Diese 10 Tage in den Süden Frankreichs sind eine „Reise in die Vergangenheit“ von Eve in die Zeit, als sie mit ihren noch kleinen Kindern und kleinem Budget eine abenteuerliche Zeit dort verbracht hat …
Ausflug nach Aiguèze – eines der „schönsten Dörfer Frankreichs“
Tatsächlich gibt es in Frankreich rund 160 Dörfer mit diesem Label. Das hört sich vielleicht viel an, aber Frankreich ist groß. Neben Aiguèze zählen an der Ardèche nur Balazuc und Vogüé dazu.
Von Saint-Martin-d’Ardèche radeln wir über die besonders schöne und einspurige Hängebrücke über die Ardèche. Dieses mittelalterliche Dorf liegt am rechten Ufer auf einem Felsvorsprung hoch über dem Tal der Ardèche, am Ende der Gorges de l’Ardèche. Autofahrer*innen müssen auf dem Parkplatz vor dem Ortseingang parken. Das ist auch gut so, denn so bleibt der Ort ruhig und verschlafen. Verwinkelt, alt, mit dem Charme des leicht verkommenen, aber nicht wirklich ungepflegten, verzaubert uns dieses mittelalterliche Örtchen.
Für diese Orte kann man Frankreich wirklich lieben. Durch die kleinen Gassen zu schlendern, ist ein Vergnügen. Mit Blumen dekorierte Schlagläden, uralte Holztüren, burgähnliche Mauern und in die Felsen gebaute Häuser. Wir fotografieren um die Wette, genießen das klassische Treiben in der Dorfmitte und wunderbare Ausblicke auf die Ausläufer der Ardèche-Schlucht bis zum Mont Ventoux in der Ferne. Der Dorfplatz mit Kirchlein, Café unter Platanen, netter Weinbar, Galerie und Bouleplatz wirkt so wunderbar südfranzösisch, dass wir uns nicht satt sehen können.
In einem keinen Laden für regionale Produkte (La grange des producteurs ) kauft Rolf (natürlich) Olivenöl.





Back to Camping de la Grotte
In meiner Erinnerung war ich 3 Mal hier:
1988: mit den Motorrädern (Kawasaki) mit Wieland, Saskia nimmt alle 5 Kinder im Bus mit, Jürgen, Angela und Otto und Martina sind auch dabei – Alex 8 Jahre, Timmy 6 Jahre.
1989: mit Wieland und Thorsten und der Guzzi.
1990: mit Alex, Timmy, Heike und Kerstin und dem roten Mercedes/8, Timmy hatte den Arm gebrochen, weil er vorher aus dem Etagenbett gefallen war, Alex 10 Jahre, Timmy 8 Jahre.
Eine Phase in meinem Leben, die geprägt war Abenteuerlust, Fürsorge, Arbeit als Erzieherin/ Leiterin und Taxifahrerin. Ich hatte sehr wenig Geld und dieser Campingplatz so günstig, naturbelassen und wild … hier konnten wir eigentlich machen, was wir wollten. Die Kinder hatten extremen Freiraum, lernten sich auf Felsen zu bewegen, zu klettern, von Felsen ins Wasser zu springen, Kanu fahren, mit dem Kanu nach St. Martin Baguette holen, sich selbst zu beschäftigen. Genügend Kinder und eine anregungsreiche Umwelt reichten völlig aus, um ständig neue Spielideen zu entwickeln.





An was kann ich mich erinnern?
- Kanufahrt mit Alex und Kerstin von Vallon-Pont-d’Arc nach Saint Martin
- Ich jongliere nackt am Strand
- wir baden FKK
- Wir schlafen draußen auf einer großen Luftmatratze ohne Zelt und schauen in die Sterne
- wir hatten oft ein Lagerfeuer neben unserem Schlafplatz
- Unzählige Knäckebrote “Leicht & Cross” mit Frischkäse
- Jürgens geröstetes Brot mit Olivenöl und Knoblauch
- Jürgens Kochkünste für alle hier
- an Jürgen in der Hängematte
- an reichlich Rotwein aus dem Pappkarton
- an Großeinkäufe im Aldi
- an unser Grillen auf den Steinplatten: wir sitzen immer auf dem Boden, denn Stühle oder eine Tisch hatten wir nicht
- Nick, der in einer Felsspalte gefallen war und Otto ihn gerettet hat
- an eine schöne Gemeinschaft, die super zusammengehalten hat
- an Saskia, die beinahe mit den 5 Kindern im VW-Bus in die Schlucht gestürzt wäre
- einmal Essen gehen im Restaurant in Aigueze
- einkaufen in St. Martin
- diese unglaubliche Schotterpiste hier runter
- nur eine eiskalte Dusche und 2 Stehklos
- an die Bar
- an Wannen voller Geschirr, die wir den Berg hoch getragen haben
- die Kinder hielten sich an den Seilen der Kanus fest und hatten Spaß, weil sie die Kanuten damit reichlich ärgern konnten
Und nun 35 Jahre später … was ist alles passiert? Was habe ich alles erlebt? Welche Träume habe ich verwirklicht? Welche beruflichen Ziele erreicht? Welche Länder, welche Kulturen konnte ich bereisen? Welche persönliche Entwicklung habe ich genommen? Welchen Lebenspartner gefunden? Es ist soooo unglaublich viel passiert.
Ein ganz wichtiger und prägender Teil meines Lebens ist vorbei. Meine Söhne sind nun selbst Eltern, haben Familie gegründet und sich beruflich gut entwickelt. Ich bin in Rente und habe mein Berufsleben abgeschlossen. Meine Erkrankungen haben mir zwar Hindernisse vor die Füße geworfen, doch meine Lebensfreude konnten sie mir nicht nehmen. Rolf an meiner Seite ist mein wichtigster Mensch, der mir immer zur Seite steht und mich unterstützt. Wir beide sind ein unglaublich gutes Team. Was wir alles zusammen auf die Beine gestellt haben, ist grandios. Mit ihm hier zu sein, bedeutet mit sehr viel.





Die Panoramastraße der ‚Belvederes‘
Nach 3 Nächten ziehen wir nun weiter. Der einzige Regentag in diesen 2 Wochen scheint für die Höhlentour der Grotte Saint Marcel prädestiniert zu sein. Um 12:15 Uhr beginnt die Führung auf Englisch. Über 400 Stufen führen in das 600 m tiefe Höhlensystem rauf und runter. Wir entdecken mit Hilfe unseres engagierten Guides riesige Räume und Galerien mit ihren Stalagtiten, Stalagmiten und Monoliten in faszinierenden Farben und Formen. Das Wasser hat im Laufe von Millionen von Jahren diese Kunst vollbracht. Insgesamt gibt es ein 60 km langes Netz an Hohlräumen, eine der größten Grotten Frankreichs.




Sie enthüllt eine Stunde lang die geologische, menschliche und tierische Geschichte der Höhle. Über 3 Meter große und über 450 kg schwere Bären haben hier gelebt.
Zwei Ton- und Lichtshows verstärken die Wirkung dieser Formationen, insbesondere an den Sinterbecken, die stufenförmig angelegt sind. Diese in unterschiedlichen Farben angeleuchtete Vertiefungen aus Kalksinter bilden mit der Musik und dem Licht eine faszinierende Inszenierung.
Wir haben keine Worte mehr für dieses beeindruckende Erlebnis, dieses nationale Naturerbe. Hungrig nehmen wir gerne Jürgens Empfehlung an und steuern die nah gelegene „Auberge Augustin Pouzat“ an. Phantastisch. So liebevoll und lecker. Spezialitäten aus der Ardèche mit großer Tradition.
Auf unserer Platte mit köstlichem Käse, Wurst, Walnüssen und Marmelade befinden sich nur hochwertige regionale Produkte. Wir sind absolut begeistert von diesem charmanten Ort. Absolut empfehlenswert. So macht Gastronomie in der Ardèche Spaß.



Über 10 Belvederes bieten fantastische Ausblicke auf immer neue Flusswindungen und Schluchten. Da wir von Süd nach Nord fahren befinden sich die Parkbuchten nicht in Fahrtrichtung, weswegen wir nur 2-3 mal anhalten.
Campingplatz mit Kanu-Verleih
Der Campingplatz Les Tunnels ist für uns perfekt. Er liegt vor den Toren der Schlucht am Flussufer, ist naturbelassen, einfach und ruhig – inklusive Baguette/Croissant-Service. Der kleine Sand- und Kieselstrand ist im Sommer herrlich zum Schwimmen und zum Sonnenuntergang. Nett ist auch die Restaurant-Bar mit Terrasse. Die Stellplätze sind größtenteils beschattet, einige haben freien Blick auf die Ardèche.
Einzigartig abenteuerlich – eine Paddeltour durch die Ardèche Schlucht
Die große Show der Gorges de l’Ardèche beginnt kurz hinter unserem Camping les Tunnels an der Pont d’Arc. Die Ardèche windet sich fortan durch atemraubende Schluchten, in die sie bewegte Reliefs gegraben hat. Der spektakuläre Canyon setzt sich 35 km lang fort bis nach St-Martin-d’Ardèche.
Azur Canoë beim Camping Les Tunnels mit direktem Zugang zum Fluss bietet das komplette Kanu-Progamm. Von hier aus können wir direkt starten inklusive Rücktransfer.
Am Vortag organisieren wir die Einführung samt Paddel, Schwimmwesten und Tonne. Am nächsten Morgen starten wir gegen um 8:30 Uhr in unserem Zweier-Kajak.
Da das Kanu nass ist, trockne ich die Sitze mit meinem Handtuch ab, was eine blöde Idee ist, wie wir gleich noch merken. Gegen 08:30 Uhr legen wir etwas aufgeregt los. Ich hinten am Ruder, Rolf vorne.
Völlig ruhig gleiten wir alleine über den stillen Fluss in den Morgen hinein. Zum Warmwerden erfordert die erste Stromschnelle schon einen leichten Slalom. Der Pont d’Arc direkt vor uns. In mehr als fünfzig Meter Höhe hat sich die Ardèche an der engsten Stelle dieser Flussschleife durch den Kalkstein gegraben. Wir paddeln unter dieser natürlichen Steinbrücke hindurch, die jetzt menschenleer ist. Neben uns die steile Schlucht, die noch Schatten wirft.
Die Strömung zieht uns so stark häufig in die falsche Richtung, dass ein Gegenlenken nicht mehr möglich ist … und patsch knallen wir vor oder auf die Felsen, das Kajak kippt und wir rudern dagegen. Der Bug taucht auch so tief ein, dass er untertaucht und die komplette Welle ins Boot schwappt. Trockene Sitze waren einmal …
Meistens umfahren wir die Felsen so gut, denn als Team sind wir unschlagbar, doch einmal drückt uns die Strömung direkt vor einen dicken Felsen und patsch dreht sich das Kajak und wir landen im Wasser. Rolf treibt ab genauso wie die Paddel. Ich halte das Kajak fest und sehe mein Paddel davonschwimmen. Jetzt kann mich nichts mehr schrecken!
Die nächste sonnige Stelle wird unsere erste Pause. Alles legen wir zum Trocknen auf die Steine und aufs Kajak. Die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Hinter jeder Kurve ein neues Panorama, eine Badestelle ist schöner als die andere. An Felsen, Sand- und Kiesstränden legen die Kanuten an, packen ihr Picknick aus, gehen schwimmen.
Diese Felsbrocken, die wie getarnt knapp unter der Wasseroberfläche lauern, sind die heimtückischsten. Eine letzte Stromschnelle noch und dann wird es ruhig. Bei Gegenwind müssen wir noch einmal richtig zum Paddel greifen.
An der Plage de Sauze bei Saint-Martin-d’Ardèche sind wir am Ziel. Hier werden dann alle Kanuten eingesammelt und zurückgebracht. Wir sind geschafft, müde und auch stolz, überglücklich über unsere Leistung und über diesen Tag. Ach Ardèche, was hast du uns verzaubert.






Hier ein paar Tipps:
- Paddelzeit komplette Schlucht: ca. 7 Stunden plus 2 Stunden Pausen. Start: 7:30 – 08:00 Uhr vom Campingplatz
- Allgemeiner Rücktransfer: 16:30 Uhr von der Plage de Sauze bei Saint-Martin-d’Ardèche.
- Zwischendurch gibt es keine andere Möglichkeit auszusteigen bzw. abgeholt zu werden,
- Schwimmwesten auf dem Wasser nie ausziehen,
- Wasserschutz oder andere Schuhe, die nass werden können, tragen,
- Mitnehmen: Proviant für 7 Stunden, Wasser, Sonnenschutz, Käppi, wasserfeste Beutel/Taschen, Rad- oder Neoprenhandschuhe,
- Fotografieren: wir haben das Handy auf dem Wasser in der Tonne gelassen. Fotografen machen an einigen Stromschnellen Fotos, die man sich herunterladen kann. Den Flyer zur Homepage erhält man beim Verleih.
- Besser nicht in der Hochsaison fahren, da die Ardèche dannvöllig überfüllt ist.
Von der Ardèche zur Cèze
Für die letzten 2 Tage ziehen wir noch weiter, denn die Cèze wollen wir uns nicht entgehen lassen. Die etwas über 30 km zum „Camping Domaine des Bords de Cèze“ sind schnell geschafft. Es ist sehr ruhig auf diesem etwas abgelegenen Platz, nur noch 1-2 Camper sind hier.
Radtour über Goudargues zur Cèze an die Cascades du Sautadet
Der Einstieg zur Tour bringt mich doch sehr an meine Grenze, da ich immer wieder die steilen Schotterpisten hoch- und runter schieben muss. Es wird immer heißer und der Wind nimmt zu. An Feldern und alten Höfen vorbei bergauf und bergab gelangen wir nach Goudargues.




Erstaunt und entzückt sind wir von dem alten Waschhaus und natürlich dem Markt. Er befindet sich zwar bereits in der Abbauphase, aber wir bekommen noch reichhaltigen Zugang zu dem kulinarischen, lokalen Angebot der Umgebung. Für ein Olivenöl (natürlich) in Rolfs Rucksack reicht es allemal. Den Ort merken wir uns fürs nächste Mal.
Letztendlich kürzen wir die Route um einige Höhenmeter ab und erreichen am Nachmittag die Kaskaden an der Cèze. Wir fotografieren den Wasserlauf in den Felsenbecken und laufen über die heißen Platten – eine beeindruckende Kulisse.




Den letzten Abend sind wir damit beschäftigt, dass Rolf an einer Videokonfernz seines so geliebten Pickleballclubs teilnimmt, ich mich unseren Tagebucheinträgen beschäftige und wir anschließend köstliche Burger aus den lokalen kulinarischen Produkten herstellen.
Eines ist klar … das war nicht das letzte Mal, dass wir uns in diesem so herrlichen Landesteil Frankreichs aufhalten werden.
Unser gesamter Roadtrip mit den einzelnen Stationen lässt sich auch auf Polarsteps nachverfolgen:
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