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Roadtrip Italien – Griechenland – Balkan

Teil 1: Toskana und Apulien

Toskanische Lebensgefühl auf der Fattoria la Vialla

Nach 625 km und einer 5 Grad kühlen Nacht in Heiterwang auf dem Rastplatz fahren wir über den Fernpass. Jedes Mal, wenn wir die Grenze nach Italien passieren, geht unser Herz auf. Sind die Unterschiede insbesondere beim Caffè doch enorm. An der ersten Tankstelle genießen wir köstliche Panini und Cappuccino.

 Die Fattoria La Vialla ist unser heutiges Ziel. Da ich vorab nicht reservieren wollte, rufe ich mal kurz vorher an. Oh, leider kein Plätzchen mehr frei. Netterweise nennt die Frau mir die Alternative „Agricampeggio Borgo Agna“. Und tatsächlich, eine Zusage. Nach einer Linkskurve erscheint ein Olivenhain mit ein paar Vans und Zelten. Der dazugehörige Typ zeigt uns ein etwas erhöhtes Plätzchen mit fantastischem Ausblick auf die umliegenden Berge. Der laue Abend mit Rosé und guter Stimmung ist einfach ein fantastischer Start in diese Reise. Für mich Happy to go! Dass ich den Kühlschrank mit Unmengen von Joghurt aufgefüllt habe, wird zum Running Gag.

Agricampeggio Borgo Agna

Gegen Mittag radeln wir die 10 km nach Castiglion Fibocchi zur Fattoria la Vialla. Wir kennen sie natürlich. Zum einen von den wunderbaren Prospekten, die regelmäßig ins Haus flattern und einen minimalen Eindruck davon verschaffen, wie wunderbar es dort wirklich ist und vor allem von unserer Radreise vor ca. 10 Jahren. Und vor allem dank der leckeren Produkte, die wir uns des öfteren dort bestellen. Rolf bestellt dort seit zwanzig Jahren dort sein Olivenöl. Dass ich nicht ganz so perfekt navigiere, sei nur am Rande erwähnt.

Selbst die schönsten Bilder können die Atmosphäre  hier nicht vermitteln. Die Piazza  ist bereits gut gefüllt, als wir sie betreten. Den Weinkeller in der Scheune lassen wir uns nicht entgehen und probieren einen sehr köstlichen Mussantino.  Natürlich möchten wir hier auch etwas essen. Nur eine freien Tisch gilt es noch zu erobern. Eine Merenda für uns Beide beinhaltet eine Platte mit verschiedenen Pecorino-Sorten, Salami, unterschiedliche Dips, frisch gebackenes Brot, einen gemischten Salat und Caffè.

La Vialla ist für seine biodynamische Herstellung der Produkte bekannt, aber kaum einer kann sich die tatsächliche Produktion vorstellen. Im Hofladen und dem anliegenden Weinkeller können die frischen Produkte wie der tagesfrische Ricotta, frisch geerntetes Gemüse der Saison und natürlich Pasta, Saucen und Weine eingekauft werden. Gleich im ersten Raum findet man einen alten Mahlstein, mit dem noch fast täglich das Mehl frisch gemahlen wird. Genau mit diesem Mehl werden dann die frischen Kekse wie die Viallini, Stracci, Cantuccini, Brot und Kuchen in alten Holzöfen gebacken. Die frischen Kekse werden einen Tag später in der Scheune verpackt und selbst die rote Schleife wird hier noch von Hand gebunden. Ein Stück weiter werden die Saucen eingekocht. 

Abruzzen – Reise ins wilde Herz Italiens

Gepackt haben wir recht zügig in einer Stunde. Die Sonne gibt alles und heizt unterwegs laut Anzeige auf 30 Grad.  Während Rolf die fantastische Landschaft der Abruzzen bestaunt, suche ich nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Am liebsten auf einem Agricampeggio, möglichst alleine auf einer  Wiese oder im Olivenhain, mit lokalen Produkten und freundlichen Gastgebern – also fast wie freistehen. Gegen den Kauf der lokalen Produkte kann man häufig kostenlos übernachten. Folglich suche ich auf Google Maps, Park4night, Schau aufs Land, Nomady usw., markiere, durchforste Bewertungen und Websites, berechne Entfernungen und Fahrtzeiten.

Im Unterschied zur Toscana erreichen hier die höchsten Berge fast die 3.000-Meter-Grenze. Die charakteristischen Hügellandschaften mit ihren Weinbergen und Olivenhainen, Naturschutzgebieten und Bergdörfern, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen, wirken rau und karg. Sogar Braunbären gibt es hier noch.

In der Provinz Chieti finde ich einen Olivenöl- und Weinbauern, hoch oben auf dem Berg. „Wo führst du uns denn schon wieder hin“, lautet Rolfs Frage, als er unseren Max die engen und steilen Kurven der einspurigen Straße hochfährt. Gespannt bin ich ja auch, als wir in die Einfahrt zum Agricampeggio Buzzarone abbiegen. Und schon kommt Ricardos Mutter, die kaum Englisch kann, auf uns zu. Sie ruft ihren Sohn, Riccardo, herbei, der uns kurz darauf einen köstlichen Frizzante anbietet. Genauso lieben wir es. Lokale Produkte gegen Übernachtung. Auf der Apfelplantage finden wir ein schattiges Plätzchen mit Blick auf die schneebedeckten Berge der Abruzzen.

Agricampeggio Buzzarone

Apulien – Olivenöl, Wein und süditalienisches Lebensgefühl 

Olivenbäume prägen neben den Weinstöcken seit Jahrhunderten das Landschaftsbild in Apulien. Der Absatz des italienischen Stiefels – beginnt ungefähr auf der Höhe des Nationalparks Gargano- der Sporn Italiens und ist gemeinsam mit Sizilien und Venetien die mengenmäßig größte Weinbauregion Italiens.

Trulli-Stadt Alberobello

Als wir den zentralen Parkplatz erreichen, sind die 360 km auch genug. Mit 10 Euro sind wir dabei. Die Altstadt gehört seit 1996 auch zum UNESCO Weltkulturerbe, denn hinter diesen kleinen Häuschen mit einem Dach wie ein Zuckerhut steckt hohe Baukunst. Die Altstadt ist nicht zu verfehlen. Einfach den Menschenmassen hinterher. Aufgebrezelte Frauen mit großen Hüten (Trullas bei den Trullis … Rolfs Kalauer), Familien mit viel zu großen Kindern im Buggy, verliebte Pärchen usw. schlängeln sich durch kitschige Souvenir-Trullis  und füllen die Restaurants auf der großen Piazza.

Bekannt ist das kleine Städtchen Alberobello  für seine Trullis. Die kleinen weißen Häuschen mit den grauen Dachschindeln sind das Wahrzeichen Apuliens, aber nirgendwo sind sie so konzentriert wie in Alberobello. So war für uns von Anfang klar, dass Alberobello auf unserer Route nicht fehlen darf. Was Alberobello vor allem ist: touristisch, aber auch sehr fotogen. Mit seiner einzigartigen Kulisse, den kleine Gassen und Plätzen bietet sie genügend Vorlagen für hübsche Fotomotive. Hat man es einmal selbst gesehen, wundert es nicht, dass so viele andere das hübsche Städtchen auch sehen wollen! Es ist alles andere als leicht, ein Foto ohne Touristen zu erwischen.

Monopoli – Ziehe vor auf die Schlossallee

Unterwegs versuche ich unentwegt, ein Slow-Food-Restaurant in Monopoli zu reservieren. Grundlage ist immer der Osterie d’Italia, der fester Bestandteil unserer Italienreisen ist. Mehrere Mails, Telefonnummern und Websites bis wir endlich für den heutigen Abend eine Zusage im  „Il  Guazzetto“ für 20 Uhr bekommen.

Ein Parkplatz am Meer kurz vor der Stadt sollte für heute Abend genügen. Dass der Jahrmarkt direkt neben dran ist, übersehen wir und bereitet uns in der Nacht ein unvergessliches Erlebnis aus dem Balzverhalten der italienischen Jugend, deren Musikvorlieben, einschließlich lautstarkem Beziehungsgesprächen, in die sogar unser Max involviert wird – ach Italien … ti amo.

Auf’m Jahrmarkt

Die Gassen sind alt und eng, keine zwei Meter breit, die Wäsche hängt von den Balkonen, die Geländer sind rostig, die Türen vom Salz der Meeresluft im blau-türkisen Vintage-Look. Das Meer kracht gegen die Festungsmauer, dem Schlossplatz am Altstadtrand.

Wir hatten zwar keinen Plan, was die Stadt so zu bieten hat, waren aber neugierig darauf. Über Los gehen, müssen wir hier nicht, um in den Ort, 42 Kilometer südlich von Bari auf einem Kliff klebend, zu gelangen. Leider verdeckt eine große Baustellenabdeckung den Eingang in die Altstadt. Niemals hätten wir erwartet, ein so altes, aber hippes Städtchen zu entdecken, wie Monopoli eines ist. Quirlig, lebendig, pulsierend inklusive Meeresrauschen und obendrein noch ein dreitägiges Ukulele-Festival auf der Piazza. Was für eine Kulisse in diesem mittelalterlichen Hafenstädtchen. Ein Fotomotiv jagt das andere. Weiß gekalkte Häuser, mit Blumen dekorierte Fassaden, Treppen und Türen, coole Bars mit Sitzkissen auf alten Steinstufen, kleine Shops mit echtem, modernen Kunsthandwerk und coolen Dekorationen und die unzähligen Restaurants mit der ausgezeichneten apulischen Küche und deren Weinen.

Hätten wir nicht bereits für heute Abend reserviert, wir wären heillos überfordert gewesen. Während wir uns ein Bier mit Chips und Oliven nahe der Festungsmauer genießen, beobachten wir bei Live-Musik die Szenerie um uns herum. Junge, schöne und chic gekleidete Frauen in kleinen Gruppen, auch ein Junggesellenabschied in unmittelbarer Nähe fallen ins Auge. Was für eine Stadt? Nördlich und südlich locken Strände, Kultur und Badespaß dicht beieinander. Ich frage mich, warum so viele Häuser zum Verkauf stehen. Es liegt an der mangelnden Straßenbeleuchtung, die es vor 6 Jahren, erfahre ich später. Dass kaum einer in diesem Labyrinth leben wollte, hat das alte Monopoli gerettet. Deshalb ist so vieles erhalten geblieben. Monopoli ist sehr italienisch – und will keinen Deut anders werden.  Und überhaupt: Monopoli ist angenehm „unperfekt“. Wir lieben es.

Unser Restaurant, das Il Guazetto, in diesem Labyrinth zu finden, wäre ohne Navi recht schwierig gewesen. Einige Male biege ich in diesen engen Gassen falsch ab. Draußen sitzend an einen kleinen Tisch werden wir hervorragend zum Wein beraten und bedient. Mein Wolfsbarsch mit Kartoffel- und Zucchini-Chips oben drauf ist ein Gedicht. Von Rolfs perfekt gegrillten Thunfisch ganz zu schweigen. Meine Güte, ist das köstlich. Ab 21 Uhr wird der Kellner ständig nach einem freien Tisch gefragt. Einige müssen auch wieder gehen.  Ob die Einheimischen wohl auch „Monopoly“ spielen? Selbstverständlich gibt es den größten Spielwarenladen der Via Albert Einstein, wo Vito Palmitessa rund 120-mal im Jahr dieses Spiel in sieben Versionen verkauft.

In den Süden Apuliens

Der Absatz des süditalienschen Stiefels, Salento, ist eine 100 km lange und 40 km breite Halbinsel. Auffällig ist hier das Olivenbaumsterben. Was um Himmels Willen ist die Ursache dafür, frage ich mich und recherchiere. Seit 2013 wütet nämlich ein Bakterium („Xylella fastidiosa“) in Apulien. Es blockiert den Wasser- und Nährstofftransport innerhalb des Baums und lässt ihn regelrecht verdursten. Eine große Tragödie für diese Region. Diese uralten Bäume benötigen so viele Jahre bis sie diese Größe erreicht haben. Für die Olivenbauern ein herber Verlust ihrer Lebensgrundlage.

Kurz vor Otranto nach 143 km erreichen wir das wunderschönes großes Anwesen Agricampeggio Malapezza, wo wir von dem freundlichen Besitzer Tommaso und seinem Mitarbeiter Luigi eingewiesen werden.

Rolf kocht Shakshuka, das sind versunkene Eier in einer Tomatensoße, die zunächst mit Zwiebel und feinen Gewürzen langsam eingekocht wird. Im Anschluss werden die Eier wie kleine Nester in die Soße gesetzt und in der Pfanne mit Deckel gestockt – köstlich.

Später laufen wir die 2,5 km zum Strand Sant’Andrea oben auf dem Klippenrand dieser beeindruckenden Küstenlandschaft vorbei an Buchten mit Bade-und Tauchstellen, Grotten und Felsbögen im Meer.

Für die Nacht vor der Fährüberfahrt hat Eve mal wieder ein cooles Agricampeggio, die Masseria Bellolio entdeckt.

Der Name „Masseria“ ist typisch für Apulien und steht für eine Mischung aus Bauernhaus,  Sommerresidenz und  Festung  – ein steinernes, historisches Monument inmitten der roten Erde Apuliens. Sie gehören zum kulturellen Erbe, auf dass die Apulier stolz sind. Die Hausherrin empfängt uns sehr freundlich. Und wieder wird ein großer Olivenhain unser Übernachtungsplatz, und wieder kostenlos gegen eine Spende. Einen kleinen Pool mit vier Liegen gibt es auch. Ein letztes apulisches Abendessen wollen ihr uns nicht entgehen lassen.

Olivenöl und Marmelade aus eigener Produktion füllen wieder die Nahrungskisten im Max.

Ciao Toskana,  Umbrien, Marken, Abruzzen, Molise, Apulien, wir hatten so eine phantastische Zeit.

Von den ersten zwei Tagen auf dem Agricampeggio Borgo Agna mit dem Besuch der Fattoria la Vialla in die raue Landschaft der Abruzzen, vorbei an Olivenhainen und Weinreben zu den Trullis in Alberobello, das hippe Hafenstädtchen Monopoli mit dem Genuss in einem Slow-Food-Restaurant, zu der beeindruckenden Küstenlandschaft mit ihren Grotten und Felsbögen im Meer und unsere herausfordernde Mountainbike Tour nach Otranto. Natürlich wollen wir wiederkommen. Es gibt noch so viel zu entdecken.

Hier noch mal unsere Übernachtungsstellen mit Preisen (von Nord nach Süd, jeweils ein Camper mit 2 Personen):

  • Agricampeggio Borgo Agna: 25 Euro
  • Agricampeggio Buzzarone: kostenlos
  • Agricampeggio Malapezza: 21 Euro
  • Masseria Bellolio: kostenlos

Elba … mal wieder oder immer noch :)

Autorin: Eve

Zehn Tage auf der Insel Elba liegen vor uns. Mit unserem neuen Camper „Max“ von Flowcamper ist es die erste gemeinsame Reise. In großer Vorfreude und Spannung starten wir am Freitagvormittag in Köln. Zum Übernachten wollen wir es bis hinter den Gotthardt-Tunnel schaffen. Der Sprinter läuft rund und ich mich warm mit diesem für mich noch großem Gefährt. Wie immer ändert sich nach der Grenze Schweiz-Italien das komplette Straßenbild, die Preise und das kulinarische Angebot.

Nach einem köstlichen Caffè starten wir in Richtung Piombino, wo wir am Nachmittag mit der Fähre übersetzen. Jetzt Ende September klappt alles wie am Schnürchen. Nach einer guten Stunde strahlt uns Portoferraio schon entgegen. Rolf fährt uns – fast blind – über die holprige Landstraße zu seiner alten ArbeitsstätteCamping Rosselba le Palme, wo wir herzlich empfangen werden.

Max in seinem natürlichen Habitat

Was ist das doch für ein malerisches Plätzchen hier. Eingebettet in diesen Pinienwald findet jeder sein Plätzchen. Der Palmengarten, die Poolanlage, der Spa-Bereich in der Villa, die Spielplätze usw. wirken so gut gepflegt und ästhetisch gestaltet, dass es eine Augenweide ist, hier entlang zu spazieren.

In den nächsten Tagen erkunden wir mit dem Rad die kleinen Buchten mit kristallklarem Wasser, die mediterranen Wälder und Felsküsten mit einem sahnigen Gelati zum Schluss.

Die erste Tour führt uns über über das lebhafte Portoferraio nach Enfola. Stetig kurbeln wir uns nach oben. Die 25 Grad sind mir genug für diese Anstrengung. Glücklicherweise kühlt der Wind immer ganz schön. Am Capo Bianco vorbei strahlt uns das türkisblaue Meer immer entgegen. Das satte Grün der Wälder, die weißen Strände und die steilen Klippen ins Meer sind wirklich faszinierend.

Unten in Enfola angekommen pausieren wir an der Strandbar, bevor wir den Berg wieder hoch fahren. Am Ziel angekommen spüren meine Beine die 40 km mit Ihren über 400 hm.

Unsere zweite Tour führt uns nach Lacona (33 km mit ca. 330 hm), eine der beliebtesten Buchten mit Sandstrand auf Elba. Wir biegen ab auf einen Schotterweg, der uns später wieder auf die Hauptstraße, zurückführt. Den Agricampeggio „Orti di Mare möchten wir uns mal anschauen. Und wieder geben meine Oberschenkel alles, hoch und höher. Rolf dagegen scheint kaum über den Ruhepuls hinauszukommen. Ich schwitze und keuche – er weder das eine noch das andere. Da der Platz ausgebucht ist, ziehen wir weiter an den Strand. Wie es hier wohl zur Hochsaison ist, frage ich mich. Die Infrastruktur lässt es erahnen. Zu viel, zu laut, zu eng. Kein Platz für uns!

Statt noch hoch nach Capoliveri zieht es uns nach Porto Azzuro, einer der schönsten Häfen der Insel Elba. Gleich nach der letzten Kurve zeigt sich der Hafen in seiner ganzen Schönheit. In Porto Azzurro gibt es die beste Gelateria überhaupt. So ein sahniges Eis ist einfach zum Dahinschmelzen. In der Sonne sitzend lecken wir unser Eis und lassen unseren Blick über die Boote schweifen.

Porto Azzurro

Rolf hat eine dritte Tour nach Capoliveri geplant. Auf der Straße nach Porto Azzuro biegen wir nach Naregno ab, schieben eine Privatweg hoch, denn Komoot hätte uns über eine Treppe geschickt. Nach kurzer Zeit tragen wir unsere Räder einen steilen Pfad hinunter. Ich warte noch auf Rolfs Zeichen, ob es dort weitergeht. Er ruft mich. Innerlich fluchend trage ich das Rad hinunter. Meine Stimmung sinkt mit der Steigung nach unten. Die Routenführung scheint immer wilder zu werden, denn der nächste steile Abstieg steht schon an. Jetzt reicht es mir aber wirklich. Ich will das nicht mehr. Das ist für mich kein Radfahren. Rolf steht unten und will weiter. Wir trennen uns. Wie doof!

Ich ärgere mich über Komoot – genau wie im letzten Jahr, schickt es mich auch dieses Mal wieder über Kletterpfade, die schon ohne Beisein des Rädchens meine gesamte Körperbeherrschung fordern und mit geschultertem Rad noch mehr.

Autor: Rolf

Die Trennung dauert nicht lange. Wir verabreden uns in Capoliveri – und kommen nahezu gleichzeitig an. Eves Laune hat sich in der Zwischenzeit auch zum Besseren gewendet. Wir bummeln durch dieses wirkliche schöne Bergdorf …

Wieder am Campingplatz angekommen, verziehe ich mich in die Küche. Es ist eine wahre Freude in diesem Camper zu kochen … so viel Platz.

Nicht nur das, auch ansonsten werden wir immer wieder auf ihn angesprochen. Er fällt schon auf … Der Massivholzausbau, die Farbkombination etc. locken immer wieder die Nachbarn an. Ein holländisches Pärchen neben uns nutzt jede Gelegenheit, um mal vorbeizuschauen – inklusive einer Führung. Das Raumkonzept mit der Nasszelle und integrierter Trockentrenntoilette, der Küchenblock und die vielen praktischen Details erzeugen immer wieder Erstaunen in den Gesichtern der Besucher – und bei uns einen gewissen Stolz.

Wen dieses Konzept der kleinen Manufaktur interessiert, kann gerne einen Blick auf deren Webseite werfen … Flowcamper.

Für unseren letzten Tag auf Elba nehmen wir uns eine Tour mit den Rädern im Ostteil der Insel vor. Ein paar Höhenmeter sind zu absolvieren. Aber die Belohnung in Porto Azzurro ist es uns wert …

Veneto Gravel

Es hat sich was verändert ..

20 Jahre lang hat sich kein Auto o.ä. mehr in meinem Besitz befunden – es bestand auch keine Notwendigkeit mehr dafür. Den Weg in die Schule habe ich Tag für Tag mit dem Rad zurückgelegt, in der Stadt sowieso und Bahnfahren war ja auch mal angenehmer. Und für die besonderen Anlässe gibt es hier in Köln auch das Carsharing.

Und gereist sind Eve und ich – wenn wir nicht als Backpacker unterwegs waren – mit dem Rad. Radreisen … am Liebsten über die Alpen Richtung Mittelmeer, mit Sack und Pack, Zelt und Co., die Via Claudia, den Dolomiten-Radweg, den Alpe-Adria und, und, und … Dabei war mein damaliger (bevor ich Eve kennenlernte) Radesel nur dazu gedacht, mich von Kneipe A nach Kneipe B zu transportieren.  

Immerhin hat dieses Rad noch ausgereicht, unsere erste Radreise in Kampanien in Angriff zu nehmen. Aber dann … gleich mehrere Räder müssen sich mittlerweile ihr zuhause mit mir teilen, vom ganzen Equipment rund ums Radreisen ganz zu schweigen.

Die Veränderung …

Die Veränderung: der Max, ein Camper auf Sprinter-Basis

Nachdem Eve und ich unseren Traum von einem gemeinsamen Sabbatical erfüllen konnten, haben wir die Träumerei einfach fortgesetzt. Das Resultat war ein Camper, mit dem wir autark in Europa unterwegs sein können, den Winter im Süden verbringen und ob es auf andere Kontinente geht – wer weiß?

Drei Jahre haben wir gewartet – dann war er da, der „Max“ der Firma Flowcamper. Damit uns die Wartezeit nicht zu lange wird, haben wir das letzte Jahr bis zur Auslieferung mit „Frieda“, ebenfalls von Flowcamper, verbracht.

Das hat zu der oben erwähnten eigentlichen Veränderung geführt. Radreisen steht nicht mehr so im Mittelpunkt. Wir haben unsere Räder zwar immer dabei, wenn wir mit dem Camper unterwegs sind, aber sie stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Touren mit dem Rad an den Orten, wo wir stehen, sind immer noch geliebte Aktivitäten, aber das Reisen von A nach B über mehrere Wochen ist weggefallen. Das fehlt mir, aber ich habe eine Möglichkeit gefunden, diese Entzugserscheinungen zu mildern: Gravel-Events im Bikepacking-Modus

So kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels (die Einleitung dahin ist wohl etwas lang geraten): Dem Veneto Gravel, einem Bikepacking-Event in Venetien mit Start und Ziel in Bassano del Grappa.

720 km │ 4300 hm │ Bassano – Gardasee – Venedig -Bassano

Ja, Italien ist immer wieder mein Sehnsuchtsort. Ein Land, das meinen Lebensweg so intensiv wie kein anderes begleitet. Ob zum Windsurfen, zum Arbeiten (der Link führt zu meiner alten HTML-Seite), zum Radreisen zu Gravel-Events wie den Toskana Trail oder wie in diesem Fall den Veneto Gravel … 

So wie im letzten Jahr (hat etwas gedauert, bis ich mich hier ans Schreiben gesetzt habe) beim Veneto Gravel. Da aber noch mit dem Bulli. Mit einem – wie ich finde – perfekten Verlauf. Einige Tage vor dem Start zur Gewöhnung ans „dolce vita“ schon hinfahren, dann die Herausforderung des „unsupported bike adventure“ (nur Ankommen zählt)  meistern, um anschließend das Ganze beim Abgewöhnen des „dolce vita“ ausklingen zu lassen – perfekter Plan, oder??

So werde ich es auch in diesem Jahr wieder machen. Im April beim Vento Gravel und im Mai beim CarsoTrail. einem Gravel-Event an der italienisch-slowenischen Grenze. 

Jetzt aber zum Event im letzten Jahr, dem Veneto Gravel. Ein Abenteuer, das mich an meine Grenzen gebracht hat, aber auch umso glücklicher, als ich es dann geschafft habe.

Die Eingewöhnung …

Ist schon Luxus, wenn man das ganze Equipment, das einem zur Verfügung steht, einfach in den Bulli packt und dann vor Ort erst die endgültige Auswahl trifft. Der Campingplatz Santa Felicita in der Nähe von Bassano, klein und wunderschön gelegen, gibt mir die Möglichkeit den Bulli auch während des Events dort stehen zu lassen, um mich anschließend noch „abzugewöhnen“!

Ich genieße das dolce vita, die Sonne, die Köstlichkeiten, lerne nette Leute kennen (vorwiegend Paraglider), teste das Equipment und entschließe mich dazu, nur ein kleines Tarp zum Übernachten auf Tour mitzunehmen.

Das Event …

Freitag ist Anmeldetag. Ich radele schon früh hin, hat aber nichts geholfen – es ist voll … Über 1200 Teilnehmer sollten es letztendlich werden. Da aber sowohl Freitag, als auch Samstag gestartet werden konnte, verteilt sich das Ganze schon früh nach dem Start, wie es sich später herausstellt. Ich bekomme mein Starterpaket und radele wieder zurück, mache mein Bombtrack einsatzbereit und gehe früh ins Bett.

Am frühen Morgen noch einen letzten Caffè mit Frieda, bevor ich die zehn Kilometer zum Start radele, mich in die Startliste eintrage, in dem Tohawabohu ohne Erfolg nach bekannten Gesichtern schaue und ziemlich aufgeregt auf die Strecke gehe.

Es dauert nicht lange und ich treffe nur hin und wieder eine*n Mitfahrer*in, der oder die sich aber nicht lange in meinem Sichtfeld aufhalten, da ich immer ein eher langsameres Tempo einschlage und versuche, mein Tempo zu finden – langsam in den Flow komme und zufrieden mit meinem Alleinsein bin – so mag ich es. Von den drei möglichen Strecken habe ich mir die Lago-Variante ausgesucht, die über Verona zum Gardasee und dann im Bogen über Padua wieder nach Bassano führt. Die ursprünglich geplante Route, die zusätzlich noch über Venedig führt (730 km) habe ich mir nicht so richtig zugetraut. Es ist das Besondere an diesen Veranstaltungen. Du bekommst die Strecke als GPX-Datei, es gibt kein Zeitlimit, du organisierst deine Übernachtung und die Verpflegung unterwegs selber und willst nur irgendwann diese Herausforderung gemeistert haben und am Ziel ankommen – that’s it!

Auf dem Weg dahin wird’s anstrengend …

Ein Grund, warum ich so gerne in Italien unterwegs bin, ist die Möglichkeit schon am frühen Morgen mit dem Notwendigsten versorgt zu werden – einem Caffè. Und auch im Laufe des Tages bereitet es keinerlei Probleme, von der „cucina italiana“ bestens versorgt zu werden.

Mit einem Panino mit Porchetta z.B. …

110 km habe ich mittlerweile in den Beinen und keine große Lust mehr, den perfekten Schlafplatz zu suchen. Etwas versteckt finde ich in einem Weinberg ein Plätzchen für Isomatte und Schlafsack. Das Tarp spare ich mir – dachte ich – ein Fehler. Ich werde am nächsten Morgen wach und alles ist patschnass – also so richtig „patsch“! Der Schlafsack (Daune!!), die Matte, die Klamotten … Alles! Im April sollte man die Feuchtigkeit in der Nacht nicht unterschätzen.

Meine Laune dementsprechend …

Egal … weiter geht’s. ich packe die nassen Klamotten zusammen in der Hoffnung, sie im Laufe des Tages in der Sonne trocknen zu können. Aber erstmal ’nen Caffè mit ’nem Brioche. Dafür muss man in den hiesigen Gefilden nicht lange radeln – selbst um 6 Uhr nicht. Es entwickelt sich schnell ein nettes Gespräch mit den lokalen Barbesuchern, spätestens nachdem ich das zweite Gedeck bestellt habe. Und auch meine morgendliche Sprachhemmung, gepaart mit mieser Laune, entwickelt sich dabei zum Besseren. Endgültig beim Euphorischen angelangt bin ich, als die Sonne über die Landschaft blickt und mir die Möglichkeit gibt, die Klamotten zum Trocknen aufzuhängen …

Nächstes Ziel ist Verona. Über 10 Jahre ist es her, dass Eve und ich bei unserer ersten Alpenüberquerung auf der Via Claudia hier Station gemacht haben. Die Organisatoren haben die Route durch alle touristischen Highlights geführt. Ich bin froh, als ich da wieder raus bin und den Gardasee als nächstes Ziel vor Augen habe. Es geht entlang des Sees bis zur Südspitze nach Peschiera del Garda, wo es den nächsten Checkpoint geben soll, den ich aber nicht finde (es ging nicht nur mir so). Egal … ist mir wurscht, ich radele weiter, will auch nur weg vom Trubel.

Es geht entlang des Flusses Mincio an der Grenze zur Lombardei. Die e-Bike-Dichte hier in der Nähe zum Gardasee ist enorm, aber je mehr ich von ihm entferne, desto weniger wird es und vor allem einsamer – wie schön.

Ich mache mir Gedanken zum Nachtquartier. Nach der Erfahrung der letzten Nacht entschließe ich mich, einen Campingplatz anzusteuern. Ich finde den Agricampeggio a Borghetto sul Mincio und da die Wettervorhersage für die Nacht eher mies ist, nutze ich einen Unterstand für die Nacht. Es stellt sich als genau die richtige Entscheidung heraus – es schüttet die ganze Nacht.

Mein Quartier für die zweite Nacht

Am nächsten Morgen scheint doch glatt die Sonne. Ich bin irritiert – die nächste Bar hat noch nicht geöffnet, der existenzielle Cappuccino mit Brioche am Morgen rückt in weite Ferne … also weiterrradeln, das wird schon. Aber ich bin in einer verschlafenen Gegend unterwegs und es dauert etwas bis zum so gewünschten Lebenselixier.

Der erste Cappuccino lässt meine Lebensgeister erwachen und ich komme wieder in meinen Flow, hin und wieder einen Fotostop. Von den über 1200 TeilnehmerInnen gibt es doch tatsächlich hin und wieder Eine(n), der/die mich überholt. Bin ich doch davon ausgegangen, dass da hinter mir nicht mehr viel kommen kann. So bin ich jedenfalls sicher, auf der richtigen Route zu sein.

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich hier schonmal mit dem Rad unterwegs war – gemeinsam mit Eve auf unserer Dolomiten-Tour 2014, die uns bis nach Umbrien zum Lago di Trasimeno geführt hat. Und ein Campingplatz, auf dem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, war auch nur noch 20 km entfernt – also warum nicht die Erinnerung auffrischen. Zumal am Horizont ausgesprochen dunkle Wolken aufziehen. Die Wetter-App sagt Starkregen voraus und ich trete in die Pedale, um es rechtzeitig dahin zu schaffen – vergeblich.

Es erwischt mich voll. Innerhalb kürzester Zeit sind die Schlaglöcher und die Schotterpiste ein einzige Wasserfläche, ich erkenne nichts mehr und versuche irgendwie, nicht in der Horizontalen zu landen. Völlig durchnässt finde ich den Agriturismo Alba (was schwierig genug war) und da klar ist, dass im Freien übernachten keine Option sein wird, frage ich ein Zimmer an – aber alles ausgebucht. Der mich etwas mitleidig anschauende Besitzer hilft mir bei der Suche nach einer Unterkunft in Este, dem nächstgelegenen Ort – und wird fündig … das Hotel Beatrice. Super – da komme ich gerade her, und es schüttet weiterhin. Nützt ja nichts – da muss ich durch – 5 Kilometer patsch-patsch.

Triefend vor Nässe schiebe ich mein total verdrecktes Rad durch die Empfangshalle, treffe an der Rezeption auf einen sehr emphatischen Empfangschef, der mich freundlich empfängt, meinem Rad ein trockenes Plätzchen im Hinterzimmer gibt und mir ein komfortables Einzelzimmer – ich bin begeistert. Das Zimmer inklusive Bad wird als Trockenkammer umfunktioniert, bis kein freies Plätzchen mehr übrig ist.

Eine ruhige Nacht, ein gigantisches Frühstücksbuffet erzeugen ein zufriedenes Grinsen – bis ich nach draußen schaue – es schüttet weiterhin. Ich will aber am Abend wieder am Ziel in Bassano ankommen. Es hilft nix – ich muss raus.

80 Kilometer liegen vor mir – es zieht sich. Mein Po macht sich auch bemerkbar. Ich bin nicht so ganz zufrieden mit mein Vaude-Bip, da muss ’ne Neue her. Aber die Laune wird besser, der Regen lässt nach und sogar der eine oder andere blaue Himmelsabschnitt lugt hervor. Das Ziel vor Augen komme ich wieder in meinen Flow, so sehr, dass ich vergesse, Fotos zu machen. Ich will irgendwie einfach nur ankommen – es gelingt mir. Automatisch steuere ich den Startpunkt an und bin irritiert. Da ist niemand. Ein Blick auf den Streckenplan zeigt mir: Du bist an der falschen Stelle. Es fängt wieder an zu regnen, aber die letzen Kilometer zum richtigen Ziel schaffe ich noch einigermaßen im Trockenen.

Es empfängt mich ausgelassener Trubel, der Eintrag in die Ankunftsliste, ein kostenloses Abendessen und natürlich das obligatorische Zielfoto – ich bin glücklich!!!

Die Entspannung …

Ich radele die zehn Kilometer zurück zu Frieda, werde freudig von den Nachbarn begrüßt, gratuliert, richte mich wieder ein und genieße ein Moretti.

Nicht nur das genieße ich, auch die folgenden entspannten Tage hier bei dolce vita, der cucina italiana, den Besuch auf dem Mercato mit dem obligatorischen Einkauf praktischen Küchenzubehörs, einem köstlichen pollo arrosto, überhaupt bella Italia.

Diese Kombination mit der frühzeitigen Anreise, der Teilnahme an dem Event und den anschließenden entspannten Tagen in Kombination mit dem Camper wird keine einmalige Geschichte bleiben … demnächst mehr in diesem Theater.

Noch einige Impressionen dieser Tage …

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 3

Von Agrimaccari nach Syracus

Autoren: Eve und Rolf

Von dem wunderbaren Agricampeggio wegzufahren fällt uns nicht leicht, aber schließlich steht der nächste Punkt auf Eves Reiseplan an: Syracus. Der Abschied ist mal wieder ausgesprochen herzlich und eine Passata Pomodori gibt’s auch noch.

Die 50 Kilometer nach Syracus gestalten sich entspannt und ein Parkplatz auf der Halbinsel Ortygia mit gekonntem Einparken ist in der Vorsaison auch kein Problem. 

Es ist Sonntag und dementsprechend auch voll von Touristen – meist italienischer Herkunft. Es ist aber auch ein Sahnestädtchen mit einer faszinierenden Baukultur.

Aber erst einmal gelingt es uns auf dem Markt mein schon fast traditionelles Keramikschälchen zu ergattern (sie stapeln sich mittlerweile in meiner Wohnung). Eve wird für sich und ihre Schwester ebenfalls fündig. Jetzt noch ein bisschen handeln – Eve schaut schon etwas pikiert ob meiner Verhandlungsmethode. Aber ich bin schon zu lange in Italien unterwegs.

Die Stadt ist ein Highlight unserer Reise. Die Architektur, die Gassen, die Farben … wir sind wie im Rausch. Lassen uns durch die engen Gassen treiben, am Meer entlang und nehmen die letzte Etappe zum Campingplatz (mal kein Agricampeggio) in Angriff.

Aber auch da ist es schön. Jetzt muss nur noch die Nonna an der Rezeption ihren Schreibblock in Bewegung bringen …

Die Paninoteca ist heute morgen unser erste Station in Syracus. Dort soll es hervorragende Panini geben (laut Reiseleitung und Internet). Vorher packen wir unsere sieben Sachen zusammen, verabschieden uns von Melanie und Jan, die wir auf dem Campingplatz wiedergetroffen haben und fahren in die Altstadt.

Von Syracus nach Randazzo

Wir sind früh genug, um einen Parkplatz zu finden. Einen Tisch in der Caseificio Borderi mitten im Markttrubel gibt‘s auch. Bestellen und dem Markttreiben zuschauen ist eins. Der Fischstand gegenüber lässt uns keine Chance. Wir kaufen Gamberinis für den Abend. Die grandiosen Tropea, Zitronen, Oliven und Obst wandern in unseren Rucksack.

Eine Änderung in der Reisroute ist bei uns nur eine Sache von Sekunden und wir beschließen, uns auf dem direkten Weg in die Nähe des Ätnas zu begeben, Catania nur als Durchreise (gute Entscheidung, denn zum ersten Mal mache ich mir Sorgen um Frieda, so rücksichtslos wird hier gefahren) zu sehen und das Weingut Etna Wine Agriturismo anzusteuern. Es geht wieder in die Berge – Juhu.

Wieder mal sind wir allein und haben alles, was wir lieben. Eine tolle Landschaft, leckeren Wein, eine tolle Infrastruktur und den Blick auf den Ätna – zwei, drei Tage sollen es hier werden. Mal sehen, was Komoot zu den Möglichkeiten hier sagt – ist schon sehr bergig hier … mmmh.

Etna Wine Agriturismo
 

Es ist ein morgendliches Highlight. Die Sonne scheint und treibt uns aus der Koje. Wir werden mit einem fantastischen Blick über die Weinberge auf den Ätna begrüßt. Erstmal ’nen Caffè …

Heute wollen wir zur eindrucksvollen Alcantara-Schlucht, wo durch die heißglühende Lava und dem eiskalten Wasser des Alcantara- Flusses Mauern aus Basaltprismen entstanden sind. Das langsame Abkühlen des Lavastroms bewirkt diese fünf- und sechseckigen Gesteinsformen. Bei unserem Rundgang durch den Botanische Garten können wir immer wieder einen Blick auf die atemberaubenden Strukturen werfen. Die Kühle der Gischt bei den Wasserfällen tut uns bei dieser Hitze gut. Zum Schluss fahren wir mit dem Lift hinunter in die Schlucht, sind jedoch wegen der Menschenmenge, die versucht in die Schlucht hinein oder durch den kalten Fluss zu laufen, so entsetzt, dass wir umkehren. Im Restaurant am Eingang kann ich den Arancinis nicht widerstehen.

Heute wollen wir sowohl der Hitze entgehen als auch dem Ätna so nah wie möglich kommen. Das Refugio Citelli auf rund 1700 m habe ich als Ausgangspunkt gewählt. Rolf kurvt uns über eine gut ausgebaute Straße nach oben. Karge Steinformationen wechseln sich mit kleinen Wäldchen, wilder Macchia und grünen Feldern ab. 

Vom Refugi Citelli müssen wir doch wieder ein Stück zurückfahren, parken am Straßenrand und gehen zum Startpunkt. Trotz Nebensaison und der eigentlich weniger stark besuchten Nordseite tummeln sich hier einige Reisegruppen. Dass ich meine Wanderstöcke im Auto lasse, bereue ich wenig später. Das Laufen auf dem steinigen Ascheboden ist anstrengend. Auf dem Gipfel des nächsten Hügels erhoffe ich mir einen Kraterrand, weil so viele Leute dort oben stehen. Doch leider ist dem nicht so. Gesteinsbrocken und Lavabomben gibt es hier in Hülle und Fülle. Immer wieder haben die Lavaströme Plantagen und auch die Skianlagen, die sich auf der oberen Hälfte des Berges befinden, beschädigt oder vernichtet. Von hier aus können wir bis zur Alcantara-Schlucht mit dem Nebrodi-Gebirge im Hintergrund und auf der südlichen Seite bis zum Meer, blicken.

Im Chalet Clan dei Ragazzi pausieren wir an Tischen im Wald mit Arancini und Pizza. 

Der Ätna ist mit seine rund 3347 m eine mächtige Erscheinung, und gilt als höchster und aktivster Vulkan Europas. Weil er ständig aktiv, zählt er zu den ungefährlichen Vulkanen.  An seine Hängen reihen sich unzählige Weinreben, Restaurants und Ortschaften, die eher verfallen und ausgestorben wirken. Die Jungen ziehen weg, wenn sie keine passende Arbeit finden. Wer möchte heute noch in Weinanbaugebieten arbeiten? 

Gegen 17 Uhr brechen wir nach Bronte auf. Die kurvige Strada Provinciale Etna Settentrionale führt von Linguaglossa durch beeindruckende Landschaften, immer wieder vorbei an mächtigen, erkalteten Lavaströmen, die sich ihren Weg ins Tal gesucht haben. Da die Straße stellenweise nicht im besten Zustand ist, müssen wir langsam fahren. Der Besuch in Bronte lohnt schon allein wegen der vielen Feinkostläden mit regionalen Produkten rund um die Pistazie. Im Il Pistacchio schlägt das kulinarische Herz höher und wir probieren uns durch  Spezialitäten wie einem cremigem Brotaufstrich, Pesto und Kekse. Ich reiße mich zusammen und kaufe 6 Gläser Pistazienpesto und weitere Mitbringsel. Rolf staunt nicht schlecht und lässt sich mitreißen. 

Als wir anschließend in Randazzo in ein Restaurant mit gutem Ruf Essen gehen wollen, passiert das Missgeschick. Beim Durchfahren einer – zu engen – Gasse, steige ich aus und winke Rolf durch. Da passiert es auch schon. Die Vorderräder rollen durch, doch die Türschwelle bleibt an einem Eckstein hängen und kratzt die Folierung auf. Vor oder zurück … beides wird den Schaden nicht mehr verhindern können. Völlig verzweifelt, schockiert muss ich zusehen, wie der Stein unsere Frieda zerkratzt. Mir bleibt die Luft weg, ich ahne Rolfs Wutausbruch. Er parkt, steigt aus und ist ebenso verzweifelt. Der Schock sitzt tief. Er nimmt mich in den Arm. Das beruhigt mich etwas. Ja, ich hätte das sehen müssen, wenn … konnte ich jedoch nicht, weil ich ja frontal stand. Wie fürchterlich! Tränen füllen meine Augen. Auf einer Bank sitzend wissen wir erst einmal nicht mehr weiter. Die Sorge um den Verkauf ist groß, schließlich soll im August unser „Max“ fertig sein. Unser Hirn ist im Schockmodus noch zu blockiert, um rational denken zu können. Kein Restaurant mehr, keine Stimmung. 

 Von Etna Wine Agriturismo nach Agricampeggio Alessandra

Unsere Stimmung ist von dem gestrigen Ereignis noch sehr gedrückt. Mich belasten die Schuldgefühle und Rolf schlägt sogar vor, nach Hause zu fahren. Doch dank Rolfs Zuwendung und Umarmung fühlen wir uns wieder sehr verbunden und überlegen mögliche Handlungsschritte. Wir schaffen es und die Reise geht weiter! Rolf fotografiert die beschädigte Stelle und los geht`s. 

In Randazzo bekommen wir sogar bei Lidl den salzigen Ricotta! Die Strecke durch das Nebrodi-Gebirge hat es wirklich in sich und ist sehr herausfordernd. Der ersten Teil führt über breitere Straßen mit einer alpenähnlichen Landschaft. Kühe und sanfte Wiesen, Brioche für Rolf mit schlechtem Capucchino in einer kleiner Bar. Nach der nächsten Linkskurve wurde die Straße mehr oder weniger einspurig, gepaart mit dem rasanten Fahrstil der Italiener heißt das für Rolf stetige Konzentration.  Es ist sehr heiß, als wir auf dem Agricampeggio Alessandra einen schattenlosen Platz beziehen. Erschöpft versuchen wir es nach dem Tomatensalat mit einem Bier an der Beachbar. Uns ist es einfach zu heiß heute! 

Am Abend kocht Rolf wieder köstliche Pasta.

Mein Vorschlag, in Dunkeln eine Runde spazieren zu gehen, kommt nicht gut an. Wir landen nach einem eher merkwürdigen Strandabschnitt mit freistehenden Campern auf einem breit ausgebauten Radweg … zum Radfahren bestimmt klasse, zum Laufen im Dunkeln langweilig. 

Mit offenem Dach zu schlafen ist so gut!

Agricampeggio Alessandra

Die Sonne am frühen Morgen ist so stark, dass wir schon ins Schwitzen geraten und aufstehen. Der Wind, der durch das offene Dach ging, hat uns die Nacht schon wesentlich angenehmer gemacht. Wie wunderbar, dieser Blick in den Sternenhimmel. 

Auf dem Rückweg fragen wir bei dem Fischrestaurant nach einem Platz für den morgigen Abend. Leider ausgebucht – übermorgen auch. Das hätten wir nun wirklich nicht gedacht! Frustriert suchen wir weiter- doch nichts. Rolfs schlägt vor, heute Nachmittag bei uns Fisch zu kaufen und diesen zu grillen. Den Nachmittag verbringen wir am Strand mit Liegen und Schirm. Das Meer ist so erfrischend wie das Bier an der Bar. 

Schade ist, dass Rolf beim Einkaufen keinen Fisch finden kann und wir stattdessen Hühnchen grillen – glücklicherweise mit einer Unterlage auf den Stauboxen, denn die wären sonst voller Fett gewesen. 

Nach dem Frühstück radeln wir in die andere Richtung nach St. Agatha … Der ca. 4km lange blaue Radweg führt am Strand entlang. Er scheint noch relativ neu und ausbaufähig zu sein. Eine lange breite Strandpromenade an einem weniger schönen Strand lässt uns nach ca. 10 km wieder umkehren. In dem Supermarkt bei uns im Ort kaufen wir noch ein, bevor ich an den Strand gehe. Als ich mit Mama telefoniere,  kommt Rolf auch noch zum Strand. Bierchen, lesen, Hörbuch, Abkühlen … einfach und gut! Auberginen-Pasta am Abend vom Chefkoch sind köstlich!

Von Agricampeggio Alessandra nach Campeggio Costa Ponente

Nach dem Frühstück packen wir, ich bezahle bei den eher unmotivierten Frauen (3x 19 Euro). Die Ersparnis mit der ACSI-Card beträgt hier 6 Euro pro Nacht. Den Strom haben sie aus Dummheit nicht berechnet. 

Auf der Strecke an der Küste reiht sich Tunnel an Tunnel. Bin ich froh, dass Rolf fährt.  Der Automat an der Mautstation sieht eigentlich deformiert aus, doch tatsächlich kommt irgendwo ein Ticket heraus. Das türkisfarbene Meer leuchtet immer wieder kurz auf. Endlich ist die Ausfahrt in Sicht und der Campingplatz Costa Ponente nicht mehr weit. Ich melde uns bei der sehr freundlichen  Mitarbeiterin an und wir können uns ein Plätzchen aussuchen. Wie so oft suchen wir die passende Himmelsrichtung für optimalen Schatten. Unser indisches Tuch kommt weiterhin gut zum Einsatz, denn Rolf hat doch glatt die Kederleiste für die Sonnensegel vergessen. 

Am Nachmittag bringe ich die Wäsche zur Waschmaschine und gehe den Weg am Meer entlang spazieren. Am großen Pool ist auch der Blick aufs Meer recht schön. Heute ist es im Vergleich zu gestern (Sonntag ist Familientag „Grand Casino“) recht ruhig geworden. Die vielen Familien mit ihren Kindern sind fast alle weg. Die zahlreichen Duschen und Toiletten haben wir fast für uns alleine.

Am Abend radeln wir – es ist immer noch sehr heiß – nach Cefalù ins Restaurant. Ich schwitze. Diesmal waren wir schlauer. Rolf hat reserviert. Im Triscele Restaurant lassen wir es uns richtig gut gehen.

Ein wunderbares Abendessen im Triscele

Das Menu …

  • Crudo di Tonno su Tonno,salsa bottarga,zenzero,perla di yuzu
  • Melanzana total white,finta neve al tartufo,fonduta di caciocavallo,ribes e mais soffiato
  • Finger di Pesce Spada con caponatina di mele e il suo aceto
  • Frittura di Calamari con dressing di soia,miele e aceto
  • Insalata di arance, finocchi, olive e cipollotto
  • Abbiamo fatto la Cassata

dazu einen köstlichen Etna Bianco DOC ( Tenuta Ferrata)

Cefalù 

Da es heute wieder sehr heiß ist, bleiben wir auf dem Campingplatz, der wirklich 5 Sterne verdient hat. Mittlerweile sind es nur noch wenige Camper. Ein deutsches Pärchen mit einem Caddy, noch ein paar VW-Bullis, keine Weißware in unserem Gang. Hier könnten wir es auch länger aushalten. Mittags kocht Rolf für mich die Pasta und isst selbst nichts! Großartig! Zu dem Strand links von uns gehe ich die Treppe hinunter. Doch hier weht noch weniger Wind, der heiße Sand tut an den Füßen weh, das Seegras im Wasser und auf dem Sand – das reicht mir, um den Rückweg anzutreten. Ich schreibe noch etwas Tagebuch.  Am Pool lesen wir, gehen abwechselnd Schwimmen, kühlen uns mit Eis und Bierchen ab. Eine weitere Kölner Familie reist an. Unsere Empfehlung, den kühleren Platz auszuwählen, nehmen sie gerne an. Er kommt sogar aus Schlebusch und ist Leverkusen-Fan – mmh.

Nach einer kühleren Nacht fahren wir nach dem Frühstück nach Cefalù. Leider hat die empfohlene Bar geschlossen. Auf der Suche nach einer Bar landen wir leider in der einer so schlechten Bar, dass ich nur den zu heißen Capucchino und das Wasser bezahle, um zu gehen. In der „Golden Bar“ gibts leckere Paninis. Beim anschließenden Bummel finde ich nichts Passendes und treffe Rolf im Feinkostladen – wo auch sonst! Essig, Sardellen, Wein und Marmelade landen in meinem Rucksack. Noch ein paar Fotos einfangen in dieser schönen Stadt, dann gehts zurück, denn den letzten Nachmittag möchten wir am Pool verbringen. Nach dem Abendessen – Pesto mit Auberginen – gesellen wir uns zu den Kölnern und genießen den Austausch und verbringen einen schönen gemeinsamen Abend.

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 2

Cantina Baronia della Pietra

Das kleine Weingut ist ein Traum. Zufällig kommt heute ein Pärchen aus Berlin, das sich über AirBnB zur Weinprobe mit kulinarischem Begleitprogramm angemeldet hat. Während wir in den Obstgärten und Weinbergen Salvatores Erklärungen zu Mispeln, Aprikosen, Mini-Birnen, Lorbeer, Weintrauben und uns unbekannten Früchten lauschen und probieren …

bereiten Salvatores Freunde, Matteo (hat Jahrzehnte ein Restaurant in Saarbrücken betrieben) und Gianni eine köstliche Antipasti-Palette für alle vor.

Sie zaubern feine Köstlichkeiten wie Bruschetta mit Tomaten-Paté oder Ricotta-Orangen, Arancini, Auberginen, Ricotta mit Honig und Pistazien, Melone und Käse. Dazu gibt es Weiß- und Rotwein, Geschichten werden erzählt, unzählige Fotos geschossen und das „dolce vita“ mit Leben gefüllt. Wie aus dem Bilderbuch!

Den geselligen Abend verbringen wir unerwartet mit zwei Mädels aus Freiburg mit rotem Bulli, die von Salvatore genauso herzlich empfangen werden, wie ein weiteres Paar mit Camper. Wir können es kaum glauben, was wir hier erleben dürfen, fühlen uns wie langjährige Freunde und sind überwältigt von der Gastfreundschaft. Was für ein unvergesslicher Tag auf dieser Reise!

Der Wein fließt munter weiter bis wir ins Bulli-Bett fallen.

Am nächsten Morgen kaufen wir noch – leider nur zwei – Flaschen des zu guten „Grillo“. Das werden wir noch bereuen. Mea Culpa!

Dass wir auch noch kostenlos übernachten durften, haut uns einfach vom Hocker. Der Abschied fällt schwer.

Mille grazie, Salvatore e Giuseppe! Torniamo ancora una volta …

Rolf überlegt, ob er zur Olivenernte schon zurückkehrt.

Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ – Punta Secca

Die Straße in Richtung Südosten wird auf andere Art abenteuerlich. Neben den tiefen Schlaglöchern tauchen mit Unkraut bewachsene Dellen auf, als ob ein massiver Regen die Straße zum Abrutschen gebracht hätte. Es wird enger und wilder bis schließlich nichts mehr geht. Die Schilder sollten wir besser lesen. Rolf meistert alle Extreme, meine Hände werden wieder feucht.

Weiter fahren wir bis zur Azienda Agrituristica Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ bei Punta Secca. Der Campingplatz wirkt etwas heruntergekommen, der Duschkopf fällt auch runter, dafür kommt endlich genügend Wasser an.

Doch dafür kommen hier fliegende Händler mit Brot, Obst, Gemüse und Fisch vorbei. Tomaten und weiße Zwiebeln, Zitrone und Pfirsiche und eine Aubergine, alle zusammen landen auf der Waage … 4 Euro! Unglaublich für so viel!

Die beiden Mädels, Sabrina und Kathrin, tauchen auch noch auf und wir verbringen einen lustigen Abend mit köstlichem Wein. Weil Sabrina Kathrins Vorderrad mit dem Bulli etwas demoliert hat, können die Beiden nicht mehr zusammen fahren. Spontan bieten wir Ihnen mein Rad an, da wir uns heute Ragusa Ibla anschauen möchten. Die Freude ist groß!

Bullis unter sich

In Ragusa Ibla, der Altstadt, schlendern wir durch enge Gassen in kleine Keramikläden, vorbei an Designer-Mode-Shops, Restaurants und Trattorien, Eiscafés und Geschäfte, in denen die ortstypischen Produkte zum Verkauf stehen. Auf dem prachtvollen Domplatz bewundern wir die üppige Barockpracht, spätbarocken Paläste mit den stark verzierten Balkonen. Auch den Drehort des Sizilienkrimis Commissario Montalbano kann man sich hier genauer anschauen.

Von Punta Secca nach San Lorenzo

Heute fahre ich mal die rumpeligen, engen Straßen nach Scicli, die entspannteste der barocken Städte im Val de Noto und auch seit 2002 zur UNESCO Welterbe Stadt ernannt. Scicli zieht uns sofort in den Bann. Auch hier begegnen uns wieder berühmte Drehorte der Fernsehserie Kommissar Montalbano. Unsere staunenden Augen wandern von rechts nach links. Zwischen all diesen Palästen, barocken Kirchen und alten Gassen blüht der Oleander und die lebendige Atmosphäre der historischen Stadt fängt uns ein. Ein etwas zu trockenes Focaccia mit einem guten Cappuccino und unfreundlichen Kellnerinnen können unserer guten Stimmung nichts anhaben.

Am Nachmittag erreichen wir Agrimaccari, ein traumhaft schönes Agricampeggio mit geschmackvoll gestalteten Poolbereich und Duschen. Einfach herrlich! Erst einmal zur Abkühlung in den Pool. Mit der Chefin, Panuccia, vereinbaren wir den Kochkurs für morgen. Unseren Nachbarn, Jan und Melanie, die gerade ins Sabbatical gestartet sind, lassen sich von uns mitreißen. Als die Hitze nachlässt, radeln wir die 7 km über Pachino nach Marzamemi. Was für ein traumhaftes altes Fischerdorf. Am Hafen mit den bunten Booten vorbei an traumhaft gelegenen Restaurants am Meer. Überall gibt es in den ehemaligen Lagerräumen Feinkostläden mit allerlei Produkten aus Thunfisch. Niedrige Häuser aus Sandstein wirken vor der untergehenden Sonne und dem Blau den Ionischen Meeres zauberhaft und romantisch. Auf der Piazza Magherita beobachten wir bei warmen Sonnenlicht und einem „Messina“ das Treiben der High Society.

Kochkurs mit Panucchia „Sizilianische Küche“

Auf unseren Reisen haben wir immer wieder gerne Kochkurse wie in Vietnam und in Indien besucht. Einige überteuerte Angebote reizen uns hier nicht. Doch ich finde schließlich genau das, was wir suchen, ein Agricampeggio mit Kochkurs für nur 35 Euro pro Person.

In Panucchias Küche stehen wir Vier und wissen noch gar nicht so genau, wie und was nun passiert. Und schon beginnt Panucchia auch schon mit der Caponata. Ich versuche ihren italienischen Erläuterungen zu folgen, frage zwischendurch bei Rolf nach. Sie lässt uns die hauseigenen Köstlichkeiten probieren: Oliven, Feigen, Kapern, Likör.

Zuerst knetet sie den Teig für die Cannoli, indem sie ähnlich wie Mürbeteig Eier, Zucker, Marsala und Fett nach und nach zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet und kalt stellt.

Als nächstes quetscht sie die Oliven und beginnt die Aubergine zu schälen, schneidet sie in Stücke. Wie könnten wir bloß mitmachen, frage ich mich. Wenn wir auch Messer und Brett hätten, könnten wir doch alle Auberginen, Zwiebeln, Basilikum und Staudensellerie schneiden. Gedacht-getan … ich hole schnell die Messer und Bretter, so dass wir Vier fortan alles mitschnibbeln. Abwechselnd wenden wir die Auberginen in ihrem Öl, rühren in einer zweiten Pfanne die anderen Zutaten. Ihr selbst gemachtes Tomatenmark ist der Hit! Reichlich Zucker, Essig und Basilikum fügt sie auch noch hinzu.

Während die Caponata auskühlen kann, bereiten wir die Teigplatten für die Cannoli vor. Panucchina stellt eine Dose mit Bambusstangen hin. Wir rätseln noch, was es wohl damit auf sich hat. Die ausgerädelten Quadrate bepinseln wir mit Ei und rollen sie locker um die Bambusstange herum, legen die beiden Ecken übereinander. Ob die Bambusstangen mit in das heiße Fett kommen, fragen wir uns. Und tatsächlich, die Teigrollen kommen portioniert ins Öl und werden schwimmend ausgebacken. Allzu braun sollten sie nicht werden. Die Bambusstangen entfernen wir und die Teigrollen können erkalten.

Nun ist auch die Caponata soweit, dass wir sie essen können. Doch werden wir wohl gemeinsam essen? Soll ich schon mal einen Tisch decken? Nur welchen und wo? Prompt kommt Puccinas Lösung: Die Caponata könne wir schon mal zu unserem Platz mitnehmen und essen. In einer Stunde würden wir die Füllung aus Ricotta, Zimt und Zucker herstellen und in die Teigrollen füllen. Okay, bei Jan und Melanie decken wir den Tisch, holen unsere Helinox und freuen uns über unsere erste selbstgemachte Caponate mit Brot und Wein.

Mit einer Spritztülle füllt Panucchina die Teigrollen und wir sind im Cannoli-Himmel.

Graveltour Agrimaccari 

Dem Schattenplatz immer hinterher, damit wir unsere morgendlichen Kaffee-Phase genießen können. Für heute habe ich mit Komoot eine ca. 44km langen Rundkurs mit 240 hm geplant. Nach dem Frühstück bereiten wir uns vor, verabschieden uns von Melanie und Jan und los geht es. Die Sonne brennt schon ordentlich. Ein kleines Stück über die Straße, dann rechts ins Offroad-Abenteuer.

Während Rolf mit seinem Mountainbike leicht und flüssig fährt, kämpfe ich mich durch das Geröll. Dann schiebe ich. Doch bald wird es besser. Treibhäuser, Plastikplanen säumen die schmalen Straßen mit wenig Verkehr, bergauf, bergab geht in Richtung Meer. Eine Pause wäre langsam ganz schön, denke ich. Doch hier ist aber auch gar nichts. Der kühle Wind nimmt an Stärke zu, das Meer kommt immer näher. Die Wellen brechen tosend ans steinige Ufer. Foto-Stopp mit Rad … wie immer. Müll, Gefriertruhen, Fernseher usw. liegen hier auch. Das stört hier wohl niemanden. Haben sich die Sizilianer so sehr daran gewöhnt, dass sie es nicht mehr wahrnehmen?

Plötzlich schlägt Rolf vor, rechts zum Meer hin abzubiegen. Er hat den richtigen Riecher … Ob da wirklich eine Bar kommt? Und tatsächlich, sogar eine sehr geschmackvoll gestaltete Bar, wo wir uns mit einem Panini stärken. Es geht weiter am Meer entlang, die Sonne brennt immer noch stark. Das letzte Stück bis Marzamemi zieht sich dann doch über die Hauptstraße. Endlich in Marzamemi, wo wir uns das wohl verdiente Eis gönnen.

Teil 3 in Kürze …