Von Unwettern vertrieben …

Ein Beitrag von Eve

Mit voll gepackten Rädern in den Zug … immer wieder aufregend. Welcher Wagen,

welcher Platz? Von Köln fährt der IC nach Memmingen. Räder und Taschen sind verstaut. Entspannung macht sich breit, mit Maske werde ich schnell müde. Zwei Umstiege bis Lindau-Insel. Wie so oft kommt es zu einer Verspätung, denn 4 Minuten reichen wahrlich nicht aus. Schließlich muss man mit kaputten Aufzügen, Gleiswechsel etc. rechnen. Doch wie auch immer, der Zug holt die Zeit wieder auf und wir kommen gegen 18:20 Uhr an.

Die restlichen Kilometer bis zum Camping Weiss dienen der Eingewöhnung ans noch ungewohnte Radeln mit Gepäck und Gewicht. Mit Bierchen und herrlichem Lachen werden wir empfangen. Der selbstgemachte Most löscht unseren Durst. Hier tobt das Leben, ob alt, ob jung, egal … jeder feiert was und wie er kann. Musik, lautes Lachen, gute Laune überall … Masken sehe ich keine, Corona scheint weit weg!

Das Einreiseformalitäten haben wir online schon im Zug erledigt. Ansonsten erfüllen wir alle Voraussetzungen: Rolf ist komplett geimpft, ich habe die erste hinter mir – ausreichend für Österreich – es fragt nur keiner danach.

 Komisches Gefühl so unter vielen Menschen – wie sind es nicht mehr gewohnt. Die Jugend wird bewusst weiter hinten platziert, während in der „Spießergasse“ – die heißt wirklich so – die Gartenzwerge zwischen den Blumen staunen. Tesa, der Esel und zwei Ziegen schauen uns beim Aufbauen zu. Tesa nennt ein luxuriöses Anwesen sein Eigen, einen alten Wohnwagen.

Hier ist wirklich alles dabei … vom Spießer zum Saufgelage, von laut bis leise, von aufgeräumt bis Chaos.

Der Regen klopft in der Nacht so laut an unser Zelt, dass ich wünschte, ich hätte die Ohrenstöpsel schon parat. Gewitter ziehen über die Alpen, die leider mangels Wind feststecken.

Seebühne Bregenz, Kulisse für „Rigoletto“ – beeindruckend!

Unwetterwarnungen, überlaufene Keller in Köln, Gewitter und eine weitere schlechte Prognose lassen uns am nächsten Morgen an der ursprünglichen Planung, Richtung Splügenpass aufzubrechen, zweifeln. Noch ist es trocken und wir schauen uns Bregenz an. Die imposante Seebühne, den Hafen, die Altstadt. Wunderschöne Live-Musik durchzieht die Straße. Die beiden Musiker, eine Frau am Bass, der Mann an der Gitarre, verzaubern mit Musik aller Stilrichtungen – von Marianne Rosenberg über Hildegard Knef bis Iggy Pop. Weinschorle für mich, Wurstplatte für Rolf und und bei„Für dich soll’s rote Rosen regnen“ kann ich nicht mehr, mir kommen vor Freude die Tränen … ja, so lange waren wir eingesperrt, monatelang im Homeoffice, kaum Kontakte zu unseren Liebsten, keine Party, kein Karneval … und jetzt hier… das Gefühl von Glück und Freiheit, mit Rolf hier sein zu können.

Rolfs Idee, mit dem Zug über Zürich nach Lugano nimmt Konturen an. Da scheint tatsächlich die Sonne! An Kochen ist wegen des Regens auch nicht mehr zu denken.

Regen in der Nacht. Alles ist nass und kalt, der Himmel grau, wir packen alles zusammen.

 Von Bregenz nach Zürich, wo wir uns sehr teuren Cappuccino gönnen – Schweiz halt. Versehentlich steigen wir in die 1. Klasse ein, da ein Fahrradschild an der Tür war. Dass wir auf der Treppe sitzen, gefällt der Schaffnerin gar nicht – entspricht wohl nicht der Schweizer Korrektheit. Generös lässt sie uns in der 1. Klasse Platz nehmen!

 Die Schweizer Berge wirken grandios. Nach jedem Tunnel bin ich überwältigt. Im Tessin sehen die Häuser schon italienischer aus. Und die Sonne ist auch zu sehen. In Lugano empfängt uns ein blauer Himmel mit Temperaturen, die uns bald schon ins Schwitzen bringen. Direkt am See kommen wir an … zu schön, um wahr zu sein! Der erste steile  Anstieg in praller Sonne mit vollem Gepäck fordert uns direkt heraus. Dann die Grenze, ein Schild und weiter nichts! Kein Test, kein Formular …

Luganer See – Grenze zwischen Schweiz und Italien

Endlich in Italien! Wie sehr haben wir dich vermisst! Bergab läufts wunderbar am Luganersee See entlang bis nach Porlezza, von dort über die Schnellstraße noch zum Campingplatz Ranocchio am Lago di Piano. Der Name ist Programm. Wie das schon klingt!

Mit meiner ACSI-Karte können wir für 18 Euro/Tag ein Paradies genießen, wie wir es nicht erwartet hätten. Wer hier nicht länger bleibt, ist’s selbst schuld. Der Platz unter Bäumen direkt am See, ist fantastisch. Ein eiskaltes Nastro Azzurro und wir sind happy!

Dolche Vita am Lago di Piano (hier bleiben wir erstmal …)

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Ein Gedanke zu „Von Unwettern vertrieben …

  1. .WILHELM.

    Hey Ihr beiden,
    schön, dass Ihr wieder unterwegs seid. Und dass man wieder von Euch lesen kann.
    Völlig richtig, die Sachen zu packen und den Zug über die Alpen zu nehmen.
    Ihr müsst ja nicht mehr beweisen, dass Ihr es auch mit dem Rad gekonnt hättet;-)
    Genießt die Sonne und das dolce vita in Italia!
    Liebe Grüße aus Köln, auch von Ulrike,
    Wilhelm

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