Wie so oft auf dieser Anreise ergeben sich vor Ort wunderbare Lösungen. Wir sind froh, als wir El Nido verlassen und unser Fahrer uns weiter Richtung Norden auf Palawan bringt. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Bootsanlegestelle in Teneguiban. Hier möchte ich den Bootsmann anrufen, der uns abholen soll, denn das Boot ist die einzige Möglichkeit, unser Ziel zu erreichen. Doch ohne Netz kein Anruf. Auch Juli, die Managerin des Plumeria Eco Resorts können wir per Messenger nicht informieren. Plötzlich tauchen zwei Bootsmänner auf, kurzes Gespräch und ja, sie fahren uns rüber.
Ein paar Minuten später schaukeln wir durch die recht hohen Wellen. In dem schmalen Auslegerboot ist nur wenig Platz für uns Drei mitsamt Gepäck. Hinter Frank und Rolf sitzend, halte ich mich an den Seitenwänden fest und schaue starr Richtung Berge. Neben mir zieht der Bootsmann an der Nylonschnur, um Gas zu geben. Sehr geschickt und erfahren manövriert er das Boot durch die Wellen. Außer am Ende, als er das Boot in Richtung Strand zu manövrieren versucht, steht das Boot einen Augenblick quer zu den Wellen. Ich rufe „Rolf, das Boot steht quer!“ die Welle kommt und schaukelt uns von rechts nach links. Die Ausleger hängen dabei recht hoch in der Luft. Ein Bootsmann springt ins Wasser und schiebt das Boot am Bug herum … geschafft!
In diesem außergewöhnlichen Resort verbringen wir vier entspannte Tage – völlig unplugged – ohne fließendes Wasser, dafür mit Solarstrom, ohne Verbindung nach draußen, kannst du dich mit dir selbst, dem Meer, dem Wind und den Menschen hier verbinden. Mit Eimerduschen kennen wir uns schon gut aus, doch die Trockentoilette ist auch für uns eine neue Erfahrung. Und wie gut das funktioniert, ist schon erstaunlich. Du sitzt wie auf einer Kiste und schüttest Sägespäne nach. Kein Gestank, kein Ekel. Perfekt. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt und das ist gesund und lecker. Wenn die Muschel ertönt versammeln sich alle Gäste an dem großen Tisch, essen gemeinsam und sind in Kontakt. Kein Handy unterbricht diese Kommunikation! In das neue Jahr schlafen wir einfach hinein, da wir es bis 24 Uhr einfach nicht mehr schaffen. Dafür begrüßen wir den neuen Tag mit einem frohen „Happy New Year“. Um die Nachrichten meiner Familie empfangen zu können, verrät mir Julie eine Trick: „Dort draußen im Meer gibt es bei Ebbe eine Stelle, ein ovaler Sandfleck, hinter dem Stein“ und zeigt mit dem Arm in die Richtung. Und tatsächlich laufe ich hinaus und bin zu Tränen gerührt, als ich für einen Moment in Kontakt mit meiner Familie und mit Freunden bin.
Zum Ritual wird der morgendliche Kaffee am Strand mit Blick auf die Brandung und unsere Yoga-Stunde. Im Schatten des schiefen Baumes dehnen Frank, Rolf und ich unsere Körper. Als ich mit Rolf durchs Hinterland an Fischerhütten vorbei gehe, beschenke ich die zwölf Kinder aus zwei Familien mit Kaugummis und Luftballons. Während Rolf die Kinder mit lustigen Spielchen zum Lachen bringt, kann ich einige wunderschöne Fotos ergattern. Hier in dieser abgelegen Region finden wir noch das ursprüngliche und alltägliche Leben der Philippinos, die sich immer offen, neugierig und herzlich zeigen. Mit großen Augen starren uns die Kinder an. Winken und lächeln. Ein Zweijähriger spielt auf dem Boden hockend mit einem Küchenmesser und einem Hammer. Ein Sechsjähriger hält seine Machete fest. Ein Mädchen hat sich mit Mamas Lippenstift geschminkt. Was für freie Kinder und was für eine andere Welt! Plötzlich taucht der Wasserbüffel mit Kindern im Schlepptau an der Kurve auf, trottet an uns allen vorbei. Was für ein Bild!
Da Rolfs Finger trotz der Antibiotika immer noch stark angeschwollen und gerötet sind, ist er in großer Sorge. Zwei muskelbepackte Spanier, die täglich recht isoliert auf der Bettschaukel liegen, spreche ich an. Und siehe da, beide sind Ärzte. Einer tastet die beiden Finger ab und rät ihm zu einer Erhöhung der Dosis von zwei auf drei Tabletten. Und tatsächlich, nach einiger Zeit lässt die Spannung langsam nach.
Nach 4 wunderbar entspannten Tagen machen wir uns zu dritt wieder auf, zum nächsten Ziel …
Schnorcheltrip in Port Barton
Zurück in El Nido verbringen Frank und ich die Wartezeit in einem Café, während Rolf die Zeit für einen Besuch im Krankenhaus nutzt und weitere entzündungshemmende Medikamente verschrieben bekommt. Vom Busterminal geht’s mit dem Van nach Port Barton. Die Rucksäcke werden aufs Dach geschnallt und die Reisenden in den Bus gequetscht. Dass es eng im Bus würde, konnten wir uns schon denken. Aber es geht noch enger. Zwischen Rolf und Frank gequetscht, versuche ich meine Beine in der ersten Reihe des Vans irgendwie unterzubringen. Mit weiteren 10 Reisenden ist der Van auch voll. Das letzte Stück Straße ist noch mal Off-Road mit Baustellen. Nach vier Stunden Kurverei erreichen wir Port Barton, das kleine verschlafene Fischerdorf.
Am kleine Sandstrand gibt es wenige Unterkünfte, ein paar Touristen und viele Palmen. Kein Vergleich zu El Nido. Unser Bungalow im Ausan Beach-Cottage ist zwar klein, das Bad riecht muffig, aber sonst okay. Dafür sind die Burger im Reef Café die Krönung und dann noch mit Live-Musik einfach gut! Tagsüber kann man hier am Strand prima relaxen, die ein oder andere Bar aufsuchen oder Bootstouren unternehmen. Diese Ruheoase hier lädt zum Entspannen ein und tut uns richtig gut. Das Internet ist wie immer pretty slow, was das Relaxen verstärkt. Rolfs Heilungsprozess macht weiter Fortschritte. Frank ist zur Zeit mein einziger und bester Yoga-Schüler.
Wir entscheiden uns für eine private Bootstour, so können wir bestimmen, wohin und wie lange wir auf den Inseln bleiben möchten. Früh um 8 Uhr fahren wir zu Dritt zum Turtle Point. Alleine mit den drei Schildkröten folgen wir Ihnen in Ruhe. Während sie auf dem Meeresboden grasen, filmt Frank sie mit der GoPro. Unfassbar! Begeisterung pur! Die Schildkröten, die sich scheinbar nicht an uns stören, schwimmen zum Atmen kurz nach oben und tauchen wieder ab. Eine Stunde später ist es mit der Ruhe vorbei. Jede Menge Ausflugsboote sind auf der Suche nach den Schildkröten. Da sind wir schon weg. Auf German Island wird unser Mittagessen zubereitet, während wir in Hängematten oder auf Liegen entspannen können. Auch hier ist es fast menschenleer. Unsere Bootsmänner schnitzen Tomaten zu Schwänen, grillen Fisch und Hühnchen. An weiteren Riffen Schnorcheln wir im fast kristallklaren Wasser, entdecken viele kleine und mittelgroße Fische, Muscheln und Korallen … diesmal immer mit Flossen! Ein rundum gelungener Tag und ein Highlight hier auf Palawan. Als private Tour (6000 Pesos) nur zu empfehlen.
In den nächsten Jahren wird sich Port Barton bestimmt touristisch weiter entwickeln, denn überall wird gebaut, insbesondere der Ausbau der Straßen wird dies vorantreiben. Also, nichts wie hin, wenn ihr das noch so erleben möchtet!
Nach vier Tagen verabschieden wir uns von Palawan und fliegen nach Dumaguete/Negros. Nach einem letzten gemeinsamen Abend verabschieden wir uns schweren Herzens von Frank, dessen Route nach Bohol führt. Wir haben einige wunderbare Tage mit ihm verbringen können, da wir ziemlich auf der gleichen Wellenlänge waren. Vor allem auch ein großes Dankeschön für die tollen Bilder. Ein Großteil davon auf diesem Blogpost stammt von ihm.