Archiv der Kategorie: Indonesien

Von Berastagi zum Lake Toba

Ein Beitrag von Eve

Bevor wir um 14 Uhr zum Lake Toba aufbrechen, fahren wir noch die 40 min nach Lingga, ein Batak-Dorf mit einigen z. T. über 250 Jahre alten traditionellen Wohnhäusern mit dem typischen sattelförmigen (Toba) bzw. pyramidenförmigen (Karo) Dach. In jedem der bunt bemalten und mit winzigen Fenstern versehenen Häusern lebt eine Großfamilie zusammen. Den kleinen Eingang, der eher einer Luke ähnelt, erreicht man über eine steile Treppe. In dem Wohnraum befinden sich eine oder mehrere Koch- und Feuerstellen. Die drei Etagen des Baus symbolisieren den Kosmos: zuerst kommen zwischen den Pfählen die Tiere, dann die Lebenswelt, die durch die Wohnebene, dargestellt wird. In dem hohen Dach, der Lebensraum der Geister und Ahnen, werden Vorräte und Opferaltäre aufbewahrt. Büffelhörner zieren die Dachgiebel und die geschnitzte Ornamente die Giebel und Vorderseite der Häuser.

Tourist-Office im Batak-Dorf Lingga

Tourist-Office

An der Tourist Information, eine kleine Holzbude, klärt uns ein Mann über die Bedeutung der Flöte auf, die aus Holz geschnitzt ist und hier in jedem Haushalt zu finden ist. Wenn ein Mann auf Brautsuche ist, muss er die Flöte spielen, während die Frauen durch das Dorf gehen und dem Flötenspiel lauschen. Gefällt ihr das Flötenspiel kehrt sie in das Haus ein und wählt ihren Gatten aus. Also, wer die Flöte nicht spielen kann, der geht leer aus.

Nach unserer obligatorischen Nudelsuppe beim Chinesen und einigen Versuchen an Bargeld zu kommen (ohne Visa UND Master bist du hier aufgeschmissen), nehmen wir unser Taxi nach Parapat, dem Fährhafen zur Insel Samosir. Je näher wir dem Vulkan kommen, je gebirgiger und schmaler wird die Straße. Schließlich können wir an einem Aussichtspunkt die Lage und Größe der Toba-Caldera in Augenschein nehmen, den größten vulkanischen See der Erde – rund 87 km lang und 27 km breit, mit einer maximalen Tiefe von 505m.

Lake Toba

Am Fährhafen angekommen gibt‘s das übliche Gewusel mit Ticket kaufen usw. Wie komme ich wohl auf das Schiff, frage ich mich mal wieder. Und siehe da, mit Hilfe eines schmales Holzbrettes mit ein paar Leisten drauf balanciere ich auf das Schiff. Über mein „slowly, slowy“ lachen die Einheimischen, die mich beidseitig festhalten. Puh, geschafft … Erleichterung macht sich breit … doch wie komme ich wohl wieder runter? Nach der einstündigen Überfahrt, die durch die Sonnenuntergangsszenerie ein Fotomotiv nach dem anderen hergibt, erreichen wir den Pier, der glücklicherweise leicht zu bewältigen ist. Das nur 100m entfernt liegende Liberta-Homestay erweist sich als Glücksgriff. Ein entspannter Mr. Moon (Gastgeber), einige Traveller, coole Atmosphäre, ein schöner Bungalow sogar mit warmer Dusche und ein Zugang zum See.

Das Liberta Homestay am Lake Toba

Während unseres Rundgangs durch Tuk Tuk vorbei an Reisfeldern, Wiesen, Läden, Restaurants und Unterkünften wandern wir immer wieder auf und ab durch den Ort und wundern uns, dass hier so wenig los ist. Denn laut Reiseführer ist hier jetzt Hochsaison. Wir erfahren, dass am Wochenende viele Einheimische hier zum Baden und Entspannen an den See kommen, manchmal sogar zu Tausenden. Dass uns das Essen bei „Jennys“ trotz Empfehlung im „Loose“ nicht sonderlich geschmeckt hat, nehmen wir einfach mal hin. Nach ca. 3 Stunden organisieren wir uns noch zwei Roller für den nächsten Tag. Keine Namen, keine Pässe, keine Anzahlung …nichts … 7€ pro Tag … ohne Versicherung versteht sich … “You can come, I’m here“ , wiederholt die Vermieterin auf Rolfs Anfrage.

Roller-Tour

Am nächsten Morgen – Rolf ist schon ein bisserl aufgeregt – steigen wir nach einer kurzen Einweisung unserer Vermieterin auf die Roller und los geht’s … hui, das macht Spaß. Da wir so sehr mit uns, den Rollern, dem Linksverkehr, den Schlaglöchern und den Schotterpisten beschäftigt sind, lassen wir die Sehenswürdigkeiten links liegen. Die von grünen Reisfeldern und idyllischen Dörfchen geprägte Landschaft mit großartigen Ausblicken auf den Kraterrand der Toba-Caldera gibt immer wieder wertvolle Fotomotive ab. Nach einem kurzen Trinkstopp an einem Hafen geht’s weiter nach Pangururan, wo wir einen Warung – einen typischen Streetfoodstand suchen, um Mittag zu essen. Meine Suppe und Rolfs Mie Goreng sind fantastisch gut und günstig. Dass wir nur die halbe Insel umrunden, gefällt uns um so mehr, da wir uns die Schotterpassagen im Süden der Insel gerne ersparen. Zum Sundowner fahren wir noch ins Reggae-Guesthouse, genießen Bintang und Sonnenuntergang am See … ein perfekter Tag am Lake Toba.

Die zweite Woche

Ein Beitrag von Rolf

Wir haben den südlichsten Punkt unserer Reise auf Sumatra erreicht – den Lake Toba, den größten Kratersee der Erde und wieder muss ich begeistert feststellen, dass meine geliebte Reiseleiterin Eve mal wieder voll ins Schwarze getroffen hat. Eine tolle Landschaft und wieder eine perfekte Unterkunft – das Liberta Homestay in Tuk Tuk auf der Insel Samosir. Sie hat’s aber auch nicht schwer mit mir, da ich nahezu überall in der Lage bin, mich wohl zu fühlen (um mich mal selbst zu loben ;-), wir mittlerweile aber auch ein sehr gut eingespieltes Team sind.

Unterwegs mit der Fähre

Neben der tollen Landschaft fühlen wir uns aber auch deshalb so wohl hier, da hier eine ganz andere Mentalität der Menschen herrscht als die der eher radikal-islamistischen Bevölkerung in der Region Banda Aceh. Dort gibt es doch eher mal – vor allem Eve betreffend – feindselige Blicke, wenn ihr T-Shirt die Schultern nicht bedeckt. Es führt auch dazu, dass der Nachbar von Freddies ab 5 Uhr am Morgen die Soundanlage anschmeisst und mindestens eine halbe Stunde mit einer monotonen Gebetsleier die Gäste nebenan terrorisiert, was er auch offen zugibt, da er den internationalen Gästen nicht positiv zugewandt ist. Aber auch damit lernt man umzugehen, zu mal es die Ausnahme und nicht die Regel ist.

Unsere Hütte im Friendship Guesthouse in Ketambe

Nach unserer 18stündigen Busfahrt ist Ketambe unser Ziel, das Friendship Guesthouse im Gunung Leuser Nationalpark, nach unserer Luxusunterkunft auf Pulau Weh eher die Basic Variante, dafür auch sehr preiswert: 4,90€ !!! die Nacht für den kompletten Bungalow. Hier haben wir unser erstes Dschungel-Trekking geplant, als Montezuma Eve heimsucht und sie den kompletten ersten Tag danieder liegen liegt. Das bringt uns zu einer Planänderung und an das neue Ziel Berastagi im Nordwesten Sumatras am Rande des Toba-Hochlandes.

Also wieder in den Bus, in eine Art Pickup und wieder »on the road«, diesmal nur 5 Stunden. Unterwegs eine neue Unterkunft raus gesucht, kurzer Anruf bei Mary und wir wohnen für 2 Nächte im Nachelle Homestay.

Ganz schön fischig hier auf dem Markt

Nach dem Check-In gehts direkt auf den nebenan gelegenen Straßenmarkt und sind überwältigt von den lachenden Gesichtern der Marktfrauen in ihren traditionellen Kleidern und ihren Bemühungen, mit uns in Kontakt zu kommen. Okay – spätestens, nachdem wir in ihren lachenden Mündern die verfaulten Zähne mit dem roten Zahnfleisch sahen, ist uns klar, dass wir nicht alleine der Grund für die gute Laune sind – sie kauen (wie es hier Tradition ist) nahezu alle ihre Betelnüsse und sind auch daher wohl bester Laune. Wir aber auch, als wir an einem Streetfoodstand unser Dinner, zwei leckere Portionen Mie Goreng (gebratene Nudeln) essen – inklusive dem üblichen lauten Gekichere.

Am nächsten Tag steht die Wanderung auf den Vulkan an – da gibts aber schon einen Bericht von Eve …

Mit vereinten Kräften den Weg freimachen …

Am nächsten Tag ist wieder eine Weiterfahrt angesagt, aber dieses Mal mit einem privaten Fahrer – das Angebot von unserer Gastgeberin ist einfach zu verlockend. Nach 5 Stunden und nachdem wir die Straße von einem umgestürzten Bambus befreien, ist auch dieser Luxus beendet und wir können mit der Fähre auf die Insel Samosir auf dem Lake Toba übersetzen, wo wir mal wieder eine tolle Unterkunft, das Liberta Homestay, finden – dank Eve’s Näschen …

Auf zum Gunung Sibayak (2212m) – Berastagi

Ein Beitrag von Eve

Nach einem Tag im Bett habe ich mich von meiner Darminfektion soweit erholt, dass wir von Ketambe aufbrechen können. Mit eine Pick-up fahren wir nach Kutacane, ein wuselige, chaotisches Städtchen hier mitten im Dschungelgebiet. Am Busbahnhof müssen wir nicht lange auf unseren Minibus warten. Und wieder geht das gleiche Spiel von vorne los: zusammenrücken, anhalten, aussteigen, auseinanderrücken, anhalten, zusammenrücken, anhalten, wieder auseinander usw. Immer wieder spannend, wer so alles einsteigt. Wir bleiben wie zuvor die einzigen Touristen. Auf kurvigen Straßen geht es ins Hochland, der Heimat der Karo-Batak. Wie so oft hier in Asien schätzten die Kolonialisten die kühle Bergluft und haben hier Plantagen und eine Infrastruktur angelegt.

Impressionen auf einer Busfahrt

Vor dem „Indomaret“ in Berastagi lädt uns der Fahrer ab, leider der Falsche, denn es gibt in jeder Stadt ein Dutzend dieser Supermärkte. Nach eine kurzen Telefonat klärt sich alles auf. Wir nehmen eine gelben Minibus zum richtigen Markt, wo Maria, unsere Gastgeberin uns abholt. Da das Guesthouse sehr versteckt in einem Hinterhof liegt, hätten wir es niemals gefunden, wenn Maria nicht zur Straße gekommen wäre. Also immer vorher anrufen! Da unsere Gastgeberin gutes Englisch spricht, überfällt sie uns mit einem Wortschwall von Informationen zu Berastagi. Hier und da ein chinesisches Restaurant, in dem es sogar Schweinefleisch gibt, was sie mehrfach betont. Die Farben der Minibusse sind ebenso bedeutsam wie die Infos zu den Märkten.

Auf dem Markt

Nach einem Welcome-Bier auf dem von grauem Aschestaub bedeckten Rooftop mit Blick auf die beiden Vulkane Sibayak (2212 m) und Sinabung (2460 m), dessen letzte Ausbruchsphase 2014–2015 Tausende Menschen zur Flucht zwang, erkunden wir den größten Gemüsemarkt wahrscheinlich von ganz Sumatra. Was hier im Hochland (1320m) angebaut wird, ist so unvorstellbar, dass wir aus dem Staunen über Berge von Möhren, Kohl, Salat, Tomaten, Avocados, Kartoffeln und Obst aller Art nicht mehr herauskommen. Schließlich heißt Berastagi nicht umsonst Reiskammer. Auf steinigem Boden mit Pfützen und Bretten, Löchern und Müll fühle ich mich mit den Flipflops nicht ganz so wohl, zudem es dunkel ist. Immer wieder ertönt ein freundliches „Hello Mister!“ und das Lachen der Frauen ist so ansteckend, dass wir nicht anders können, als stehenzubleiben und mitzulachen. Diese lebenslustigen Frauen hier erscheinen uns im Gegensatz zu den Frauen in Banda Aceh wie aus einem anderen Land. So selbstbewusst, so fleißig und gesellig wie hier haben wir die Frauen im Norden nicht erlebt. Musliminnen lachen fast gar nicht. Diese Ethnie hier sieht auch ganz anders aus als die arabischen Gesichtsformen im Norden. Wir probieren eine Drachenfrucht, bleiben am Stand der fleißigen Wok-Köchin hängen und ich wage ein Mie Goreng, das hervorragend schmeckt. Für 1,40€ essen wir uns Beide satt! Ein riesiges Erlebnis dieser Markt!

Batak – Frauen auf dem Markt

Von unserem Guesthouse „Nachelle Homestay“ im Süden von Berastagi nehmen wir zusammen mit Brian und Marizza den grünen Minibus (7000 Rp) bis zur Endstation. Mitnehmen sollte man genügend Wasser und warme Jacken, da oben ein kräftiger kalter Wind pfeift. Während der erste Strecke, die über asphaltierte Straße beständig auf und ab geht, quatschen wir Vier so viel, dass ich mich hinterher kaum noch daran erinnern kann, dass er doch so lang war. Beim Hochgehen komme ich alsbald ins Schwitzen und laufe im T-Shirt weiter. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir ein kleines Plateau mit ein paar Shops. Von nun an geht’s noch eine Stunde steil über Stufen und Felsen Richtung Krater, wobei der Wind kontinuierlich zunimmt. Zum Glück hat meine Jacke eine Kapuze.

Am Abgrund

An manchen Stellen wird es extrem steil, da der Weg abgebrochen ist, doch Rolf reicht mir immer wieder seine helfende Hand. Er macht das fantastisch! An einem Abgrund, wo der schmale Weg an der Kante dran vorbeiführt, gerate ich an meine Grenze, hab kurz die Tränen in den Augen und während der Wind so an mir zerrt, beschließe ich, nicht auf zu geben, denn Rolf ermutigt mich von der anderen Seite, dass ich es schließlich doch noch schaffe. Ich falle ihm ihm erleichtert die Arme. Je mehr die Vegetation nachlässt, je stärker sind wir dem Wind ausgesetzt. Von weitem sehen und riechen wir jetzt die Schwefeldämpfe, die aus dem Berg austreten. Als wir das Geröllfeld betreten, wird’s mit dem Wind so extrem, dass wir uns gegenseitig festhalten. Wir sind ihm so gnadenlos ausgesetzt und kämpfen uns weiter durch diese Steinwüste. Vom Kraterrand aus sehen wir die Spitze des Berges, der seine letzte Eruption 1881 hatte. Während Brian sich weiter hoch arbeitet, setzen wir Drei uns kurz auf die Felsbrocken, um ein wenig Schutz vor dem Wind zu finden und schauen uns diese unwirkliche Geröllwüste mit ihren Schwefelquellen an.

Da der Wind mit seiner Kälte und Härte keine Gemütlichkeit aufkommen lässt, brechen Rolf und ich wieder auf. Ich immer hinter Rolf an seiner Hand festhaltend gegen den Wind auf rutschigem Geröll. Hoffentlich verlaufen wir uns hier nicht, denn ein Weg ist in diesem Geröll nicht aus zu machen. Bald haben uns die Beiden wieder eingeholt und zu Viert hangeln wir uns wieder hinunter. Rolfs Hand erscheint immer dann, wenn ich sie brauche. Mit etwas wackeligen Knien bewältige ich den Abgrund alleine. Nach einer kurzen Pause auf dem Plateau lassen wir die heißem Quellen links liegen und gehen den gleichen Weg wieder zurück, der mir nun 10x länger vorkommt. Nach ca. 5 Std. kommen wir erschöpft unten an, warten auf den nächsten Minibus und fahren in die Stadt, um im „Rumah Makan Eropah“ eine leckere Suppe zu essen. Diese Restaurant bietet europäische, indonesische und chinesische Küche an, was ich nur empfehlen kann. Die durch den Vulkan verursachte staubige Luft in Berastagi ist allgegenwärtig. Überall kann man den grauen Staub, der sich auf die Dächer, die Gemüsefelder, auf die Autos usw. legt, gut sehen. Dies auf führt dazu, dass die Stadt eher grau und schmutzig wirkt und viele Leute einen Mundschutz tragen und ich noch mal Duschen gehe.

Museum, Selfies und eine Busfahrt ins Landesinnere

Ein Beitrag von Rolf

Unser nächstes Etappenziel, das Friendship Guesthouse in Ketambe westlich des Gunung Leuser Nationalparks mitten in Sumatra haben wir erreicht – nach 18 Stunden im Minibus. Auch wenn es eine anstrengende Angelegenheit ist, sich stundenlang in einem vollbesetzten Bus, teilweise mit Kleinkindern auf dem Schoß (mir ist es ein Rätsel, wie die Mütter es schaffen, selbst Babies über Stunden dahin zu bringen, keinen Laut von sich zu geben – Narkose, Drogen etc. ? Nein, ich glaube, sie sind es einfach gewohnt hier), Raucher !!!, keine Beinfreiheit, wenn der Vordermann seine Rückenlehne zurück stellt, er dir auf dem Schoß liegt, auf kurvigen Schotterpisten durchrütteln zu lassen.

Die Route … letztlich waren es 18 Stunden

Auf den Fahrstil möchte ich erst gar nicht eingehen – ohne Hupe läuft hier gar nichts. Wie soll man sich auch sonst bemerkbar machen, wenn jede Kurve und ist sie noch so wenig einsichtbar, geschnitten wird – aber es funktioniert. Die Hupe ist hier Kommunikationsmittel Nummer eins, man grüßt sich, macht sich bemerkbar, bedankt sich (2x hupen) oder teilt mit, dass man jetzt mal ’ne rote Ampel überquert …

Unser Transportmittel

Aber wir wollen es genauso – auch wenn wir es manchmal verfluchen – es lässt uns die ohnehin schon starken Eindrücke noch intensiver erleben. Die Stewardess ist hier ein Busfahrer, der dir zwar keinen Drink reicht, dir aber unmissverständlich klar macht, dass wir zusammenzurücken haben, da noch ein Gast zusteigt. Die Raststätten sind hier Streetfoodstände, wo es das leckerste Localfood gibt und gleichzeitig jeder ein Selfie mit dir machen will oder du plötzlich vor brodelnden Woks stehst, wo frische Kartoffelchips bruzeln, die vorher auf einer abenteuerlichen Maschine geshaped wurden – Alles das möchten wir nicht missen und nehmen die Strapazen dafür gerne in Kauf.

Chipsfabrik …

Apropos Selfie … Vor unserer Busfahrt hatten wir noch Zeit genug, uns im Tsunami Museum umzuschauen. Banda Aceh wurde 2004 während des Tsunamis am härtesten getroffen, da das Epizentrum des Bebens in unmittelbarer Nähe zur Küste gelegen war und die Bilder davon wurden mir direkt wieder vor Augen geführt – es ist unvorstellbar, welche Verwüstungen mit tausenden von Toten angerichtet wurden. In Banda Aceh gibt es jetzt noch ein riesiges Boot zu sehen, das kilometerweit ins Landesinnere gespült wurde.

Jeder Einzelne von Ihnen wollte ein Selfie …

Das Museum hat alle diese Vorkommnisse erschütternd mit wissenschaftlichen Ergänzungen aufgearbeitet. Bei all dieser Tragik bleibt uns auch in Erinnerung, dass wir neben den hunderten von Einheimischen die einzigen Europäer im Museum waren. Das führte schließlich dazu, dass wir selbst ungewollt zur Attraktion wurden. Eves Erscheinung (groß und blond, dazu unverschleiert – ich war nur lästiges Beiwerk, durfte aber auch mit aufs Bild) führte zu tuschelnden Teenis und wenn sich mal jemand traute und uns für ein Selfie ansprach, standen plötzlich alle Freunde und Freundinnen Schlange … so ging es die ganze Zeit. Ich glaube, ich habe jetzt auch das ‚Rote-Teppich-Lächeln‘ auf Knopfdruck drauf …

Freddie – ein wunderbarer Gastgeber

Ein Beitrag von Eve

Zwischenzeitlich ist Rolfs Wunde soweit getrocknet, dass er sich ins Meer wagen kann. Während ich mich mit Taucherbrille und Schnorchel an den Dories & Co nicht sattsehen kann, mich auf der Plattform ausruhe und total begeistert diesen wunderbaren Blick auf die Insel und unser Resort genieße, versucht Rolf zu uns auf die Plattform zu schwimmen. Zu uns heißt, dass außer mir noch eine Deutsche mit mir auf der Plattform ist, mit der ich mich gerade über ihren Beruf und ihre Reiseplanung usw. austausche. Auch sie hat mit 66 Jahren mit ihrer Tochter den zweitägigen Dschungel-Trek geschafft und ist völlig begeistert, dass die Affendame ihre Hand genommen hat.

Wir beobachten Rolf, der scheinbar auf der Stelle schwimmt und immer weiter nach rechts abdriftet. Ich frage mich, ob er das noch schafft oder ob er meine Hilfe braucht. Während ich ihren Erzählungen lausche, behalte ich ihn im Blick. Er hebt seinen Kopf und ruft mir „Ich schaffe es nicht“ zu, was ich angesichts der Strömung gut nachvollziehen kann. Zum Glück schafft er es mit Mühe zurück ans Ufer, wenn auch mit einer kleinen Schramme. Das Herauskommen ist angesichts der Steine schon schwierig.

Blick von der Plattform auf unser Resort

Am späten Nachmittag bei Ebbe versuchen wir es noch ein letztes Mal. Ich hangele mich mit nackten Füßen über die Steine, während Rolf mit seinen Barfuß-Schuhen locker darüber geht. Mit der GoPro haben wir Spaß beim Filmen unter Wasser und auf der Plattform. So romantic! Unser letztes 4- Gänge Menü mit Tuna-Steaks übertrifft noch mal alle bisherigen Dinner. Unfassbar lecker! Mit unseren vier deutschen Backpackern, die wir kennen gelernt haben, hatten wir noch einen lustigen letzten Abend.

Fähre nach Banda Aceh

Um 6 Uhr klingelt am nächsten Morgen der Wecker. Los geht’s in’s nächste Abenteuer. Schließlich wissen wir nicht, wann und ob wir von Banda Aceh wegkommen. Unser Ziel ist Takengon oder Ketambe. Der Abschied von Freddie fällt mir so schwer, dass ich kaum ein Wort herausbekomme. Ich habe noch nie auf all meinen Reisen einen so rührseligen Gastgeber kennengelernt, der sich jeden Abend nach dem Wohl der Gäste erkundigt, der mit so viel Liebe dieses Resort betreibt und das allabendliche Dinner zaubert, der dir alles organisiert, was du brauchst, der einfach dein Wohlergehen in den Mittelpunkt stellt. Ein letztes Foto von uns Dreien, ein dicker Drücker, ein „travel safety“, ein Tränchen im Auge und los geht’s zur Fähre.

Zum Abschied noch ein Selfie mit Freddie …