Archiv des Autors: Eve

Von Goa über Margao nach Kollam (Kerala)

Indische Eisenbahn

Wer mit der indischen Eisenbahn fahren möchte sollte früh buchen. Da es viele Inder gibt, die vorzugsweise ihr Land mit dem Zug bereisen, sind die Plätze Wochen vorher ausgebucht. Wir bekommen nach langer Suche und Beratung von einem sehr hilfsbereiten Inder in der Travel Agency in Palolem gerade noch 2 Plätze, 3. Klasse AC in der Sleeper Class. Da der Zug morgens um 6 Uhr von Margao startet, organisieren wir uns den Taxifahrer, der uns bereits am Flughafen abgeholt hat. Um 4:15 Uhr früh steht er am Taxiplatz in Palolem und fährt uns zum Bahnhof von Margao (ca. (45 min).

Nachdem der Zug pünktlich losgefahren ist, bekommen wir den vollen Service, mit dem wir niemals gerechnet haben: ein frisches Laken, 2 Flaschen Wasser, Kaffee, ein würziges, scharfes Frühstück (Gemüsebällchen / Korma, Toast, Butter, Marmelade und Mangosaft). Während ich schlafe, wird der Boden geputzt und der Müll eingesammelt. Obwohl im LP sehr vor Dieben gewarnt wird und wir infolgedessen unsere Rucksäcke nicht aus dem Auge lassen und die Bauchgurte wachsam tragen, können wir dies nicht bestätigen. Entweder haben wir den „ICE“ der Indian Railway gebucht oder was auch immer … jedenfalls wirken die Passagiere hier sauber und gepflegt. Immerhin bezahlen wir hier ca. 34€ für über 850 km.

abteil

Nachdem ich die „Times of India“ gelesen habe, mache ich es mir gemütlich und genieße den Blick auf die sich verändernde Landschaft. Die Vegetation wird immer grüner. Gegen Mittag wird eine heiße Suppe mit 2 Brotstangen serviert. Bettina schläft, liest und lacht über unseren Mitarbeiter, der sich immer wieder zum Pennen in ein freies Bett legt.

anzeigetafel

Als wir nach ca. 12 Std. Kochi erreichen, beginnt das indische Chaos. Wie finden wir den Busbahnhof, den Ticketschalter, den richtigen Bus usw. …  Glücklicherweise habe ich einen gebildeten, englisch sprechenden Ingenieur angesprochen, der uns anbietet, mit uns die Tickets zu besorgen. Er scheint zu wissen, was da auf zu kommen sollte, denn am Busbahnhof hätten wir jedenfalls kaum eine Chance gehabt, das richtige Ticket zu kaufen. Wir stellen uns an und er managt den Kauf. Was er an dem 2. Schalter noch machen musste, verstehen wir sowieso nicht. Während wir in der völlig verranzten Halle mit nicht mehr lesbarer Anschlagtafel warten, bringt er sein Gepäck mit dem Versprechen wiederzukommen ins nahe Hotel. Weder die Schrift auf den Bussen noch die Ansage kann uns weiterhelfen.

wartehalle

Als wir dann in den Bus steigen wollen, wird’s richtig spannend, denn wie sollen wir mit den Rucksäcken in einen völlig überfüllten Bus steigen, in dem wir die Sitze 4 und 5 reserviert hatten.

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Die Menschentraube hängt zu den Türen hinaus und wir sollen einstiegen. Wir laufen von vorne nach hinten, suchen nach einer Ladefläche für die Rucksäcke, fragen unseren Mann, der letztlich den „Bus-Manager“ auffordert, dafür zu sorgen, dass unsere Sitze frei werden. Ich steige irgendwie ein, sehe, dass auf unseren Sitzen direkt hinter dem Fahrer eine ältere und eine jüngere Frau sitzt, die mich verständnislos anschauen. Überhaupt glotzen uns hier alle an, da wir die einzigen Traveler hier sind. Die beiden Frauen stehen auf, ich quetsche nich irgendwie durch die Menge und versuche meine Rucksack in die Lücke hinter den Fahrersitz zu quetschen. Bettinas noch oben drauf und wir davor, seitlich eingekeilt zwischen den stehenden Männern links und der sitzenden Frau rechts von uns … Und das bei ca. 35 Grad. Natürlich steht der Bus noch eine Weile, damit uns die Schweißbrühe noch den Rücken runterläuft. Wir halten es aus und durch … 4 Stunden lang, so viel stop and go, weil hier gerade einige Festivals stattfinden (Karfreitag) … wir sehen Männer, die geschminkt und gekleidet sind wie Frauen und lassen uns später den Sinn dieses Festes erklären … Der indische Straßenverkehr gleicht einem Slalomkurs, der täglich zu ca. 200 Unfällen führt. Wir sehen zum Glück nur einen verletzten Mann auf der Straße liegen, der wohl beim Überqueren dieses mörderischen Highways überfahren wurde. Als sich ein Typ zu sehr mit seinem Körper an Bettina quetscht, drücke ich ihn zweimal unsanft weg. Anders geht es hier nicht.

Als wir gegen 23:30 den Bahnhof von Kollam erreichen, stehen nur noch 2 Tuk-Tuks dort, deren Fahrer so gut wie kein Englisch sprechen. Wie gerufen stehen gerade 2 junge Männer dort, die wie Studenten aussehen und dem Fahrer übersetzen, wo wir hinwollen. Natürlich verfährt sich der Fahrer, hält noch 2 mal an, um jemanden zu fragen, bis wir dann endlich vor „Ashtamudi Villas“ stehen! Wie glücklich wir sind, als wir freundlich empfangen werden, jeder von uns ein großes Bier bekommt, wir durchatmen können und unsere schöne Villa sehen. Bisher das Beste, was wir hier hatten. Allein das Bad ist so nett gemacht.

Stolz auf uns, diese anstrengende Tour geschafft zu haben, fallen wir ins Bett.

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Goa „Palolem Beach“

Was laufen hier eigentlich für Leute rum? Wer reist denn wohl so nach Goa? Gibt’s da auch Pauschaltouristen mit Rollkoffer? Bestimmt hauptsächlich junge Backpacker, Studenten so um die 25-35Jahre … doch siehe da, es ist ganz anders. Im Dreamcatcher sind einige ältere europäische Damen über 60 J., die im Yoga-Kurs oder auf ihrer Terrasse ihren hageren Körper dehnen. In der Bar sitzend checken sie ihre Emails auf dem iPad oder lesen E-Books. Eine „Oma“ erklärt mir, dass sie 70 Jahre alt sei und nun zum xten Mal versuche, den CheckIn Ihres Rückflugs hinzubekommen, doch die Verbindung hier sei ja so miserabel. Sie besuche jedes Jahr für 4 Monate ihre Tochter, die am Patnem-Beach eine Travel-Agency betreibt.

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Glücklicherweise hält sich die Anzahl der Russen in Grenzen. Mein erster Eindruck von 3 Russen passte prompt zu meinen Vorstellungen. Einige hübsch gekleidete Inderinnen verteilten am Strand Farbtupfer zum Holi-Fest, woraufhin ein Russe sagte: „ If you give me Sex, I give you money!“ Der ratlose Blick der Inderin sagte alles …

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Am Agonda Beach trafen wir auch nicht die typischen Backpacker, denn dort geht es etwas nobler zu. Die ca. 2km lange, fast menschenleere Bucht ist sehr sauber, nur ein paar Resorts zieren den Rand der Bucht, keine Boote, wenige Liegen, natürlich Kühe, einfach ruhig und leer … Gewundert haben wir uns über die Strandverkäufer/innen, die in Palolem verboten sind … ganz anders geht es am Palolem Beach zu, obwohl er direkt nebenan liegt …  bunte Hütten, Restaurants und Bars säumen die Bucht … Fischerboote und Kanus liegen aneinander gereiht … und abends wird der Strand zur Promenade … dann spielen die Inder Fußball, Cricket oder Joggen … indische Familien spielen im Wasser, Fischer holen ihre Boote rein und Kellner bauen die Tische für’s Abendessen im Sand auf … der Strand ist zwar sehr belebt, gilt aber als „Quiet Beach“, von daher gibt es nur „Headphone-Partys“ und die Polizei passt auf.

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Im „Palolem Coconut-Tree“ finden wir eine neue Hütte, direkt am Meer, sehr basic … immerhin mit 2 Liegen und einer Palme davor, die permanent zum Fotoshooting genutzt wird. Auch der Preis ist basic … 1200 IR (ca. 17€), dafür gibt’s kein Regal, keine Haken oder andere Ablagemöglichkeiten. Unsere Nachbarn sind äußerst trinkfreudig und gesellig. Gestern haben sie – ein englisches älteres Paar – ein weiteres Paar zum Wodkasaufen und Grölen eingeladen … mit ihrer mobilen Box haben sie über’s Handy ihre Musik eingespielt, Kette geraucht und gesoffen … es war unfassbar laut. Doch dank meiner Ohrenstöpsel konnte ich einschlafen, Bettina dagegen hatte eine unruhige Nacht.

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Masseure aus Kerala bieten ihre Dienste an, die wir gerne ausprobieren: Pediküre mit neuem Nagellack. So sauber hätten wir unsere Füße nie hinbekommen. Die Masseurinnen haben einen harten Griff, was man diesen zarten Körpern gar nicht zutraut. Zum Essen gehen wir in das Restaurant auf den Felsen und genießen die Sonnenuntergangsstimmung mit Blick über die ganze Bucht.

Einen ATM finden wir in Canacona (ca. 4km) und am Agonda Beach (ca. 12 km)). Ein Taxi– oder Tuk-Tukfahrer bringt einen z.B. für 300 IR (ca. 4,30 € ) nach Agonda. Ich hebe schrittweise jedes Mal 7400 IR (ca. 100€) ab, da dies am Besten klappt.

Da Inder eher meditativ arbeiten, braucht alles seine Zeit. Bis du im Restaurant gesehen wirst, bis jemand kommt und dir die Karte bringt, bis das 1. Bier kommt, bis der Kellner dir das Essen und dann die Rechnung bringt … alles sehr gemächlich. Alle haben Zeit im Überfluss. Mit großem Hunger oder Durst solltest du nicht ins Restaurant oder an die Bar gehen. Unsere deutsche Betriebsamkeit, unsere Hektik und unser Tempo brauchen einige Tage zur Adaption.

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Wie sind die Inder? Einige schauen uns nicht an, wenn wir sie ansprechen. Sie wirken eher abweisend, starren beispielsweise auf ihren Monitor und sprechen sehr undeutlich und schnell, so dass wir Mühe haben, überhaupt etwas zu verstehen. Verkäufer vor ihren Läden sprechen uns permanent mit „ Come and have a look“ an. Andere sind wieder sehr freundlich und helfen uns sehr. Zum Beispiel am Bahnhof von Margao, wo wir wirklich Angst hatten, unseren Platz/Waggon nicht zu finden. Dort sprach mich ein Mann an, wo ich denn hinwollte. Er besorgte mir einen Chai und versprach mir, uns zum Gleis, zum Zug und zu unserem Platz zu bringen, was er dann auch tat. Wir waren überglücklich, als wir dann am richtigen Platz waren. Dass mich viele – besonders Männer – anschauen, daran habe ich mich gewöhnt. Frauen sind sehr zurückhaltend, aber freundlich.

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Goa

„Einer der schönsten Strände Goas und sogar einer der schönsten Südostasiens“

solche Aussagen fand ich im Internet, bevor ich mich für  Palolem entschieden habe. Die Bucht ist umringt von Palmen, bunten Hütten, Bars und Restaurants.

Den Strand  teilst du dir nicht nur mit anderen Reisenden und Locals, sondern auch mit vielen Hunden und Kühen, die es sich gerne am Strand gemütlich machen und mir beim Joggen gerne hinterlaufen (also die Hunde nicht die Kühe). Das flache Wasser lädt die Kinder zum Planschen ein. Mich pieksen beim Schwimmen winzige Quallen, was sehr unangenehm ist.

Der Anblick bei Sonnenuntergang ist traumhaft schön, besonders von südlichen Ende der Bucht, wenn man auf die Felsen steigt oder oben von Restaurant den Blick genießt. Die Brandung, die letzten Sonnenstrahlen, die vom Wasser reflektiert werden, umgeben von Palmen und leichter Musik, die aus den Bars kommt. Palolem macht seinem Ruf alle Ehre und ein Besuch ist absolut lohnenswert.

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Unsere „Dreamcatcher-Resort“ ist für das Preisniveau hier mit 2400 IR( ca. 30€) etwas überteuert. Man kann durchaus für 500- 1200 IR (ca. 5-15€) hier eine Hütte bekommen, zumal jetzt eh nicht mehr so viel los ist. Nun gut, wir waren zuvor noch nicht nicht in Indien und haben auf den Tipp meines Sohnes hin die erste Woche hier gebucht. Nun genießen wir es hier in vollen Zügen. Das Resort ist gepflegt und sehr sicher, obwohl der Putz schon mal von den Wänden bröckelt. Scheinbar haben wir auch Holzwürmer, die an unseren Betten knabbern, denn morgens sieht man, was sie nachts geleistet haben .Einen Spa, eine Yoga-Halle, warme Duschen, Bücher, Safe, Taxifahrer, der im 24-Stunden-Dienst zur Verfügung steht…das alles gibt es hier. Auch die bunt gekleideten Inderinnen, die im Resort unentwegt fegen oder am Kleiderstand sitzen und uns stetig mit mit ihrem „Have a look“ begrüßen, verkörpern Stolz,  Anmut und Tradition und sind  überhaupt schön anzusehen. Ja und Mosquitos gibt’s reichlich…direkt am Fluß gelegen, kein Wunder…auf der Terasse unserer Hütte werde ich sofort ausgesaugt… gemütlich sitzen geht nicht …

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Wie unser Tag aussieht? Tja, morgens gehe ich (Eve) 2 Runden am Strand Joggen. Im Rockit Cafe nehmen wir dann unser Frühstück zu uns (450 IR ca. 6€), genießen die noch angenehmen Termperaturen  und den Blick auf’s Meer. Nach dem Lesen und Planen der weiteren Reiseroute trainieren und stretchen wir uns in der Yoga-Halle. Entweder erfolgt anschließend eine ayurvedische Massage oder ein Snack am Strand. In die Sonne legen wir uns gerne am Nachmittag, beobachten das Treiben am Strand und den Sonnenuntergang. Manchmal geht Bettina noch einmal die Bucht rauf und runter, bevor es uns am Abend in eines der Restaurants treibt. Sehr gutes Essen gibt es im Dopadi’s, für Vegetarier und Fischliebhaber  ist das hier eh ein Traum, so viel Auswahl an köstlichen Gerichten und frischen Fisch. Zweimal schon gab’s zum Abendessen auch Live-Musik, meist wunderbare Gitarrensongs, besonders die letzt Gruppe im Rockit Cafe’ spielte alte Rockmusik und Blues…richtig klasse!

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Verlässt man das Resort, fallen einem die Hütten mit Plastikplanen drüber auf, die eher aussehen, wie Ställe…doch die Inder wohnen darin. Auch die vermüllten Stellen hinter den Plastikplanenzäunen sind keine Augenweide. Die Shops in der Main-Road bieten jede Menge Kleidung, Ledertaschen, Schmuck, Hängematten, Stoffe usw. Jedes Jahr werden alle Hütten und Restaurants vor dem Monsun abgebaut. Bald ist es wieder soweit.

Es fällt uns nicht leicht, dieses paradiesische Nest hier zu verlassen. Doch Indien hat noch so viel mehr zu bieten. Wer weiß schon, wann wir noch mal hierher kommen. Gestern haben wir endlich unsere Entscheidung in den Süden zu reisen getroffen und für Mittwoch den Zug nach Kochi gebucht.

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Teil 11 – Was ich in Sri Lanka gelernt habe …

  • Springhoppers sind keine Heuschrecken, sondern ein Nationalgericht, dass es in 2 Variationen gibt: einmal als Nudelnest und einmal als eine aus dünnem Teig gebackene Schale, die z.B. mit Ei gefüllt wird.
  • Singhalesisches Essen ist köstlich: Pol Sambol macht so süchtig, dass ich mir gleich die original singhalesiche Kokosreibe gekauft habe. Wie wunderbar, dass Rolf den Krims-Krams-Laden in Tangalle noch entdeckt hat. Auch Kottu war mir neu … aus kleingehacktem Roti wird mit Gemüse, Fisch, Hühnchen oder sonst was eine sehr schmackhafte Mischung hergestellt. Hotel heißt übrigens Restaurant und Arak (Schnaps) wird aus Kokosblüten hergestellt.
  • Man sollte nachts alles scheinbar Essbare aufhängen und alle Taschen schließen, denn auch in Folie eingepackte Gewürze, die wir teuer in Kandy im Spicy-and Herbal-Garden gekauft haben, werden angefressen. Sogar Toilettenpapier scheint essbar zu sein und als Krönung wurden auch die für die Nepal-Kids gekauften Luftballons als Delikatesse empfunden …

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  • Nachts zusammen mit Rolf pinkeln gehen vertreibt das mulmige Gefühl, denn in unserer Strandhütte mit „Open-Air-Schlafzimmer“ tummeln sich schon mal so nachaktive Tierchen wie Frösche, Streifenhörnchen oder Ratten und natürlich Kakerlaken.
  • Es gibt keine Kinderwagen. Kinder werden in den ersten beiden Lebensjahren getragen … einfach so auf dem Arm, ohne Tragesystem oder Tücher … meistens von den Müttern, den Omas oder den Vätern. So hat man auch im Bus oder im Zug weniger Probleme mit dem Ein- und Aussteigen. Im Bus steht jedermann sofort dafür auf.
  • Kinder werden bis zu zwei Jahr gestillt! Was für eine gute Basis … getragen und gestillt werden … alle Bedürfnisse nach Nähe, Zugehörigkeit, Wärme, Geborgenheit und Liebe werden erfüllt und bilden die Basis für die weitere Entwicklung.

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  • Zugfahren in Sr Lanka ist ein „Must do“ … diese herrlichen Teeplantagen, eingebettet in tropische Wälder, dieser blaue Zug, der sich gemächlich und hupend dadurch windet, die scharfen Falafel, die einem immer wieder angeboten werden … unglaublich schön!
  • Fehler machen nichts … auch nicht, wenn sie in Folie laminiert (Speisekarten) oder auf große Schilder gedruckt sind, z.B. „Gusthouse statt Guesthouse“.
  • Sri Lanka hat den besten Tee auf der Welt! Die Briten haben dieses Land nicht nur geplündert, nein sie haben Ihm auch Einiges gegeben … wie den Teeanbau, die Schulbildung, das Gesundheitssystem und andere Werte und Normen … Denn früher herrschte hier z.B. die Vorstellung „Einer arbeitet und drei gucken zu“.
  • Die Menschen hier begegnen dir mit einem Lächeln … Hello, mister … how are you! … nie zu aufdringlich, nie unfreundlich … sie helfen dir immer und sie interessieren sich für dein Leben! Frauen werden i.a.R. respektvoll behandelt … Du wirst nicht beklaut oder ausgeraubt. Du kannst diesen buddhistischen Menschen vertrauen. Viele gehen als Gastarbeiter nach Dubai und arbeiten dort in Hotels, als Flugzeugreiniger oder als Houseboy, schicken ihr Geld nach Hause zur Familie, nehmen dafür in Kauf, dass sie ihre Frau und Kinder 3 Jahre lang nicht sehen … sie dürfen sich dort abends nicht draußen aufhalten, werden sonst von der Polizei eingesammelt, dürfen nur arbeiten und schlafen … Was ein hoher Preis!

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  • Neue Verkehrsregeln zu akzeptieren: Optimale Ausnutzung der Straße: Auf 2 Fahrspuren passen 3-4 Fahrzeuge nebeneinander, in einen Bus passen 30-40 Leute, das Ein- und Aussteigen geschieht per Handzeichen und möglichst im Rollen … Es herrscht Linksverkehr und da, wo es sich anbietet, auch Rechtsverkehr, je nachdem …
  • Akzeptiere was ist: der Bus fährt doch nicht dahin, wo du gedacht hast … der Busfahrer sagt dir an der falschen Stelle Bescheid, dass du aussteigen sollst … der Tuk-Tuk-Fahrer weiß doch nicht so genau, wo deine Unterkunft ist, fährt dennoch einfach los … die Leoparden im Nationalpark haben heute keine Lust sich der Sonne und dir zu zeigen, obwohl du so viel Geld dafür bezahlt und dich sehr darauf gefreut hast …
  • DSC03983 (1)Die singhalesische Aussprache … beispielsweise wird „Vegetable“ oder „Wellawaya“ so rasant schnell ausgesprochen, dass sich die Zunge überschlägt. Überhaupt enden hier die Ortsnamen gerne auf -waya, -wila, -wella, -ala, was sich im Bus dann anhört wie ein schnelles „Wellawillawaya … willawella …!“ Aussteigen? Keine Ahnung … durchfragen heißt die Devise – irgendjemand hilft dir immer weiter …
  • Roti, Reis, Gemüse und Sauce mit der rechten Hand zu essen ohne mit der Linken zu helfen … ich gebe gerne zu, dass ich es (noch) nicht ausprobiert habe, aber Rolf!
  • Eine Hütte am Meer entspannt. Unglaublich, was diese 4 Tage hier in unserer Robinson-Crusoe-Hütte mit uns gemacht haben…nach all dem Tourprogramm stellt sich das Relaxen ein … immerhin habe ich außer sonnenbaden, Hörbücher verschlingen, essen, dösen, die Zeit mit Rolf genießen, auch täglich mein Yoga gemacht und sogar zum Sonnenuntergang mein Jogging-Walking-Programm durch Tiefsand absolviert, was bei gefühlten 35 Grad eine echte Leistung darstellt …

 … und in mir ein permanent schlechtes Gewissen erzeugt … (Anm. Rolf)

  • Nie denken, man weiß schon alles … Besser ist es, mit eigenen Augen zu sehen. Denn die 3. Klasse des Zuges ist besser als man denkt. Sie ist richtig gut und kostet weitaus weniger.
  • Mit Rolf als Reisepartner kann mir nichts passieren. Er hat immer die Taschenlampe dabei, wenn ich sie brauche, er behält die Finanzen im Blick, er nimmt so herzlich Kontakt zu den Einheimischen auf (was unter Männern wirklich leichter geht), er recherchiert die Unterkünfte im Internet und korrigiert sogar die Google-Standorte, die falsch eingetragen sind, er ist unkompliziert und nörgelt nicht rum … ist neugierig, auf das, was uns begegnet!
  • Keine Buchungen mehr im Voraus. Es gibt immer eine Unterkunft. Es können immer unvorhersehbare Dinge vor Ort sein, die einem nicht gefallen (Siehe Surf- und Partystrand in Arugam). Die Freiheit, das zu tun, was wir möchten, dorthin zu gehen, wohin wir möchten, spontan entscheiden zu können, uns leiten zu lassen, von dem was kommt … dem Zufall in die Arme laufen. Das ist es doch, warum wir uns auf solche Reisen begeben, denn Glück ist ein Gefühl von Möglichkeit …

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Teil 10 – Kirinda und Safari im Yala-Nationalpark

Kirinda ist kein wirklicher Ort, eher ein Ansammlung von einfachen Häusern und Kiosken an einer Straße, ohne Traveller, ohne Restaurants, ATM’s, Bars o.Ä. Die wenigen Unterkünfte, die es hier gibt, sind menschenleer, da die Hauptsaison ersten nächsten Monat beginnt. Welch ein Glück für uns! Ein Anruf von Rolf im JC-Guesthouse und die Sache war geritzt. Der herzliche Empfang von Champa, dem Besitzer, gefiel uns sehr…ein kleines Schwätzen mit dem hier Üblichen „Where do you come from? What’s your name?“ endete dann darin, dass wir die Safaritour in den Yala-Nationalpark doch mit ihm machen wollten, denn schließlich macht er die Tour nur für uns Beide in seinem Jeep.

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Nach einem „lazy“ Nachmittag in der Hängematte wollten wir zum Meer laufen, um dort ein Restaurant für das Abendessen zu finden. Der Weg dorthin war heiß und zog sich immer weiter in die Länge. Schließlich folgten wir einem Schild “Kirinda Beach Resort“, denn dort musste es doch auch etwas zu essen geben. Der naturbelassene Strand auf unserer linken Seite wurde nur ab und zu von einzelnen Häusern unterbrochen. Doch dann endlich erblickten wir ein Licht … ein feines Resort war das hier mit Restaurant, ja … da war es endlich … nichts los hier, nur wir. Das Essen war zwar teuer, aber wir hatten ja hier keine andere Wahl.

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Nach einer nicht ganz so heißen Nacht (geht auch nur mit Fan) standen wir um 5 Uhr auf, tranken einen Tee und los ging’s mit dem Jeep in den Nationalpark. Am Eingang sahen wir schon die Ansammlung von Jeeps, die größtenteils mit Chinesen gefüllt waren. Die sahen eher lustig aus. Während unser Champa die Tickets besorgte, machten wir ein Sightseeing der Chinesen-Jeeps. Entweder aßen sie bereits ihr Lunchpaket, cremten sich ein, fotografierten sich mit Stick oder banden sich die Tücher vor ihre Gesichter, wohl wegen des zu erwartenden Staubes.

Wie fuhren durch große Teile, die aussahen wie eine afrikanische Dornbuschsavanne. Die ebene Landschaft wird dabei vereinzelt von hoch herausragenden Felsformationen wie den Elefantenfelsen unterbrochen. Immer wieder durchziehen kleine Seen und Tümpel, in denen Störche, Pelikane u.A. nach Futter suchen und ein oder mehrere Krokodile wie ein Baumstamm daher schwimmen, die Landschaft. Wir warteten geduldig auf die Tiere, die hier zum Trinken hinkommen (sollten), wie z.B Leoparden, Elefanten, Wasserbüffel, Wildscheine, Hirsche usw. Doch schon bald kamen auch die anderen Jeeps und warteten mit uns in der Reihe stehend. Natürlich kam kein Leopard, erstens war es viel zu heiß, d.h. er wird sich längst im Schatten verkrochen haben und zweitens vermute ich, sind ihm die Chinesen zu laut. Sehr schade, ja … aber so ist die Natur … wir sind ja nicht im Zoo.

Unser Guide erklärt uns, dass über 30 Säugetier- und über 130 Vogelarten im Park beobachtet werden können. In Yala West leben etwa 30 Leoparden. Dies ist eine der höchsten Leopardendichte der Welt. Doch das nutzt uns auch nicht. Als wir dann endlich einen Elefanten sahen, der am Teich stand und sich seinen Hintern am Baum rieb, war das für uns schon der Höhepunkt. So ging es weiter, mal hier, dann mal da angehalten, Leopardenspuren im Sand entdeckt und gewartet.

Die Frühstückspause am Meer verband ich mit einer Pinkelpause zwischen den Dornenbüschen. Das Tsunami-Memorial machte uns noch mal deutlich, was hier 2004 passiert ist. Auf dem Betonboden, auf dem wir standen, befand sich ein Restaurant, dessen Besucher damals alle umgekommen waren. Die Namen in Stein gehauen erinnerten genauso daran wie die drei Wellen-Skulpturen davor (ca. 5m hoch), während die echten Wellen 20 m hoch waren. Als uns Champa noch seine persönliche Tsunami-Geschichte erzählte, dass sein Vater, sein Bruder und seine Schwägerin dabei umgekommen waren, war ich tief berührt. Was haben die Menschen hier nur für ein Trauma erlebt. Er sagte, vorher hätte niemand gewusst, was ein Tsunami ist, doch jetzt weiß es jeder hier.

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Am Abend wurden wir von Champa und seiner Frau so lecker und liebevoll typisch singhalesisch bekocht. Das Dal und Potato Curry waren exzellent. Champa interessierte sich sehr für uns, unser Leben und unser Land und hatte viel Freude an den Gesprächen mit uns.

Der Abschied am nächsten Morgen war so warmherzig, dass wir das Gefühl hatten „We have to come back!“ Danke Champa, dass wir das mit dir hier erleben durften!

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