Archiv des Autors: Eve und Rolf

Griechenland  – eine Liebeserklärung

Camping Elena’s Beach, Plataria

Das hätten wir nun wirklich nicht gedacht! Natürlich waren wir beide – da noch kein Liebespaar – früher in den 80er Jahren mehrfach in Griechenland. Zusammen dann 2007 und 2008 auf Korfu mit Frosch-Reisen. Und nun 17 Jahre später fahren wir wieder total drauf ab.

Spät gegen 23 Uhr kommen wir von der Fähre und erreichen nach 10 km den vorab reservierten Camping Elena’s Beach. Erfreulicherweise ist das Tor noch geöffnet und der Nachtwächter weist uns einen Platz weiter oben zu. 

Als Rolf am Morgen einen freien Stellplatz direkt am Meer entdeckt, kommen wir auf eine Idee. Ob der wirklich nicht reserviert wurde? „Mindestens 3 Nächte“, sagt der Chef, „dann könnt ihr ihn haben“. Kurz überlegen wir, dann ist alles klar. Ein perfekter Ort – direkt am Strand, ruhig, mit freiem Blick aufs Meer, Bäume für die Hängematte und einer Trattoria mit köstlicher Hausmannskost – was will man mehr? Dieser naturbelassener, familiengeführter Platz ist der perfekte Ort für uns. Das erfrischende Meer lockt mich bei diesen 28 Grad noch nicht. Wenn Rolf schon von „kalt“ spricht! Meine Moussaka und Rolfs Hühnchen mit Fritten sind ein guter Einstieg in die griechische Küche.

Am Meer

Nach unserem Frühstück möchte ich auf den gegenüberliegenden Berg fahren. Bis zur Hauptstraße schiebe ich hoch und durchkreuze das Hafenstädtchen Plataria. Hier beginnt der Anstieg. Anfangs fahre ich so zwischen 6 und 7 km/h, später zwischen 5 und 6 km/h. Mein Puls erreicht Maximalwerte von 152. Im Schatten pausiere ich, um ihn wieder zu reduzieren. Die Sonne brennt auf den Helm und auf die Beine. Nach 240 Höhenmetern und 1,5 Stunden sehe ich ein Steinhäuschen mit parkenden Autos davor. Endlich! Mit hochrotem Kopf schwitze ich die letzten Meter. Da wird wohl eine Bar samt Magic View sein. Eine Gruppe steht vor dem Häuschen, sehr chic gekleidet. Nein, eine kleine Kapelle und unter dem Vordach wird gerade ein Baby getauft.

Eine Bank im Schatten mitsamt Kaugummi drauf wird mein Platz. Diesen entdecke ich später auf meiner Radhose. Mit Rolf verabrede ich mich um 13:30 Uhr in Plataria. Nach 15 Minuten fallen wir uns in die Arme.  In der Taverne Thalatta mit Meerblick und frischer Brise essen wir griechische Köstlichkeiten: Gegrillte Dorade und  Souvlaki mit den leckersten Fritten. Was für ein entspanntes Hafenörtchen.

Griechenland, du bist so faszinierend. Der Rückweg geht nur aufwärts, jedenfalls bis zur Abzweigung zum Campingplatz. Sehr aufgeheizt lockt uns das kühle Meer. Viel zügiger als gestern bin ich drin und genieße das Schwimmen sehr.

Nach vier Nächten bedanke ich mich herzlich beim Chef, bevor wir nach Lefkada aufbrechen. Aufgrund der schönen Strände mit weißen Kalkklippen wird Lefkada auch die „weiße Perle Griechenlands“ genannt. 

Lefkada

Hinter dem Hauptort Lefkada schlägt Google uns zwei Routen zur Avra Taverne vor. Obwohl ich die weniger Kurvenreiche wähle, folgen unzählige Serpentinen durch das bergige und üppig grüne Landesinnere. Rolfs Anspannung wächst mit jedem Höhenmeter. Auch das traditionelle Bergdorf Englouvi, auf dessen rustikalen Hauptplatz jede Menge Einheimische das Zusammensein genießen, versprüht Charme. Doch in die engen Gassen, in denen jeder nach Lust und Laune parkt, findet Rolf kaum noch Platz. Er flucht … Es ist heiß, über 33 Grad, doch der Schweiß in meine Händen ist Angstschweiß. Das muss doch bald ein Ende haben. Wann kommt denn endlich eine richtige, breite Straße. Doch sie kommt nicht.

Die Kurven werden so eng, dass wir gar nicht mehr herumkommen. Und plötzlich wird es noch steiler und enger. Irgendwann passt unser Max nicht mehr hindurch. Oh shit! Rolf setzt fluchend zurück. Es geht um Zentimeter. Wir wenden und fahren fast die gesamte Kurverei zurück.

Die Stimmung sinkt in den Keller. Hungrig und geschafft erreichen wir am Nachmittag die Taverne. Hühnchen-Souvlaki für mich und Lamm-Koteletts für Rolf. Die Pommes sind wieder so köstlich. Der Chef ist der reinste Clown, hat immer eine Witz drauf, verkohlt die Gäste und tanzt Sirtaki. Die Stimmung steigt …

Einem Tipp unseres Tischnachbarn folgend fahren wir gestärkt in Richtung Porto Katsiki. Unterwegs gibt es viele Verkaufsstände, wo regionale Produkte aus Lefkada wie Honig, Olivenöl und Kräuter angeboten werden.

Dort, wo die Straße zum Strand von Porto Katsiki führt, stellen wir  uns gegenüber der  Taverne Oasis an den  Klippenrand mit atemberaubenden Blick auf die Küste und das Meer bis zum Horizont. Unter uns der Egremni Beach, wo feiner weißer Kiesstrand auf türkisblaues Meer trifft, nur über den Seeweg oder zu Fuß inklusive der 400 Stufen erreichbar. Den Sonnenuntergang wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Morjen

Da wir uns den mehrfach zum schönsten Strand gekürten Porto Katsiki doch noch anschauen wollen, fahren wir die steile kurvenreiche Straße hinunter. Die 12 Euro für den Parkplatz müssen dann auch noch sein. Übernachten könnte man hier auch. Was für ein Bild,  als wir die Treppe hinunter steigen: Weißer Sand und strahlend türkisblaues Wasser, eingerahmt von dieser Steilklippe. Überaus fotogen würde ich sagen. Den gleichen Gedanken haben wohl auch zwei Insta-Girls, die unästhetisch posend die Treppe versperren.

Abseits davon finden wir jede Menge fantastischer Motive, sowohl zur rechten wie auch zur linken Seite der Bucht. Glücklicherweise ist es noch zu früh für Touristenscharen. Da uns der Kaffee hier mit 5 Euro zu teuer scheint, fahren wir weiter an der Westküste Lefkadas entlang nach Vasiliki, ein kleiner Hafenort.

Im „Olive Garden“ möchte Rolf was wohl kaufen? Doch zuerst laufen wir zu dem kleinen Hafenbecken, von wo auch die Fähren zu den Nachbarinseln wie Meganisi, Kefalonia  & Co ablegen. Die Hafenmole mit den kleinen Restaurants und Tavernen ist ein klassisch schönes Fotomotiv. Für unseren „Cold Cappuccino“ habe ich das Livanakis Cafe ausgesucht. Ein Volltreffer! Und wieder werden wir mit „How are you?“ überaus freundlich begrüßt. Wie köstlich ist dieser „Cold Cappuccino“ denn bitte? Die Blautöne des Meeres sind auch in den Souvenirs wiederzufinden, auf Keramikschalen, Ringen, Kettenanhängern, Postkarten, Käppis und Hüten, Blusen und Badehosen. In dem Olivenshop werden wir wie ein Familienmitglied empfangen. Ich bekomme ein Stück Honig in der Wabe und Rolf Olivenöl zum Probieren. Die Chefin erklärt uns mit so viel Begeisterung ihre Produkte, dass wir uns selbstverständlich mit gefüllten Taschen verabschieden. Mit guten Wünschen und Kostproben verlassen wir diesen wundervollen Ort.

Über Nydri geht’s weiter nach Lefkada-Stadt und nach Igoumenitsa. Langsam nähern wir uns der Grenze. Etwas aufgeregt sind wir schon, als wir die „Qafë Botë – Albanian Border Station“ erreichen. Noch auf der griechischen Seite gehe ich mit allen Dokumenten zum Schalter, wo unsere Pässe eingescannt werden und beim albanischen Schalter werden wir nur noch durch gewunken. Fertig und so einfach! Wir sind tatsächlich in Albanien. Unterwegs frage ich bei dem Ksamil Caravan Camping, ob wir eine Platz bekommen können. „Alles okay! Langsam – langsam“, sagt der Chef.

Unser Fazit

Griechenland hat uns mit seinen herzlichen Menschen, dem guten Essen, den traditionellen Dörfer und Tavernen und dem türkisblauen Meer wieder voll in seinen Bann gezogen. Das bergige und üppig grüne Lefkada bezaubert mit seine beeindruckenden Stränden, die umrahmt von weißen Kreidefelsen das Meer in Blautönen schimmern lassen, die einen magisch anziehen. Dafür nimmt man doch ab und zu die engen und steilen Zufahrten in Kauf.

Roadtrip Italien – Griechenland – Balkan

Teil 1: Toskana und Apulien

Toskanische Lebensgefühl auf der Fattoria la Vialla

Nach 625 km und einer 5 Grad kühlen Nacht in Heiterwang auf dem Rastplatz fahren wir über den Fernpass. Jedes Mal, wenn wir die Grenze nach Italien passieren, geht unser Herz auf. Sind die Unterschiede insbesondere beim Caffè doch enorm. An der ersten Tankstelle genießen wir köstliche Panini und Cappuccino.

 Die Fattoria La Vialla ist unser heutiges Ziel. Da ich vorab nicht reservieren wollte, rufe ich mal kurz vorher an. Oh, leider kein Plätzchen mehr frei. Netterweise nennt die Frau mir die Alternative „Agricampeggio Borgo Agna“. Und tatsächlich, eine Zusage. Nach einer Linkskurve erscheint ein Olivenhain mit ein paar Vans und Zelten. Der dazugehörige Typ zeigt uns ein etwas erhöhtes Plätzchen mit fantastischem Ausblick auf die umliegenden Berge. Der laue Abend mit Rosé und guter Stimmung ist einfach ein fantastischer Start in diese Reise. Für mich Happy to go! Dass ich den Kühlschrank mit Unmengen von Joghurt aufgefüllt habe, wird zum Running Gag.

Agricampeggio Borgo Agna

Gegen Mittag radeln wir die 10 km nach Castiglion Fibocchi zur Fattoria la Vialla. Wir kennen sie natürlich. Zum einen von den wunderbaren Prospekten, die regelmäßig ins Haus flattern und einen minimalen Eindruck davon verschaffen, wie wunderbar es dort wirklich ist und vor allem von unserer Radreise vor ca. 10 Jahren. Und vor allem dank der leckeren Produkte, die wir uns des öfteren dort bestellen. Rolf bestellt dort seit zwanzig Jahren dort sein Olivenöl. Dass ich nicht ganz so perfekt navigiere, sei nur am Rande erwähnt.

Selbst die schönsten Bilder können die Atmosphäre  hier nicht vermitteln. Die Piazza  ist bereits gut gefüllt, als wir sie betreten. Den Weinkeller in der Scheune lassen wir uns nicht entgehen und probieren einen sehr köstlichen Mussantino.  Natürlich möchten wir hier auch etwas essen. Nur eine freien Tisch gilt es noch zu erobern. Eine Merenda für uns Beide beinhaltet eine Platte mit verschiedenen Pecorino-Sorten, Salami, unterschiedliche Dips, frisch gebackenes Brot, einen gemischten Salat und Caffè.

La Vialla ist für seine biodynamische Herstellung der Produkte bekannt, aber kaum einer kann sich die tatsächliche Produktion vorstellen. Im Hofladen und dem anliegenden Weinkeller können die frischen Produkte wie der tagesfrische Ricotta, frisch geerntetes Gemüse der Saison und natürlich Pasta, Saucen und Weine eingekauft werden. Gleich im ersten Raum findet man einen alten Mahlstein, mit dem noch fast täglich das Mehl frisch gemahlen wird. Genau mit diesem Mehl werden dann die frischen Kekse wie die Viallini, Stracci, Cantuccini, Brot und Kuchen in alten Holzöfen gebacken. Die frischen Kekse werden einen Tag später in der Scheune verpackt und selbst die rote Schleife wird hier noch von Hand gebunden. Ein Stück weiter werden die Saucen eingekocht. 

Abruzzen – Reise ins wilde Herz Italiens

Gepackt haben wir recht zügig in einer Stunde. Die Sonne gibt alles und heizt unterwegs laut Anzeige auf 30 Grad.  Während Rolf die fantastische Landschaft der Abruzzen bestaunt, suche ich nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Am liebsten auf einem Agricampeggio, möglichst alleine auf einer  Wiese oder im Olivenhain, mit lokalen Produkten und freundlichen Gastgebern – also fast wie freistehen. Gegen den Kauf der lokalen Produkte kann man häufig kostenlos übernachten. Folglich suche ich auf Google Maps, Park4night, Schau aufs Land, Nomady usw., markiere, durchforste Bewertungen und Websites, berechne Entfernungen und Fahrtzeiten.

Im Unterschied zur Toscana erreichen hier die höchsten Berge fast die 3.000-Meter-Grenze. Die charakteristischen Hügellandschaften mit ihren Weinbergen und Olivenhainen, Naturschutzgebieten und Bergdörfern, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen, wirken rau und karg. Sogar Braunbären gibt es hier noch.

In der Provinz Chieti finde ich einen Olivenöl- und Weinbauern, hoch oben auf dem Berg. „Wo führst du uns denn schon wieder hin“, lautet Rolfs Frage, als er unseren Max die engen und steilen Kurven der einspurigen Straße hochfährt. Gespannt bin ich ja auch, als wir in die Einfahrt zum Agricampeggio Buzzarone abbiegen. Und schon kommt Ricardos Mutter, die kaum Englisch kann, auf uns zu. Sie ruft ihren Sohn, Riccardo, herbei, der uns kurz darauf einen köstlichen Frizzante anbietet. Genauso lieben wir es. Lokale Produkte gegen Übernachtung. Auf der Apfelplantage finden wir ein schattiges Plätzchen mit Blick auf die schneebedeckten Berge der Abruzzen.

Agricampeggio Buzzarone

Apulien – Olivenöl, Wein und süditalienisches Lebensgefühl 

Olivenbäume prägen neben den Weinstöcken seit Jahrhunderten das Landschaftsbild in Apulien. Der Absatz des italienischen Stiefels – beginnt ungefähr auf der Höhe des Nationalparks Gargano- der Sporn Italiens und ist gemeinsam mit Sizilien und Venetien die mengenmäßig größte Weinbauregion Italiens.

Trulli-Stadt Alberobello

Als wir den zentralen Parkplatz erreichen, sind die 360 km auch genug. Mit 10 Euro sind wir dabei. Die Altstadt gehört seit 1996 auch zum UNESCO Weltkulturerbe, denn hinter diesen kleinen Häuschen mit einem Dach wie ein Zuckerhut steckt hohe Baukunst. Die Altstadt ist nicht zu verfehlen. Einfach den Menschenmassen hinterher. Aufgebrezelte Frauen mit großen Hüten (Trullas bei den Trullis … Rolfs Kalauer), Familien mit viel zu großen Kindern im Buggy, verliebte Pärchen usw. schlängeln sich durch kitschige Souvenir-Trullis  und füllen die Restaurants auf der großen Piazza.

Bekannt ist das kleine Städtchen Alberobello  für seine Trullis. Die kleinen weißen Häuschen mit den grauen Dachschindeln sind das Wahrzeichen Apuliens, aber nirgendwo sind sie so konzentriert wie in Alberobello. So war für uns von Anfang klar, dass Alberobello auf unserer Route nicht fehlen darf. Was Alberobello vor allem ist: touristisch, aber auch sehr fotogen. Mit seiner einzigartigen Kulisse, den kleine Gassen und Plätzen bietet sie genügend Vorlagen für hübsche Fotomotive. Hat man es einmal selbst gesehen, wundert es nicht, dass so viele andere das hübsche Städtchen auch sehen wollen! Es ist alles andere als leicht, ein Foto ohne Touristen zu erwischen.

Monopoli – Ziehe vor auf die Schlossallee

Unterwegs versuche ich unentwegt, ein Slow-Food-Restaurant in Monopoli zu reservieren. Grundlage ist immer der Osterie d’Italia, der fester Bestandteil unserer Italienreisen ist. Mehrere Mails, Telefonnummern und Websites bis wir endlich für den heutigen Abend eine Zusage im  „Il  Guazzetto“ für 20 Uhr bekommen.

Ein Parkplatz am Meer kurz vor der Stadt sollte für heute Abend genügen. Dass der Jahrmarkt direkt neben dran ist, übersehen wir und bereitet uns in der Nacht ein unvergessliches Erlebnis aus dem Balzverhalten der italienischen Jugend, deren Musikvorlieben, einschließlich lautstarkem Beziehungsgesprächen, in die sogar unser Max involviert wird – ach Italien … ti amo.

Auf’m Jahrmarkt

Die Gassen sind alt und eng, keine zwei Meter breit, die Wäsche hängt von den Balkonen, die Geländer sind rostig, die Türen vom Salz der Meeresluft im blau-türkisen Vintage-Look. Das Meer kracht gegen die Festungsmauer, dem Schlossplatz am Altstadtrand.

Wir hatten zwar keinen Plan, was die Stadt so zu bieten hat, waren aber neugierig darauf. Über Los gehen, müssen wir hier nicht, um in den Ort, 42 Kilometer südlich von Bari auf einem Kliff klebend, zu gelangen. Leider verdeckt eine große Baustellenabdeckung den Eingang in die Altstadt. Niemals hätten wir erwartet, ein so altes, aber hippes Städtchen zu entdecken, wie Monopoli eines ist. Quirlig, lebendig, pulsierend inklusive Meeresrauschen und obendrein noch ein dreitägiges Ukulele-Festival auf der Piazza. Was für eine Kulisse in diesem mittelalterlichen Hafenstädtchen. Ein Fotomotiv jagt das andere. Weiß gekalkte Häuser, mit Blumen dekorierte Fassaden, Treppen und Türen, coole Bars mit Sitzkissen auf alten Steinstufen, kleine Shops mit echtem, modernen Kunsthandwerk und coolen Dekorationen und die unzähligen Restaurants mit der ausgezeichneten apulischen Küche und deren Weinen.

Hätten wir nicht bereits für heute Abend reserviert, wir wären heillos überfordert gewesen. Während wir uns ein Bier mit Chips und Oliven nahe der Festungsmauer genießen, beobachten wir bei Live-Musik die Szenerie um uns herum. Junge, schöne und chic gekleidete Frauen in kleinen Gruppen, auch ein Junggesellenabschied in unmittelbarer Nähe fallen ins Auge. Was für eine Stadt? Nördlich und südlich locken Strände, Kultur und Badespaß dicht beieinander. Ich frage mich, warum so viele Häuser zum Verkauf stehen. Es liegt an der mangelnden Straßenbeleuchtung, die es vor 6 Jahren, erfahre ich später. Dass kaum einer in diesem Labyrinth leben wollte, hat das alte Monopoli gerettet. Deshalb ist so vieles erhalten geblieben. Monopoli ist sehr italienisch – und will keinen Deut anders werden.  Und überhaupt: Monopoli ist angenehm „unperfekt“. Wir lieben es.

Unser Restaurant, das Il Guazetto, in diesem Labyrinth zu finden, wäre ohne Navi recht schwierig gewesen. Einige Male biege ich in diesen engen Gassen falsch ab. Draußen sitzend an einen kleinen Tisch werden wir hervorragend zum Wein beraten und bedient. Mein Wolfsbarsch mit Kartoffel- und Zucchini-Chips oben drauf ist ein Gedicht. Von Rolfs perfekt gegrillten Thunfisch ganz zu schweigen. Meine Güte, ist das köstlich. Ab 21 Uhr wird der Kellner ständig nach einem freien Tisch gefragt. Einige müssen auch wieder gehen.  Ob die Einheimischen wohl auch „Monopoly“ spielen? Selbstverständlich gibt es den größten Spielwarenladen der Via Albert Einstein, wo Vito Palmitessa rund 120-mal im Jahr dieses Spiel in sieben Versionen verkauft.

In den Süden Apuliens

Der Absatz des süditalienschen Stiefels, Salento, ist eine 100 km lange und 40 km breite Halbinsel. Auffällig ist hier das Olivenbaumsterben. Was um Himmels Willen ist die Ursache dafür, frage ich mich und recherchiere. Seit 2013 wütet nämlich ein Bakterium („Xylella fastidiosa“) in Apulien. Es blockiert den Wasser- und Nährstofftransport innerhalb des Baums und lässt ihn regelrecht verdursten. Eine große Tragödie für diese Region. Diese uralten Bäume benötigen so viele Jahre bis sie diese Größe erreicht haben. Für die Olivenbauern ein herber Verlust ihrer Lebensgrundlage.

Kurz vor Otranto nach 143 km erreichen wir das wunderschönes großes Anwesen Agricampeggio Malapezza, wo wir von dem freundlichen Besitzer Tommaso und seinem Mitarbeiter Luigi eingewiesen werden.

Rolf kocht Shakshuka, das sind versunkene Eier in einer Tomatensoße, die zunächst mit Zwiebel und feinen Gewürzen langsam eingekocht wird. Im Anschluss werden die Eier wie kleine Nester in die Soße gesetzt und in der Pfanne mit Deckel gestockt – köstlich.

Später laufen wir die 2,5 km zum Strand Sant’Andrea oben auf dem Klippenrand dieser beeindruckenden Küstenlandschaft vorbei an Buchten mit Bade-und Tauchstellen, Grotten und Felsbögen im Meer.

Für die Nacht vor der Fährüberfahrt hat Eve mal wieder ein cooles Agricampeggio, die Masseria Bellolio entdeckt.

Der Name „Masseria“ ist typisch für Apulien und steht für eine Mischung aus Bauernhaus,  Sommerresidenz und  Festung  – ein steinernes, historisches Monument inmitten der roten Erde Apuliens. Sie gehören zum kulturellen Erbe, auf dass die Apulier stolz sind. Die Hausherrin empfängt uns sehr freundlich. Und wieder wird ein großer Olivenhain unser Übernachtungsplatz, und wieder kostenlos gegen eine Spende. Einen kleinen Pool mit vier Liegen gibt es auch. Ein letztes apulisches Abendessen wollen ihr uns nicht entgehen lassen.

Olivenöl und Marmelade aus eigener Produktion füllen wieder die Nahrungskisten im Max.

Ciao Toskana,  Umbrien, Marken, Abruzzen, Molise, Apulien, wir hatten so eine phantastische Zeit.

Von den ersten zwei Tagen auf dem Agricampeggio Borgo Agna mit dem Besuch der Fattoria la Vialla in die raue Landschaft der Abruzzen, vorbei an Olivenhainen und Weinreben zu den Trullis in Alberobello, das hippe Hafenstädtchen Monopoli mit dem Genuss in einem Slow-Food-Restaurant, zu der beeindruckenden Küstenlandschaft mit ihren Grotten und Felsbögen im Meer und unsere herausfordernde Mountainbike Tour nach Otranto. Natürlich wollen wir wiederkommen. Es gibt noch so viel zu entdecken.

Hier noch mal unsere Übernachtungsstellen mit Preisen (von Nord nach Süd, jeweils ein Camper mit 2 Personen):

  • Agricampeggio Borgo Agna: 25 Euro
  • Agricampeggio Buzzarone: kostenlos
  • Agricampeggio Malapezza: 21 Euro
  • Masseria Bellolio: kostenlos

Bohinj See

ein Beitrag von Eve

Auf zum Bohinjsko Jezero (Wocheiner See) – Sloweniens größter natürlicher See

Wer an Slowenien denkt, dem kommt wahrscheinlich zuerst der Bleder See in den Sinn. Doch wir fahren daran vorbei. Aus gutem Grund, denn Instagram & Co haben ihn zu einem touristischen Overkill gemacht. Wenige wissen jedoch, dass sich nur 30 Minuten von Bled entfernt ein viel schöneres und ruhigeres Naturparadies befindet: der Bohinj-See mit seinem surreal grünblaue schimmernden Wasser, umschlossen von der grandiosen Bergkulisse der Julischen Alpen. Wir verbringen dort drei wunderbare Tage. Es gibt hier nur zwei Campingplätze. Camp Bohinj direkt am See und Camp Danica in ca. 5 km Entfernung.

Am frühen Nachmittag erreichen wir das Kamp Danica. Die Plätze auf der Wiese – ohne Parzellen – kosten zwar 45€, doch dafür bietet das Camp hier wirklich viel: extrem viele und luxuriöse Sanitäranlagen, Waschmaschine, eine riesig große Sporthalle und Sportplätze direkt an der Sava mit Badestellen, im Ort die Supermärkte usw.

Wir kommen gerade zur richtigen Zeit an, denn wie so oft, sind die guten Plätze im Schatten schnell belegt. Am Abend essen wir hier im Restaurant. Rolf die traditionelle Krajiner Wurst mit Rösti und ich Bratkartoffel, die als Beilage gedacht sind. Was für Portionen!

Am nächsten Tag radeln wir diesen fantastischen Radweg durch die Wiesen rauf und runter nach Ribčev Laz, das Zentrum von Bohinj. Von hier aus erstreckt sich der herrlich grünblau schimmernde Bohinj-See vier Kilometer nach Westen. Ursprünglich sollte hier mal eine Bahntrasse von Bled bis zum See gebaut werden, doch glücklicherweise wurden diese Pläne nie umgesetzt. Der Bohinjsko Jezero (Wocheiner See) liegt malerisch zwischen hohen Bergen. An der ersten Bucht staunen wir über die Bergkulisse, die sich beeindruckend im See spiegelt. Der erste Strand ist gut besucht. Es scheint auch hier ein Insta-Hotspot zu entstehen. Weiter gehts für uns am linken Seeufer entlang bis nach Ucank, das westliche Ende. Kleine Badebuchten säumen den See. können hier ausgeliehen werden. Da die Ufer eher flach sind, nehmen manche ein Boot und springen von dort in den kühlen Bergsee.

Den Campingplatz am See, Camp Bohinj, gefällt uns zwar von der herausragenden Lage, doch ist es hier viel zu voll und zu eng. Eigentlich wollten wir noch bis zum Slavica-Wasserfall, doch der enorme Anstieg, der noch vor uns liegt, lässt mich zweifeln, ob ich das schaffen kann. Nach einer kurzen Lagebesprechung entscheiden wir uns dafür umzukehren. Die Rückfahrt über den Radweg gleicht einer Achterbahnfahrt, da es stetig leicht bergab geht, mit engen Kurven, kommt man richtig gut in Schwung.

Am Campingplatz treffen wir Susi und Raphael aus Ostdeutschland wieder, die wir auf dem Weingut „Lepa Vida“ kennen gelernt haben. Wir duschen und grillen Koteletts und Hühnchenspieße auf unserem Scotti-Grill, Tomaten-Ruccola-Salat dazu … köstlich! Mit der neuen Fettpfanne klappt es super, kein Fett tropft mehr auf den Boden.

Auch am nächsten Tag schwingen wir uns wieder auf die Räder …

Wir nehmen wieder den Radweg zum See und biegen nach Stara Fuzia ab. Ach wie gut, dass der Radweg noch weitergeht. Durch kleine Dörfer und auf holprigen Wegen kurbeln wir uns den Berg hinauf. Es ist sehr heiß, so dass mir der Schweiß in die Augen rinnt. Eigentlich wollte ich auch das kleine Heimatmuseum in Studor besuchen. Doch die Hitze macht mir bei den Steigungen in praller Sonne doch zu schaffen. Da wir dafür noch hätten abbiegen und weiter hoch fahren müssen, lassen wir es aus.

Eve filmt …

Ein schattiges Plätzchen unterm Baum rechts von der Straße wird unser Pausenplatz. Der Ausblick auf die Berge ist grandios. Als auf unserer Route plötzlich eine Straßensperrung für Autos angezeigt wird, wissen wir nicht so genau, ob wir diese angezeigte Straße nutzen können. Als uns der Bauarbeiter am Straßenrand durch winkt, gehts für uns steil bergab hinunter ins Tal. Der frische Teer ist an manchen Stellen so heiß, dass ich mich frage, wie die Männer diese Hitze von unten und von oben bloß aushalten können.

Am Kamp angekommen, gehe ich noch zum Badeplatz an der Sava. Die Kinder haben in dem kalten Wasser viel Spaß. Sie tauchen, bauen aus Steinen kleine Pools, lassen sich mit kleinen Luftmatratzen ein Stück hinunter treiben. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Ich halte meine Füße mal ins eiskalte Wasser. Mehr traue ich mich nicht. Rolf kommt später auch noch dazu und geht tatsächlich ins Wasser.

Elba … mal wieder oder immer noch :)

Autorin: Eve

Zehn Tage auf der Insel Elba liegen vor uns. Mit unserem neuen Camper „Max“ von Flowcamper ist es die erste gemeinsame Reise. In großer Vorfreude und Spannung starten wir am Freitagvormittag in Köln. Zum Übernachten wollen wir es bis hinter den Gotthardt-Tunnel schaffen. Der Sprinter läuft rund und ich mich warm mit diesem für mich noch großem Gefährt. Wie immer ändert sich nach der Grenze Schweiz-Italien das komplette Straßenbild, die Preise und das kulinarische Angebot.

Nach einem köstlichen Caffè starten wir in Richtung Piombino, wo wir am Nachmittag mit der Fähre übersetzen. Jetzt Ende September klappt alles wie am Schnürchen. Nach einer guten Stunde strahlt uns Portoferraio schon entgegen. Rolf fährt uns – fast blind – über die holprige Landstraße zu seiner alten ArbeitsstätteCamping Rosselba le Palme, wo wir herzlich empfangen werden.

Max in seinem natürlichen Habitat

Was ist das doch für ein malerisches Plätzchen hier. Eingebettet in diesen Pinienwald findet jeder sein Plätzchen. Der Palmengarten, die Poolanlage, der Spa-Bereich in der Villa, die Spielplätze usw. wirken so gut gepflegt und ästhetisch gestaltet, dass es eine Augenweide ist, hier entlang zu spazieren.

In den nächsten Tagen erkunden wir mit dem Rad die kleinen Buchten mit kristallklarem Wasser, die mediterranen Wälder und Felsküsten mit einem sahnigen Gelati zum Schluss.

Die erste Tour führt uns über über das lebhafte Portoferraio nach Enfola. Stetig kurbeln wir uns nach oben. Die 25 Grad sind mir genug für diese Anstrengung. Glücklicherweise kühlt der Wind immer ganz schön. Am Capo Bianco vorbei strahlt uns das türkisblaue Meer immer entgegen. Das satte Grün der Wälder, die weißen Strände und die steilen Klippen ins Meer sind wirklich faszinierend.

Unten in Enfola angekommen pausieren wir an der Strandbar, bevor wir den Berg wieder hoch fahren. Am Ziel angekommen spüren meine Beine die 40 km mit Ihren über 400 hm.

Unsere zweite Tour führt uns nach Lacona (33 km mit ca. 330 hm), eine der beliebtesten Buchten mit Sandstrand auf Elba. Wir biegen ab auf einen Schotterweg, der uns später wieder auf die Hauptstraße, zurückführt. Den Agricampeggio „Orti di Mare möchten wir uns mal anschauen. Und wieder geben meine Oberschenkel alles, hoch und höher. Rolf dagegen scheint kaum über den Ruhepuls hinauszukommen. Ich schwitze und keuche – er weder das eine noch das andere. Da der Platz ausgebucht ist, ziehen wir weiter an den Strand. Wie es hier wohl zur Hochsaison ist, frage ich mich. Die Infrastruktur lässt es erahnen. Zu viel, zu laut, zu eng. Kein Platz für uns!

Statt noch hoch nach Capoliveri zieht es uns nach Porto Azzuro, einer der schönsten Häfen der Insel Elba. Gleich nach der letzten Kurve zeigt sich der Hafen in seiner ganzen Schönheit. In Porto Azzurro gibt es die beste Gelateria überhaupt. So ein sahniges Eis ist einfach zum Dahinschmelzen. In der Sonne sitzend lecken wir unser Eis und lassen unseren Blick über die Boote schweifen.

Porto Azzurro

Rolf hat eine dritte Tour nach Capoliveri geplant. Auf der Straße nach Porto Azzuro biegen wir nach Naregno ab, schieben eine Privatweg hoch, denn Komoot hätte uns über eine Treppe geschickt. Nach kurzer Zeit tragen wir unsere Räder einen steilen Pfad hinunter. Ich warte noch auf Rolfs Zeichen, ob es dort weitergeht. Er ruft mich. Innerlich fluchend trage ich das Rad hinunter. Meine Stimmung sinkt mit der Steigung nach unten. Die Routenführung scheint immer wilder zu werden, denn der nächste steile Abstieg steht schon an. Jetzt reicht es mir aber wirklich. Ich will das nicht mehr. Das ist für mich kein Radfahren. Rolf steht unten und will weiter. Wir trennen uns. Wie doof!

Ich ärgere mich über Komoot – genau wie im letzten Jahr, schickt es mich auch dieses Mal wieder über Kletterpfade, die schon ohne Beisein des Rädchens meine gesamte Körperbeherrschung fordern und mit geschultertem Rad noch mehr.

Autor: Rolf

Die Trennung dauert nicht lange. Wir verabreden uns in Capoliveri – und kommen nahezu gleichzeitig an. Eves Laune hat sich in der Zwischenzeit auch zum Besseren gewendet. Wir bummeln durch dieses wirkliche schöne Bergdorf …

Wieder am Campingplatz angekommen, verziehe ich mich in die Küche. Es ist eine wahre Freude in diesem Camper zu kochen … so viel Platz.

Nicht nur das, auch ansonsten werden wir immer wieder auf ihn angesprochen. Er fällt schon auf … Der Massivholzausbau, die Farbkombination etc. locken immer wieder die Nachbarn an. Ein holländisches Pärchen neben uns nutzt jede Gelegenheit, um mal vorbeizuschauen – inklusive einer Führung. Das Raumkonzept mit der Nasszelle und integrierter Trockentrenntoilette, der Küchenblock und die vielen praktischen Details erzeugen immer wieder Erstaunen in den Gesichtern der Besucher – und bei uns einen gewissen Stolz.

Wen dieses Konzept der kleinen Manufaktur interessiert, kann gerne einen Blick auf deren Webseite werfen … Flowcamper.

Für unseren letzten Tag auf Elba nehmen wir uns eine Tour mit den Rädern im Ostteil der Insel vor. Ein paar Höhenmeter sind zu absolvieren. Aber die Belohnung in Porto Azzurro ist es uns wert …

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 3

Von Agrimaccari nach Syracus

Autoren: Eve und Rolf

Von dem wunderbaren Agricampeggio wegzufahren fällt uns nicht leicht, aber schließlich steht der nächste Punkt auf Eves Reiseplan an: Syracus. Der Abschied ist mal wieder ausgesprochen herzlich und eine Passata Pomodori gibt’s auch noch.

Die 50 Kilometer nach Syracus gestalten sich entspannt und ein Parkplatz auf der Halbinsel Ortygia mit gekonntem Einparken ist in der Vorsaison auch kein Problem. 

Es ist Sonntag und dementsprechend auch voll von Touristen – meist italienischer Herkunft. Es ist aber auch ein Sahnestädtchen mit einer faszinierenden Baukultur.

Aber erst einmal gelingt es uns auf dem Markt mein schon fast traditionelles Keramikschälchen zu ergattern (sie stapeln sich mittlerweile in meiner Wohnung). Eve wird für sich und ihre Schwester ebenfalls fündig. Jetzt noch ein bisschen handeln – Eve schaut schon etwas pikiert ob meiner Verhandlungsmethode. Aber ich bin schon zu lange in Italien unterwegs.

Die Stadt ist ein Highlight unserer Reise. Die Architektur, die Gassen, die Farben … wir sind wie im Rausch. Lassen uns durch die engen Gassen treiben, am Meer entlang und nehmen die letzte Etappe zum Campingplatz (mal kein Agricampeggio) in Angriff.

Aber auch da ist es schön. Jetzt muss nur noch die Nonna an der Rezeption ihren Schreibblock in Bewegung bringen …

Die Paninoteca ist heute morgen unser erste Station in Syracus. Dort soll es hervorragende Panini geben (laut Reiseleitung und Internet). Vorher packen wir unsere sieben Sachen zusammen, verabschieden uns von Melanie und Jan, die wir auf dem Campingplatz wiedergetroffen haben und fahren in die Altstadt.

Von Syracus nach Randazzo

Wir sind früh genug, um einen Parkplatz zu finden. Einen Tisch in der Caseificio Borderi mitten im Markttrubel gibt‘s auch. Bestellen und dem Markttreiben zuschauen ist eins. Der Fischstand gegenüber lässt uns keine Chance. Wir kaufen Gamberinis für den Abend. Die grandiosen Tropea, Zitronen, Oliven und Obst wandern in unseren Rucksack.

Eine Änderung in der Reisroute ist bei uns nur eine Sache von Sekunden und wir beschließen, uns auf dem direkten Weg in die Nähe des Ätnas zu begeben, Catania nur als Durchreise (gute Entscheidung, denn zum ersten Mal mache ich mir Sorgen um Frieda, so rücksichtslos wird hier gefahren) zu sehen und das Weingut Etna Wine Agriturismo anzusteuern. Es geht wieder in die Berge – Juhu.

Wieder mal sind wir allein und haben alles, was wir lieben. Eine tolle Landschaft, leckeren Wein, eine tolle Infrastruktur und den Blick auf den Ätna – zwei, drei Tage sollen es hier werden. Mal sehen, was Komoot zu den Möglichkeiten hier sagt – ist schon sehr bergig hier … mmmh.

Etna Wine Agriturismo
 

Es ist ein morgendliches Highlight. Die Sonne scheint und treibt uns aus der Koje. Wir werden mit einem fantastischen Blick über die Weinberge auf den Ätna begrüßt. Erstmal ’nen Caffè …

Heute wollen wir zur eindrucksvollen Alcantara-Schlucht, wo durch die heißglühende Lava und dem eiskalten Wasser des Alcantara- Flusses Mauern aus Basaltprismen entstanden sind. Das langsame Abkühlen des Lavastroms bewirkt diese fünf- und sechseckigen Gesteinsformen. Bei unserem Rundgang durch den Botanische Garten können wir immer wieder einen Blick auf die atemberaubenden Strukturen werfen. Die Kühle der Gischt bei den Wasserfällen tut uns bei dieser Hitze gut. Zum Schluss fahren wir mit dem Lift hinunter in die Schlucht, sind jedoch wegen der Menschenmenge, die versucht in die Schlucht hinein oder durch den kalten Fluss zu laufen, so entsetzt, dass wir umkehren. Im Restaurant am Eingang kann ich den Arancinis nicht widerstehen.

Heute wollen wir sowohl der Hitze entgehen als auch dem Ätna so nah wie möglich kommen. Das Refugio Citelli auf rund 1700 m habe ich als Ausgangspunkt gewählt. Rolf kurvt uns über eine gut ausgebaute Straße nach oben. Karge Steinformationen wechseln sich mit kleinen Wäldchen, wilder Macchia und grünen Feldern ab. 

Vom Refugi Citelli müssen wir doch wieder ein Stück zurückfahren, parken am Straßenrand und gehen zum Startpunkt. Trotz Nebensaison und der eigentlich weniger stark besuchten Nordseite tummeln sich hier einige Reisegruppen. Dass ich meine Wanderstöcke im Auto lasse, bereue ich wenig später. Das Laufen auf dem steinigen Ascheboden ist anstrengend. Auf dem Gipfel des nächsten Hügels erhoffe ich mir einen Kraterrand, weil so viele Leute dort oben stehen. Doch leider ist dem nicht so. Gesteinsbrocken und Lavabomben gibt es hier in Hülle und Fülle. Immer wieder haben die Lavaströme Plantagen und auch die Skianlagen, die sich auf der oberen Hälfte des Berges befinden, beschädigt oder vernichtet. Von hier aus können wir bis zur Alcantara-Schlucht mit dem Nebrodi-Gebirge im Hintergrund und auf der südlichen Seite bis zum Meer, blicken.

Im Chalet Clan dei Ragazzi pausieren wir an Tischen im Wald mit Arancini und Pizza. 

Der Ätna ist mit seine rund 3347 m eine mächtige Erscheinung, und gilt als höchster und aktivster Vulkan Europas. Weil er ständig aktiv, zählt er zu den ungefährlichen Vulkanen.  An seine Hängen reihen sich unzählige Weinreben, Restaurants und Ortschaften, die eher verfallen und ausgestorben wirken. Die Jungen ziehen weg, wenn sie keine passende Arbeit finden. Wer möchte heute noch in Weinanbaugebieten arbeiten? 

Gegen 17 Uhr brechen wir nach Bronte auf. Die kurvige Strada Provinciale Etna Settentrionale führt von Linguaglossa durch beeindruckende Landschaften, immer wieder vorbei an mächtigen, erkalteten Lavaströmen, die sich ihren Weg ins Tal gesucht haben. Da die Straße stellenweise nicht im besten Zustand ist, müssen wir langsam fahren. Der Besuch in Bronte lohnt schon allein wegen der vielen Feinkostläden mit regionalen Produkten rund um die Pistazie. Im Il Pistacchio schlägt das kulinarische Herz höher und wir probieren uns durch  Spezialitäten wie einem cremigem Brotaufstrich, Pesto und Kekse. Ich reiße mich zusammen und kaufe 6 Gläser Pistazienpesto und weitere Mitbringsel. Rolf staunt nicht schlecht und lässt sich mitreißen. 

Als wir anschließend in Randazzo in ein Restaurant mit gutem Ruf Essen gehen wollen, passiert das Missgeschick. Beim Durchfahren einer – zu engen – Gasse, steige ich aus und winke Rolf durch. Da passiert es auch schon. Die Vorderräder rollen durch, doch die Türschwelle bleibt an einem Eckstein hängen und kratzt die Folierung auf. Vor oder zurück … beides wird den Schaden nicht mehr verhindern können. Völlig verzweifelt, schockiert muss ich zusehen, wie der Stein unsere Frieda zerkratzt. Mir bleibt die Luft weg, ich ahne Rolfs Wutausbruch. Er parkt, steigt aus und ist ebenso verzweifelt. Der Schock sitzt tief. Er nimmt mich in den Arm. Das beruhigt mich etwas. Ja, ich hätte das sehen müssen, wenn … konnte ich jedoch nicht, weil ich ja frontal stand. Wie fürchterlich! Tränen füllen meine Augen. Auf einer Bank sitzend wissen wir erst einmal nicht mehr weiter. Die Sorge um den Verkauf ist groß, schließlich soll im August unser „Max“ fertig sein. Unser Hirn ist im Schockmodus noch zu blockiert, um rational denken zu können. Kein Restaurant mehr, keine Stimmung. 

 Von Etna Wine Agriturismo nach Agricampeggio Alessandra

Unsere Stimmung ist von dem gestrigen Ereignis noch sehr gedrückt. Mich belasten die Schuldgefühle und Rolf schlägt sogar vor, nach Hause zu fahren. Doch dank Rolfs Zuwendung und Umarmung fühlen wir uns wieder sehr verbunden und überlegen mögliche Handlungsschritte. Wir schaffen es und die Reise geht weiter! Rolf fotografiert die beschädigte Stelle und los geht`s. 

In Randazzo bekommen wir sogar bei Lidl den salzigen Ricotta! Die Strecke durch das Nebrodi-Gebirge hat es wirklich in sich und ist sehr herausfordernd. Der ersten Teil führt über breitere Straßen mit einer alpenähnlichen Landschaft. Kühe und sanfte Wiesen, Brioche für Rolf mit schlechtem Capucchino in einer kleiner Bar. Nach der nächsten Linkskurve wurde die Straße mehr oder weniger einspurig, gepaart mit dem rasanten Fahrstil der Italiener heißt das für Rolf stetige Konzentration.  Es ist sehr heiß, als wir auf dem Agricampeggio Alessandra einen schattenlosen Platz beziehen. Erschöpft versuchen wir es nach dem Tomatensalat mit einem Bier an der Beachbar. Uns ist es einfach zu heiß heute! 

Am Abend kocht Rolf wieder köstliche Pasta.

Mein Vorschlag, in Dunkeln eine Runde spazieren zu gehen, kommt nicht gut an. Wir landen nach einem eher merkwürdigen Strandabschnitt mit freistehenden Campern auf einem breit ausgebauten Radweg … zum Radfahren bestimmt klasse, zum Laufen im Dunkeln langweilig. 

Mit offenem Dach zu schlafen ist so gut!

Agricampeggio Alessandra

Die Sonne am frühen Morgen ist so stark, dass wir schon ins Schwitzen geraten und aufstehen. Der Wind, der durch das offene Dach ging, hat uns die Nacht schon wesentlich angenehmer gemacht. Wie wunderbar, dieser Blick in den Sternenhimmel. 

Auf dem Rückweg fragen wir bei dem Fischrestaurant nach einem Platz für den morgigen Abend. Leider ausgebucht – übermorgen auch. Das hätten wir nun wirklich nicht gedacht! Frustriert suchen wir weiter- doch nichts. Rolfs schlägt vor, heute Nachmittag bei uns Fisch zu kaufen und diesen zu grillen. Den Nachmittag verbringen wir am Strand mit Liegen und Schirm. Das Meer ist so erfrischend wie das Bier an der Bar. 

Schade ist, dass Rolf beim Einkaufen keinen Fisch finden kann und wir stattdessen Hühnchen grillen – glücklicherweise mit einer Unterlage auf den Stauboxen, denn die wären sonst voller Fett gewesen. 

Nach dem Frühstück radeln wir in die andere Richtung nach St. Agatha … Der ca. 4km lange blaue Radweg führt am Strand entlang. Er scheint noch relativ neu und ausbaufähig zu sein. Eine lange breite Strandpromenade an einem weniger schönen Strand lässt uns nach ca. 10 km wieder umkehren. In dem Supermarkt bei uns im Ort kaufen wir noch ein, bevor ich an den Strand gehe. Als ich mit Mama telefoniere,  kommt Rolf auch noch zum Strand. Bierchen, lesen, Hörbuch, Abkühlen … einfach und gut! Auberginen-Pasta am Abend vom Chefkoch sind köstlich!

Von Agricampeggio Alessandra nach Campeggio Costa Ponente

Nach dem Frühstück packen wir, ich bezahle bei den eher unmotivierten Frauen (3x 19 Euro). Die Ersparnis mit der ACSI-Card beträgt hier 6 Euro pro Nacht. Den Strom haben sie aus Dummheit nicht berechnet. 

Auf der Strecke an der Küste reiht sich Tunnel an Tunnel. Bin ich froh, dass Rolf fährt.  Der Automat an der Mautstation sieht eigentlich deformiert aus, doch tatsächlich kommt irgendwo ein Ticket heraus. Das türkisfarbene Meer leuchtet immer wieder kurz auf. Endlich ist die Ausfahrt in Sicht und der Campingplatz Costa Ponente nicht mehr weit. Ich melde uns bei der sehr freundlichen  Mitarbeiterin an und wir können uns ein Plätzchen aussuchen. Wie so oft suchen wir die passende Himmelsrichtung für optimalen Schatten. Unser indisches Tuch kommt weiterhin gut zum Einsatz, denn Rolf hat doch glatt die Kederleiste für die Sonnensegel vergessen. 

Am Nachmittag bringe ich die Wäsche zur Waschmaschine und gehe den Weg am Meer entlang spazieren. Am großen Pool ist auch der Blick aufs Meer recht schön. Heute ist es im Vergleich zu gestern (Sonntag ist Familientag „Grand Casino“) recht ruhig geworden. Die vielen Familien mit ihren Kindern sind fast alle weg. Die zahlreichen Duschen und Toiletten haben wir fast für uns alleine.

Am Abend radeln wir – es ist immer noch sehr heiß – nach Cefalù ins Restaurant. Ich schwitze. Diesmal waren wir schlauer. Rolf hat reserviert. Im Triscele Restaurant lassen wir es uns richtig gut gehen.

Ein wunderbares Abendessen im Triscele

Das Menu …

  • Crudo di Tonno su Tonno,salsa bottarga,zenzero,perla di yuzu
  • Melanzana total white,finta neve al tartufo,fonduta di caciocavallo,ribes e mais soffiato
  • Finger di Pesce Spada con caponatina di mele e il suo aceto
  • Frittura di Calamari con dressing di soia,miele e aceto
  • Insalata di arance, finocchi, olive e cipollotto
  • Abbiamo fatto la Cassata

dazu einen köstlichen Etna Bianco DOC ( Tenuta Ferrata)

Cefalù 

Da es heute wieder sehr heiß ist, bleiben wir auf dem Campingplatz, der wirklich 5 Sterne verdient hat. Mittlerweile sind es nur noch wenige Camper. Ein deutsches Pärchen mit einem Caddy, noch ein paar VW-Bullis, keine Weißware in unserem Gang. Hier könnten wir es auch länger aushalten. Mittags kocht Rolf für mich die Pasta und isst selbst nichts! Großartig! Zu dem Strand links von uns gehe ich die Treppe hinunter. Doch hier weht noch weniger Wind, der heiße Sand tut an den Füßen weh, das Seegras im Wasser und auf dem Sand – das reicht mir, um den Rückweg anzutreten. Ich schreibe noch etwas Tagebuch.  Am Pool lesen wir, gehen abwechselnd Schwimmen, kühlen uns mit Eis und Bierchen ab. Eine weitere Kölner Familie reist an. Unsere Empfehlung, den kühleren Platz auszuwählen, nehmen sie gerne an. Er kommt sogar aus Schlebusch und ist Leverkusen-Fan – mmh.

Nach einer kühleren Nacht fahren wir nach dem Frühstück nach Cefalù. Leider hat die empfohlene Bar geschlossen. Auf der Suche nach einer Bar landen wir leider in der einer so schlechten Bar, dass ich nur den zu heißen Capucchino und das Wasser bezahle, um zu gehen. In der „Golden Bar“ gibts leckere Paninis. Beim anschließenden Bummel finde ich nichts Passendes und treffe Rolf im Feinkostladen – wo auch sonst! Essig, Sardellen, Wein und Marmelade landen in meinem Rucksack. Noch ein paar Fotos einfangen in dieser schönen Stadt, dann gehts zurück, denn den letzten Nachmittag möchten wir am Pool verbringen. Nach dem Abendessen – Pesto mit Auberginen – gesellen wir uns zu den Kölnern und genießen den Austausch und verbringen einen schönen gemeinsamen Abend.