Während wir in den 80ern mit dem Bulli bzw. Camper reisten, nennt sich der Trend heute Roadtrip. Egal, Hauptsache Camping mit „Frieda“ nach Sizilien. Es ist unsere letzte Tour mit Frieda, bevor sie den Besitzer wechselt und wir uns auf den Nachfolger – Max genannt – einlassen. Doch was zieht uns eigentlich nach Sizilien? Neben antiken Städten, beeindruckender Natur und dem Dolce Vita sind es die kulinarischen Köstlichkeiten mit Pistazien- und Mandelpesto, Busiate, Canoli, Aranci, Fisch, Muscheln und so viel mehr.
Unsere Route führt uns über den Thuner See in der Schweiz mit beeindruckender Aussicht auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, per Autoverladung durch den Lötschbergtunnel über den Simplonpass nach Domodossala in Italien. Herrliches Panorama und abenteuerliche Eisenbahnfahrt mit Frieda durch den Tunnel. Vom Lago Maggiore nach Genua legen wir einen Zwischenstopp in Mergozzo ein, wo wir auf unserer Radreise 2021 Station gemacht haben.
Im Piemont durch riesige Reisfelder stärken wir uns im Ristorant Il Cacciatore mit örtlichem Risotto mit Steinpilzen, ein Mezzo Vino Bianco und zum Abschluss Caffè … köstlich. Jetzt noch die paar Kilometer zur Nachtfähre in Genua, etwas Zeit tot schlagen in dieser chaotischen Stadt, dann sind wir morgen Abend in Palermo.
Obwohl wir Stunden vorher auf einem Parkplatz in Genua sind, wird die Anreise zum Fährhafen chaotisch. Es ist 18:30 Uhr, um 19:30 Uhr beginnt der Check-In. Selbst mit zwei Navis ist es eine Herausforderung, die Strecke zum Hafen zu finden, zudem sind die Straßen so verstopft, dass ein Weiterkommen kaum noch möglich ist. Zur Rettung trägt die Politesse bei, die uns den Weg weist. Haben schon viele Anfahrten zur Fähre erlebt – so etwas noch nicht.
Der Rest läuft rund, GNV macht eine guten Job und rucki-zucki beziehen wir unsere Kabine. Ein Labyrinth an Gängen und Etagen mit 537 Kabinen, über 200m lang, 9 Decks mit Bars, Restaurants, Shopping Center und Sonnendeck. Teures Bier, doch dafür mit Dusche und WC …welch ein Luxus, den wir noch nie hatten.
Nach 20,5 Stunden rollen wir am nächsten Abend von der Fähre nach Palermo hinein. Das Ausladen wird auch zum Abenteuer, da die Fahrzeuge teilweise Front an Front, Container ohne Zugmaschine und man sowohl rückwärts als auch vorwärts auschecken muss. Einem dänischen Gespannfahrer ist die Panik anzusehen. Der Regen verstärkt die Schmuddel-Mafia-Atmosphäre, Müllberge und Dreck ebenso. Auch im Camp-Palermo, ca. 14 km außerhalb, verweisen uns die drei dunklen Gestalten für 20 Euro auf einen Parkplatz. Die spinnen komplett! Und die Ausweise wollen sie gleich bis morgen behalten. No, no … so nicht.
Aber nebenan direkt am Meer notdürftig unter Plastikplanen gegen den Regen geschützt gibt’s dann noch die besten Spaghetti Vongole, die mir (Rolf) untergekommen sind – köstlich. Dazu dieser Ausblick …
On the road auf Sizilien
Die erste Etappe dauert nur 60 Kilometer bis zum Agricampeggio Scopello.
Wieder hat die Reiseleitung (Eve) einen tollen Job gemacht. Ein Plätzchen, wie wir es lieben. Olivenbäume, Oleander, Bäume deren Namen ich noch nie gehört habe. Dazu Wein, Olivenöl, Pesto aus Mandeln oder Pistazien, Konfitüren in allen Variationen, und das alles aus eigener Produktion. Natürlich decken wir uns damit ein.
Weiter gehts’s …
Die Tempel von Selinunt lassen wir dann doch links liegen, ab ins Landesinnere, grandiose Berge, das Rot der Mohnblumen, Olivenbäume über Olivenbäume an steilen Hängen, Düfte des Oleanders und der Kräuter, nach unzähligen Kehren rauf und runter erreichen wir unser Ziel, das Weingut Baronia della Pietra. Einsam und ruhig hier. Heiß und ohne Schatten stehen wir in freudiger Erwartung vor dem großen verschlossenen Einfahrtstor. Wir klingeln. Niemand da. Hm, also rufen wir an. Palaver im Hintergrund. Wann wollen sie kommen? Jetzt, wir sind doch schon da! Oh, die Überraschung bzw. der Überfall ist gelungen.
Die erste Nacht auf‘m Weingut …
Unser Nachmittag mit Giuseppe und Salvatore nimmt seinen nicht Enden wollenden Lauf mit Wein, Mandeln, fünf Katzenbabies und Pallaver über das Weingut, die Qualität des Weins, die Oliven usw. Während Rolfs Sprachkenntnisse herausgefordert und trainiert werden, versuche ich anfangs noch zu folgen, doch irgendwann kann ich nicht mehr. Giuseppe versucht immer wieder mit seine wenigen und undeutlichen (sein Gebiss geht seine eigenen Wege) deutschen Einlagen zu erklären, doch Salvatore behält die Oberhand.
Nach einigen Stunden sehe ich Rolfs Hirn rauchen. Wie bekomme ich hier einen runden Abschluss hin? „Komm, lass uns mal unsere Sachen aufbauen?“, flüstere ich Rolf zu. „Wieso aufbauen?“ Den Wink hat er nicht verstanden. Es folgt die Abschlussrunde, wie wie das Tor verschließen und Dies & Das. Dann sind wir allein … Wir haben das ganze Weingut für uns alleine – welch ein Vertrauen in uns. In der Dämmerung kehrt Ruhe ein. Wir essen Ricotta mit Oliven und Brot und ein letztes Glas des köstlichen Grillos.
Gute Nacht …
Beim Lesen und Bilder schauen wähnte ich mich mit allen Sinnen für einige Zeit im geliebten Sizilien!
Schön, dass du es so empfindest. Wir sind auch ganz schön begeistert von dieser Insel.