eine ganz andere Welt kennen lernen dürfen. Noch nie in meinem Leben war ich so weit von meinem Alltag entfernt gewesen und mir wird bewusst, wie wertvoll diese Erfahrung ist. Diese Ruhe zu spüren, so fernab von allem, mit den uns so fremden Dschungelgeräuschen, dieser riesige klare Sternenhimmel, diese fühlbare Entschleunigung. Ich fühlte mich unfassbar klein, gleichzeitig auch als ein Teil des großen Ganzen. Der Natur ausgeliefert und untergeben, fasziniert von der Reinheit unter Wasser. Ich schätze das Glück, hier gewesen sein zu können. Die eher zurückhaltenden und stolzen Papuas, die in dieser Inselwelt von Raja Ampat fernab von unserer Zivilisation ein so anderes Leben führen, die so sehr mit dem Meer verbunden sind, haben uns schon sehr beeindruckt.

Von Sorong nach Sulawesi
Die Dusche, das Waschbecken, die Toilette und das Bett im Hotel Guardian in Sorong sind für uns nach dieser langen Zeit eine Wohltat. Die uns bislang unbekannte Sriwijaya Airline lernen wir nun von ihrer schwachen Seite kennen. Der Flug nach Makassar um 11 Uhr wird gecancelt, so dass wir bis 14:30 Uhr warten müssen. Anschließend werden wir stündlich vertröstet. Niemand spricht Englisch, niemand scheint wirklich informiert zu sein. Während uns immer deutlicher wird, dass wir den Anschlussflug nach Luwuk nicht mehr bekommen können und eine Nacht in Makassar verbringen müssen, geraten andere Reisende weitaus mehr in Stress, da ihr anschließender Langstreckenflug auf dem Spiel steht. Nach vielen Stunden des Wartens landet die Maschine dann doch noch. Kaum zu glauben, dass wir dann gegen 17.30 Uhr abheben. Dass am Flughafen Makassar dann Chaos herrscht, irritiert uns nicht. Wunderbarerweise löst sich alles auf. Auch unser Gepäck bekommen wir noch. Das Hotel (bezahlt von der Airline), das aussieht wie ein Schloss, hätte wir nun wirklich nicht erwartet.

Wir geniessen den Luxus und am nächsten Tag geht es weiter per Flieger, Privat-Driver, Fähre und Longboat zu unserem nächsten Ziel – den Togean Islands auf Sulawesi …

The Geckos – im wahrsten Sinne ein Homestay

Nach Ruteng sind unsere weiteren Zwischenstationen Bajawa und Ende, bevor wir uns in Richtung Moni aufmachen. Das „The Geckos Homestay“ liegt so abgelegen, dass sich selbst unser Fahrer, die normalerweise auf der Insel jede Unterkunft kennen, durchfragen muss. Etwa eine Stunde Fußweg vom nächsten Dorf liegt nun unsere Unterkunft für die nächsten vier Tage. Vier kleine Hütten, spartanisch ausgestattet, mit einer Gemeinschafts-Outdoortoilette und -dusche, aber wunderschön in den Bergen gelegen. Ich weiß nicht, wie Eve es immer wieder schafft, diese Perlen zu finden – ich bin begeistert.

Lopez, unser Gastgeber

Lopez, ein 30jähriger Strubbelkopf mit Tatoos, begrüßt uns herzlich und nicht nur er, sondern auch noch 5 einwochenalte Welpen, die außerdem der Meinung sind, dass unsere Rucksäche ideal zum kuscheln sind. Hunde sind hier sowieso in der Überzahl, obwohl Lopez Haushalt auch mindestens zehn Personen beträgt. Aber er neigt dazu alles aufzunehmen – egal ob Mensch oder Tier – was Unterstützung braucht. So hat er zwei Jungs aufgenommen, denen er das Schulgeld bezahlt, damit sie eine Ausbildung bekommen können.

Das Alles finanziert er mit den Einnahmen aus der Vermietung, die er seit zwei Jahren betreibt (vier weitere Hütten sind in der Planung). Es gibt einen kleinen Treffpunkt (alles outdoor), wo sich Alle zum Frühstück und zum Abendessen treffen, von ihm selbst über dem offenen Feuer gekocht, nur vegetarisch – köstlich (und das sage ich als fleischfressende Pflanze).

Treffpunkt, Esszimmer, Familientreff …

Die Hütten sind immer ausgebucht und wenn noch Nachfragen sind, stellt er kurzerhand sein Bett zur Verfügung oder im Garten wird ein Zelt aufgestellt. Dann wird es im Treffpunkt auch mal etwas eng – aber alles hier ist irgendwie kuschelig, hat etwas von einer Kommune.

Abends, wenn wir beim Abendessen alle zusammensitzen, unterschiedlichste Nationalitäten, erzählt er uns seine Geschichte. Warum er nach dem Tod seiner Mutter zurückgekehrt ist – obwohl er eigentlich in der Welt unterwegs sein wollte – sich um seine Geschwister kümmern musste und so auf die Idee mit dem Guesthouse kam. Alles wurde von ihm eigenhändig gebaut und wenn wieder Geld reingekommen ist, wird weiter gebaut (viel ist es nicht, bei 13 Euro pro Hütte für die Übernachtung).

Geckos Homestay – unsere Unterkunft

Die vier Tage, die wir dort mit ihm, der Familie, den Hunden, den anderen Gästen aus Spanien, Italien, Österreich, der tollen Landschaft, verbringen, sind einfach traumhaft.

Zu einem Wermutstropfen in der Zeit dort werden meine Knie, die ihre Unterstützung aufgeben, als wir den Ausflug zum Kelimutu, dem Vulkan mit den drei verschiedenfarbigen Kraterseen, unternehmen. Hin mit dem Auto ist natürlich easy, nur die anschließende vierstündige Wanderung bergab, das wollen sie nicht. Es wird so schlimm, dass ich keinen Schritt mehr voran komme – ohne Fahrrad kann das ja auch nichts werden. Eve spricht einen Local an, der sich sofort auf den Weg macht, einen Bekannten zu suchen, der ein Moped hat und sich sofort bereit erklärt, mich zum Homestay zu bringen. Die Hilfsbereitschaft hier ist immer wieder überwältigend. Den restlichen Abstieg muss Eve allein in Angriff nehmen. Mein schlechtes Gewissen erledigt sich erst, als sie im „Geckos“ um die Ecke biegt.

Der Abschied nach vier Tagen fällt schwer, aber unser nächstes Ziel, Maumere, steht an …

Unsere Stationen auf Flores:

Flori auf Flores

Wir sind bei unseren Reisen auch gerne mit den lokalen Fortbewegungsmitteln wie Bus, Bahn, Tuk-Tuks, Shared Taxis oder sonstigen lokalen Verhikeln unterwegs, auch wenn‘s mal anstrengend ist. Von so einem „Unterwegs sein“ erzählt diese Geschichte.

Der Wecker klingelt um 6:30, wir müssen heute nach Ruteng, ca. 4 Stunden Autofahrt von Labuan Bajo entfernt ins Landesinnere und wissen noch nicht wie. Unsere Busreservierung am Vorabend hat nicht geklappt – also heißt es „improvisieren“. Wir stellen uns mit unseren Rucksäcken an den Straßenrand und hoffen auf einen Bus, den wir anhalten können. Angesprochen werden wir aber von einem Fahrer eines „Shared Taxi“, eigentlich ein Privatfahrer, der unterwegs Leute anspricht, ob sie mitfahren wollen – quasi die umgekehrte Form des Trampens. Ohne viel Verhandeln werden wir uns schnell einig und steigen ein.

Im bergigen Hinterland wird es immer grüner

Unterwegs ist es ein permantes Ein- und Aussteigen der Fahrgäste. Ein Merkmal unserer Mitreisenden ist auf jeden Fall der empfindliche Magen, der kurvige Autofahrten nicht gut verträgt – es war sehr kurvig! Es ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, diese nicht so appetitlichen Geräusche um sich herum zu haben. Es waren zu unserem Glück genügend Plastiktüten vorhanden – man kennt hier seine Pappenheimer. Also Fenster auf, Kopfhörer auf maximale Lautstärke und ignorieren – so ging‘s und wir erreichen mit vollem Magen Ruteng.

Floris Haus

Jetzt haben wir das Problem, dass unser Fahrer den Weg zum Hotel nicht kennt und ihn unsere Hilfestellung per Google-Maps auch nicht weiter bringt. Aber persönliche Hilfe ist hier nie weit entfernt. Ein an der Kreuzung neben uns wartender Mopedfahrer sieht wohl den hilflosen Blick, stellt sein Moped auf der Stelle ab, steigt zu und lotst uns zu unserem Homestay. Dort erwartet uns eine liebevolle Gastgeberin wir bekommen ein eigenes kleines Häuschen mit allem Drum und Dran. Aber nicht nur das … auch eine Einladung von unserem Lotsen für den Nachmittag zu einem Kopi (Caffè) im Kreise seiner Familie – er heißt übrigens Flori (wie passend).

Hobbit Hill Homestay

Pünktlich zur verabredeten Zeit werden wir mit dem Auto abgeholt und zu seinem Haus im Nachbarort gebracht, wo uns eine mindestens siebenköpfige Familie empfängt. Es sind für unsere Maßstäbe die einfachsten Verhältnisse, die man sich vorstellen kann: nackte Betonmauern und -böden, Bretter vor. DenFenstern, ein Raum mit spärlichsten Mobilar, einer Bastmatte als Schlafplatz für die ganze Familie – aber einer berührenden Herzlichkeit. Und einer zehnjährigen Tochter, die Eve mit den Worten „you’re so beautiful“ begrüßt und ihr nicht mehr von der Seite weicht. Für mich fällt immerhin der Begriff „Hippie“ ab – könnte schlechter sein!

In der sehr einfachen Küche wird derweil Kopi (wie Westernkaffee: kochendes Wasser kommt auf das einheimische Kaffeepulver und man wartet bis sich der Sud gesetzt – lecker) zubereitet und Bananenchips frittiert. Es findet eine rege Unterhaltung über Langnasen, Stupsnasen, Kinderlieder unter Federführung der Tochter statt, die mit ihren Englischkenntnissen glänzen kann. Auch die geschäftlichen Interessen kommen nicht zu kurz, die Sehenswürdigkeiten könnte man uns zeigen, der Fahrer stünde auch schon zur Verfügung … Der Höhepunkt bildet dann der gemeinsame Spaziergang durch den Heimatort, mit der Tochter an Eves Hand (sie weicht keinen Milimeter von Eves Seite) und dem Jüngsten an Meiner. Wir sind das Highlight des Tages: Ich habe wohl noch so viele Hände in so kurzer Zeit geschüttelt, mein Selfiebudget fürs ganze Jahr verbraucht und das ganze Dorf weiß jetzt, wie wir heißen, wo wir herkommen und wo wir hinwollen … es war anstrengend, aber diese Herzlichkeit und die offene Art hat uns schwer beeindruckt.

Start ins Sabbatical

Die letzten Tage vor unserer Abreise hatten es nochmal in sich. Nachdem es so aussah, dass Eve ihre Wohnung aufgrund des Ärgers mit einer vermeintlichen Interessentin und der daraus resultierenden Ablehnung durch den Vermieter nicht untervermieten könne, wirkte die anwaltliche Androhung einer Schadensersatzklage … das Ganze aber erst drei Tage vor der Abreise. Letztendlich klappte es aber noch und irgendwann saßen wir im Flieger nach Bangkok.

Nachtflug mit Direktverbindung und genügender Beinfreiheit machten das Ganze zu einer entspannten Anreise. Zwei Tage Bangkok sollten ausreichen, um die geliebte thailändische Küche zu genießen und den einen oder anderen Markt zu besuchen. Die kulinarische Seite war optimal versorgt, da unmittelbar neben unserer Unterkunft, dem Red Planet Asoke Bangkok wir eins von diesen Streedfood-Restaurants fanden, die wir so sehr mögen. Dazu eine Auswahl an vielen asiatischen Bieren – der Start war gelungen.

Nur mit dem Besuch auf dem Maeklong Railway Market hatten wir so unsere Probleme. Sechs Stunden unterwegs mit Metro, Bahn und Bus,um dann eine Stunde auf dem Markt zu verbringen, das Erlebnis mit dem durchfahrenden Zug dabei zu versäumen und wieder eine Irrfahrt nach Bangkok zu starten – ich war drauf und dran meine Reiseleitung zu entlassen.

Wenn man aber wie wir, fast alles auf eigene Faust organisieren will, läuft schon mal etwas schief: die Haltestelle liegt nicht da wie im Reiseführer beschrieben, der Bus hält nicht an vereinbarter Stelle, die Verständigung mit den Einheimischen klappt noch nicht so wie gewünscht, gleiche Buslinien werden nochmal durch farbliche Unterschiede gekennzeichnet und halten nicht an allen Haltestellen und wenn dann der Cursor bei Googlemaps in die entgegengesetzte Richtung eilt, dann muss bald das nächste Bier her – denn … was passiert: Schwächeanfall. Aber wir wollen es ja nicht anders!

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Unser nächster Zwischenhalt ist Bali. Zwischenhalt nur deswegen, weil die Insel sich in den letzten Jahren dermaßen zum Massentourismus entwickelt hat, dass wir lieber unsere ersten Strandtage auf Nusa Penida, eine halbe Fährstunde entfernt, verbringen wollen. Aus den geplanten zwei Tagen wurde dann sogar nur einer, da uns der „Hafenmeister“ überzeugend darlegte, dass die nächsten Tage keine Fähre wegen des Seegangs fahren würde. Wir erwischten die letzte Fähre, die man über den Strand, also ohne Steg, entern und dabei aufpassen muss, nicht bis zu den Hüften in der Brandung zu stehen. Mir gelang das etwas besser als Eve, die patschnass und mit durchnässter Bauchtasche nebst Inhalt das Boot bestieg – was ihrer Stimmung während der stürmischen Überfahrt nicht gerade förderlich war.

Jetzt sind wir den zweiten Tag auf Nusa Penida, haben eine tolle Unterkunft, lassen die Seele baumeln, genießen den Regen (der nur kurz ist) und haben endlich die Muße, ein paar Zeilen nieder zu schreiben …

Ich hab’s getan … TuscanyTrail 2018

Einen eigenen Artikel zum TuscanyTrail Anfang Juni habe ich zwar nicht zustande gebracht, dafür gibt es aber einen sehr lesenswerten Artikel auf kurbelfest.de, der von meinem Freund André geschrieben worden ist. Mit ihm zusammen habe ich nach 6 Tagen das Ziel erreicht.

http://kurbelfest.de/2018/07/06/oh-la-toscana-tuscany-trail-2018/