Home | Cucina Italiana | CaffèEspresso-Bars lösen das gute alte Café ab

"Ich möchte hier ein Stückchen Urlaub bieten", beschreibt Italien-Fan Dagmar Brindlmayer das Konzept ihrer kleinen Espresso-Bar. Alles soll so sein wie in Italien, und das ist manchmal gewöhnungsbedürftig. Zum Beispiel: Trinkt der Italiener seinen Espresso auch schon mal schnell im Stehen, können sich Deutsche damit gar nicht anfreunden. "Der Deutsche will beim Kaffee sitzen", sagt Christian Walzl, Chef der neuen "4 Espressi". "Ohne Hocker geht da gar nichts." Zweitens: Die Vorzüge eines zum Kaffee gereichten Glases Wasser - wie im "4 Espressi" - sprechen sich hierzulande nur langsam herum. "Ich trinke es immer vorher, um den Geschmack zu neutralisieren. So kann ich den Kaffee besser genießen", sagt Walzl. Außerdem hat es gesundheitliche Vorteile. Denn Kaffee regt die Flüssigkeitsabgabe über die Nieren an, deshalb ist Wasserzufuhr als Ausgleich angesagt.

Oft seien die Gäste auch enttäuscht, dass so wenig Kaffee in den Kreationen ist. Laut Walzl (Mutter Italienerin, Vater Österreicher) besteht zum Beispiel ein Original-Cappuccino nur zu einem Drittel aus Kaffee, zwei Drittel der Tasse wird von Milch und Schaum gefüllt. Sahne hat da gar nichts zu suchen.

Das Eigeninteresse der Gastronomen mag bei folgender Warnung eine Rolle spielen - aber von sündhaft teuren Espressomaschinen für die heimische Küche raten Walzl und Brindlmayer aus ganz persönlicher Erfahrung ab. "Meine Mama hatte auch keine. Nur eine kleine Espressokanne, die direkt auf die Herdplatte gestellt wird", erzählt Walzl. "Espresso ist reine Gefühlssache, da kommt es auf das Können des Barmanns an." Brindlmayer hat ihre heimische Maschine wieder ausrangiert. "Nachdem ich festgestellt habe, dass es im Café einfach besser schmeckt." Die Maschine läuft den ganzen Tag und arbeitet deshalb heißer und gleichmäßiger. Und wegen des harten Kölner Wassers sei eine professionelle Wartung ungeheuer wichtig.

Und außerdem ist es doch viel schöner, in der Öffentlichkeit zu genießen. Das hat sogar die etwas angestaubte Firma Jacobs gemerkt. Um junges Publikum anzulocken, wurden in Berlin jetzt zwei "J-Cups Coffee Shops" eröffnet. Bei Erfolg wird das Projekt auf andere Großstädte ausgeweitet, in Köln ist der Boden bereitet. Coffee Bars, heißt es in dem Konzept, seien "showrooms für Leben und Erleben", man holt sich nicht seine Drinks ab, sondern inszeniert sein eigenes Lebensgefühl". Vielleicht sitzt man in den Kölner Espresso Bars deshalb grundsätzlich hinter großen Fenstern.

Übrigens: Latte Macchiato ("gefleckte Milch") ist geschäumte Milch, in die ein Espresso geträufelt wird; Espresso lungo ist ein mit mehr Wasser gebrühter, "verlängerter" Espresso; Caffe Latte Americano ist Milchkaffee mit Vanillesirup, ein Corretto ist Espresso mit Grappa.


Christiane Vielhaber

Noch mehr zum Thema "Caffè":