Archiv der Kategorie: Kambodscha

Unser Sabbatical … Ein Fazit

Nun sind wir zurück … seit genau 30.05.2019, denn unsere Reise haben wir früher als geplant beendet. Eigentlich wollten wir Mitte Juli wieder in Deutschland sein, den Juni noch in Marokko verbringen. Doch Ramadan und Marokkos unerträgliche Hitze haben uns nach Spanien auswandern lassen. Zudem werde ich mich um meine Mutter kümmern, die seit ihrer Knie-Operation mehr Unterstützung benötigt. Des Reisens etwas müde geworden, ergibt es mehr Sinn, sich um die Familie zu kümmern. Eine kranke Mutter, ein fünftes Enkelkind, Sehnsucht nach Freundinnen. Der Grenzübertritt von Tanger nach Tarifa beeindruckt mich sehr, denn wir werden freundlich durchgewunken. Kein Stempel, kein Geld, kein Fingerabdruck, keine böse Miene, kein Visum, einfach nichts. Kopfnicken und weiter geht`s. Rolf klärt mich auf „Wir sind in Europa!“ Mir kommen die Tränen.

Während wir mit dem Bus von Algeciras zum Flughafen nach Malaga fahren, um dort einen Mini zu mieten, fällt mir die Lebensfreude der Menschen und die Sauberkeit der Straßen auf. Jeder kann hier tun, was er möchte, egal ob essen, (Bier/Wein) trinken, im Bikini oder oben ohne am Strand liegen, im kurzen Kleid durch die Stadt gehen … das ist Freiheit, die ich lange vermisst habe. Wie glücklich können wir uns schätzen, hier in Europa geboren worden zu sein, besonders als Frau. Ich bin so dankbar für unsere Bildungsmöglichkeiten, unser Gesundheitssystem und für unsere großes soziales Netz aus Familie und Freunden.

Besuch von zu Hause

Ich hätte vorher nicht gedacht, wie wichtig Besuch von zu Hause sein kann. Endlich mal wieder mit vertrauten Menschen quatschen, nicht immer nur Traveller-Gespräche, die sich häufig um die gleichen Themen drehen.

Im Dezember haben wir uns mit Frank auf Palawan/Philippinen getroffen und haben El Nido fluchtartig verlassen. Gemeinsam haben wir eine sehr abgelegene und geheime Bucht auf Palawan gefunden, in Port Barton einen traumhafte Schnorcheltrip gemacht und Franks Drohnen-Fotos schätzen gelernt. Zum Blogbeitrag …

Mit Frank haben wir uns auf Palawan, Philippinen, getroffen. …

Ganz gespannt waren wir Ende Februar auf meine Schwester und meinen Schwager in Kalkutta. Von unserer AirBnB-Wohnung aus erkundeten wir fünf Tage lang die indischste Stadt, die wir bisher erlebt haben. Laut, wuselig, beeindruckend, chaotisch, untouristisch … es folgte der Süden des indischen Subkontinents mit Chennai, Auroville und Goa. Zum Blogbeitrag …

Mit Saskia und Jürgen in Kalkutta, Indien. …

Dass wir die Safaris im Krüger-Nationalpark in Südafrika mit meinem Sohn Alex, seiner Frau Romina und den beiden Kindern Luan und Noomi zusammen erleben konnten, war ebenso ein Highlight und ein riesiges Geschenk. Zum Blogbeitrag …

Mit Alex, Romina, Luan und Noomi im Kruger Nationalpark, Südafrika.

Ohne euch hätte uns wirklich Vieles gefehlt!

Verwirklichung eines Traumes

Jahrelang habe ich davon geträumt, einfach immer weiter reisen zu können. Ein Sabbatjahr bietet nun mal diese unglaubliche Möglichkeit. Ich wäre doch wirklich blöd, wenn ich diese Chance nicht nutzen würde. Also fragte ich Rolf im Winter 2014 „Willst du mit mir ein Jahr lang reisen?“ … “Klar, das machen wir!“ war seine spontane Antwort. Dann habe ich den Antrag gestellt. So eine lange Ansparzeit. Voller Vorfreude und Motivation arbeitete ich auf dieses Ziel hin. Besonders das letzte Jahr vor dem Start war sehr intensiv, da die Reisevorbereitung doch viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die letzten Wochen hatten es dann noch mal so richtig in sich. Die Untervermietung entpuppte sich als Hürdenlauf, die große Abschiedsfeier erforderte alle Energiereserven.

Nach … Tagen, als wir in Marokko unsere Rückkehr beschließen, kann ich es kaum glauben, dass unsere Reise nun zu Ende gehen wird. Mit feuchten Augen denke ich an all die Erlebnisse und nehme Abschied von diesem Traum, der nun zu Ende geht. Ich nehme auch Abschied von unserer Zweisamkeit und trauere ihr nach. Bin glücklich, dass wir sie erleben konnten.

Veränderungen

Unsere Reise hat unser ökologisches Bewusstsein noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Der Anblicke der Müllberge in Kathmandu, Kalkutta o.Ä. , an den Stränden Balis, in den Korallenriffen auf den Togian Islands und auch die gerodeten Urwälder (Palmöl) ist kaum auszuhalten. Möglichst kein Plastik mehr, ist die Devise! Kein Obst mehr in Tüten oder Schalen, keine Plastiktüte, kein Joghurt im Plastikbecher… Dass es nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Ohne Auto sind wir sowieso mehr mit dem Rad unterwegs. Und Fliegen macht jetzt mal eine lange  Pause.

Highlights

Wir werden immer wieder nach den Highlights dieser Reise gefragt. Vietnam hat uns sehr in den Bann gezogen. Das außergewöhnliche Essen, Hanoi und die Landschaft in der Halong-Bucht, die Motorradtour im Norden Vietnams … das waren wirkliche Highlights. Auch die Abgeschiedenheit auf Kei Island/ Molukken, das Taj Mahal, die Thar-Wüste in Rajasthan, das Annapurna-Gebirge, ist , die alternative Lebensweise in Auroville, das geschäftige Kalkutta, das spirituelle Varanasi, die wundervollen Korallenriffe in Raja Ampat, die Löwen in Südafrika … doch das Beste am Reisen sind die Begegnungen mit Menschen:

  • die Familie auf Flores mit fünf Kindern, die wir mit kleinen Geschenken für die Kinder überrascht haben,
  • die Freude der Menschen auf Lombok nach dem Erbeben, als wir Reis, Decken und vieles mehr in die Dörfer gebracht haben,
  • die Menschen auf Kei Island und Raja Ampat, die noch so ursprünglich leben und uns Einblick in ihre Kultur gewährt haben,
  • die Bootsmänner auf Kei Island und Raja Ampat, die uns geduldig von Insel zu Insel gebracht und uns die besten Korallenriffe und Strände gezeigt haben,
  • die Crew von Tao Philippines, die sich rührend um ums und insbesondere um Rolfs Verletzung gekümmert hat,
  • unsere Guides in Nepal, die uns Schritt für Schritt unterstützt haben,
  • die Familie Gurung in Nepal, die uns ihr neues Haus gezeigt hat, dass sie u. a. von den Spendengeldern bauen konnte,
  • das Wiedersehen mit Lata, die sich um alleinerziehende Frauen mit Behinderung kümmert,
  • die Begegnung mit Elsa in der Sapana Village School in Chitwan/Nepal,
  • unser Fahrer Mahendra in Rajasthan, der uns zwei Wochen lang sein Rajasthan gezeigt hat,
  • unser Yoga-Lehrer Amogh am Agonda Beach, der uns unzählige Asanas gezeigt und mit uns geschwitzt hat,
  • der Besitzer vom „Sea-Star“ am Patnem Beach, der uns einen zweiten Ventilator gebracht hat,
  • die Fahrrad-Guides in Soweto, die uns ihr Soweto mit großer Hingabe gezeigt haben,
  • die Ranger im Krüger Nationalpark, die unentwegt versucht haben, den Leoparden ausfindig zu machen…

Sie alle haben uns eine andere Welt gezeigt, ihre Heimat, ihre Familie, ihre Kultur, ihr Essen, ihre Gewohnheiten, ihre Menschlichkeit und ihre Bedürfnisse. Wir sind dankbar für all diese Begegnungen. Sie alle sind gut und liebenswürdig. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen.

Mit zwei Rucksäcken fast ein ganzes Jahr unterwegs.

Vom Glück als Paar zu reisen

Nach dem Motto „ Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ stürzten wir uns in das größte und folgenreichste Experiment unserer Beziehung. Dass Liebe Arbeit ist, wird auch auf Reisen so sein.

Nach unseren Erfahrungen in den ersten Monaten in Indonesien spüre ich die ersten Veränderungen. Unser Leben ist nun voller Abenteuer, Action und Herausforderungen. Und wir haben Zeit … unendlich viel Zeit. Darauf hatte ich mich auch so sehr gefreut, wo ich doch so oft am Wochenende viel zu viel gearbeitet habe, statt mich zu entspannen oder mit Rolf  Fahrrad zu fahren. Je abenteuerlicher und abgelegener es wird, je mehr spüre ich, wie sehr ich Rolf brauche. Dass uns unsere Beziehung im Verlauf dieser Reise immer wichtiger wird, denn ohne den anderen, würden wir diese schwierigen und auch frustrierenden, überfordernden oder nervigen Situationen schlechter aushalten, wird immer deutlicher. Die Glücksmomente bereiten noch mehr Freude und die Frustmomente sind nur noch halb so schlimm … frei nach “Geteiltes Glück ist doppeltes Glück“.

Indonesien, Kei Islands,Yoga am Strand.

Auch unsere Rollen werden klarer und intensiver. Wir sind Freunde und Reisepartner, aber auch Liebespartner. Dass wir uns auf den anderen verlassen können, wird überlebenswichtig. Ohne Visum am Flughafen zu stehen, würde zur Odyssee, wenn der andere es trotz Absprache nicht organisiert hat. Mit den Rollen klären sich die Aufgaben. Während Rolf der perfekte Finanzmanager ist, bin ich als Reiseleitung unentbehrlich. Wo fahren wir nochmal hin? Wie kommen wir von Hanoi nach Ninh Binh? Ist das Frühstück mit drin? Gibt es auch Wifi? Wie heißt das Hotel? Wie lange bleiben wir dort? Was machen wir eigentlich da? Diese sich wiederholenden Fragen beantworte ich immer wieder geduldig, während er mir unsere Ausgaben akribisch vor Augen führt und die Kontobewegungen im Blick behält. Ohne den anderen geht irgendwie nichts mehr. Natürlich fallen wir auch in Löcher, die unsere Stimmung runterziehen. Wenn der andere uns da wieder rausholen kann, umso besser. Außerdem ergibt es wenig Sinn, hier länger im dunklen Loch zu bleiben. Also, Kopf hoch, Krone richten und weiter geht’s.

Die anfängliche Idee, das zweite Halbjahr alleine zu reisen, da Rolf ursprünglich sich nur ein halbes Jahr beurlauben lassen wollte, haben wir glücklicherweise verworfen. Je länger wir reisen, je absurder erscheint mir diese auch. Die Vorstellung, Rolf zum Flughafen zu bringen und dort zu verabschieden, nachdem wir ein halbes Jahr unentwegt zusammen waren … nein, nein, das geht auf gar keinen Fall! Sturzbäche von Tränen würde ich vergießen … in solchen Momenten spüre ich es wieder … wie wichtig doch die Beziehung auf so einer Reise wird!

Jedes Land, jede neue Kultur stellt uns vor neue Herausforderungen. Jeder Ortswechsel erfordert, dass wir uns neu orientieren. Unsere Anpassungsfähigkeit ist extrem gefragt. Das schweißt auch die Beziehung zusammen, denn diese neuen Erlebnisse, Anforderungen und Entscheidungen, die es in dieser Art in Köln nicht gibt, gemeinsam zu bewältigen, geben uns noch mehr Kraft.

Vietnam, Kochkurs in Hanoi.

Wie wunderbar es ist, alles miteinander teilen zu können, die traumhaften sowie die schrecklichen Momente, das fürchterliche Essen in Manila oder die usselige Unterkunft in Pushkar, die farbenreichen  Sonnenuntergänge auf Kei Island, die Freude der Familie auf Flores, der Kochkurs in Vietnam, Rolfs Verletzung durch Seeigel auf den Philippinen, unsere Yoga-Stunden in Goa, die anstrengende Trekkingtour in Nepal, die kalten Nächte im Annapurna-Gebiet, die nicht funktionierende Klospülung, unsere unzähligen Restaurantbesuche und so vieles mehr. Was gibt es Schöneres, als all dies mit seinem liebsten Partner zu erleben? Diese Erinnerungen sind unsere Goldmine. Wenn wir (noch) älter sind, können wir darin schwelgen und uns vor Lachen kringeln.

Damit sich jeder auf so einer Reise wohlfühlen kann, ist es gut, die Gewohnheiten des anderen zu kennen. Dass Rolf morgens beim Kaffee seine Ruhe braucht, dass ich wegen Hitzewallungen körperlichen Abstand, Fächer und ein Schweißtuch brauche, dass ihn nasse Klodeckel und mich seine schmutzigen Sandfüße nerven … Auf diese Eigenarten ist Verlass!

Philippinen, Kontakt mit einem Diadem-Seeigel, 80 Stiche in einer Hand.
Philippinen, Unterwegs mit TAO-Philippines auf Palawan.

Natürlich streiten wir uns auch, doch das sind keine verletzenden Auseinandersetzungen. Manchmal gehen wir uns dann eine zeitlang aus dem Weg, finden am gleichen Tag auch wieder zusammen.

Selten verbringen wir Zeit getrennt voneinander. In schwierigen Situationen hilft es sehr, wenn einer die Ruhe bewahren kann. Als eingefleischte Optimistin versuche ich das Positive hervorzuheben und sorge für die Erfüllung der wichtigsten Bedürfnisse wie Essen, Bier, Wifi, Bett. Ich muss auch nicht mehr alles verstehen. Schon mal gar nicht in Indien. Das ist eh nicht möglich, ob der mangelnden Verständigungsmittel und kulturellen Unterschiede. Gleichmut …Om Shanti … alles wird gut …!

Danke, Rolf, dass wir dieses Abenteuer gemeinsam erleben durften!
Indonesien: Kei Islands I.
Indonesien: Kei Islands II.

Rückblick auf ein halbes Jahr auf Reisen

„Genieße das Leben ständig, denn du bist länger tot als lebendig!“

Ich habe mich selten so frei und glücklich gefühlt wie in diesem halben Jahr. Das Gefühl so weit weg von gesellschaftlichen Zwängen zu sein, jeden Tag so zu leben wie ich möchte, zu essen, wenn ich Hunger habe, zu schlafen, wenn ich müde bin. Neben den wunderschönen Landschaften mit der einzigartigen Tierwelt, ob Karststeinberge mit Reisfeldern mit der Halong Bucht in Vietnam, weiße Strände auf den Molukken, bunte Korallenriffe und Großfische auf Papua, Vulkane auf Flores, Nashörner und Krokodile im Dschungel mit dem Annapurna-Massiv in Nepal, das Mekongdelta in Kambodscha mit Angkor Wat sind die Erlebnisse mit den Menschen am berührendsten. Die Menschen, die uns ihre Häuser, ihre Tiere, ihre Felder, ihren Brunnen, ihre Waschplätze, ihre Art zu kochen und zu schlafen, sich fort zu bewegen, zeigen, wie sie mit ihren Kindern spielen,  wie sie hier Hochzeiten feiern und Spaß haben, all das macht die Würze solch einer Reise aus. Wenn ich den Kindern auf der Straße, in den Bussen oder Booten Kekse und Luftballons schenke und sie mir entgegen lächeln oder staunen, geht mein Herz auf. So sorge ich immer für einen Vorrat in meinem Rucksack. Ich liebe diese Abwechslung, bin neugierig auf die Welt. DAS IST LEBEN! 

Direkthilfe mit den Spenden unserer Familie und Freunden auf Lombok

Ich weiß, dass ich wieder zurückgehe in meinen Beruf. Ich bin dankbar, dass ich eine gute Ausbildung und das Studium geschafft, dass ich einen gut bezahlten Job habe und ich mir solche Reisen leisten kann. Doch ich möchte mich nicht mehr so aufsaugen lassen, möchte meine Lebenszeit nicht mehr in diesem Mäße der Schule widmen. Das nehme ich mir jedenfalls feste vor!

Ich freue mich riesig, meine Familie wiederzusehen. Sie fehlt mir hier am meisten. Auch meiner Familie möchte ich danken, dass sie mich in meinen Ideen vom Reisen unterstützt haben, dass sie so eine abenteuerlustige „Mama und Oma“ toll finden, dass meine Mutter mich einfach gehen lässt, obwohl sie mich bestimmt auch hin und wieder gebraucht hätte. Mein Vater im Himmel  beobachtet mich bestimmt auf dieser Reise und schüttelt so manches Mal den Kopf, wenn er mich hier sieht. Er beschützt mich noch immer, das spüre ich. 

Besuch bei der Familie Gurung mit ihrem jüngsten Nachwuchs

Auch Luan, Noomi, Fabian und Jonas, meine Enkelkinder, vermissen ihre Oma bestimmt sehr. Was es für sie bedeutet ein Jahr ohne sie zu sein, kann ich mir kaum vorstellen. Ich komme ja wieder und bin dann noch viele Jahre für euch da. 

Ich freue mich auf meine Schwester und auf Jürgen am 01. März in Kalkutta. Ein bisschen Heimat. Vertrautheit. Bindung. Das tut uns auch mal wieder gut.

Dass ich all diese positiven wie negativen Erlebnisse mit dem Menschen teilen kann, den ich so sehr liebe, macht mich glücklich. Dafür bin ich Rolf so dankbar! Dass Reisen mitunter auch sehr anstrengend sein kann, haben wir immer wieder gespürt. Manchmal war uns nur zum Heulen oder Abhauen! Doch zusammen schaffen wir es wirklich super! Wenn’s gar aussichtslos erscheint, hilft mir  Tomorrow is another day“… und letztlich wird alles gut! 

Treffen mit Lata in Kathmandu inkl. einer kleinen Spende für ihre Stiftung

Kambodscha Teil 3: Siem Reap mit Angkor Wat

Bootstour von Battambang nach Siem Reap

Es gibt ein Holzboot, das in sieben Stunden über den Sangker-Fluss und den Tonle Sap nach Siem Reap fährt. Das wollen wir doch ausprobieren. Die Alternative mit dem Bus scheint zwar bequemer, dafür weniger spannend zu sein. Schon der „Pier“ sieht abenteuerlich aus. Matschige Wege und Erdhügel führen über eine Metalltreppe zu dem ca. 8m langen Boot. Für uns und andere Gäste streuen die Bootsmänner sogar Schottersteine auf den Matschweg, damit wir einigermaßen sauber dort unten ankommen. Ich eiere voll bepackt nach unten, nehme Platz in einer der zwei Doppelsitzreihen und beobachte das stetige Beladen des Bootes. Sogar ältere Touristen mit Rollkoffern kommen die Treppe herunter, während die Bootsmänner deren Gepäck tragen. Beim Einsteigen rutscht der ein oder andere auf Deck aus und versaut sich die weiße Hose.

Eine Aufgabe, da heil runterzukommen …

Gegen 7:30 Uhr beginnt der laute Dieselmotor zu knattern und wir legen mit ca. 10 weiteren Touristen und einer handvoll Einheimischer ab. Der Wolkenhimmel ist uns nur recht, denn die hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze der letzten Tage waren schon extrem. Zwischendurch legte das Boot an, damit Einheimische aus- oder zusteigen können.

Die Bootsfahrt ist wie großes Kino. Rechts und links tun ständig neue Ausblicke auf, so dass wir gar nicht wissen, wo wir zuerst hinschauen sollen. Häuser, die morsch, alt und wackelig am Ufer stehen; bunt bemalte Fischerboote mit kleinen Rundhütten, in denen die Menschen leben; schwimmende Häuser und Supermärkte, riesige Fischernetze auf langen Bambusbooten; unzählige Reusen, Fischer, spielende Kinder hinter Holzgattern, damit sie nicht ins Wasser fallen … alle winken uns zu, rufen „Hello“ und wir winken zurück … 

Wie wunderbar doch diese einfache Geste ist … jeder versteht es …auf der ganzen Welt … das Winken bringt die Menschen zum Lachen und in Kontakt … egal welche Kultur oder Sprache … ich liebe sie!

Wenn das Boot in 180 Grad-Kurven fährt, bekommt es ganz schön Schlagseite und bei Gegenverkehr muss es auch immer wieder anhalten. Ein weinendes Mädchen kann ich mit Luftballons und Keksen zum Lachen bringen. Als das Boot plötzlich in einen sehr schmalen Flussarm einbiegt, schlagen die harten Äste der Büsche links und rechts gegen das Boot. Wir setzen uns besser in die Mitte. Rolf geht aufs Dach und filmt diese Fahrt durch den Dschungel, wie das Boot durch die schmale Fahrrinne seinen Weg findet. Es passiert auch hin und wieder, dass sich das Boot in der Uferböschung festfährt. Doch die Männer können es mit Hilfe von Stangen wieder frei bekommen. Ich kann mich an den schwimmenden Dörfern gar nicht sattsehen, fotografiere unentwegt die Menschen hier.

An einem schwimmenden Restaurant essen Rolf und ich eine Suppe, während die anderen Touristen sich scheinbar nicht trauen. Eine Banane muss wohl für sieben Stunden reichen. Ich bin auch die einzige Touristin,  die die Toilette an Bord benutzt, der Rest scheint es sich zu verkneifen und das Trinken einzustellen. Gegen Ende der Tour fährt das Boot in den großen Tonle Sap-See bis zum Pier von Siem Reap. 

Die „Kok Krosaing Englisch School“ in Siem Reap 

Unsere Unterkunft, das Sun Boutique Resort haben wir bewusst etwas außerhalb von Siem Reap gewählt, damit wir mal wieder ein paar Tage zur Ruhe kommen können. Unsere Gastgeber, Sun Sothy und ihr belgischer Mann, Roger, empfangen uns sehr herzlich. Uns interessiert besonders die Schule, die die Beiden vor einigen Jahren gegründet haben.

Zur Zeit besuchen ca. 250 Kinder ab ca. 4 Jahren die KOK KROSAING ENGLISH SCHOOL. Da die Eltern zu arm sind, um ihre Kinder auf eine staatliche Schule zu schicken, bietet Ihnen diese Schule eine Zukunft durch Bildung. Sie bekommen die Schulkleidung sowie das Essen gestellt. Sun Sothy näht und kocht für die Kinder, die schon sehr früh in ihren Familien mitarbeiten müssen. Häufig nehmen Sie einen langen Schulweg in Kauf, um morgens pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Mit Hilfe der Spenden- und Patengelder kann ein Großteil der Kosten finanziert werden. 

Wir haben das Glück und können am Sonntag mit zu der Tanzaufführung der Mädchen kommen. Sie freuen sich über jeden Zuschauer, denn die Eltern kommen nicht in die Schule, was mir wirklich leid tut. Doch sie schämen sich wohl für Ihre Armut und darüberhinaus arbeiten sie täglich so viel, dass sie keine Zeit haben.

Diese traditionellen Tänze sind ein einzigartiges kulturelles Erbe der Khmer. Die Tänzerinnen tragen goldenen Kopfschmuck, goldene Schlangen an den Fußfesseln, goldene Armreifen und Kostüme mit viel Gold. Sie sehen wunderschön darin aus. Der Khmer-Tanz ist ein langsamer harmonischer Tanz. Die Tänzerinnen bewegen sich fast im Zeitlupentempo, setzen eine Fuß langsam vor den anderen. Entweder tanzen sie im Kreis oder in Reihen hintereinander, wobei sie ihre Arme und Hände kunstvoll drehen und beugen. Die Tänze erzählen Geschichten aus der Mythologie oder aus dem Alltagsleben der Khmer. 

An einem weiteren Tag können wir uns ein Bild von dem Schulalltag machen und die Kinder und LehrerInnen im Unterricht besuchen. Eine Klasse singt für uns „Merry Christmas“. Die Kinder wirken zufrieden, aufgeweckt und höflich. Sie werfen den Müll draußen in die Mülleimer (was hier nicht selbstverständlich ist, aber erklärbar, man hat hier andere Sorgen als Müllentsorgung), stellen ihre Schuhe vor den Klassenraum und arbeiten an ihren Aufgaben. Die LehrerInnen machen einen engagierten und liebevollen Eindruck, wenden sich bei Fragen einzelnen Kinder zu und helfen ihnen. Ein Blick in die noch nicht fertiggestellte Mensa und in die zukünftige Autowerkstatt verdeutlicht, wofür hier Geld benötigt wird. Da nun einige der ersten Kinder erwachsen werden, möchte Roger den Kindern eine Berufsausbildung ermöglichen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. In Kambodscha gibt es bislang noch keine Berufsschule. Ein kleine Werkstatt mit Werkzeugen an der Wand und einem kleinen Schulungsbereich steht bereit. Für die Zweirad-Werkstatt braucht man alte Mopeds zum Zerlegen und Lernen. Doch weil in Kambodscha fast alles irgendwie wiederverwertet wird, sind alte Mopeds oder Motoren kaum zu finden. Nähmaschinen hat Roger bereits angeschafft. Der Näh-Klassenraum sieht es schon einsatzbereit aus. Insgesamt sind wir beeindruckt von seinem Herzensprojekt, das den Kindern hier eine bessere Zukunft durch Bildung ermöglicht. 

Die Tempel von Angkor – der Nationalstolz von Kambodscha

Eine Abbildung der Tempel von Angkor ist hier allgegenwärtig, auf Geldscheinen, auf der Flagge natürlich, auf Werbeplakaten, auf Tuktuks, auf Bierflaschen. Auch wir sind in Siem Reap, um uns die größten und bekanntesten Tempelanlagen in Südostasien anzuschauen. Bei dem Klima hier im Dezember eine echte Herausforderung. Für den Besuch dieser riesigen Anlage mit über 200 km² und ihren unzähligen Tempeln gibt Roger den Rat das Ganze von hinten, also am Wat Ta Prohm, dem Würgefeigen-Tempel, anzufangen und entgegen des Besucherstroms fortzufahren. Er instruiert den Tuktukfahrer, der uns zuerst zum Ticketschalter bringt, wo wir jeder 62$ für ein 3-Tagesticket lösen, dass man innerhalb von 10 Tagen einlösen kann. Auch morgens um 9 Uhr ist es schon heiß und schwül. Glücklicherweise liegt ein Großteil des UNESCO-Weltkulturerbes in einem schattigen Wald. Bevor wir in die Tempel gehen, zeigt er uns jedes Mal auf der Karte, wo wir ihn am Ausgang wiederfinden.

Wat Ta Prohm

Wir sind schon etwas aufgeregt, als wir durch ein Waldstück auf den Tempel Ta Prohm zulaufen. Hier wurde „Tomb Raider“ gedreht, haben wir zwar nie gesehen, aber egal. Prompt entdecken wir die ersten Chinesengruppen vor dem Eingang, die sich heute scheinbar besonders auffällig gekleidet haben und sich auf den ehrwürdigen Steinen räkeln. Da sie sich mit Räkeln abwechseln, haben wir eh keine Chance auf ein Foto ohne Chinesen. 

Schnell vorbei, nichts wie weg. Dass sie auch so laut dabei sein müssen! 

Die Tempelanlage an sich scheint sie nicht wirklich zu interessieren. So gehen wir in entgegengesetzter Richtung durch die Anlage, stehend staunend vor den Bäumen und Würgefeigen, die aus den grün-grauen Mauern, herauswachsen, die mit ihren Wurzeln wie ein Netz die Tore, Fenster und Mauern umspinnen. Es sieht unfassbar beeindruckend aus, als ob der Dschungel sich den Tempel einverleiben wollte. Wie heruntergefallene Bauklötze wirken die riesigen Steine und Mauern, Fenster und Tore, die in grau-grün, orange-grau, grau schwarz und weiß-grau faszinierende Fotomotive darstellen. Ein Kletter-und Versteckparadies für Kinder! So sollten Spielplätze gebaut werden! 

Die Weiterfahrt zur Tempelanlage Angkor Thom ist eine kleine Pause, in der uns der Wind etwas kühlt.

Wat Bayon

Wieder erwartet uns eine äußerst beeindruckende Tempelanlage, die für ihre Türme mit den bis zu 7 Meter hohen aus Stein gemeißelten Gesichtern bekannt ist. Jeder Turm hat vier Gesichter für jede Himmelsscheibe. Lange Zeit war dieser Tempel das religiöse Zentrum von Angkor Thom. Diese Gesichter, die Bodhisattvas darstellen, sind ein echter Hingucker. Die Patina auf den Steinen geben den Gesichtern unterschiedliche Färbungen. 

Die riesigen in Stein gehauenen Gesichtsskulpturen sind das faszinierendste am Bayon-Tempel. Wie gerne würde ich sie mit der Kamera näher heranholen und malen. Auf den lebensnahen Flachreliefs werden Szenen aus dem Alltagsleben der Könige und Bewohner, des fischreichen Tonle-Sap-Sees und aus den Kriegszügen dargestellt. 

Angkor Wat

Den Abschluss für heute bildet Angkor Wat, ein im 11. Jahrhundert aus Sandstein erbaute Tempelkomplex, von einem breiten Wassergraben umgeben, war dem hinduistischen Gott Vishnu geweiht, bevor die Khmer zum Buddhismus übergegangen sind. Im Inneren sind riesige Wandreliefs, die kriegerischen Szenen darstellen. Die Apsaras, Wolkentänzerinnen, zieren die Mauern. Da wir kräftemäßig ziemlich am Ende sind, ersparen wir uns den oberen Tempelbereich. Am Lotusteich draußen freuen wir uns über die fantastische Spiegelung der Angkor-Kulisse, stehen etwas andächtig davor.

Nach diesem Tempeloverkill bei 80% Luftfeuchtigkeit und 35 Grad schlafen wir am Nachmittags in unserem klimatisierten Zimmer fest ein.

Den zweiten Besuch legen wir auf den dritten Tag am späten Nachmittag. Welch weise Entscheidung, Gegen 15 Uhr fahren wir los in den nördlichen Teil von Angkor. 

Preah Khan

Auch hier schlingen sich einige Würgefeigen um die Mauern. Diese sehr symmetrisch und quadratisch gebaute Tempelablage erscheint in dem weichen Licht noch schöner, zumal auch kaum jemand mit uns in der Anlage ist. Wir freuen uns über die Ruhe hier, genießen den Blick auf diesen mystischen Ort. 

Phum Preah

Zum Sonnenuntergang steigen wir die steilen Treppen auf den Tempel hinauf. Wie schön, dass Rolf vorher noch zwei Bier besorgen konnte. Viele Touristen bestaunen die hinter den Bäumen untergehende Sonne. Wir wundern uns, was es da zu bestaunen gibt. Mir gefällt eher das warme Licht auf den Türmen des Tempels. Wir staunen eher über die Aufmachung so mancher Chinesen, während wir unser kaltes Bierchen trinken. 

Angkor Nationalmuseum in Siem Reap

Diese wunderbar gestaltete Museum hätten wir besser mal vorher besucht, denn mit Hilfe des Audio-Guides werden wir sehr anschaulich durch die Geschichte und Kultur der Khmer geführt:  Skulpturen, Alltagsgegenstände, die Entwicklung der Schriftzeichen, die Geschichte der Könige mit ihren jeweiligen Tempelbauten, hinduistischen Gottheiten, Schmuck. Vorher wusste ich auch nicht, welche Bedeutung die unterschiedlichen Buddhastatuen haben, dass die 7köpfige Schlange, auf der Buddha sitzt, ihn vor Regen schützt u.v.m. Die 15$ Eintritt waren es wert. 

Angkor, du hast uns echt geschafft … man muss dich gesehen haben … ja, unbedingt … wir hätten dich gerne vor 20 Jahren und bei angenehmen 25 Grad gesehen! 

Hiermit verabschieden wir uns von Kambodscha. Wir haben viel über seine leidvolle und grauenhafte Geschichte erfahren, die noch gar nicht so lange her ist. Gerade mal 30 Jahre ist es her, dass Pol Pot und seine Roten Khmer mehr als 2 Millionen Menschen töteten, fast ¼ der gesamten Bevölkerung. Die gesamte Intelligenz hat er ausgerottet. Es gab kaum noch Lehrer, Ärzte, Juristen usw. Eine Brille zu tragen, etwas gelernt zu haben oder weiße Haut zu haben, war ein Todesurteil. Fast jeder hier hat in der Familie leidvolle Erfahrungen gemacht, sei es der getötete Papa, der Opa, die Oma oder eigene Kinder. Niemand traut sich darüber zu sprechen, weil sie Angst haben. Immer noch … denn Hun Sen (Kambodschas Premierminister) überwacht alles, auch Facebook … mit seiner eigenen Armee. Das Leid, dass diese Menschen hier ertragen haben, ist für uns unvorstellbar. Diesen Menschen, die so liebenswürdig und ehrlich sind, die uns auch die Brusttasche bringen, die Rolf am Stuhl hat hängen lassen, wünschen wir eine Zukunft mit besseren Bildungsmöglichkeiten, mehr Mut und Selbstbewusstsein, um auch diese Diktatur zu überwinden!

Kambodscha Teil 2: Battambang

Zirkus Phare Ponleu Selpak

Der Name bedeutet „Brightness of the Arts“ – die Leuchtkraft der Kunst. Dieser besondere Zirkus hat unsere Herzen berührt. Kinder und Jugendliche aus armen Familien haben hier die Möglichkeit ihre Erlebnisse, Gefühle und Wünsche über Zeichen, Musik, Schauspiel oder Akrobatik auszudrücken. Nach den Gräueltaten des Pol Pot Regimes wurde er von neun Flüchtlingen gegründet. Mittlerweile trainieren hier 1000 junge Menschen und erhalten dadurch eine Lebensperspektive und manche*r schafft es sogar bis zum „Cirque du Soleil“. Jede Vorstellung ist eingebettet in eine Geschichte. Die jungen Menschen zeigen höchste Leistung mit viel Lebensfreude. 

Tuktuk-Tour mit Bun

Im Vorfeld haben wir bei Bun, dem Tuktukfahrer, zwei Halbtagestouren gebucht. 

Nach einem kurzen Tankstopp an einer der illegalen Tankstellen, die Sprit schwarz und natürlich billiger verkaufen, stoppen wir als erstes bei einer alten Lady, die Zigaretten herstellt. Die 73jährige kleine Frau hockt auf dem Boden, vor ihr eine Holzkiste, mit der sie fünf Zigaretten auf einmal drehen kann. Ihr Mann habe ihr 1985 diese „Maschine“ gebaut. Vorher habe sie jede Zigarette mit der Hand gedreht. Seit ca. 50 Jahren dreht sie Zigaretten. Diese Arbeit habe ihr das Leben während des Pol Pot Regimes gerettet, indem sie für die Soldaten Zigaretten drehen konnte. Der Tabak, den es in schwach, mittel und stark gibt, reichert sie auf Wunsch auch mit anderen Aromen wie Kaffee, Limetten und Honig an. Von den Päckchen, die ca. 50 Cent kosten, kann sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, so dass ihre Kinder nicht für sie aufkommen müssen. Auf den Fotos zeigt sie uns stolz ihre sechs Jungen. Da in Kambodscha – anders als in Indien – der Mann das Heiratsgeld von ca. 5000$ bei der Hochzeit bezahlen muss, haben sie viel Geld dafür sparen müssen. 

Bamboo Train

Für den Bamboo-Train ist Battambang berühmt. Jeder möchte dorthin, um einmal mit dem Original zu fahren, das ist eine Bambus-Plattform auf zwei Achsen, angetrieben von einem alten Zweitaktmotor. Gleich bei der Ankunft bezahlen wir die 5$ pro Person – drauf gesetzt und schon geht’s los auf dieser einspurigen Strecke. Unser Mann am Motor gibt ordentlich Gas, so dass es zum einen fürchterlich laut und schnell wird. Es rappelt und klappert noch dazu. Ich traue mich kaum noch geradeaus zu blicken.  

Bamboo Train

Was für ein Gefährt!  Das ist mir jetzt mal zu schnell! Oh shit, 20 min hier drauf sind mir zu lang. Ich drehe mich um und schaue nach hinten. So kann ich es besser aushalten. Natürlich kommt uns ein weiterer Bamboo-Train entgegen. Wir stoppen, stehen uns gegenüber, einer muss nun seinen Train von den Schienen tragen, damit der andere weiter fahren kann. Wir sind scheinbar dran, also heben wir zuerst die Plattform ins Gleisbett und dann die beiden Achsen. Der andere fährt vorbei und wir laden wieder auf. Glücklicherweise geht bei uns der Sprit bald aus und wir müssen zurück, d.h wir werden von einem anderen Train geschoben. Bald darauf geht das gleiche Spiel noch mal los – wohlgemerkt alles bei 35 Grad ohne Schatten. Erst wird diskutiert, wer absteigen muss. Wir jedenfalls nicht, da wir ja schon einen „Doppel-Waggon“ bilden. Eine Frau mit einer Schienbeinschiene lässt sich wie auf einer Sänfte mitsamt Plattform tragen. Unglaublich, was ich hier sehe! Alle auf den Trains haben scheinbar Spaß, ich eher nicht.

Lunchtime – Streetfood Banh Xeo (Reiscrepe)

Gegen Mittag stoppt Bun an einem Straßenstand und zeigt uns wie man Banh Xeo isst. Ein Blatt Kohl und ein Kräuterblatt dienen als Zange, denn damit greift man in den gefüllten Reiscrepe hinein, zupft ein Stück ab, tunkt es in die Sauce und ab in den Mund. Himmel, wie ungeschickt ich mir vorkomme. Mit den Händen zu essen, ist immer wieder eine Herausforderung – nicht aber für Rolf. Jedenfalls schmeckt es köstlich.

Herstellung von Fischpaste (Prahok)

Fischpaste wird nun mal aus toten Fischen hergestellt und die stinken. Das weiß jeder. Doch wie es in einer Halle aussieht und stinkt, in der Tonnen von Fisch angeliefert werden, in der Frauen Berge von Fisch zerhacken, dann in riesige Tonnen in Salz einlegen, bis er nach 20 Tagen fermentiert ist, ist für uns unvorstellbar. Dass es eklig aussieht und riecht, kann sich wohl jeder vorstellen. Die Arbeit ist knallhart und blutig. Typische Khmer-Gerichte werden alle mit Fischpaste gewürzt. 

Fischpaste in der Herstellung

Prasat Banan, der geheimnisumwobene Bergtempel

Der Bergtempel aus dem elften Jahrhundert, der nur über 300 Stufen erreichbar ist, gibt uns eine Vorgeschmack auf Angkor Wat, nur viel einsamer, denn Touristen sind hier kaum. Einige Kinder wedeln uns mit Pappe kühle Luft zu, um einige Riel zu bekommen. Der Anstieg ist zwar schweißtreibend, doch lohnenswert. Wie aus Bauklötzen gebaut wirken die verwitterten Türme, die zum Teil erklettert werden können. Ich entdecke Frauenstatuen in den Felsblöcken, denen die Köpfe fehlen. Wahrscheinlich wurden sie auf dem Schwarzmarkt verscherbelt. 

Der Aufstieg zum Prasat Banan

Unsere geplante Fahrrad-Tour am nächsten Tag ändern wir in eine weitere Tuktuk-Tour um, denn bei 35 Grad und mehr ist das kein Vergnügen mehr. 

Sticky Rice, Reiswein, Reispapier und Bananenchips 

Unser erster Halt offenbart uns, wie Sticky Reis hergestellt wird. Der Reis wird mit ein paar Bohnen, Kokosmilch und Zucker in das vorbereitete Bambusrohr gestopft und an die Glut zum Garen aufgestellt, regelmäßig gewendet bis der Reis dick und gar ist.

Wir testen uns durch die verschiedensten Gerichte wie: Sticky Rice, gebackene Bananen, Bananenchips, viel zu süssem Ice Tea und Frühlingsrollen. 

Bananen-Chips und Sticky Reis

An einem Seitenarm des Sangker-Flusses im Dorf Pheam Ek stellen die Familien Reispapier her. Am Straßenrand sehen wir die runden Reispapiere auf den Trockenständen. Die hauchdünnen Reispapiere werden per Hand hergestellt. Die harte Handarbeit mit einfachen Geräten erstaunt uns immer wieder. In anderen Häusern wiederum werden Bananenchips frisch zubereitet. Auch ein Blick in eine Reiswein-Herstellung zeigt wieder, wie mühsam diese Arbeit ist. 

Reispaper auf dem Trockengestell

Gegrillte Ratten und Hunde lassen wir links liegen …

Den Abschluss unserer Tour bildet der Ek Phnom Tempel, der an einem sehr schönen See liegt. 

Der See am Ek Phnom Tempel

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