Archiv der Kategorie: Sumatra

Museum, Selfies und eine Busfahrt ins Landesinnere

Ein Beitrag von Rolf

Unser nächstes Etappenziel, das Friendship Guesthouse in Ketambe westlich des Gunung Leuser Nationalparks mitten in Sumatra haben wir erreicht – nach 18 Stunden im Minibus. Auch wenn es eine anstrengende Angelegenheit ist, sich stundenlang in einem vollbesetzten Bus, teilweise mit Kleinkindern auf dem Schoß (mir ist es ein Rätsel, wie die Mütter es schaffen, selbst Babies über Stunden dahin zu bringen, keinen Laut von sich zu geben – Narkose, Drogen etc. ? Nein, ich glaube, sie sind es einfach gewohnt hier), Raucher !!!, keine Beinfreiheit, wenn der Vordermann seine Rückenlehne zurück stellt, er dir auf dem Schoß liegt, auf kurvigen Schotterpisten durchrütteln zu lassen.

Die Route … letztlich waren es 18 Stunden

Auf den Fahrstil möchte ich erst gar nicht eingehen – ohne Hupe läuft hier gar nichts. Wie soll man sich auch sonst bemerkbar machen, wenn jede Kurve und ist sie noch so wenig einsichtbar, geschnitten wird – aber es funktioniert. Die Hupe ist hier Kommunikationsmittel Nummer eins, man grüßt sich, macht sich bemerkbar, bedankt sich (2x hupen) oder teilt mit, dass man jetzt mal ’ne rote Ampel überquert …

Unser Transportmittel

Aber wir wollen es genauso – auch wenn wir es manchmal verfluchen – es lässt uns die ohnehin schon starken Eindrücke noch intensiver erleben. Die Stewardess ist hier ein Busfahrer, der dir zwar keinen Drink reicht, dir aber unmissverständlich klar macht, dass wir zusammenzurücken haben, da noch ein Gast zusteigt. Die Raststätten sind hier Streetfoodstände, wo es das leckerste Localfood gibt und gleichzeitig jeder ein Selfie mit dir machen will oder du plötzlich vor brodelnden Woks stehst, wo frische Kartoffelchips bruzeln, die vorher auf einer abenteuerlichen Maschine geshaped wurden – Alles das möchten wir nicht missen und nehmen die Strapazen dafür gerne in Kauf.

Chipsfabrik …

Apropos Selfie … Vor unserer Busfahrt hatten wir noch Zeit genug, uns im Tsunami Museum umzuschauen. Banda Aceh wurde 2004 während des Tsunamis am härtesten getroffen, da das Epizentrum des Bebens in unmittelbarer Nähe zur Küste gelegen war und die Bilder davon wurden mir direkt wieder vor Augen geführt – es ist unvorstellbar, welche Verwüstungen mit tausenden von Toten angerichtet wurden. In Banda Aceh gibt es jetzt noch ein riesiges Boot zu sehen, das kilometerweit ins Landesinnere gespült wurde.

Jeder Einzelne von Ihnen wollte ein Selfie …

Das Museum hat alle diese Vorkommnisse erschütternd mit wissenschaftlichen Ergänzungen aufgearbeitet. Bei all dieser Tragik bleibt uns auch in Erinnerung, dass wir neben den hunderten von Einheimischen die einzigen Europäer im Museum waren. Das führte schließlich dazu, dass wir selbst ungewollt zur Attraktion wurden. Eves Erscheinung (groß und blond, dazu unverschleiert – ich war nur lästiges Beiwerk, durfte aber auch mit aufs Bild) führte zu tuschelnden Teenis und wenn sich mal jemand traute und uns für ein Selfie ansprach, standen plötzlich alle Freunde und Freundinnen Schlange … so ging es die ganze Zeit. Ich glaube, ich habe jetzt auch das ‚Rote-Teppich-Lächeln‘ auf Knopfdruck drauf …

Freddie – ein wunderbarer Gastgeber

Ein Beitrag von Eve

Zwischenzeitlich ist Rolfs Wunde soweit getrocknet, dass er sich ins Meer wagen kann. Während ich mich mit Taucherbrille und Schnorchel an den Dories & Co nicht sattsehen kann, mich auf der Plattform ausruhe und total begeistert diesen wunderbaren Blick auf die Insel und unser Resort genieße, versucht Rolf zu uns auf die Plattform zu schwimmen. Zu uns heißt, dass außer mir noch eine Deutsche mit mir auf der Plattform ist, mit der ich mich gerade über ihren Beruf und ihre Reiseplanung usw. austausche. Auch sie hat mit 66 Jahren mit ihrer Tochter den zweitägigen Dschungel-Trek geschafft und ist völlig begeistert, dass die Affendame ihre Hand genommen hat.

Wir beobachten Rolf, der scheinbar auf der Stelle schwimmt und immer weiter nach rechts abdriftet. Ich frage mich, ob er das noch schafft oder ob er meine Hilfe braucht. Während ich ihren Erzählungen lausche, behalte ich ihn im Blick. Er hebt seinen Kopf und ruft mir „Ich schaffe es nicht“ zu, was ich angesichts der Strömung gut nachvollziehen kann. Zum Glück schafft er es mit Mühe zurück ans Ufer, wenn auch mit einer kleinen Schramme. Das Herauskommen ist angesichts der Steine schon schwierig.

Blick von der Plattform auf unser Resort

Am späten Nachmittag bei Ebbe versuchen wir es noch ein letztes Mal. Ich hangele mich mit nackten Füßen über die Steine, während Rolf mit seinen Barfuß-Schuhen locker darüber geht. Mit der GoPro haben wir Spaß beim Filmen unter Wasser und auf der Plattform. So romantic! Unser letztes 4- Gänge Menü mit Tuna-Steaks übertrifft noch mal alle bisherigen Dinner. Unfassbar lecker! Mit unseren vier deutschen Backpackern, die wir kennen gelernt haben, hatten wir noch einen lustigen letzten Abend.

Fähre nach Banda Aceh

Um 6 Uhr klingelt am nächsten Morgen der Wecker. Los geht’s in’s nächste Abenteuer. Schließlich wissen wir nicht, wann und ob wir von Banda Aceh wegkommen. Unser Ziel ist Takengon oder Ketambe. Der Abschied von Freddie fällt mir so schwer, dass ich kaum ein Wort herausbekomme. Ich habe noch nie auf all meinen Reisen einen so rührseligen Gastgeber kennengelernt, der sich jeden Abend nach dem Wohl der Gäste erkundigt, der mit so viel Liebe dieses Resort betreibt und das allabendliche Dinner zaubert, der dir alles organisiert, was du brauchst, der einfach dein Wohlergehen in den Mittelpunkt stellt. Ein letztes Foto von uns Dreien, ein dicker Drücker, ein „travel safety“, ein Tränchen im Auge und los geht’s zur Fähre.

Zum Abschied noch ein Selfie mit Freddie …

Pulau Weh – ein Paradies

Ein Beitrag von Eve

Wer kennt schon Pulau Weh? Wahrscheinlich nur ein paar eingefleischte Taucher wissen von dieser Perle in der Andamensee im Norden Sumatras. Doch die Insel hat mehr zu bieten als ein paar Tauch- und Schnorchelspots. Schon bei der Anfahrt mit der Fähre habe ich mich in den Anblick verliebt. Diese üppige Natur, diese abgeschiedene Lage, die grünen Berge, das blaue weite Meer … nach ca. 30 min erreichen wir Freddies, der uns sehr freundlich empfängt. Als wir in unserem Bungalow den Ausblick auf das Meer gesehen haben, fallen wir uns erschöpft und glücklich in die Arme … genauso wollten wir es doch haben. Erst einmal ein Bier aus der Tasse, denn hier gelten die Scharia-Gesetze, d.h. Bier muss verdeckt sein, sonst muss der Besitzer Strafe bezahlen.

Hier am Sumur Tiga Beach kann man von einer Plattform aus wunderbar im türkisblauen Wasser schnorcheln, sich auf dieser ausruhen und das Paradies aus einer anderen Perspektive betrachten. 

Becak-Tour

Unser Guide, Saiful, lacht über’s ganze Gesicht, als wir einsteigen. Wir nehmen Platz im Seitenwagen und er braust direkt los. Während uns der Fahrtwind die Käppis vom Kopf weht, genießen wir den Ausblick auf das türkisblaue Meer zwischen dem saftigen Grün. Herrlich, das wird ein cooler Tag. Ganz schön steil hier … ein bisschen wie Achterbahn fahren. Unser erster Stopp ist ein Wasserfall, „Air Terjun Pria Laot“, den wir über einen Pfad und einigen Bachüberquerungen versuchen zu erreichen. Ich scheitere jedenfalls an einem schräg stehenden Brocken. Saiful lässt nichts aus, um mich doch noch darüber zu bewegen. Er hebt schwere Brocken aus, um mir eine gangbare Überquerung zu ermöglichen. Aber bei mir herrscht gerade die Panik davor, nicht wieder zurückkommen zu können. Der Schweiß läuft mir vor Angst und Hitze in die Augen. „Go with Rolf,“ wiederhole ich mehrfach kopfschüttelnd und seine Hand ausschlagend. Er zögert, mich hier hängen zu lassen, sieht dann ein, dass mit mir nicht mehr zu verhandeln war. 

Weiter geht’s dann an Panorama-Aussichten und an Affen am Straßenrand vorbei, durch kleine Dörfer und dichte Dschungelberge bis zu dem Denkmal „Kilometer Zero“, dem nördlichsten Teil des größten Inselreichs der Welt. Danach ist Indonesien zu Ende.

Der nächste Strandabschnitt bei Bixio entspricht absolut dem Klischee vom Traumstrand. Das Schnorcheln soll hier fantastisch sein … viele bunte Fische im türkisblauen Wasser … feiner Sand, ein paar wenige Hütten, nichts los. Bei den Apollo-Bungalows fragen wir mal nach … unfassbar, so nah am Strand, so chillig, traumhaft … 

Im Greenhouse-Restaurant in Iboih essen wir eine köstliche Nudelsuppe und quatschen mit 2 deutschen Jungs, die in der Hängematte abhängen, über das Reisen auf Sumatra, während die Hängematte des Einen vom Balken reißt. Plumps … no problem, wird gleich repariert. Die chillige Atmosphäre hier wird von Gitarrenklängen der Kellner und diversen Gerüchen noch verstärkt. Alle sind gut drauf!

Nach 1 Stunde düsen wir weiter zum Lumba Lumba-Beach in Gapang, wo sich alte Häuser neben luxuriösen Resorts aneinander reihen und das Meer wieder türkisfarben glitzert. Ich weiß, das haben wir schon gesagt. Auf dem Rückweg schauen wir uns noch die Hauptstadt „Sabang“ an, streifen einige Denkmäler, die hier vom 2. Weltkrieg noch zu sehen sind, fahren über den Sabang Hill mit Ausblick auf die gegenüberliegende Küste von Iboih.

Ein wunderschöner Trip geht langsam zu Ende. Noch ein paar Fotos und ein dickes Danke an Saiful.

Die Anreise …

ein Beitrag von Rolf

Ich wusste, dass ich mich auf Eves Spürnase für traumhafte Urlaubsorte verlassen kann, es übertraf sogar meine Erwartungen … Freddies Santai Sumurtiga auf Pulau Weh, eine kleine Insel nördlich von Sumatra, praktisch der nördlichste Teil Indonesiens. Ihre Gabe, immer wieder Paradiese ausfindig zu machen, zeigt sich spätestens dann, wenn auf dem letzten Flug nur noch ganz wenige Touristen gebucht sind und am Immigration-Schalter für „foreign countries“ nur wenige Einreisende stehen. Das erinnert mich an unsere erste gemeinsame Reise nach Sulawesi und meine Frage: „Warum müssen wir eigentlich dorthin reisen, wovon es keinen Reiseführer gibt?“

Dafür ist die Anreise auch immer etwas beschwerlicher. Flug von Düsseldorf über Dubai nach Kuala Lumpur mit kurzer Übernachtung. Am nächsten Morgen weiter nach Banda Aceh mit anschließender Höllenfahrt (Eve konnte nicht hinschauen und meine Hände fühlten sich auch irgendwie feuchter an) mit dem Taxi, um die Fähre noch rechtzeitig zu erreichen – es gelang. Jetzt nur noch eine kurze Fahrt zum Resort und wir waren am Ziel – nach 39 Stunden.

Aber es hat sich gelohnt. Unser Bungalow ist geradezu luxuriös ausgestattet, etwas erhöht direkt am Strand und vom Balkon können wir ins Meer spucken …

Freddie selbst ist ein Original. Sein 4-Gänge-Menü ist legendär und seine persönliche Ansprache davor auch. Jeder Gast wird persönlich begrüßt und nach seinem Tag und seinem Wohlbefinden gefragt. Der über 60jährige Freddie erklärt dann mit einer Begeisterung das international ausgerichtete abendliche Menü, dass den Gästen schon im Vorfeld der Mund wässrig wird. So sind wir nun gut verwöhnt – um nicht zu sagen „versaut“ – für alles andere, was uns hier in Sumatra noch begegnen wird. Seine südafrikanischen Wurzeln finden sich genauso wieder wie seine vielseitigen Reiseerfahrungen in den Küchen der Welt. Wir genießen die Zeit bei ihm.

Er kam seinerzeit als UN-Mitarbeiter nach dem Tsunami, der Banda Aceh am härtesten traf, zum Wiederaufbau nach Sumatra. Um sich von den grauenvollen Bildern zu erholen fuhr er nach Pulau Weh, verliebte sich in die Insel, baute dort einen Altersruhesitz, aus dem dann letztendlich ein Restaurant und einige Bungalows wurden – ein Paradies …