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Königsetappe in den Dolomiten

Bei den Tourvorbereitungen hatte uns die Zeitschrift „Trekkingbike“ gewarnt, dass die 32 km lange Strecke von Toblach nach Cortina d’Ampezzo über den Cimabanche Pass der anstrengendste Teil unserer Dolomiten-Transalp werden würde. Die Alpencrosser werden über diese Herausforderung nur ein müdes Lächeln übrig haben, für uns (Eve im Speziellen) mit dem ganzen Gepäck bedeutet das immer wieder die Frage: „Schaffen wir das?“ . Nachdem wir aber in der Zwischenzeit an Eve’s Rad ein kleineres Ritzel haben einbauen lassen, gingen wir zuversichtlich ans Werk. Die Strecke (ein alter Bahntrassenweg) bot natürlich wieder traumhafte Ausblicke auf die Dolomiten und obwohl die ganze Strecke aus Schotter bestand, immer bergauf verlief, konnten wir den Anstieg problemlos bewältigen. In der Erwartungshaltung, dass jetzt endlich das steile Stück hoch zum Pass beginnen müßte (schließlich wurden wir ja vorgewarnt und befanden uns auf der Königsetappe), zuckelten wir Kurve um Kurve nach oben, um dann urplötzlich vor einem Schild zu stehen …

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Wir schauten uns ungläubig an, Eve ließ einen Jubelschrei los und ich konnte es nicht glauben und meinte auf die Euphoriebremse treten zu müssen: „Das kann nicht sein …“. Es ging zwar jetzt stetig bergab, aber irgendwie warteten wir immer noch auf den alles entscheidenden Anstieg – aber er kam nicht … sondern unser Tagesziel Cortina d’Ampezzo.

Das konnte nur zu den Schlussfolgerungen führen: Trekkingbike übertreibt, der Pass wurde abgehobelt oder wir sind einfach fit – wir entschieden uns für Letzteres.

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Die ersten Tage

Montag Nacht, kurz vor Mitternacht, ging es los am Kölner Hauptbahnhof. So’n City-Night-Liner macht das Reisen über Nacht schon ziemlich komfortabel – auch wenn wir dieses Mal nur Schlafsessel gebucht hatten. Für die Rückfahrt in vier Wochen geht’s ab Orvieto dann etwas luxuriöser zu – im Schlafabteil mit Betten.

In München kamen wir mit 1 1/2 Stunden Verspätung an, da es zwischendurch eine Durchsuchungsaktion der Polizei gab, die wir aber unbeschadet überstanden (unsere Fahndungsfotos waren wohl veraltet).

Am nächsten Tag gegen Mittag Ankunft an unserem Ziel – dem Brenner – im strömenden Regen. Das ließ uns die Tagesetappe bereits in Sterzing beenden, das Zelt nicht aufbauen und eine Pension suchen. Der Abend brachte dann das sensationelle Halbfinale gegen Brasilien in einer Pizzeria im ZDF – ich hatte noch nicht das Gefühl in Italien zu sein.

Der nächste Tag änderte am Wetter nicht viel. Der Regen war zwar weniger geworden, die Temperatur stieg aber immer noch nicht über 13 Grad. Die Dolomiten rückten näher und die Anstiege nahmen uns. In San Lorenzo war dann Schluss, der Aufbau des Zeltes im Nu erledigt und genügend Holländer, um den Witz des Tages loszuwerden, waren auch da: „ Spricht mich ein Holländer an: „Wir spielen heute gegen Argentinien.“ Daraufhin ich: „So ein Zufall. Wir am Sonntag auch …“.“ (Aus dem Gag wurde Wahrheit).

Die Nacht war heftig … 6 Grad und unsere Schlafsäcke haben die Komfortzone von 15 Grad – wir hatten uns zu sehr auf die Temperaturen in der Toskana eingerichtet. Eve bibberte, war unausgeschlafen und gaaanz schlecht drauf …

Dolomiten 2014 from Rolf Bungarten on Vimeo.

Der darauf folgende Tag sollte etwas Sonne, kaum Regen und die höchsten Anstiege bringen, die kaum noch Reserven bei unseren Schaltungen ließen, was uns dazu brachte, für Eve ein kleineres Ritzel einbauen zu lassen (ich weiß nicht, warum wir nicht schon früher darauf gekommen sind). In Niederberg fanden wir einen Radladen, der das am nächsten Tag erledigen wollte. Eine Unterkunft war nicht so einfach zu finden, da zur gleichen Zeit der „Dolomiti Superbike“ stattfand. Wir stehen immer wieder fassungslos vor den Massen an radbekleideten Italienern, die mehr bunten Papageien ähneln – dezente Farben sind nicht die Welt eines Bicci …

Dolomiten 2014 from Rolf Bungarten on Vimeo.

Der nächste Tag sollte dann das große Aha-Erlebnis für Eve bringen: Bei den heftigsten Steigungen waren plötzlich noch Reserven bei der Schaltung vorhanden – ein unbeschreiblich positives Gefühl für sie, vor Allem auch in psychischer Hinsicht, denn von nun an, brauchte sie nicht mehr absteigen und schieben, wenn der Anstiegt mal wieder über 10% ging.

Der Höhepunkt war dann unsere Ankunft am Toblacher See (s. Bild) mit dem traumhaft gelegenen Campingplatz und einem Waschhaus à la Neptunbad.

Hier bleiben wir erst mal …

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