Am wilden Fluss – Trip durch Sloweniens Soča-Tal
ein Beitrag von Eve
Vom Camping Gabrje sind es nur 44 km bis zum Kamp Klin, am Oberlauf der Soča. Die Soča ist ein smaragdgrünes Naturjuwel in Sloweniens Triglav Nationalpark und zählt zu den schönsten Flüssen Europas. Die Wasserfälle rauschen mächtig und spektakulär und die Harten baden schon im Fluss.
Berichten zufolge sind die Plätze an der Soča bereits voll. Demzufolge starten wir zeitig und erfreuen uns an dem smaragdgrünen Fluss, der sich vor uns ausbreitet. Leider verpassen wir die Napoleonbrücke, kaufen in Boveč ein und erreichen diesen wunderschönen naturbelassenen Campingplatz direkt an der Mündung des Lepena Flusses mit vielen Stellplätzen am Wasser. Es gibt noch genügend freie Plätze, welch eine Erleichterung. Ein schattiges Plätzchen auf der Wiese ist schnell gefunden. Am Ufer der Soča mache ich es mir gemütlich. Da es heiß ist, dürfen nur meine Füße baden, bis es schmerzt. Maximal 12 Grad schätze ich!
Ich reserviere für den nächsten Abend im Restaurant am Kamp Klin. In diesem Gartenrestaurant sollte man einmal die Spezialitäten aus dem Tal essen, die einheimische Marmorata-Forelle.
Am Abend suchen wir die Badepools der Soča auf, gehen am Flussbett entlang, an dem sich fotogen Felsbrocken, Flussinseln, Stromschnellen und wirbelnde Pools arrangieren. Wildromantisch schlängelt sie sich tief ins Tal. Die versteckten Schluchten, Wasserfälle und Badepools sind schlicht paradiesisch. Wasser wirbelt, rauscht, stürzt oder tost. Auf den Klippen ist Vorsicht geboten, vor allem beim Selfie stürzt schon mal einer ab. An den Sandbänken und auf den runden Felsen sonnt man sich nach der Abkühlung. Das Wasser der Soča ist sagenhaft schön und eiskalt – auch im Sommer. Selten steigt die Temperatur über 12 Grad, daher springen nur die Mutigen oder Unwissenden glücklich hinein. Wie unerschrocken die Kinder darin baden. Die Kinder und die Größeren wagen den Sprung von der Klippe und schwimmen fröhlich durch den unwirklich türkisenen Pool. Sehr beeindruckendes Spektakel!
Ein bezaubernder Wasserhain, eine Radtour nach Trenta und eine herrlich gebratene Soča Forelle
Direkt vom Campingplatz radeln wir durch das ruhige Seitental der Lepana zu dem kleinen Parkplatz. Von hier aus wandern wir ca. 20 min hoch und runter durch einen kühlen Wald zum Šunik-Wasserhain. Dieser von der Natur gestalteter Felsen und Wasserfall mit Gumpen und Moosen ist ein kleines Juwel.In der Stille dem Rhythmus des Wassers zu lauschen, ist durchaus ein meditatives Erlebnis.
Es reizt mich, am Oberlauf der Soča entlang bis nach nach Trenta zu fahren. Die 12 km gehen beständig bergauf, jedoch nicht zu steil. Danach beginnt der Anstieg zum Vršič-Pass. Bei 30 Grad und wenig Schatten fahre ich mit meinem geliebten Mountainbike die Straße hoch in den kleinen Ort Soča. Von hier aus kann ich gut die Wasserfälle, Stromschnellen, Hängebrücken und das unwirkliche Türkis des Alpenflusses bewundern. Es einfach das schönste Naturspektakel in Slowenien. Kurz vor Trenta liegt der Triglav-Campingplatz mit fantastischem Blick auf die Bergspitze des Triglav.
Eigentlich wollte ich in Trenta eine Pause einlegen und etwas essen, doch die herannahenden dunkeln Wolken kündigen ein Gewitter an. Das kann hier im Gebirge sehr schnell gehen. Ein blick auf die Wetter-App und ich kehre in Trenta doch um. Eine Stunde habe ich noch, bevor unfassbarer Regen mit Gewitter das Tal überkommt. Ich rolle und rase zurück. Der Wind nimmt rasant zu und ich erreiche noch trocken den Campingplatz.
Eine Markise eines holländischen Campers ist bereits abgebrochen. Die Besitzer werden staunen, wenn sie zurückkommen. Rolf hilft ihnen, als sie das Desaster entdecken. Einfach abgebrochen sind die Teleskopstangen, völlig kaputt.
Unter der Dusche höre ich Blitze und Donner, dunkel sieht es draußen aus und dann diesen Regen, der im Nu die Wege und die Wiese unter Wasser setzt. Wie soll ich bloß wieder zurückkommen? Unerwartet steht Rolf vor dem Waschhaus, um mich mit einem Schirm abzuholen. Wie toll!
Es kühlt sogleich sehr stark ab. Die Soča-Forelle mit Kartoffeln und Spinat im Gartenrestaurant ist ein richtiger Gaumenschmaus. Bei frisch gezapften Bier klingt dieser Abend genüsslich aus.
Heute wollen wir nach Bovec fahren. Ich habe eine Mountainbike-Tour geplant. Anfangs führt die Route richtig schön auf Schotterpisten links an der Soća entlang, dann wirds schwierig, Komoot zu folgen. Manche Wege gibt es auch nicht. So fahren wir doch mehr auf der Straße als gedacht. Doch Rolf findet eine Abzweigung von der Straße, an der die Kajakfahrer ihre Kajaks hinuntertragen. Wir schieben ein Stück hinunter, doch dann wird es zu steil. Rolf läuft ohne Rad ganz hinunter. Keine Chance. Also wieder zurück auf die Straße. Bei der nächsten Abzweigung klappt es dann doch.
Über Feldwege, Schotter und andere abenteuerliche Wege erreichen wir eine Brücke über die Soća, das Rad tragen wir über die Treppen hoch, endlich beginnt eine kleine Straße, die durch kleine Dörfer und Wiesen führt. Zwei Bären lassen uns stocken, ein Foto machen. Sie sehen echt aus, sind doch nur Attrappen.
Die Soća wird hier immer breiter. Die ersten Kajaks sind zu sehen. Bald erreichen wir das Rafting-Center an der Brücke. Überall Kajaks, Rafting-Boote, Zelte usw. Auf der Brücke schauen wir ihnen zu, bevor wir uns in praller Sonne den Berg hoch ackern. Meine Güte, jetzt ists aber auch langsam mal genug. Nach Bovec-Mitte noch ein Anstieg und dann sind wir endlich am Ziel, den Streetfood-Stand Bovška kuhn‘ca – Bovec Kitchen. Ein ungewöhnlicher Imbiss mit einem sehr netten Service und köstlichen regionalen Produkten. Die Bratkartoffeln mit Schafskäse und Dip waren köstlich.
Am Brunnen kühle ich meinen roten Kopf erst einmal ab, das nasse Handtuch im Nacken hilft auch noch. Was für eine Belohnung nach dieser anstrengenden und heißen Tour. Auf dem Rückweg kaufen wir noch etwas Brot und verfranzen uns wieder etwas, um die Straße zu umfahren. Es klappt ja irgendwie doch. Erleichtert und stolz kommen wir auf dem Campingplatz an, duschen und kochen Pasta.
Die Anfahrt über den Vršič Pass ist ein Erlebnis für sich
Ein besonderes Highlight haben wir uns bis zuletzt aufgehoben: die Überquerung des Vršičpasses (1611 m). Das ist zwar nicht der schnellste Weg zurück nach Österreich, mit Sicherheit aber der spektakulärste. Durch 50 Haarnadelkurven lenkt Rolf unseren Max über diesen imposanten Gebirgspass von Trenta nach Kranjska Gora. Dramatisch erhebt sich der weiße Gebirgsstock des Triglav, der selbst in der Dunkelheit noch leuchtet. Die Aussicht lässt uns immer wieder staunen und gerne würden wir mal anhalten. Doch an einem Sonntag ist das undenkbar, denn Auto- und Motorradfahrer blockieren jede Parkbucht. Die nicht immer einfachen Kehren liegen etwa zur Hälfte vor und hinter der Passhöhe. Die Originalabschnitte aus dem Ersten Weltkrieg sind noch mit den alten Pflastersteinen belegt. Nur einmal wird es in einer Kurve zu eng und ein Camper muss zurücksetzen.
Rolf sehnt schon das Ende der Kurverei herbei. Am Jasna-See vorbei erreichen wir Kranjska Gora, biegen hier nach Italien zum Lago di Carvazzo ab. Mit Vorfreude auf Italien und den See erreichen wir den „Campingplatz 3 Lago“, der leider belegt ist. Rolf ist gestresst und frustriert, keine gute Kombination. Nun gut … ein paar Kilometer weiter finden wir in Gemona den kleinen „Camping Ai Pioppi“. Ein richtig guter Stellplatz im Schatten sowie die Bar an der Rezeption bringen uns wieder in guter Stimmung.