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Hobbits und Peitschenkampf auf Flores

Ein Beitrag von Eve

Nach unseren ersten Abenteuern in Indonesien geht es nun weiter auf die zweitgrößte Insel Nusa Tenggaras. Auf dem langen und kurvigen Trans-Flores Highway gelangen wir in 4 Stunden nach Ruteng, unserer zweiten Station. Während an den Küsten die malaiischen Muslime siedeln, ist das Landesinnere die Heimat zahlreicher christlicher Ethnien mit eigenen Sprachen und Kulturen. Auf 1000 m Höhe ist das Klima mild, abends und morgens eher knapp 20 Grad.

Hobbit Hill Homestay – unsere Unterkunft in Ruteng

In unserer Unterkunft „Hobbit Hill“ haben wir von unserer Terrasse einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Dörfer und die Reisfelder. Unsere Gastgeberin „Udis“ ist so herzlich und fürsorglich, dass es eine Freude ist hier zu sein. Der Name „Hobbit Hill“ hat tatsächlich etwas mit den Hobbits zu tun, die als kleinwüchsige Hominiden-Art „Homo Florensiensis“ erst 2003 hier in einer Höhle entdeckt wurden.

Hier in Ruteng sind es die Manggarai, die uns stets mit einem Lächeln begegnen. „Hello Mister! Where do you go? Where do you come from?“ ertönt es jedes Mal, wenn wir auf unserem Weg durch Ruteng und das traditionellen Dorf „Ruteng Puu“ laufen. Ich fühle mich so bewundert, wenn mich die jungen Frauen unentwegt anstarren. Sie geben uns die Hand, lächeln verschämt und möchten natürlich ein Selfie. Manche holen ein kleines Notizbuch hervor, in welchem wir unsere Namen usw. eintragen sollen. Sie freuen sich wie verrückt, wenn wir ihrer Aufforderung nachkommen. Erst nach einigen Nachfragen erfahren wir, dass sie als Studenten der Touristik-High-School die Aufgabe haben, im Laufe ihrer Ausbildung 300 Namen von Touristen zu sammeln.

Kekse für Alle

Unzählige Kinder, egal welchen Alters, winken uns zu. Schon interessant zu sehen, dass selbst Kleinkinder unsere Fremdartigkeit wahrnehmen und winken. Als wir wieder ein paar Jungs beobachten, wie sie auf alten Plastikdeckeln auf einem Betonweg einen Hügel hinunterrutschen, bleiben wir stehen und bewundern ihre Kühnheit und ihre Kreativität. Was für Straßenkinder, denke ich! Keiner, der auf sie aufpasst, keine Feuchttücher, keine Wechselwäsche, keine Trinkflasche…völlig auf sich allein gestellt, in löchrigen und schmutzigen Hosen und Rotznasen, die ich so ach so gerne wegwischen würde. Nach dem Besuch des traditionellen Dorfes besorgen wir an einem Kiosk Biskuits und Kaugummis und kehren wieder um. Staunend beobachten sie, wie wir die Kekspackung aufmachen, strecken uns im Nu Ihre Händchen entgegen (auf Händewaschen verzichten wir in diesem Fall mal) und lachen herzlich, als wir Ihnen die Kekse verteilen. Was gibt es Schöneres!

Händewaschen ist heute mal abgesagt

Auf dem Rückweg hält plötzlich ein Mann auf dem Roller neben uns, fragt uns, ob wir Lust hätten, mit zu dem Caci, einem traditioneller Peitschenkampf, mit zu kommen. Heute Abend fänden die Vorbereitungen dazu statt. Er habe längere Zeit in Deutschland gearbeitet und verstehe auch etwas Deutsch. Also, nichts wie hin!

Caci – der traditionelle Peitschenkampf der Manggarai

Nach wenigen Minuten stehen wir auf dem Platz eines Dorfes umringt von ca. 100-200 Dorfbewohnern, die die Kämpfer in der Mitte mit ihrem Gesang anfeuern. Die Kämpfer in traditioneller Kleidung wirken ausgelassen und fröhlich, machen Späße, während sie sich auf ihren nächsten Einsatz vorbereiten. Dass sie sich vorher mit Alkohol in Stimmung trinken, ist verständlich. In einem der Häuser spielen die Frauen einen immer gleichen Rhythmus auf den Trommeln, der den Männern ebenfalls Mut machen soll. Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen und fotografieren soll. Schade, dass ich das Tele-Objektiv nicht mitgenommen habe, aber, wie konnten wir das denn ahnen! Ein Kämpfer greift mit einer Peitsche aus Büffelhaut an und der andere wehrt dies mit einem Schild aus Büffelleder und einem gebogenen Stab aus Bambus ab. Trifft er den Rücken des anderen, bilden sich rote Striemen, die, wenn es blutet nicht so weh tun sollen (so erklärt es unser Gastgeber). Zur besseren Anschauung zeigen uns einige Kämpfer ihre vernarbten Rücken. Es gibt strenge Regeln, die von den Alten kontrolliert werden. Jeder Kämpfer hat genau einen Schlag. Unser Freund erklärt uns, dass diese Kämpfe zu Hochzeiten, Weihe-, Richt- oder Erntedankfesten abgehalten werden und fordert Rolf auf, es selbst mal auszuprobieren, der dankend ablehnt – Weichei! Zum Schluss tanzen wir noch im Kreis mit und verabschieden uns von einem der Kämpfer mit einem Selfie.
Was für ein wundervoller Tag, was für Erlebnisse! Ich fühle mich wie ein neugieriges Kind, das unzählige „Warum-Fragen“ stellen möchte. Berauscht von diesen intensiven Eindrücken laufen wir zurück nach Ruteng, kaufen an einem Warung unser Abendessen „Martabak“ und freuen uns auf ein Bintang.

Schaukeln auf Lombok

Ein Beitrag von Eve 

Ob man es glaubt oder nicht, aber auch an Erdbeben gewöhnt man sich, jedenfalls an die Kleineren. Es wackelt hin und wieder mal am Bett oder Stuhl. Seit wir aufgrund der Erdbeben-App über die täglichen Erdbeben informiert werden, wird uns bewusst, wo und wie oft es auf diesem Erdball bebt. Für viele Völker ist das Normalität. Da in Folge der drei Beben ca. eine Millionen Touristen ihre Reise nach Lombok gecancelt haben, leiden die Menschen hier nun zusätzlich unter den fehlenden Einnahmen. Hier im Süden Lomboks ist zwar nichts beschädigt, dennoch haben Reisende Angst. Auch wir haben länger diskutiert, sind dann schließlich doch zu dem Entschluss gekommen, unsere Reise wie geplant umzusetzen, um ggf. hier zu helfen.

„Hello Boss“ ertönt es an jeder Ecke, wenn ich mit Rolf über die Straße oder an einem Warung vorbei zum Strand gehe. Er wird immer gerne angesprochen, gefragt, wie es ihm geht, was er essen möchte oder ob er morgen wieder kommt. Wie es wohl wäre, wenn ich alleine hier wäre, frage ich mich. Dass Lombok muslimisch ist, erklärt Einiges.

Unsere Hütte im Same Same in Lombok

In unserer Unterkunft fühlen wir uns pudelwohl. Unsere Bambushütte ist erdbebensicher, fürs Waschbecken braucht man eine Mindestgröße von 2 Metern und kaltes Wasser zum Duschen. Das Moskitonetz ist dicht und die Terrasse gemütlich. Die Hütte wackelt bei jedem Schritt, auch ohne Beben. Unsere direkten Nachbarn, ein Pärchen aus Italien, müssen eine starke Moskito-Phobie haben, denn sie sprühen allabendlich mit Anti-Moskito-Spray im Bad und in der Hütte herum, stürmen heraus und schließen alle Türen. Da deren Bad an unsere Hütte angebaut ist, werden wir mit eingenebelt. Unser Sprühdosen-Paar ist auch sonst wenig kommunikativ, dagegen Marc aus England um so mehr. Bereits morgens zum Kaffee kann er loslegen, wie ein Haufen tratschender Frauen. Ansonsten treiben sich hier hauptsächlich coole Surfer herum, die mit ein bis zwei Surfbrettern seitlich am Scooter befestigt, ihre Surfplätze aufsuchen.

Hells-Angel für Arme

Auch wir erkunden mit den Scootern Kuta, Kuta Beach und abgelegene Traumstrände wie unseren Favoriten „Tanjung Aan“, ca. 6 km von Kuta entfernt. Der weiße Sand und das türkisfarbene Wasser bilden eine wunderbare Kulisse für Fotoshootings. Insbesondere die Schaukeln am Strand, ob single or double, sind ein Foto wert. Hier finden wir schnell ein einsames und gemütliches Plätzchen an einem der Warungs. Sie vermieten ihre Liegekissen gegen Verzehr. Der Tampa Beach kann uns nicht wirklich überzeugen, da die Liegen auf Dauer ohne Auflagen doch zu hart sind. Hier ist jedenfalls noch weniger los.

Der Strand von Tanjung Aan

In Kuta selbst gibt es eine Vielzahl von Restaurants, vom Warung bis zum hippen Burger-Restaurant. Mit Burgern vom Wagyu-Rindern. Wir probieren uns durch, bis uns Mie Goreng doch zu viel wird und wir eine Pause einlegen.

Den zweitgrößten Vulkan Indonesien, den Mount Rinjani, bekommen wir leider wegen der Erdbeben nicht zu Gesicht. Dafür können wir eine Tour zu den Secret Gilis im Westen Lomboks unternehmen. Über Facebook sucht Maria Mitreisende für eine Schnorcheltour, Rolf bestätigt und drei Tage später fahren wir mit dem Taxi zur Bootsanlegestelle. Der wackelige Brettersteg ist wieder mal eine Herausforderung für mich, aber gut, dafür bin ich ja hier. Auf der ersten Insel, Gili Nanggu, schnorcheln wir am Riff und relaxen am Strand. Das einzige Resort hier hat geschlossen. Auf der zweiten Insel, Gili Sudak, essen wir unsere Mie Goreng und beobachten, wie eine schwangere Kuh schwimmend ans Festland gezogen wird, da dort der einzige Tierarzt wohnt. Sie sträubt sich anfangs sehr, doch dann schwimmt sie los. Wegen der starken Ebbe können wir nicht bis zum meinem „geliebten“ Steg zurück fahren und laufen über Seegras und Steine, die voller Seesterne sind – quasi eine Art Wattwanderung.

Freischwimmer für Schwangere

Da wir uns für die traditionelle Lebensweise der Sasak, der Ureinwohner Lomboks interessieren, fahren wir mit den Scootern nach „Sade“. Dort können wir die typischen Sasak-Häuser mit ihren Strohdächern und Fußböden aus Kuh-oder Büffelmist anschauen, den Bewohnern bei ihren täglichen Arbeiten, vor allem den Frauen bei der Weberei von Schals und Sarongs zuschauen. Auch sie kauen die Bethelnuss wie wir es von Sulawesi kennen. Ich setze mich neben eine der Frauen und halte die Baumwollspindel. Ihre Zähne sehen rot-braun und zerstört aus, ich kann kaum hingucken. Unser Guide meint „They are strong“ (Ihre Zähne sind stark), was ich nicht glauben kann. Insgesamt ist das Dorf für uns zu sehr eine Touristenattraktion und Marktplatz. Wir spenden 100.000 Rupien und fahren weiter.

Im Rainbow-Spa massieren uns kleine zarte Frauen mit unglaublicher Kraft in den Händen. Während ich bei meiner Shiatsu-Massage (Akupressur) mir immer wieder unter Schmerzen „Das soll ja gesund sein“ sage und versuche weiter zu atmen, entspannt sich Rolf bei seiner Relaxing-Massage völlig.

Nach nun 11 statt ursprünglich 8 geplanten Tagen geht nun auch unsere Zeit hier zu Ende. Nach der Hilfsaktion im Norden wäre ich zwar gerne noch einmal hingefahren, was jedoch ohne Kontaktperson und Fahrer sehr schwierig ist. Alternativ haben wir weitere Spenden an die aktiven Projekte vor Ort überwiesen. Die Frage, wie wir nach Flores kommen, beschäftigt uns noch einige Zeit, um alle drei Möglichkeiten (24-Stunden mit Bus und Fähre über Sumbawa, 3-4tägige Schiffstour oder Fliegen) abzuwägen. Immerhin ist auch Sumbawa vom Erdbeben stark betroffen, die Übernachtungsmöglichkeiten und die Infrastruktur sind rudimentär, der Trip mit 24 Stunden extrem. Direkt nach dem Beben wurden keine Schiffstouren angeboten, da alle Mitarbeiter mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren.

Fliegen mit Lion Air, immer ein kleines Abenteuer

Mit Hilfe einer Reiseagentur buchen wir letztendlich einen Flug über Bali nach Flores, was wir später dennoch bereuen werden. Aber auch das gehört bei diesen Reisen dazu.

Flori auf Flores

Wir sind bei unseren Reisen auch gerne mit den lokalen Fortbewegungsmitteln wie Bus, Bahn, Tuk-Tuks, Shared Taxis oder sonstigen lokalen Verhikeln unterwegs, auch wenn‘s mal anstrengend ist. Von so einem „Unterwegs sein“ erzählt diese Geschichte.

Der Wecker klingelt um 6:30, wir müssen heute nach Ruteng, ca. 4 Stunden Autofahrt von Labuan Bajo entfernt ins Landesinnere und wissen noch nicht wie. Unsere Busreservierung am Vorabend hat nicht geklappt – also heißt es „improvisieren“. Wir stellen uns mit unseren Rucksäcken an den Straßenrand und hoffen auf einen Bus, den wir anhalten können. Angesprochen werden wir aber von einem Fahrer eines „Shared Taxi“, eigentlich ein Privatfahrer, der unterwegs Leute anspricht, ob sie mitfahren wollen – quasi die umgekehrte Form des Trampens. Ohne viel Verhandeln werden wir uns schnell einig und steigen ein.

Im bergigen Hinterland wird es immer grüner

Unterwegs ist es ein permantes Ein- und Aussteigen der Fahrgäste. Ein Merkmal unserer Mitreisenden ist auf jeden Fall der empfindliche Magen, der kurvige Autofahrten nicht gut verträgt – es war sehr kurvig! Es ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, diese nicht so appetitlichen Geräusche um sich herum zu haben. Es waren zu unserem Glück genügend Plastiktüten vorhanden – man kennt hier seine Pappenheimer. Also Fenster auf, Kopfhörer auf maximale Lautstärke und ignorieren – so ging‘s und wir erreichen mit vollem Magen Ruteng.

Floris Haus

Jetzt haben wir das Problem, dass unser Fahrer den Weg zum Hotel nicht kennt und ihn unsere Hilfestellung per Google-Maps auch nicht weiter bringt. Aber persönliche Hilfe ist hier nie weit entfernt. Ein an der Kreuzung neben uns wartender Mopedfahrer sieht wohl den hilflosen Blick, stellt sein Moped auf der Stelle ab, steigt zu und lotst uns zu unserem Homestay. Dort erwartet uns eine liebevolle Gastgeberin wir bekommen ein eigenes kleines Häuschen mit allem Drum und Dran. Aber nicht nur das … auch eine Einladung von unserem Lotsen für den Nachmittag zu einem Kopi (Caffè) im Kreise seiner Familie – er heißt übrigens Flori (wie passend).

Hobbit Hill Homestay

Pünktlich zur verabredeten Zeit werden wir mit dem Auto abgeholt und zu seinem Haus im Nachbarort gebracht, wo uns eine mindestens siebenköpfige Familie empfängt. Es sind für unsere Maßstäbe die einfachsten Verhältnisse, die man sich vorstellen kann: nackte Betonmauern und -böden, Bretter vor. DenFenstern, ein Raum mit spärlichsten Mobilar, einer Bastmatte als Schlafplatz für die ganze Familie – aber einer berührenden Herzlichkeit. Und einer zehnjährigen Tochter, die Eve mit den Worten „you’re so beautiful“ begrüßt und ihr nicht mehr von der Seite weicht. Für mich fällt immerhin der Begriff „Hippie“ ab – könnte schlechter sein!

In der sehr einfachen Küche wird derweil Kopi (wie Westernkaffee: kochendes Wasser kommt auf das einheimische Kaffeepulver und man wartet bis sich der Sud gesetzt – lecker) zubereitet und Bananenchips frittiert. Es findet eine rege Unterhaltung über Langnasen, Stupsnasen, Kinderlieder unter Federführung der Tochter statt, die mit ihren Englischkenntnissen glänzen kann. Auch die geschäftlichen Interessen kommen nicht zu kurz, die Sehenswürdigkeiten könnte man uns zeigen, der Fahrer stünde auch schon zur Verfügung … Der Höhepunkt bildet dann der gemeinsame Spaziergang durch den Heimatort, mit der Tochter an Eves Hand (sie weicht keinen Milimeter von Eves Seite) und dem Jüngsten an Meiner. Wir sind das Highlight des Tages: Ich habe wohl noch so viele Hände in so kurzer Zeit geschüttelt, mein Selfiebudget fürs ganze Jahr verbraucht und das ganze Dorf weiß jetzt, wie wir heißen, wo wir herkommen und wo wir hinwollen … es war anstrengend, aber diese Herzlichkeit und die offene Art hat uns schwer beeindruckt.

We can‘t help everyone, but everyone can help someone

Ein Beitrag von Eve und Rolf

Im „Same Same“ in Kuta, das Tür an Tür neben zwei großen Moscheen liegt, erleben wir nachts neben den Beben um vier, mittags um zwölf und abends um 18 Uhr regelmäßig die Gesänge des Muezzins. Ob Mohammed wirklich solche jauligen Stimmen hören wollte? Unterhalten bzw. Schlafen ist kaum mehr möglich. Als eine Gruppe junger Surfer neben unserer Bambushütte den Muezzin mit Eric Clapton, Doors und Talking Heads übertönen, geraten wir ins Schwärmen. Welch wohlige bekannte Klänge für unsere Ohren. Die Surfer freuen sich über unsere Begeisterung, fragen nach dem Secret einer langen Beziehung und saufen sich mit Bintang die Hucke voll. Immer gut drauf die Jungs! Typisch Hang loose … !

Elfie und Bart, unsere Gastgeber und Initiatoren dieser Hilfsaktion.

Mit unseren Gastgebern, Elfi und Bart, die seit 4 Jahren das Guesthouse betreiben, können wir heute in den Norden der Insel fahren, um Hilfsgüter wie Reis, Nudeln, Wasser, Eier, Decken, Bälle, Spielsachen usw. zu bringen. Die Beiden haben zusammen mit anderen Locals und Zugewanderten Geld gesammelt, davon die Hilfsgüter aus Bali per LKW geholt und in ihrem Haus gelagert. Das Depot leert sich langsam und so kommen unsere/eure Gelder gerade richtig. Gemeinsam mit Sam, auch eine Belgierin, können wir zu fünft zwei Autos beladen und uns auf den langen Weg machen. Elfi und Bart nehmen den Toyota Jeep und wir mit Sam, die die Hinfahrt im Linksverkehr mit Bravour meistert, den kleineren Van. Je weiter wir uns dem Norden nähern, je mehr Zelte bzw. blaue Planen säumen die Straßenränder. Die Menschen trauen sich nicht mehr in ihren Häusern zu schlafen, selbst, wenn diese noch stehen. Mitten auf der Straße stehen Kinder mit Pappkartons und sammeln Spenden. Die zerstörten Häuser werden immer offensichtlicher.

Sie trauen sich nicht mehr in ihre Häuser und schlafen draußen.

Nach ca. 3 Stunden erreichen wir das erste Dorf, parken am Straßenrand, gehen erst mal hin, um die Lage zu besprechen. Der Koordinator, der mit Elfi in Kontakt steht, teilt uns mit, dass wir die erste Unterstützung seit dem letzten Erdbeben sind. Er führt uns zum Dorfplatz, hier in Form einer Bambus-Plattform, auf der wir Platz nehmen. Umringt von staunenden Männern, Kindern, Frauen mit Babys auf den Armen, bekommen wir Kopi serviert, die traditionelle Art der Kaffeezubereitung … in Kontakt kommen oder warming-up, nenne ich das. Mit großen Augen verfolgen uns ihre Blicke, als uns die Dorfobersten die zerstörten Häuser zeigen, die hier zum größten Teil im Inneren zusammengebrochen und deshalb gefährlich zu betreten sind. Draußen wird gekocht, gespielt, geschlafen usw. Ob sie noch eine Toilette oder Waschmöglichkeiten haben, frage ich mich. Das Eis bricht, als wir beginnen, Luftballons zu verteilen.

Luftballons lassen uns näher kommen …

Nun gibt es kein Halten mehr. Immer mehr kleine und große Kinder und Mütter kommen uns ganz nah, halten ihre Hände auf und rufen „Balloons!“. Da wir mit dem Aufpusten nicht mehr nachkommen, verteilen wir nur noch bis ich keine mehr habe. Die Blicke der Frauen kleben förmlich an mir, manche streicheln meine Arme und viele möchten Selfies (Groß und blond ist hier selten, zumal es hier keine Touristen gibt). Den Wunsch erfülle ich Ihnen doch gerne. Beim Ausladen helfen die Männer mit, so dass wir schon bald Abschiedsfotos machen können. So dankbare Menschen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Mit etwas feuchten Augen fahren wir weiter.

In den nächsten zwei Dörfern ist die Zerstörung so offensichtlich, da kaum ein Haus noch vollständig steht. Eingestürzte Dächer, überall Schutt, umgefallene Mauern, zerstörte Wege usw. Das Ausmaß des letzten Bebens von Sonntag (6.9) ist hier enorm.

Die Anzahl der Beben in den letzten Wochen – die Dutzenden von Nachbeben sind nicht dargestellt. Das schwere Erdbeben, das zu den Zerstörungen im Nordosten geführt hat, ist eingekreist. Der blaue Punkt ist unser Standort.

Dass es hier keine weiteren Tote gegeben hat, ist der Tatsache geschuldet, das Alle nach den früheren Erdbeben sich nicht mehr in ihre Häuser trauen und draußen schlafen. Bei uns im Süden war es Im Verhältnis dazu wenig intensiv. Wir werden wieder durch das Dorf geführt, schauen in staunende Augen und laden mit den Männern aus. Wie die Menschen dieses wohl Schicksal aushalten, frage ich mich. Wir freuen uns mindestens genauso wie die Kinder, als sie Stifte und Malhefte geschenkt bekommen, denn hier die Menschen sinnvoll unterstützen zu können, macht glücklich. Dass wir mittlerweile in dieser kurzen Zeit dank der liebevollen Freunde, unserer Familie und unserem Verzicht auf das eine oder andere Bintang ca. 700 Euro Spenden sammeln konnten – dank Facebook – erfüllt uns zusätzlich mit Glückshormonen. Ihr seid großartig!

Wir sind beeindruckt von ihrer Herzlichkeit, obwohl Sie Alles verloren haben.

Da Sam den Van auf der Hinfahrt gelenkt hat, bin ich – Rolf – für die Rückfahrt zuständig. Dabei komme ich an meine Grenzen … Lenkrad rechts, fahren auf der linken Seite, schmale, mit Schlaglöchern übersäte Straßen, wo kaum zwei Fahrzeuge nebeneinander passen. Als Erstes betätige ich dauernd den Scheibenwischer, obwohl ich eigentlich blinken will und mit links zu schalten, macht es auch nicht einfacher. Und dann die i-Tüpfelchen … Mopeds links, rechts, oben, unten und davon nicht Dutzende, sondern Hunderte – soviel Sinnesorgane kann man gar nicht auf einmal koordinieren. Es dauert eine Zeit bis ich mich daran gewöhnt habe und mich dem Geschehen anpassen kann – StVO gibt’s hier nicht. Dazu kommt noch die Dunkelheit und dementsprechend viele unbeleuchtete Fahrzeuge. Eine stark befahrene Kreuzung wird hier zum Überlebenskampf, aber irgendwie schaffe ich es … Nach drei Stunden kommen wir wieder in Kuta an – ich bin fix und fertig!

Fix und fertig!

 

Do you want to sit down …?

Ein Beitrag von Eve

Wir brechen wieder auf. Endlich raus hier aus “Adis Schmuddel-Bungalows“. Wir verkneifen uns den Blick in die Küche, seit wir an einem Abend mitbekommen haben, wie Gäste, denen beim Essen wohl eine Ratte über den Tisch oder über die Füße gelaufen ist, das Restaurant verstört verlassen. Doch beim Bezahlen an der Theke erblicke ich eher ungewollt den Sandwich-Toaster. Unglaublich, wie dreckig hier alles ist. Der coole Adi mit seiner Standard-Antwort „It´s up to you“ regelt hier zwar Einiges vom Moped-Verleih bis zu den Inseltouren, doch mehr auch nicht.

Nasse Füße gibt’s immer …

Da es in Strömen regnet, laufen wir barfuß durch die großen Pfützen. Nass werden wir ja sowieso noch, denke ich, also auch egal. Unser Bootsmann, der uns das Ticket verkauft hat, wirkt eher zugedröhnt. Wir sollen da warten, wo alle anderen auf ihr Boot warten, einschließlich der Chinesen. Sie sehen aus wie besudelte Pudel, ziehen ein langes Gesicht. Alle wollen ein Boot um 11 Uhr, doch wie immer, ist dies in diesem Chaos hier nicht ersichtlich, wer mit welchem Boot wann fahren kann. Unsere „Lembongan Paradise“ scheint ausverkauft zu sein, doch Dank Rolfs Hartnäckigkeit – er bleibt dem Typen auf den Fersen und diskutiert permanent mit ihm – lässt man uns noch auf das überfüllte Boot. Okay, meine Königsdisziplin naht, bei Regen und Wellengang mit Rucksäcken beladen auf ein Boot steigen. Rolf übernimmt meinen kleinen Rucksack und den Rest schaffe ich mit Bravour. Nun gut, wir sind drauf. Alle Sitzplätze sind belegt.

Do you want to sit down?

Wir stehen im Gang, halten uns an den Lehnen fest und bleiben in den Knien geschmeidig, denn das Boot setzt einige Mal so hart auf, dass es nur so knallt. Reisende bieten uns ihre Sitzplätze freundlich an. Ja, wir sind wohl die Alten hier unter den Backpackern. Doch wir lehnen dankend ab. Froh darüber den Horizont im Stehen anvisieren zu können, möchte ich diesen Platz nicht mehr aufgeben. Wie erstarrt blicke ich gerade aus, sage mir „Auch das hier geht vorbei“. Rolf steht ein Stück hinter mir. Ich wage kaum, mich umzudrehen. Das Aufprallen auf die Wellen lässt zum Glück nach, der Regen jedoch nicht. Das Aussteigen in Sanur ist einfacher, da die großen Rucksäcke von den Bootsmännern ausgeladen werden.

Erleichtert wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, laufen wir zum Perama Office, um das Busticket nach Padang Bai zu bezahlen. Ein leckerer Instant- Cappuccino versüßt uns die Ankunft. Die Busfahrt geht über Ubud, wo wir den Bus wechseln müssen. Ein kurzer Einblick in die Hauptstraße von Ubud reicht aus, dass wir froh darüber sind, nicht länger hier zu sein. Überraschenderweise holt uns ein Fahrer unserer Unterkunft „Kubus Pilatus Inn“ mit dem Scooter ab. Ich sammle etwas Mut und steige auf, den Rucksack legt er vorne vor seine Füße und los geht`s einen doch sehr steilen Weg hinauf. Puh, geschafft, dann holt er Rolf. Eine wunderschönes großes Zimmer mit einem bunten Garten mit Pool empfängt uns hier. Wie sauber hier alles ist, einfach fantastisch, einschließlich der warmherzigen Gastgeberin, die meinen Vornamen kennt.

Martabak – die frittierten Teigtaschen schmecken köstlich.

Unser erstes „Marbarak“ – eine Art indonesische Frittata – an einem Warung schmeckte köstlich und fettig. Für zwei Euro unschlagbar günstig. Auf dem Rundweg am Hafen entdecken wir auch das abgeranzte Guesthouse „Fat Barracuda“ und waren heilfroh, vorher noch umgebucht zu haben.

Das Kubus Pilatus Inn in Padang Bai.

Zusammenfassung der wichtigsten Informationen:

  1. Secret Garden/ Big Fish Diving: 24 Euro
  2. Adis Bungalows: 21 Euro, nicht empfehlenswert
  3. Bootstour von Nusa Lembongang nach Sanur: 175.000 IR pro Person, ca. 30- 40 min
  4. Bus (Perama Tours) von Sanur nach Padang Bai: 75.000 IR pro Person, ca. 3h
  5. Unterkunft in Padang Bai: Kubus Pilatus Inn, 23 Euro