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Hobbits und Peitschenkampf auf Flores

Ein Beitrag von Eve

Nach unseren ersten Abenteuern in Indonesien geht es nun weiter auf die zweitgrößte Insel Nusa Tenggaras. Auf dem langen und kurvigen Trans-Flores Highway gelangen wir in 4 Stunden nach Ruteng, unserer zweiten Station. Während an den Küsten die malaiischen Muslime siedeln, ist das Landesinnere die Heimat zahlreicher christlicher Ethnien mit eigenen Sprachen und Kulturen. Auf 1000 m Höhe ist das Klima mild, abends und morgens eher knapp 20 Grad.

Hobbit Hill Homestay – unsere Unterkunft in Ruteng

In unserer Unterkunft „Hobbit Hill“ haben wir von unserer Terrasse einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Dörfer und die Reisfelder. Unsere Gastgeberin „Udis“ ist so herzlich und fürsorglich, dass es eine Freude ist hier zu sein. Der Name „Hobbit Hill“ hat tatsächlich etwas mit den Hobbits zu tun, die als kleinwüchsige Hominiden-Art „Homo Florensiensis“ erst 2003 hier in einer Höhle entdeckt wurden.

Hier in Ruteng sind es die Manggarai, die uns stets mit einem Lächeln begegnen. „Hello Mister! Where do you go? Where do you come from?“ ertönt es jedes Mal, wenn wir auf unserem Weg durch Ruteng und das traditionellen Dorf „Ruteng Puu“ laufen. Ich fühle mich so bewundert, wenn mich die jungen Frauen unentwegt anstarren. Sie geben uns die Hand, lächeln verschämt und möchten natürlich ein Selfie. Manche holen ein kleines Notizbuch hervor, in welchem wir unsere Namen usw. eintragen sollen. Sie freuen sich wie verrückt, wenn wir ihrer Aufforderung nachkommen. Erst nach einigen Nachfragen erfahren wir, dass sie als Studenten der Touristik-High-School die Aufgabe haben, im Laufe ihrer Ausbildung 300 Namen von Touristen zu sammeln.

Kekse für Alle

Unzählige Kinder, egal welchen Alters, winken uns zu. Schon interessant zu sehen, dass selbst Kleinkinder unsere Fremdartigkeit wahrnehmen und winken. Als wir wieder ein paar Jungs beobachten, wie sie auf alten Plastikdeckeln auf einem Betonweg einen Hügel hinunterrutschen, bleiben wir stehen und bewundern ihre Kühnheit und ihre Kreativität. Was für Straßenkinder, denke ich! Keiner, der auf sie aufpasst, keine Feuchttücher, keine Wechselwäsche, keine Trinkflasche…völlig auf sich allein gestellt, in löchrigen und schmutzigen Hosen und Rotznasen, die ich so ach so gerne wegwischen würde. Nach dem Besuch des traditionellen Dorfes besorgen wir an einem Kiosk Biskuits und Kaugummis und kehren wieder um. Staunend beobachten sie, wie wir die Kekspackung aufmachen, strecken uns im Nu Ihre Händchen entgegen (auf Händewaschen verzichten wir in diesem Fall mal) und lachen herzlich, als wir Ihnen die Kekse verteilen. Was gibt es Schöneres!

Händewaschen ist heute mal abgesagt

Auf dem Rückweg hält plötzlich ein Mann auf dem Roller neben uns, fragt uns, ob wir Lust hätten, mit zu dem Caci, einem traditioneller Peitschenkampf, mit zu kommen. Heute Abend fänden die Vorbereitungen dazu statt. Er habe längere Zeit in Deutschland gearbeitet und verstehe auch etwas Deutsch. Also, nichts wie hin!

Caci – der traditionelle Peitschenkampf der Manggarai

Nach wenigen Minuten stehen wir auf dem Platz eines Dorfes umringt von ca. 100-200 Dorfbewohnern, die die Kämpfer in der Mitte mit ihrem Gesang anfeuern. Die Kämpfer in traditioneller Kleidung wirken ausgelassen und fröhlich, machen Späße, während sie sich auf ihren nächsten Einsatz vorbereiten. Dass sie sich vorher mit Alkohol in Stimmung trinken, ist verständlich. In einem der Häuser spielen die Frauen einen immer gleichen Rhythmus auf den Trommeln, der den Männern ebenfalls Mut machen soll. Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst schauen und fotografieren soll. Schade, dass ich das Tele-Objektiv nicht mitgenommen habe, aber, wie konnten wir das denn ahnen! Ein Kämpfer greift mit einer Peitsche aus Büffelhaut an und der andere wehrt dies mit einem Schild aus Büffelleder und einem gebogenen Stab aus Bambus ab. Trifft er den Rücken des anderen, bilden sich rote Striemen, die, wenn es blutet nicht so weh tun sollen (so erklärt es unser Gastgeber). Zur besseren Anschauung zeigen uns einige Kämpfer ihre vernarbten Rücken. Es gibt strenge Regeln, die von den Alten kontrolliert werden. Jeder Kämpfer hat genau einen Schlag. Unser Freund erklärt uns, dass diese Kämpfe zu Hochzeiten, Weihe-, Richt- oder Erntedankfesten abgehalten werden und fordert Rolf auf, es selbst mal auszuprobieren, der dankend ablehnt – Weichei! Zum Schluss tanzen wir noch im Kreis mit und verabschieden uns von einem der Kämpfer mit einem Selfie.
Was für ein wundervoller Tag, was für Erlebnisse! Ich fühle mich wie ein neugieriges Kind, das unzählige „Warum-Fragen“ stellen möchte. Berauscht von diesen intensiven Eindrücken laufen wir zurück nach Ruteng, kaufen an einem Warung unser Abendessen „Martabak“ und freuen uns auf ein Bintang.

Schaukeln auf Lombok

Ein Beitrag von Eve 

Ob man es glaubt oder nicht, aber auch an Erdbeben gewöhnt man sich, jedenfalls an die Kleineren. Es wackelt hin und wieder mal am Bett oder Stuhl. Seit wir aufgrund der Erdbeben-App über die täglichen Erdbeben informiert werden, wird uns bewusst, wo und wie oft es auf diesem Erdball bebt. Für viele Völker ist das Normalität. Da in Folge der drei Beben ca. eine Millionen Touristen ihre Reise nach Lombok gecancelt haben, leiden die Menschen hier nun zusätzlich unter den fehlenden Einnahmen. Hier im Süden Lomboks ist zwar nichts beschädigt, dennoch haben Reisende Angst. Auch wir haben länger diskutiert, sind dann schließlich doch zu dem Entschluss gekommen, unsere Reise wie geplant umzusetzen, um ggf. hier zu helfen.

„Hello Boss“ ertönt es an jeder Ecke, wenn ich mit Rolf über die Straße oder an einem Warung vorbei zum Strand gehe. Er wird immer gerne angesprochen, gefragt, wie es ihm geht, was er essen möchte oder ob er morgen wieder kommt. Wie es wohl wäre, wenn ich alleine hier wäre, frage ich mich. Dass Lombok muslimisch ist, erklärt Einiges.

Unsere Hütte im Same Same in Lombok

In unserer Unterkunft fühlen wir uns pudelwohl. Unsere Bambushütte ist erdbebensicher, fürs Waschbecken braucht man eine Mindestgröße von 2 Metern und kaltes Wasser zum Duschen. Das Moskitonetz ist dicht und die Terrasse gemütlich. Die Hütte wackelt bei jedem Schritt, auch ohne Beben. Unsere direkten Nachbarn, ein Pärchen aus Italien, müssen eine starke Moskito-Phobie haben, denn sie sprühen allabendlich mit Anti-Moskito-Spray im Bad und in der Hütte herum, stürmen heraus und schließen alle Türen. Da deren Bad an unsere Hütte angebaut ist, werden wir mit eingenebelt. Unser Sprühdosen-Paar ist auch sonst wenig kommunikativ, dagegen Marc aus England um so mehr. Bereits morgens zum Kaffee kann er loslegen, wie ein Haufen tratschender Frauen. Ansonsten treiben sich hier hauptsächlich coole Surfer herum, die mit ein bis zwei Surfbrettern seitlich am Scooter befestigt, ihre Surfplätze aufsuchen.

Hells-Angel für Arme

Auch wir erkunden mit den Scootern Kuta, Kuta Beach und abgelegene Traumstrände wie unseren Favoriten „Tanjung Aan“, ca. 6 km von Kuta entfernt. Der weiße Sand und das türkisfarbene Wasser bilden eine wunderbare Kulisse für Fotoshootings. Insbesondere die Schaukeln am Strand, ob single or double, sind ein Foto wert. Hier finden wir schnell ein einsames und gemütliches Plätzchen an einem der Warungs. Sie vermieten ihre Liegekissen gegen Verzehr. Der Tampa Beach kann uns nicht wirklich überzeugen, da die Liegen auf Dauer ohne Auflagen doch zu hart sind. Hier ist jedenfalls noch weniger los.

Der Strand von Tanjung Aan

In Kuta selbst gibt es eine Vielzahl von Restaurants, vom Warung bis zum hippen Burger-Restaurant. Mit Burgern vom Wagyu-Rindern. Wir probieren uns durch, bis uns Mie Goreng doch zu viel wird und wir eine Pause einlegen.

Den zweitgrößten Vulkan Indonesien, den Mount Rinjani, bekommen wir leider wegen der Erdbeben nicht zu Gesicht. Dafür können wir eine Tour zu den Secret Gilis im Westen Lomboks unternehmen. Über Facebook sucht Maria Mitreisende für eine Schnorcheltour, Rolf bestätigt und drei Tage später fahren wir mit dem Taxi zur Bootsanlegestelle. Der wackelige Brettersteg ist wieder mal eine Herausforderung für mich, aber gut, dafür bin ich ja hier. Auf der ersten Insel, Gili Nanggu, schnorcheln wir am Riff und relaxen am Strand. Das einzige Resort hier hat geschlossen. Auf der zweiten Insel, Gili Sudak, essen wir unsere Mie Goreng und beobachten, wie eine schwangere Kuh schwimmend ans Festland gezogen wird, da dort der einzige Tierarzt wohnt. Sie sträubt sich anfangs sehr, doch dann schwimmt sie los. Wegen der starken Ebbe können wir nicht bis zum meinem „geliebten“ Steg zurück fahren und laufen über Seegras und Steine, die voller Seesterne sind – quasi eine Art Wattwanderung.

Freischwimmer für Schwangere

Da wir uns für die traditionelle Lebensweise der Sasak, der Ureinwohner Lomboks interessieren, fahren wir mit den Scootern nach „Sade“. Dort können wir die typischen Sasak-Häuser mit ihren Strohdächern und Fußböden aus Kuh-oder Büffelmist anschauen, den Bewohnern bei ihren täglichen Arbeiten, vor allem den Frauen bei der Weberei von Schals und Sarongs zuschauen. Auch sie kauen die Bethelnuss wie wir es von Sulawesi kennen. Ich setze mich neben eine der Frauen und halte die Baumwollspindel. Ihre Zähne sehen rot-braun und zerstört aus, ich kann kaum hingucken. Unser Guide meint „They are strong“ (Ihre Zähne sind stark), was ich nicht glauben kann. Insgesamt ist das Dorf für uns zu sehr eine Touristenattraktion und Marktplatz. Wir spenden 100.000 Rupien und fahren weiter.

Im Rainbow-Spa massieren uns kleine zarte Frauen mit unglaublicher Kraft in den Händen. Während ich bei meiner Shiatsu-Massage (Akupressur) mir immer wieder unter Schmerzen „Das soll ja gesund sein“ sage und versuche weiter zu atmen, entspannt sich Rolf bei seiner Relaxing-Massage völlig.

Nach nun 11 statt ursprünglich 8 geplanten Tagen geht nun auch unsere Zeit hier zu Ende. Nach der Hilfsaktion im Norden wäre ich zwar gerne noch einmal hingefahren, was jedoch ohne Kontaktperson und Fahrer sehr schwierig ist. Alternativ haben wir weitere Spenden an die aktiven Projekte vor Ort überwiesen. Die Frage, wie wir nach Flores kommen, beschäftigt uns noch einige Zeit, um alle drei Möglichkeiten (24-Stunden mit Bus und Fähre über Sumbawa, 3-4tägige Schiffstour oder Fliegen) abzuwägen. Immerhin ist auch Sumbawa vom Erdbeben stark betroffen, die Übernachtungsmöglichkeiten und die Infrastruktur sind rudimentär, der Trip mit 24 Stunden extrem. Direkt nach dem Beben wurden keine Schiffstouren angeboten, da alle Mitarbeiter mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren.

Fliegen mit Lion Air, immer ein kleines Abenteuer

Mit Hilfe einer Reiseagentur buchen wir letztendlich einen Flug über Bali nach Flores, was wir später dennoch bereuen werden. Aber auch das gehört bei diesen Reisen dazu.

Abschied und Aufbruch

Ein Beitrag von Eve

Nach nun vier Wochen auf Reise, wird es Zeit für einen ersten kleinen Rückblick. Normalerweise würden wir jetzt zurückkehren, ich wieder in den stressigen Schulalltag und Rolf zu seinen Kindern in der Grundschule Gronau. Ich würde mich wieder über so vieles aufregen, was nun einfach wegfällt. Sehr entspannt also. Wir können einfach weiter eintauchen in fremde Kulturen.

Die letzten Wochen versuchte ich mir das immer vorzustellen, wie das sein wird. Da ich mit dem Abarbeiten der Aufgabenlisten so beschäftigt war, habe ich kaum darüber nachdenken können. Das Verkaufen, Entrümpeln und Verschenken meines überflüssige Besitzes war befreiend, da sich mit dem Verkauf meine Reisekasse weiter füllte und meine Wohnung mehr Platz bekam.

Abschied von Mama Karin und Enkelin Noomi

Ich, in meiner Rolle als Reiseleiterin und Planungs-Junkie habe die letzten Monate unendlich viele Stunden damit verbracht, in Reiseblogs und -büchern, Hostels, Traumstrände, Sehenswürdigkeiten usw. zu recherchieren, Details und Tipps zu markieren, welche Währung wir wo benötigen, welche Geldautomaten manipuliert sind und wie man der Taxi-Mafia an einigen Flughäfen, wie auf Bali, entkommt. In meinem Hirn befinden sich Regale voller Reisebücher und Landkarten. Wahnsinn, was ich mir alles so merken kann! Nun denke ich, weiß ich so grob, was auf mich zukommt, was natürlich ein Trugschluss ist. Mein eingerostetes Schulenglisch habe ich natürlich per Hörbücher, Learning-Apps, Lesen englischer Reiseblogs und Nachrichten über die Jahre hinweg aufgepäppelt, so dass ich nun gerüstet bin. Indonesisch werde ich dann unterwegs lernen, so der Plan.

Abschied von Sohn Timmy, Eve und Jonas

Die letzten Wochen waren geprägt vom Abschiednehmen, was eindeutig nicht zu meinen Stärken gehört. Besonders tränenreich war der Abschied von meinen Söhnen, Alex und Timmy, Schwiegertöchtern, Romina und Eva, den Enkelkindern, Luan und Noomi, Fabian und Jonas und meiner Mutter, von Julia und Sunny und meinen Freundinnen. „Ist dir eigentlich klar, was du hier tust?“, denke ich immer wieder.

Abschied von Sohn Alex und Enkel Luan

Je näher der Abreisetag rückte, je mehr hatten wir zu tun. Die reinste Sisyphusarbeit … die große Abschieds- und Geburtstagsfeier mit all unseren lieben Freunden und unserer Familie, die Beantragung der Visa, die komplizierten Flugbuchungen, der Abschluss der schulischen Arbeit und „on Top“ die Vorbereitung und Untervermietung meiner Wohnung fünf Tage vor Abflug und noch vieles mehr. Da zeigt sich mal wieder, was wir für ein gutes Team sind. Dann am letzte Abend, an dem ich auch noch so sehr mit Packen beschäftigt war, dachte ich daran, dass ich jetzt noch ein letztes Mal in meinem gemütlichen Bambus-Bett schlafen kann und dann erst einmal lange Zeit nicht mehr. Ciao Nippes, Ciao Köln … Ciao meine Wohnung … los geht‘s! Ich drücke die Stopp-Taste für den Alltag hier und drücke auf „Forward“ …

Rolfs Packliste Teil 1 (Elektronik und Kleinkram)

Rolfs Packliste Teil 2: Kleidung und Pflegeartikel

Do you want to sit down …?

Ein Beitrag von Eve

Wir brechen wieder auf. Endlich raus hier aus “Adis Schmuddel-Bungalows“. Wir verkneifen uns den Blick in die Küche, seit wir an einem Abend mitbekommen haben, wie Gäste, denen beim Essen wohl eine Ratte über den Tisch oder über die Füße gelaufen ist, das Restaurant verstört verlassen. Doch beim Bezahlen an der Theke erblicke ich eher ungewollt den Sandwich-Toaster. Unglaublich, wie dreckig hier alles ist. Der coole Adi mit seiner Standard-Antwort „It´s up to you“ regelt hier zwar Einiges vom Moped-Verleih bis zu den Inseltouren, doch mehr auch nicht.

Nasse Füße gibt’s immer …

Da es in Strömen regnet, laufen wir barfuß durch die großen Pfützen. Nass werden wir ja sowieso noch, denke ich, also auch egal. Unser Bootsmann, der uns das Ticket verkauft hat, wirkt eher zugedröhnt. Wir sollen da warten, wo alle anderen auf ihr Boot warten, einschließlich der Chinesen. Sie sehen aus wie besudelte Pudel, ziehen ein langes Gesicht. Alle wollen ein Boot um 11 Uhr, doch wie immer, ist dies in diesem Chaos hier nicht ersichtlich, wer mit welchem Boot wann fahren kann. Unsere „Lembongan Paradise“ scheint ausverkauft zu sein, doch Dank Rolfs Hartnäckigkeit – er bleibt dem Typen auf den Fersen und diskutiert permanent mit ihm – lässt man uns noch auf das überfüllte Boot. Okay, meine Königsdisziplin naht, bei Regen und Wellengang mit Rucksäcken beladen auf ein Boot steigen. Rolf übernimmt meinen kleinen Rucksack und den Rest schaffe ich mit Bravour. Nun gut, wir sind drauf. Alle Sitzplätze sind belegt.

Do you want to sit down?

Wir stehen im Gang, halten uns an den Lehnen fest und bleiben in den Knien geschmeidig, denn das Boot setzt einige Mal so hart auf, dass es nur so knallt. Reisende bieten uns ihre Sitzplätze freundlich an. Ja, wir sind wohl die Alten hier unter den Backpackern. Doch wir lehnen dankend ab. Froh darüber den Horizont im Stehen anvisieren zu können, möchte ich diesen Platz nicht mehr aufgeben. Wie erstarrt blicke ich gerade aus, sage mir „Auch das hier geht vorbei“. Rolf steht ein Stück hinter mir. Ich wage kaum, mich umzudrehen. Das Aufprallen auf die Wellen lässt zum Glück nach, der Regen jedoch nicht. Das Aussteigen in Sanur ist einfacher, da die großen Rucksäcke von den Bootsmännern ausgeladen werden.

Erleichtert wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, laufen wir zum Perama Office, um das Busticket nach Padang Bai zu bezahlen. Ein leckerer Instant- Cappuccino versüßt uns die Ankunft. Die Busfahrt geht über Ubud, wo wir den Bus wechseln müssen. Ein kurzer Einblick in die Hauptstraße von Ubud reicht aus, dass wir froh darüber sind, nicht länger hier zu sein. Überraschenderweise holt uns ein Fahrer unserer Unterkunft „Kubus Pilatus Inn“ mit dem Scooter ab. Ich sammle etwas Mut und steige auf, den Rucksack legt er vorne vor seine Füße und los geht`s einen doch sehr steilen Weg hinauf. Puh, geschafft, dann holt er Rolf. Eine wunderschönes großes Zimmer mit einem bunten Garten mit Pool empfängt uns hier. Wie sauber hier alles ist, einfach fantastisch, einschließlich der warmherzigen Gastgeberin, die meinen Vornamen kennt.

Martabak – die frittierten Teigtaschen schmecken köstlich.

Unser erstes „Marbarak“ – eine Art indonesische Frittata – an einem Warung schmeckte köstlich und fettig. Für zwei Euro unschlagbar günstig. Auf dem Rundweg am Hafen entdecken wir auch das abgeranzte Guesthouse „Fat Barracuda“ und waren heilfroh, vorher noch umgebucht zu haben.

Das Kubus Pilatus Inn in Padang Bai.

Zusammenfassung der wichtigsten Informationen:

  1. Secret Garden/ Big Fish Diving: 24 Euro
  2. Adis Bungalows: 21 Euro, nicht empfehlenswert
  3. Bootstour von Nusa Lembongang nach Sanur: 175.000 IR pro Person, ca. 30- 40 min
  4. Bus (Perama Tours) von Sanur nach Padang Bai: 75.000 IR pro Person, ca. 3h
  5. Unterkunft in Padang Bai: Kubus Pilatus Inn, 23 Euro

Earthquake in Indonesien

Ein Beitrag von Eve

Dass wir die Hinweisschilder „Tsunami Evakuierung“, die wir am Nachmittag auf unserem Weg nach Sampanan noch gesehen hatten, tatsächlich mal in Anspruch nehmen würden, hätten wir nicht gedacht – auch wenn man hier auf dem pazifischen Feuerring jederzeit damit rechnen muss.

Am Sonntagabend, 05.08.2018 gegen 19:45 Uhr ist es nun soweit. Zuerst wackelt mein Stuhl im Full-Moon-Restaurant auf Nusa Penida. Noch spielen die drei Jungs ihre Musik. Ich schreibe gerade eine Nachricht und Rolf bearbeitet Fotos. Ich drehe mich um, um zuschauen, ob irgendein Knallfrosch so sehr an meinem Stuhl rüttelt. Doch niemand da. Ein Grollen ist zu hören, ich sehe den Boden wackeln und springe sofort auf, lasse mein Handy liegen und laufe auf die Straße vor dem Restaurant und rufe nach Rolf, der nun auch zu mir kommt. Die Musiker sowie die anderen Gäste laufen nun auch auf die Straße.

Nun stehen alle draußen, auch die Angestellten. Einige Einheimische schwingen sich hektisch auf ihre Scooter, wohl um zu ihren Familien zu fahren. Ich sehe mich um, überall erschreckende Gesichter, hektisches Umherrennen, einer versucht den Verkehr zu regeln, da so viele auf der Straße stehen. Doch wohin stellt man sich am besten, frag ich mich, während ich ein Zittern in den Knien wahrnehme. Rolf nimmt mich in den Arm, wie gut, dass er hier ist, denke ich. Er schiebt mich weg von den Strommasten. Wo ist der sicherste Platz, frage ich mich. Alle suchen auf ihren Handys nach Informationen, befragen Einheimische, die uns versuchen zu beruhigen. Da Nusa Penida sehr geschützt liegt, bestehe keine große Gefahr für einen Tsunami.

Nach einiger Zeit setzen wir uns zwar wieder, doch ein Nachbeben folgt und wieder rennen alle raus. Wir gehen zurück zu unserer Unterkunft. Auffällig viele Menschen stehen laut diskutierend auf der Straße. Die Angestellten fordern uns aufgrund der Tsunami-Warnung auf, mit ihnen auf den Scootern auf einen Berg zu fahren. Sie haben sichtlich Angst. Ich bin verwirrt. Doch alleine hier bleiben, geht nun auch nicht. Nun soll ich hinten auf einen Scooter aufsteigen und irgendwohin auf den Berg mitfahren. Oh man, Panik breitet sich bei mir aus, denn ich will auf keinen Fall im Dunkeln mit irgendwem irgendwohin auf dem Scooter fahren. Rolf ist verzweifelt, fordert mich vehement auf, ich verweigere mich, alle stehen um uns herum, verstehen wahrscheinlich nicht, was hier grade abgeht. Ich will zu Fuß gehen, doch ohne Rolf will ich nicht sein, also willige ich ein und gehe zu unserer liebenswerten Angestellten und los geht`s.

Mit ca. 10 Scootern fahren wir einen steilen Berg hinauf, natürlich endet die Straße in einen Schotterweg voller Löcher. Adrenalin durchströmt meine Zellen, ich zittere und hoffe, Rolf bald zu sehen. Der Weg ist mir zu lang, doch kann ich nichts tun. Endlich erreichen wir einen kleinen Tempel, die Scooter stehen davor, ich sehe Rolf und wir fallen uns in die Arme, Tränen und Erleichterung. Wir werden in die Tempelanlage geführt, sitzen auf Treppen und versuchen uns zu beruhigen, als ein alter hagerer Mann aus dem Haus neben dem Tempel erscheint, sichtlich erstaunt über diese Menschenansammlung – für ihn – mitten in der Nacht.

Als nach ca.1 Stunde die Tsunami-Warnung aufgehoben wird, brechen wir auf. Ich laufe den ersten Teil, bis mich meine Fahrerin aufgabelt. Es geht so steil bergab, dass ich mich hinten am Bügel gut festhalten muss. Ich hoffe nur noch, bald anzukommen. Es beginnt zu regnen, als wir im Mertasari eintreffen.

Total aufgewühlt durchstöbern wir die Nachrichten, während die Erde immer wieder bebt – jetzt brauchen wir erstmal‘n Bier.