Archiv des Autors: Rolf

Das Soča-Tal

Am wilden Fluss – Trip durch Sloweniens Soča-Tal

ein Beitrag von Eve

Vom Camping Gabrje sind es nur 44 km bis zum Kamp Klin, am Oberlauf der Soča. Die Soča ist ein smaragdgrünes Naturjuwel in Sloweniens Triglav Nationalpark und zählt zu den schönsten Flüssen Europas. Die Wasserfälle rauschen mächtig und spektakulär und die Harten baden schon im Fluss.

Berichten zufolge sind die Plätze an der Soča bereits voll. Demzufolge starten wir zeitig und erfreuen uns an dem smaragdgrünen Fluss, der sich vor uns ausbreitet. Leider verpassen wir die Napoleonbrücke, kaufen in Boveč ein und erreichen diesen wunderschönen naturbelassenen Campingplatz direkt an der Mündung des Lepena Flusses mit vielen Stellplätzen am Wasser. Es gibt noch genügend freie Plätze, welch eine Erleichterung. Ein schattiges Plätzchen auf der Wiese ist schnell gefunden. Am Ufer der Soča mache ich es mir gemütlich. Da es heiß ist, dürfen nur meine Füße baden, bis es schmerzt. Maximal 12 Grad schätze ich!

Ich reserviere für den nächsten Abend im Restaurant am Kamp Klin. In diesem Gartenrestaurant sollte man einmal die Spezialitäten aus dem Tal essen, die einheimische Marmorata-Forelle.

Am Abend suchen wir die Badepools der Soča auf, gehen am Flussbett entlang, an dem sich fotogen Felsbrocken, Flussinseln, Stromschnellen und wirbelnde Pools arrangieren. Wildromantisch schlängelt sie sich tief ins Tal. Die versteckten Schluchten, Wasserfälle und Badepools sind schlicht paradiesisch. Wasser wirbelt, rauscht, stürzt oder tost. Auf den Klippen ist Vorsicht geboten, vor allem beim Selfie stürzt schon mal einer ab. An den Sandbänken und auf den runden Felsen sonnt man sich nach der Abkühlung. Das Wasser der Soča ist sagenhaft schön und eiskalt – auch im Sommer. Selten steigt die Temperatur über 12 Grad, daher springen nur die Mutigen oder Unwissenden glücklich hinein. Wie unerschrocken die Kinder darin baden. Die Kinder und die Größeren wagen den Sprung von der Klippe und schwimmen fröhlich durch den unwirklich türkisenen Pool. Sehr beeindruckendes Spektakel!

Ein bezaubernder Wasserhain, eine Radtour nach Trenta und eine herrlich gebratene Soča Forelle

Direkt vom Campingplatz radeln wir durch das ruhige Seitental der Lepana zu dem kleinen Parkplatz. Von hier aus wandern wir ca. 20 min hoch und runter durch einen kühlen Wald zum Šunik-Wasserhain. Dieser von der Natur gestalteter Felsen und Wasserfall mit Gumpen und Moosen ist ein kleines Juwel.In der Stille dem Rhythmus des Wassers zu lauschen, ist durchaus ein meditatives Erlebnis.

Es reizt mich, am Oberlauf der Soča entlang bis nach nach Trenta zu fahren. Die 12 km gehen beständig bergauf, jedoch nicht zu steil. Danach beginnt der Anstieg zum Vršič-Pass. Bei 30 Grad und wenig Schatten fahre ich mit meinem geliebten Mountainbike die Straße hoch in den kleinen Ort Soča. Von hier aus kann ich gut die Wasserfälle, Stromschnellen, Hängebrücken und das unwirkliche Türkis des Alpenflusses bewundern. Es einfach das schönste Naturspektakel in Slowenien. Kurz vor Trenta liegt der Triglav-Campingplatz mit fantastischem Blick auf die Bergspitze des Triglav.

Eigentlich wollte ich in Trenta eine Pause einlegen und etwas essen, doch die herannahenden dunkeln Wolken kündigen ein Gewitter an. Das kann hier im Gebirge sehr schnell gehen. Ein blick auf die Wetter-App und ich kehre in Trenta doch um. Eine Stunde habe ich noch, bevor unfassbarer Regen mit Gewitter das Tal überkommt. Ich rolle und rase zurück. Der Wind nimmt rasant zu und ich erreiche noch trocken den Campingplatz.

Eine Markise eines holländischen Campers ist bereits abgebrochen. Die Besitzer werden staunen, wenn sie zurückkommen. Rolf hilft ihnen, als sie das Desaster entdecken. Einfach abgebrochen sind die Teleskopstangen, völlig kaputt.

Unter der Dusche höre ich Blitze und Donner, dunkel sieht es draußen aus und dann diesen Regen, der im Nu die Wege und die Wiese unter Wasser setzt. Wie soll ich bloß wieder zurückkommen? Unerwartet steht Rolf vor dem Waschhaus, um mich mit einem Schirm abzuholen. Wie toll!

Es kühlt sogleich sehr stark ab. Die Soča-Forelle mit Kartoffeln und Spinat im Gartenrestaurant ist ein richtiger Gaumenschmaus. Bei frisch gezapften Bier klingt dieser Abend genüsslich aus.

Heute wollen wir nach Bovec fahren. Ich habe eine Mountainbike-Tour geplant. Anfangs führt die Route richtig schön auf Schotterpisten links an der Soća entlang, dann wirds schwierig, Komoot zu folgen. Manche Wege gibt es auch nicht. So fahren wir doch mehr auf der Straße als gedacht. Doch Rolf findet eine Abzweigung von der Straße, an der die Kajakfahrer ihre Kajaks hinuntertragen. Wir schieben ein Stück hinunter, doch dann wird es zu steil. Rolf läuft ohne Rad ganz hinunter. Keine Chance. Also wieder zurück auf die Straße. Bei der nächsten Abzweigung klappt es dann doch.

Über Feldwege, Schotter und andere abenteuerliche Wege erreichen wir eine Brücke über die Soća, das Rad tragen wir über die Treppen hoch, endlich beginnt eine kleine Straße, die durch kleine Dörfer und Wiesen führt. Zwei Bären lassen uns stocken, ein Foto machen. Sie sehen echt aus, sind doch nur Attrappen.

Die Soća wird hier immer breiter. Die ersten Kajaks sind zu sehen. Bald erreichen wir das Rafting-Center an der Brücke. Überall Kajaks, Rafting-Boote, Zelte usw. Auf der Brücke schauen wir ihnen zu, bevor wir uns in praller Sonne den Berg hoch ackern. Meine Güte, jetzt ists aber auch langsam mal genug. Nach Bovec-Mitte noch ein Anstieg und dann sind wir endlich am Ziel, den Streetfood-Stand Bovška kuhn‘ca – Bovec Kitchen. Ein ungewöhnlicher Imbiss mit einem sehr netten Service und köstlichen regionalen Produkten. Die Bratkartoffeln mit Schafskäse und Dip waren köstlich.

Am Brunnen kühle ich meinen roten Kopf erst einmal ab, das nasse Handtuch im Nacken hilft auch noch. Was für eine Belohnung nach dieser anstrengenden und heißen Tour. Auf dem Rückweg kaufen wir noch etwas Brot und verfranzen uns wieder etwas, um die Straße zu umfahren. Es klappt ja irgendwie doch. Erleichtert und stolz kommen wir auf dem Campingplatz an, duschen und kochen Pasta.

Die Anfahrt über den Vršič Pass ist ein Erlebnis für sich

Ein besonderes Highlight haben wir uns bis zuletzt aufgehoben: die Überquerung des Vršičpasses (1611 m). Das ist zwar nicht der schnellste Weg zurück nach Österreich, mit Sicherheit aber der spektakulärste. Durch 50 Haarnadelkurven lenkt Rolf unseren Max über diesen imposanten Gebirgspass von Trenta nach Kranjska Gora. Dramatisch erhebt sich der weiße Gebirgsstock des Triglav, der selbst in der Dunkelheit noch leuchtet. Die Aussicht lässt uns immer wieder staunen und gerne würden wir mal anhalten. Doch an einem Sonntag ist das undenkbar, denn Auto- und Motorradfahrer blockieren jede Parkbucht. Die nicht immer einfachen Kehren liegen etwa zur Hälfte vor und hinter der Passhöhe. Die Originalabschnitte aus dem Ersten Weltkrieg sind noch mit den alten Pflastersteinen belegt. Nur einmal wird es in einer Kurve zu eng und ein Camper muss zurücksetzen.

Rolf sehnt schon das Ende der Kurverei herbei. Am Jasna-See vorbei erreichen wir Kranjska Gora, biegen hier nach Italien zum Lago di Carvazzo ab. Mit Vorfreude auf Italien und den See erreichen wir den „Campingplatz 3 Lago“, der leider belegt ist. Rolf ist gestresst und frustriert, keine gute Kombination. Nun gut … ein paar Kilometer weiter finden wir in Gemona den kleinen „Camping Ai Pioppi“. Ein richtig guter Stellplatz im Schatten sowie die Bar an der Rezeption bringen uns wieder in guter Stimmung.

Der Start in den Roadtrip Slowenien

ein Beitrag von Rolf

Nachdem wir die letzte Nacht auf einem Stellplatz in Ulm verbracht haben, ist unsere erste Station der Faaker See. Strandcamping Gruber, direkt am See gelegen, sehr komfortabel, aber auch sehr gut besucht. Wir nutzen die gute Infrastruktur, das gute Restaurant, die leckere Pizza.

Faaker See

Eve nutzt natürlich den Nachmittag für eine allererste Tour mit ihrem neuen Rad für eine Seeumrundung – sie ist nicht zu bremsen!

Statt Soča ins Vipava Tal

Eigentlich haben wir vier Tage im Soča Kamp eingeplant – auch bereits reserviert. Die Wetterprognosen verheißen aber nix Gutes. Wir planen um. Reservierung stornieren läuft ohne Probleme und wir machen uns über Italien (inkl. Caffè und Brioche – hach … wie ich das liebe) in den Süden Richtung Monfalcone auf. Das Agricampeggio Dolcine ist unser Ziel, wo ich bereits beim Carso-Trail meine Zelte aufgebaut hatte. Je näher wir kommen, desto höher steigen die Temperaturen – die Sonne lacht.

Die Tatsache, dass dort keine sanitären Einrichtungen zur Verfügung stehen, erzeugt bei Eve ein Stirnrunzeln (das komplett Autarke ist noch nicht ihr Ding) und für mich den Vorschlag, die paar Kilometer weiter nach Slowenien ins Kamp David zu fahren. Auch einer meiner Destinationen während des Trails. Gesagt … getan.

Ein kleiner, wunderschöner Platz. Während ich neue Bremsbeläge auf mein MTB packe (was in die Hose ging, wie sich später herausstellte), nutzt Eve sofort wieder die Gelegenheit, ihr neues Rad zu einer kleinen Spritztour in Gang zu bringen – sie macht mich fertig mit ihrem Aktivismus.

Abends kochen wir Pasta und ich lasse den Abend beim EM-Spiel ausklingen.

Sightseeing und Absaufen beim Radeln

Dusselig wie ich bin, habe ich die Bremsbeläge bei meinem MTB falsch eingebaut – was mir dann bei unserem ersten Ausritt drastisch unter die Nase gerieben wird – meine Bremsen ächzen und stöhnen, dass sich die Hasen auf dem Feld schleunigst vom Acker machen.

Darum hat uns heute der erste Weg in einen Velo-Shop hier in der Nähe geführt. Grinsend hat er mich auf meinem Fauxpas hingewiesen – die Schamesröte steigt mir ins Gesicht.

Nach 15 Minuten war alles erledigt. Ich um eine Erfahrung reicher und 12 Euro ärmer und mein Cube für weitere Schandtaten bereit.

Es liegt auf dem Weg zurück ins Kamp David und ist sehenswert – das Dorf Vipavski Kriz. Zu dieser Zeit sind noch keine Touristen da. Wir sind alleine, schlendern durch das wirklich malerische Dorf, schießen Fotos, genehmigen uns einen Cappuccino und kaufen lokalen Käse und einheimisches Olivenöl – hach, wie wir das lieben.

Den Nachmittag wollen wir für eine MTB-Tour nutzen, die bei Sonnenschein startet und nach einer Stunde vom Unwetter unterbrochen wird. Wir sind drei Stunden unterwegs. Von denen fahren wir wir aber nur 90 Minuten. Der Rest ist Unterschlupf suchen gegen die Wassermassen, die über uns ausgeschüttet werden. Im Gegensatz zu Eve habe ich eine Regenjacke dabei – Eve nur ein Top. Ich mach mir Sorgen, aber immerhin ist es nicht kalt.

Sie steht es tapfer durch. Und ist begeistert von ihrem neuen Bike und findet immer mehr Gefallen daran, kleine Flußläufe radelnd zu queren. Dieselben Querungen haben sich allerdings auf dem Rückweg in reißende Bäche verwandelt … wir müssen Umwege fahren. Schaffen es aber heil ins Kamp und sind froh, das gut überstanden zu haben.

Rumfahren und Weinprobe

Heute haben wir uns von Kamp David verabschiedet, sind ein bisschen rumgefahren, haben Sightseeing gemacht, an der Soča relaxt, versucht das Bier bei 30 Grad wieder auszuschwitzen, um dann im Weingut Lepa Vida einzuchecken und unsere Geschmacksknospen auf die Weinprobe am Abend vorzubereiten.

Die acht Weine in Kombination mit der Vorlesung auf Englisch fordern uns gehörig heraus. Sehr engagiert und begeistert erzählt uns der Vinemaker die Geschichte Sloweniens, erklärt uns die klimatischen Bedingungen und stellt uns die Rebsorten des Vipava-Tals vor.

Nach der achten Degustation bekommen wir die ersten Probleme (hicks) mit der Erinnerung an die von uns bevorzugten Rebsorte – auch wenn das Ganze kulinarisch mit lokalen Köstlichkeiten begleitet wird. Egal – wir erinnern uns – und kaufen ein paar Flaschen.

Und sind glücklich, dass wir unseren Max in Verlängerung der Ausgangstür geparkt haben – weiter wäre schwierig geworden.

Der nächste Morgen beginnt etwas später und wir machen uns in Richtung Küste auf …

Veneto Gravel

Es hat sich was verändert ..

20 Jahre lang hat sich kein Auto o.ä. mehr in meinem Besitz befunden – es bestand auch keine Notwendigkeit mehr dafür. Den Weg in die Schule habe ich Tag für Tag mit dem Rad zurückgelegt, in der Stadt sowieso und Bahnfahren war ja auch mal angenehmer. Und für die besonderen Anlässe gibt es hier in Köln auch das Carsharing.

Und gereist sind Eve und ich – wenn wir nicht als Backpacker unterwegs waren – mit dem Rad. Radreisen … am Liebsten über die Alpen Richtung Mittelmeer, mit Sack und Pack, Zelt und Co., die Via Claudia, den Dolomiten-Radweg, den Alpe-Adria und, und, und … Dabei war mein damaliger (bevor ich Eve kennenlernte) Radesel nur dazu gedacht, mich von Kneipe A nach Kneipe B zu transportieren.  

Immerhin hat dieses Rad noch ausgereicht, unsere erste Radreise in Kampanien in Angriff zu nehmen. Aber dann … gleich mehrere Räder müssen sich mittlerweile ihr zuhause mit mir teilen, vom ganzen Equipment rund ums Radreisen ganz zu schweigen.

Die Veränderung …

Die Veränderung: der Max, ein Camper auf Sprinter-Basis

Nachdem Eve und ich unseren Traum von einem gemeinsamen Sabbatical erfüllen konnten, haben wir die Träumerei einfach fortgesetzt. Das Resultat war ein Camper, mit dem wir autark in Europa unterwegs sein können, den Winter im Süden verbringen und ob es auf andere Kontinente geht – wer weiß?

Drei Jahre haben wir gewartet – dann war er da, der „Max“ der Firma Flowcamper. Damit uns die Wartezeit nicht zu lange wird, haben wir das letzte Jahr bis zur Auslieferung mit „Frieda“, ebenfalls von Flowcamper, verbracht.

Das hat zu der oben erwähnten eigentlichen Veränderung geführt. Radreisen steht nicht mehr so im Mittelpunkt. Wir haben unsere Räder zwar immer dabei, wenn wir mit dem Camper unterwegs sind, aber sie stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Touren mit dem Rad an den Orten, wo wir stehen, sind immer noch geliebte Aktivitäten, aber das Reisen von A nach B über mehrere Wochen ist weggefallen. Das fehlt mir, aber ich habe eine Möglichkeit gefunden, diese Entzugserscheinungen zu mildern: Gravel-Events im Bikepacking-Modus

So kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels (die Einleitung dahin ist wohl etwas lang geraten): Dem Veneto Gravel, einem Bikepacking-Event in Venetien mit Start und Ziel in Bassano del Grappa.

720 km │ 4300 hm │ Bassano – Gardasee – Venedig -Bassano

Ja, Italien ist immer wieder mein Sehnsuchtsort. Ein Land, das meinen Lebensweg so intensiv wie kein anderes begleitet. Ob zum Windsurfen, zum Arbeiten (der Link führt zu meiner alten HTML-Seite), zum Radreisen zu Gravel-Events wie den Toskana Trail oder wie in diesem Fall den Veneto Gravel … 

So wie im letzten Jahr (hat etwas gedauert, bis ich mich hier ans Schreiben gesetzt habe) beim Veneto Gravel. Da aber noch mit dem Bulli. Mit einem – wie ich finde – perfekten Verlauf. Einige Tage vor dem Start zur Gewöhnung ans „dolce vita“ schon hinfahren, dann die Herausforderung des „unsupported bike adventure“ (nur Ankommen zählt)  meistern, um anschließend das Ganze beim Abgewöhnen des „dolce vita“ ausklingen zu lassen – perfekter Plan, oder??

So werde ich es auch in diesem Jahr wieder machen. Im April beim Vento Gravel und im Mai beim CarsoTrail. einem Gravel-Event an der italienisch-slowenischen Grenze. 

Jetzt aber zum Event im letzten Jahr, dem Veneto Gravel. Ein Abenteuer, das mich an meine Grenzen gebracht hat, aber auch umso glücklicher, als ich es dann geschafft habe.

Die Eingewöhnung …

Ist schon Luxus, wenn man das ganze Equipment, das einem zur Verfügung steht, einfach in den Bulli packt und dann vor Ort erst die endgültige Auswahl trifft. Der Campingplatz Santa Felicita in der Nähe von Bassano, klein und wunderschön gelegen, gibt mir die Möglichkeit den Bulli auch während des Events dort stehen zu lassen, um mich anschließend noch „abzugewöhnen“!

Ich genieße das dolce vita, die Sonne, die Köstlichkeiten, lerne nette Leute kennen (vorwiegend Paraglider), teste das Equipment und entschließe mich dazu, nur ein kleines Tarp zum Übernachten auf Tour mitzunehmen.

Das Event …

Freitag ist Anmeldetag. Ich radele schon früh hin, hat aber nichts geholfen – es ist voll … Über 1200 Teilnehmer sollten es letztendlich werden. Da aber sowohl Freitag, als auch Samstag gestartet werden konnte, verteilt sich das Ganze schon früh nach dem Start, wie es sich später herausstellt. Ich bekomme mein Starterpaket und radele wieder zurück, mache mein Bombtrack einsatzbereit und gehe früh ins Bett.

Am frühen Morgen noch einen letzten Caffè mit Frieda, bevor ich die zehn Kilometer zum Start radele, mich in die Startliste eintrage, in dem Tohawabohu ohne Erfolg nach bekannten Gesichtern schaue und ziemlich aufgeregt auf die Strecke gehe.

Es dauert nicht lange und ich treffe nur hin und wieder eine*n Mitfahrer*in, der oder die sich aber nicht lange in meinem Sichtfeld aufhalten, da ich immer ein eher langsameres Tempo einschlage und versuche, mein Tempo zu finden – langsam in den Flow komme und zufrieden mit meinem Alleinsein bin – so mag ich es. Von den drei möglichen Strecken habe ich mir die Lago-Variante ausgesucht, die über Verona zum Gardasee und dann im Bogen über Padua wieder nach Bassano führt. Die ursprünglich geplante Route, die zusätzlich noch über Venedig führt (730 km) habe ich mir nicht so richtig zugetraut. Es ist das Besondere an diesen Veranstaltungen. Du bekommst die Strecke als GPX-Datei, es gibt kein Zeitlimit, du organisierst deine Übernachtung und die Verpflegung unterwegs selber und willst nur irgendwann diese Herausforderung gemeistert haben und am Ziel ankommen – that’s it!

Auf dem Weg dahin wird’s anstrengend …

Ein Grund, warum ich so gerne in Italien unterwegs bin, ist die Möglichkeit schon am frühen Morgen mit dem Notwendigsten versorgt zu werden – einem Caffè. Und auch im Laufe des Tages bereitet es keinerlei Probleme, von der „cucina italiana“ bestens versorgt zu werden.

Mit einem Panino mit Porchetta z.B. …

110 km habe ich mittlerweile in den Beinen und keine große Lust mehr, den perfekten Schlafplatz zu suchen. Etwas versteckt finde ich in einem Weinberg ein Plätzchen für Isomatte und Schlafsack. Das Tarp spare ich mir – dachte ich – ein Fehler. Ich werde am nächsten Morgen wach und alles ist patschnass – also so richtig „patsch“! Der Schlafsack (Daune!!), die Matte, die Klamotten … Alles! Im April sollte man die Feuchtigkeit in der Nacht nicht unterschätzen.

Meine Laune dementsprechend …

Egal … weiter geht’s. ich packe die nassen Klamotten zusammen in der Hoffnung, sie im Laufe des Tages in der Sonne trocknen zu können. Aber erstmal ’nen Caffè mit ’nem Brioche. Dafür muss man in den hiesigen Gefilden nicht lange radeln – selbst um 6 Uhr nicht. Es entwickelt sich schnell ein nettes Gespräch mit den lokalen Barbesuchern, spätestens nachdem ich das zweite Gedeck bestellt habe. Und auch meine morgendliche Sprachhemmung, gepaart mit mieser Laune, entwickelt sich dabei zum Besseren. Endgültig beim Euphorischen angelangt bin ich, als die Sonne über die Landschaft blickt und mir die Möglichkeit gibt, die Klamotten zum Trocknen aufzuhängen …

Nächstes Ziel ist Verona. Über 10 Jahre ist es her, dass Eve und ich bei unserer ersten Alpenüberquerung auf der Via Claudia hier Station gemacht haben. Die Organisatoren haben die Route durch alle touristischen Highlights geführt. Ich bin froh, als ich da wieder raus bin und den Gardasee als nächstes Ziel vor Augen habe. Es geht entlang des Sees bis zur Südspitze nach Peschiera del Garda, wo es den nächsten Checkpoint geben soll, den ich aber nicht finde (es ging nicht nur mir so). Egal … ist mir wurscht, ich radele weiter, will auch nur weg vom Trubel.

Es geht entlang des Flusses Mincio an der Grenze zur Lombardei. Die e-Bike-Dichte hier in der Nähe zum Gardasee ist enorm, aber je mehr ich von ihm entferne, desto weniger wird es und vor allem einsamer – wie schön.

Ich mache mir Gedanken zum Nachtquartier. Nach der Erfahrung der letzten Nacht entschließe ich mich, einen Campingplatz anzusteuern. Ich finde den Agricampeggio a Borghetto sul Mincio und da die Wettervorhersage für die Nacht eher mies ist, nutze ich einen Unterstand für die Nacht. Es stellt sich als genau die richtige Entscheidung heraus – es schüttet die ganze Nacht.

Mein Quartier für die zweite Nacht

Am nächsten Morgen scheint doch glatt die Sonne. Ich bin irritiert – die nächste Bar hat noch nicht geöffnet, der existenzielle Cappuccino mit Brioche am Morgen rückt in weite Ferne … also weiterrradeln, das wird schon. Aber ich bin in einer verschlafenen Gegend unterwegs und es dauert etwas bis zum so gewünschten Lebenselixier.

Der erste Cappuccino lässt meine Lebensgeister erwachen und ich komme wieder in meinen Flow, hin und wieder einen Fotostop. Von den über 1200 TeilnehmerInnen gibt es doch tatsächlich hin und wieder Eine(n), der/die mich überholt. Bin ich doch davon ausgegangen, dass da hinter mir nicht mehr viel kommen kann. So bin ich jedenfalls sicher, auf der richtigen Route zu sein.

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich hier schonmal mit dem Rad unterwegs war – gemeinsam mit Eve auf unserer Dolomiten-Tour 2014, die uns bis nach Umbrien zum Lago di Trasimeno geführt hat. Und ein Campingplatz, auf dem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, war auch nur noch 20 km entfernt – also warum nicht die Erinnerung auffrischen. Zumal am Horizont ausgesprochen dunkle Wolken aufziehen. Die Wetter-App sagt Starkregen voraus und ich trete in die Pedale, um es rechtzeitig dahin zu schaffen – vergeblich.

Es erwischt mich voll. Innerhalb kürzester Zeit sind die Schlaglöcher und die Schotterpiste ein einzige Wasserfläche, ich erkenne nichts mehr und versuche irgendwie, nicht in der Horizontalen zu landen. Völlig durchnässt finde ich den Agriturismo Alba (was schwierig genug war) und da klar ist, dass im Freien übernachten keine Option sein wird, frage ich ein Zimmer an – aber alles ausgebucht. Der mich etwas mitleidig anschauende Besitzer hilft mir bei der Suche nach einer Unterkunft in Este, dem nächstgelegenen Ort – und wird fündig … das Hotel Beatrice. Super – da komme ich gerade her, und es schüttet weiterhin. Nützt ja nichts – da muss ich durch – 5 Kilometer patsch-patsch.

Triefend vor Nässe schiebe ich mein total verdrecktes Rad durch die Empfangshalle, treffe an der Rezeption auf einen sehr emphatischen Empfangschef, der mich freundlich empfängt, meinem Rad ein trockenes Plätzchen im Hinterzimmer gibt und mir ein komfortables Einzelzimmer – ich bin begeistert. Das Zimmer inklusive Bad wird als Trockenkammer umfunktioniert, bis kein freies Plätzchen mehr übrig ist.

Eine ruhige Nacht, ein gigantisches Frühstücksbuffet erzeugen ein zufriedenes Grinsen – bis ich nach draußen schaue – es schüttet weiterhin. Ich will aber am Abend wieder am Ziel in Bassano ankommen. Es hilft nix – ich muss raus.

80 Kilometer liegen vor mir – es zieht sich. Mein Po macht sich auch bemerkbar. Ich bin nicht so ganz zufrieden mit mein Vaude-Bip, da muss ’ne Neue her. Aber die Laune wird besser, der Regen lässt nach und sogar der eine oder andere blaue Himmelsabschnitt lugt hervor. Das Ziel vor Augen komme ich wieder in meinen Flow, so sehr, dass ich vergesse, Fotos zu machen. Ich will irgendwie einfach nur ankommen – es gelingt mir. Automatisch steuere ich den Startpunkt an und bin irritiert. Da ist niemand. Ein Blick auf den Streckenplan zeigt mir: Du bist an der falschen Stelle. Es fängt wieder an zu regnen, aber die letzen Kilometer zum richtigen Ziel schaffe ich noch einigermaßen im Trockenen.

Es empfängt mich ausgelassener Trubel, der Eintrag in die Ankunftsliste, ein kostenloses Abendessen und natürlich das obligatorische Zielfoto – ich bin glücklich!!!

Die Entspannung …

Ich radele die zehn Kilometer zurück zu Frieda, werde freudig von den Nachbarn begrüßt, gratuliert, richte mich wieder ein und genieße ein Moretti.

Nicht nur das genieße ich, auch die folgenden entspannten Tage hier bei dolce vita, der cucina italiana, den Besuch auf dem Mercato mit dem obligatorischen Einkauf praktischen Küchenzubehörs, einem köstlichen pollo arrosto, überhaupt bella Italia.

Diese Kombination mit der frühzeitigen Anreise, der Teilnahme an dem Event und den anschließenden entspannten Tagen in Kombination mit dem Camper wird keine einmalige Geschichte bleiben … demnächst mehr in diesem Theater.

Noch einige Impressionen dieser Tage …

… Und ewig ruft die Insel!

Eigentlich brauche ich keinen Anstoß, um der Insel Elba einen Besuch abzustatten. Aber Eve und ich haben den August in Skandinavien verbracht. Kaum zurück, ging es mit Freunden eine Woche in den Vorarlberg zum Radeln und kaum zuhause sollte ich mich wieder auf den Weg machen?

Aber Christian war hartnäckig. Wir kennen uns seit meiner Zeit als Reiseleiter auf Elba Ende der 80er, Anfang der 90er, in denen er jedes Jahr (auch mehrfach) als Gast meines damaligen Arbeitgebers, dem Reiseveranstalter „S&L Aktiv-Reisen“ zugegen war.

Wir hatten uns danach zwar aus den Augen verloren, aber Dank der sozialen Medien und auch meiner Artikel auf der mittlerweile doch sehr veralteten Webseite (Ich hatte mir um die Jahrtausendwende die Domain bungarten.de gesichert, ohne zu wissen, was ich damit anfangen sollte. Also habe ich angefangen, über meine Zeit auf Elba zu schreiben. Und das Ganze noch im guten alten HTML. Es gibt diese Seite im alten Design immer noch. Nachzulesen hier …

immer wieder reist er nach Elba und die Frage taucht auf: „Sollen wir uns nicht mal wieder auf Elba treffen?“

Das ist der Auslöser …

Von Eve bekomme ich grünes Licht, mich wieder auf Tour zu begeben, „Frieda“, unser Bulli scheint auch keine Einwände zu haben, das Wetter in unseren Breitengraden ist sowieso „usselisch“, zwei Wochen ohne Termine stehen zur Verfügung. Also los …

Auf die Fähre von Piombino nach Portoferraio

Spätestens am Fährhafen in Piombino mit dem Blick auf die Insel bekomme ich leichtes Herzklabastern und wenn ich dann in Portoferraio von der Fähre fahre und an der nächste Ecke einen kurzen Stop bei der Familie Segnini (in meiner Zeit auf Elba ein verlässlicher Partner bei dir Ausleihe von Fahrzeugen) mit herzlicher Umarmung und kleinem Palaver, einlege, hat mich die Insel wieder in ihren Bann gezogen.

Es sind nur noch zehn Kilometer bis zum Campingplatz Rosselba le Palme. Auf dem Weg dahin reiht sich eine Erinnerung an die andere. Es hat sich doch einiges geändert in all den Jahren, aber die Struktur ist die gleiche geblieben, vieles ist mir immer noch vertraut, manches ist neu entstanden. Ich habe immer noch das Gefühl, die kurvige Straße nach Rosselba im gleichen Rhythmus zu nehmen, wie schon hunderte Male zuvor.

Ich biege in die Einfahrt zum Platz und fühle mich sofort wieder zuhause. Das Personal ist zwar neu, die Atmosphäre aber die gleiche und die Wiedersehensfreude mit Christian groß. Erstmal Bulli abstellen, Bierchen rausholen, seine Frau Dagmar und ihren Hund kennenlernen, und viel erzählen …

Vieles ist neu auf der Anlage. Die Plätze, auf denen ich mit Bulli oder Wohnwagen gestanden habe, gibt es nicht mehr. Apartments, Hütten und Safarizelte – Glamping also – prägen jetzt das Bild. Mir gefällt’s nicht, aber das ist ein anderes Thema. Vertraut ist es mir hier trotzdem – ich fühle mich sauwohl.

Alles eingerichtet!

Mein Rädchen ist natürlich mit auf Tour. So schmeiße ich Komoot an und plane eine kleine Tour hier im Osten der Insel. Klein, weil es ein bergiges Eiland ist. Da mein Gravelbike am Start ist, baue ich ein paar Trails ein, was ich besser nicht gemacht hätte (wie sich später herausstellt) – das Rädchen wollte getragen werden. Auch da wurden Erinnerungen wach, da Eve und ich die Strecke in Teilen schon 2008, als wir mit den Rädern und Zelt hier unterwegs waren, in Angriff genommen hatten. Damals ging’s irgendwie leichter …

Um nochmal auf die Überschrift dieser Zeilen zu kommen. Ich erlebe hier Flashbacks am laufenden Band und genieße die Zeit hier, die Wiedersehen mit alten Freunden und auch die Rückkehr – dieses Mal mit Eve – ist fest eingeplant.

Noch ein paar Impressionen …

Und nicht zu vergessen …