Archiv der Kategorie: Sulawesi

Pulisan Jungle Beach Resort (Teil 1), Sulawesi, Indonesien

Seit meinem letzten Blog sind vier Tage vergangen und nachdem ich mich gestern und heute endlich wieder im Internet austoben konnte ( wie ihr sicherlich alle bemerkt habt ), sind wir wieder in der Abgeschiedenheit eines einsamen Strandes mit einigen Bungalows gelandet – dem Pulisan Jungle Beach Resort.

Es ist so abgelegen hier, daß wir die letzten 15 Minuten der Anreise zu Fuß durch den Dschungel bewältigen mußten. Das bedeutet aber wieder eine einwöchige informelle Abstinenz derjenigen, die ab und zu mal einen Blick auf den Blog riskieren.

Auf dem Weg nach Pulisan ...

Auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Dankeschön für die vielen netten Worte an meinem Geburtstag – ich habe mich gefreut wie Bolle, auch wenn es ein paar Tage gedauert hat, bis sie mich erreichten. Auf Fadhila hatten sich die Betreiber auch etwas einfallen lassen und mir einen unvergesslichen Abend beschert – mit Lagerfeuer am Strand, einheimischem Liedgut mit Gitarrenbegleitung und jede Menge selbstgebranntem Arrak aus Wasserflaschen … hicks …

Mein Geburtstag

Der nächste Tag war dann geprägt vom „Abschied nehmen“ – durch das enge Miteinander war man dem/der Einen oder Anderen doch etwas näher gekommen (Franzosen ausgenommen) – einer 2stündigen Fahrt mit dem Longboat (ohne Umkippen) nach Wakai, einer 12stündigen nächtlichen Fährfahrt in unbequemen Sesseln bei stürmischer See und Australiern, die wohl einen Joint zuviel drin hatten und direkt im Anschluss einer 9stündigen Autofahrt nach Manado … mit anderen Worten: wir waren am Arsch! Dafür hatten wir zur Wiedergutmachung das bisher beste Hotel unserer Reise gebucht mit dem von mir so schmerzlich vermissten Wi-Fi-Zugang.

Am nächsten Tag (den heutigen) stand dann nur noch eine 2stündige Autofahrt auf dem Programm mit dem bereits oben erwähnten Ziel, dem Schlusspunkt unserer Sulawesi-Durchquerung, dem dann nur noch der Rückflug nach Kuala Lumpur (mit 2tägiger Shopping-Tour) mit Zwischenstop in Makassar folgen wird.

In Makassar werdet ihr dann wieder von mir hören …

Eine Zeile für Alex (für den Fall, daß du den Blog liest): Demnächst wird Eve zu deinem Fahrstil nur noch eine Frage haben: „Wie … mehr hast du nicht drauf …?“ Denn was sie hier mit unseren Fahrern erleben musste und ohne Panik weggesteckt hat, ist selbst meinem Adrenalinhaushalt zu viel geworden …

Fadhila Cottage (Teil 2), Togean Islands, Sulawesi, Indonesien

Fadhila Cottage

Seit nun mehr fünf Tagen ist das Cottage unser zuhause und es ist nach wie vor wie im Paradies … Wir genießen die Ruhe (die nur von den Rufen des Muhezzin nachts um 2 Uhr !! gestört wird) und den relaxten Tagesablauf, der uns abends um 10 ins Bett und morgens um 7 wieder aufstehen lässt. Durch die gemeinsamen Essenszeiten – es gibt für Alle das Gleiche: Reis, Fisch, Gemüse in allen Variationen – lernt man die insgesamt 25 Gäste schnell kennen und hat eine Menge an Gesprächsthemen unterschiedlichster Nationen: Franzosen, Schotten, Schweden, Schweizer, Österreicher, aber nur wenige Deutsche und unsere Gastgeber sind perfekt und ebenfalls ausgesprochen kommunikativ.

Trotz des eher unspektakulären Tagesablaufes sind wir hier dennoch nicht vor abenteuerlichen Ereignissen gefeit. Gestern stand ein Tagesausflug mit dem Boot (Longbot genannt) zu diversen Riffen zum Schnorcheln auf dem Programm und wir erreichten auch ohne Probleme das erste Riff. Doch plötzlich war es vorbei mit der Gemütlichkeit. Wir waren eigentlich der Meinung, dass diese Auslegerboote, wenn auch sehr schmal gebaut, auf Grund ihrer Ausleger eher stabil im Wasser liegen, doch sollte sich das als Irrtum herausstellen. Kaum waren zwei Franzosen über Bord gesprungen, wurde das Boot instabil und begann sich langsam auf die Seite zu drehen und ehe wir uns versahen war Oben plötzlich Unten und umgekehrt und Eve fand sich unter dem Rumpf wieder, was natürlich nicht gerade zu ihrer Beruhigung beitrug: Panik ! Sie wurde aber schnell wieder Herrin der Situation und wir waren erst einmal damit beschäftigt unsere Siebensachen aus dem Meer zu fischen. Glücklicher Weise hatte ich am Morgen unsere Digicam in einen wasserdichten Beutel gepackt, was unseren Mitfahrern teilweise nicht vergönnt war.

Sie hatten teilweise ihre teuren digitalen Spiegelreflexkameras im Meer suchen müssen, was nicht gerade zur Verbesserung ihrer digitalen Fertigkeiten führen sollte. In der Zwischenzeit waren uns auch andere Boote zur Hilfe gekommen und nachdem wir unsere nassen Habseligkeiten verstaut hatten, konnten wir dennoch das Riff mit seiner faszinierenden Unterwasserwelt erkunden. Den Abschluß bildete dann eine konzertierte Aktion Aller, das Boot wieder umzudrehen, was dann auch nach mehreren vergeblichen Versuchen gelungen ist und obwohl der Schaden nicht unerheblich sein wird (u. A. tummelten sich drei Außenbordmotoren im Salzwasser) konnte das den Sulawsen die gute Laune nicht verderben und sie machten ihre Späße auf Kosten des verantwortlichen Skippers.

Jedenfalls hatten wir am Abend Einiges zu erzählen …

Fadhila Cottage (Teil 1), Togean Islands, Sulawesi, Indonesien

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Es ist ein bißchen schade, dass die Internetverbindungen hier etwas rar sind. So wird es wohl einige Tage dauern, bis ich all die Blogs veröffentlichen kann, die ich in der Zwischenzeit geschrieben habe. Aber schreiben und ins Netz stellen werde ich sie trotzdem – bin irgendwie infiziert von dieser Art der Kommunikation.

Mittlerweile sind wir auf den Togean Islands im Fadhila Cottage angekommen und befinden uns dabei auf einer kleinen Insel ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt (Internet, Telefon usw. ). Strom gibt es hier nur von 18 bis 6 Uhr morgens und Alles muß aufwändig per Boot herbei geschafft werden. Das Einzige, das es hier im Überfluss gibt ist Fisch. Wir haben uns hier für sechs Tage einquartiert, in Holzhütten, direkt am Wasser, ausgestattet mit Allem, was wir hier brauchen zum Leben. Drei Mal am Tag gibt es leckere Mahlzeiten und das Wichtigste: Bier gibt’s hier in eiskalter Form … Es ist hier in erster Linie ein Tauchrevier, wobei wir uns nur aufs Schnorcheln beschränken werden, aber auch dabei findet man bereits direkt am Strandufer eine wunderschöne Unterwasserwelt. Hier fliegen uns die Kokosnüsse nur so um die Ohren, die dann auch ein köstliches Getränk bieten und anschließend noch was zum Knabbern – wir werden uns hier wohlfühlen.

Noch ’ne kurze Zusammenfassung der Geschehnisse seit dem letzten Eintrag: Nach unseren zwei Tagen am Lake Poso ging es zusammen mit unseren holländischen Freunden und deren PKW wieder auf eine sechsstündige Fahrt über abenteuerliche Straßen nach Ampana weiter Richtung Norden. Am nächsten Tag dann vier Stunden auf die Fähre nach Wakei auf die Togean und anschließend mit einem einheimischen Longboat noch weitere zwei Stunden zu unserem derzeitigen Aufenthaltsort.

Wenn ich mir so die Geschichten der anderen  Gäste des Cottage während des Mittagessens so anhöre, so bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich hier schnorcheln gehe. Steinfische und Teufelsfische direkt am Ufer  sind bedrohliche Gesellen, mit denen man tunlichst keinen Kontakt herstellen sollte – hochgiftig und nicht mit zu spaßen. „Schau’n wir mal“ würde unser Franz sagen …

Tentena, Sulawesi, Indonesien

Der gestrige Abend und das Kennenlernen eines netten (die gibt’s wirklich ) holländischen Paares hat unseren ursprünglich geplanten Ablauf der nächsten Tage geändert. Ein netter gemeinsamer Abend mit einigen Bintangs (indonesisches Bier) hat dazu geführt, den nächsten Tag mit Ihnen gemeinsam auf dem See mit einem indonesischen Longboat zu verbringen, dass von Ihnen gebuchte Ausflugsprogramm mit zu machen und nach Tentena mit dem Boot zu fahren.

So kamen wir in den Genuß, ein Dorfprojekt kennen zu lernen, bei dem man es sich zum Ziel gesetzt hat, den Frauen, die nicht in den Genuß einer Ausbildung gekommen sind, eine Möglichkeit zu geben, ihren Fähigkeiten und Talenten entsprechend diese weiter zu entwickeln und der Dorfgemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Vor jedem Haus findet man eine Tafel mit der Übersicht derjenigen Fähigkeiten, die von der Gemeinschaft genutzt werden können,  sowie der auf dem Dorfplatz aufgeführten „Zehn Gebote“, die eine Liste von Zielen zeigt, wie man einen Beitrag zur Verbesserung von Lebensqualität leisten kann – z. B. den Männer das Rauchen in den Häusern ab zu gewöhnen, denn hier laufen schon die 10jährigen rauchend durchs Dorf.

Auf dem weiteren Weg nach Tentena kamen wir zu der von unseren holländischen Freunden gebuchten Unterkunft und bekamen vor lauter Begeisterung den Mund nicht mehr zu. So stelle ich mir das Paradies vor: Eine kleine Landzunge aus Sandstrand und darauf ein paar  Holzhäuser (Cottages) mit riesiger Veranda unmittelbar am Wasser gebaut mit Allem, was man braucht (das ist hier nicht viel) zum Leben. Da wir noch keine Unterkunft hatten, war unsere Entscheidung auch keine Frage: HIER bleiben wir die nächsten zwei Tage. Das eiskalte Bintang stand schon im Kühlschrank und ich hatte bisher nirgendwo so tief und fest geschlafen wie hier – das stete Rauschens des Sees wirkte wie eine Schlaftablette.

Rantepao (Toraja Land), Sulawesi, Indonesien (Teil 2)

Mittlerweile sitzen wir im Auto auf unserer 8stündigen Fahrt durch den Dschungel über abenteuerliche Straßen Richtung Nordsulawesi. Wir werden zwar permanent durchgeschüttelt und unsere Köpfe kleben hin und wieder unterm Autodach – ganz zu Schweigen von meinen Zielübungen auf der kleinen iPhone-Tastatur (es wird Zeit fürs iPad … :). Versuche aber trotzdem einige Zeilen über unsere Erlebnisse im Toraja-Land unter zu bringen.

Die Eindrücke, die wir gewinnen durften, sind so vielfältig, daß ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Durch die Tatsache, daß wir die ganzen Tage über einen freundlichen und fachkundigen Guide zur Seite hatten, bekamen wir jeder Zeit Einblick in das Geschehen.

Das absolute Highlight war die seltene Gelegenheit, an einer Beerdigungszeremonie teilnehmen zu dürfen. Wir brauchten keine Bedenken zu haben, da Gäste herzlich willkommen sind (als Gastgeschenk wird gerne eine Stange Kippen !! gesehen). Der Totenkult wird dermaßen intensiv gepflegt, daß während dieser 4tägigen Feier alle Dörfer der Umgebung in ihren Trachten teilnehmen und Geschenke mitbringen müssen. Dabei handelt es sich um lebende Schweine und Wasserbüffel, die vor allen Gästen geschlachtet werden. Bei einer Anzahl von Dutzenden (bis zu hundert und mehr) von Tieren ist das Gemetzel groß und es fließen Unmengen von Blut (ist gewollt, da dieses die Seelen der Verstorbenen ins Totenland Puya bringt). Wir waren froh, nicht live bei diesem Geschehen dabei gewesen zu sein, sondern nur noch die Menge an Blut sahen. Bis es aber dazu kommt, liegt der Verstorbene noch monatelang, in Tüchern eingepackt, im Haus der Familie, bis die

Feier vorbereitet ist und alle Gäste die Möglichkeit hatten, ihre Geschenke zu beschaffen (die Verschuldung dafür geht bis zum Ruin). Den Abschluß bildet dann die Beerdigung in den Felsengräber mit Grabbeigaben und den Holzfiguren „Tau-Tau’s“. Ein faszinierendes Erlebnis, das uns wohl für ewig im Gedächtnis bleiben wird.

Muss ’ne Pause machen. Mir wird ganz schummrig im Kopf von diesem Geschreibsel und Gewackele.

Der Regen blieb uns aber weiterhin treu und bescherte uns noch ein spannendes Erlebnis: Da die Straßen teilweise in einem katastrophalen Zustand sind und überall Baustellen auftauchen, standen wir urplötzlich genau in einer solchen und dazu noch in einem tiefen Schlammloch. Die Straße (oder was davon noch übrig war) gerade breit genug für einen PKW, neben uns der steile Abgrund und vor uns LKWs, die weder vor noch zurück konnten. Daneben dutzende Indonesier, die knietief im Schlamm steckend versuchten, das Ganze wieder ans Laufen zu bringen. Es goß in Strömen und wir stellten uns schon auf eine Nacht im Auto ein. Verlassen konnten wir es auch nicht – wir wären im Morast versunken. Wie emsige Ameisen – barfuß im Schlamm steckend – schafften sie es schließlich doch noch die Fahrzeuge in Gang zu bekommen und wir erreichten das rettende Ufer. Ich jedenfalls hätte es mich nicht getraut mit dem Fahrzeug da durch zu fahren – aber ich bin auch nicht ein an solche Bedingungen gewohnter Indonesier.