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Poon Hill Trek – gezögert, gelitten, gelacht und geweint …

Trekking in Nepal ist ein Muss für Naturliebhaber und Bergfreunde. „Du glaubst doch nicht, dass ich 8 Tage in Pokhara verbringe ohne eine Trekkingtour ins Annapurna Massiv gemacht zu haben“, so Eves Ansage.  Sie hat ja so recht, doch überkommen mich Zweifel. Und je mehr ich darüber nachdenke, je mehr fallen mir ein. Darin bin gut, keine Frage. Angefangen von meinen Knieproblemen, meinem Alter bis hin zu meinem vermeintlich schlechten Fitnesszustand.

Aber es kommt ganz anders! Der Trek wird ein weiteres Highlight unserer Reise. Ich werde unendliche viele und steile Treppen steigen, froh über die Trekkingstöcke und die Eiskrampen sein, in aller Früh und Kälte den Sonnenaufgang über dem Fishtail bestaunen, unseren Salik und Ramesh ins Herz schließen, das gesamte Annapurna-  und Dhaulagiri-Massiv bei traumhafter Aussicht erleben, Eve unterstützen und anfeuern, nachts wärmen und ein Riesenschreck wird mir durch die Glieder fahren …

Doch nun von vorne …

Mr. Happy von Happy Trek rät uns, den Trek gegen den Uhrzeigersinn in 5 Tagen zu gehen. Die 3500 Treppen von Ullerie könnten wir uns ersparen, denn ein Jeep könne uns in Banthanti abholen. Die Nacht vorher sind wir etwas aufgeregt und schlafen entsprechend unruhig. 

Tag 1: Pokhara  – Nayapul – Kimche – Ghandruk (1940m)

Mit Daunenjacken, Schlafsäcken (alles von Happy Trek), warmer Unterwäsche und Socken, Mützen und Handschuhen, Stulpen und Schlauchschals starten wir mit dem Jeep die abenteuerlichste Tour, die wir je erlebt haben, Richtung Kimche. Salik, unser Guide und Ramesh, unser Porter organisieren unsere Permits. Hinter Kimsche endlich raus aus der Schaukelkiste und rauf auf die Berge. Immer noch Reisefieber. Zur Einstimmung geht es schon mal auf steilen Treppen bergauf. Wir ahnen ja noch nicht, wieviele Treppen noch kommen werden. 

Ghandruk

Nach einer guten Stunde erreichen wir Ghandruk, das wohl schönste Dorf auf dieser Tour. Mit seinen alten Steinhäusern und dem alltäglichen Dorfleben bekommen wir hier einen Einblick in das Leben in der Bergwelt des Himalayas. Im Simon Guesthouse bekommen wir sogar ein Zimmer mit Dusche, was wir in den nächsten Tagen vermissen werden. Nach jedem Essen bekommen wir von Salik und Ramesh einen großen Obststeller, liebevoll angerichtet. Wir sollen scheinbar gut essen. Das gibt Power für die nächste Etappe. Bei einem Besuch im Dorf und im Gurung-Museum informiert Salik über die Lebensweise der Gurung.

Tag 2: Ghandruk (1940m) – Bhaisikharka – Tadapani (2660m)

Um den Sonnenuntergang über dem Fishtail zu erleben, quäle ich mich aus dem warmen Bett. Ein wahnsinnig schöner Anblick. Während wir unser Powerfrühstück „Porridge“ zu uns nehmen, wärmt die Sonne wunderbar. Mit Blick auf das Dhaulagiri- und Annapurna-Massiv laufen wir heute vorwiegend über steile Treppen nach oben. In Baisikhara machen wir eine längere Pause, trinken Hot Lemon, essen Bananen und Snickers. Mit den beiden Jungs wärmen wir uns immer weiter an. Bald nennen Sie uns nur noch Baa (Papa) und Aama (Mama) – gefällt uns besser als Oma und Opa, wie wir auch schon genannt wurden. Wir sollen sie mit Chora (Sohn) ansprechen, denn wir seien wie eine Familie. 

Morgens früh um 7

Salik zeigt auf den vor uns liegenden Berg auf die Stelle, wo wir ihn überqueren werden. Also weiter nach oben, Treppe für Treppe, Kurve um Kurve. Allmählich  verlassen wir den grünen Dschungel mit den Rhododendron-Bäumen, die leider noch nicht in Blüte stehen, und gelangen in den Schnee. Die Eiskrampen werden unsere besten Freunde, nachdem wir uns daran gewöhnt haben. Die eisigen Stellen hätten wir ohne sie kaum geschafft. Das letzte Stück hat es dann noch mal so richtig in sich. Eve gibt alles, um oben anzukommen. Endlich am Hotel Panorama Point oben nach 5 h angekommen, genießen wir die letzten Sonnenstrahlen. Der Bollerofen im Restaurant ist die Rettung vor dem kalten Wind draußen. Das wird hier eine richtig kalte Nacht, denn draußen ist überall Eis.Hot Lemon wird unser Lieblingsgetränk – Bier ist erstmal außen vor. Das Zimmer ist noch kleiner und spärlicher als das Letzte. Die dünnen Holzwände schützen keineswegs vor der Kälte. Mit zwei dicken Decken auf den Schlafsäcken wärmen wir uns.

Ohne Eiskrampen an den Schuhen läuft hier nix

Tag 3: Tadapani (2660m) – Deurali (3188m)

Wieder klopft es früh an unserer Tür … Salik ruft zum Sonnenaufgang und wieder bin ich fasziniert von dieser Kulisse beim Sonnenaufgang – keine Wolke am Himmel. Gerade bin ich dabei, meinen Kaffee zu genießen, höre ich hinter mir ein Poltern und Eves Schreie. Mir fährt der Schreck und die Panik in die Glieder, als ich sehe, dass Eve auf der vereisten Treppe ausgerutscht und auf den Rücken geknallt ist. Mir gefriert das Blut in den Adern. Vorsichtig helfen wir ihr auf und stellen mehr oder weniger erleichtert fest, dass es wohl “nur” Prellungen sind, die Eve aber auf unserer heutigen Königsetappe heftigst leiden lassen. 

Von Anfang an tragen wir die Eiskrampen, ohne die wir es wohl nur unter größten Anstrengungen geschafft hätten – wenn überhaupt. Ungläubig verfolgen wir die uns entgegenkommenden Chinesen (Ach … die Chinesen wieder !), ohne diese Hilfen, auf dem Hosenboden herunterrutschend, von ihren Guides abgebremst, damit sie nicht im Abgrund verschwinden … 

Immer wieder müssen wir eine Pause machen, da Eve aufgrund der Prellungen Probleme beim Atmen hat. Salik zeigt sich aber immer wieder als umsichtiger Guide, der ihr jederzeit seine Unterstützung gibt. Die Pausen geben uns auch immer wieder Gelegenheit, die immer noch schneebedeckte Landschaft mit zu Eis erstarrten Wasserfällen und die Blicke auf die Giganten zu genießen. Trotzdem freuen wir uns, als das Ziel – Deurali – erreicht ist.

Wir erholen uns bei den letzten Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir uns in den Aufenthaltsraum verziehen, wo der Bollerofen wieder eine wohlige Wärme verbreitet. Eve verbringt den Abend, im Schlafsack eingelullt, am Ofen und wir hoffen, dass Ibuprofen und Salbe zu ihrer Besserung beitragen. Irgendwann raffen wir uns auf, verlassen die wohlige Wärme und verziehen uns in unsere Schlafgemächer. In Thermowäsche, Schlafsack und zwei Bettdecken gehüllt, hoffen wir, in der Nacht nicht raus zu müssen, denn überall lauern wieder die Eisplatten.

Tag 4: Deurali (3188m) – über Happy Hill (3250) nach Ghorepani (2870m)

Heute erwartet uns der Deaurali Pass, der höchste Punkt unserer Tour (3308m), mit dem anschließenden Namensgeber des Treks, dem Poon Hill. Nachdem wir den Pass hinter uns gebracht haben, geht es nur noch bergab zum ersten Höhepunkt, dem Happy Hill, von dem wir eine phantastische Sicht auf das Annapurna und Dhaulagiri Massiv mit solch klangvollen Namen wie Himchuli, Nilgiri, Fishtail, Gangapurna, Tukuchepeak und Barahasikha haben – wir können uns nicht satt sehen. So sehen es aber auch viele andere Trekker, die sich um diesen Ausgangspunkt scharen (vor allem wieder … richtig! Chinesen!!). Glücklicherweise war es der einzige Punkt wo es sich so geballt hat – ich möchte nicht in der Hauptsaison hier sein.

Die Blick von Happy Hill …

Die tolle Sicht vom Happy Hill und die Tatsache, dass man am Poon Hill das Ganze nicht toppen kann, überzeugen uns, sich die letzten Höhenmeter dorthin zu sparen und den Abstieg nach Ghorepani in Angriff zu nehmen. Noch ein paar lustige nepalesische Rodelpartien auf Plastiksäcken und wir ziehen los … In Ghorepani erwartet uns eine komfortable Unterkunft mit heißer Dusche, die bei mir aber jäh mit eingeseiften Haaren endet und mit eiskaltem Wasser seinen Abschluss findet – das habe ich nicht verdient! Umso mehr freut sich Eve, die jetzt in Genuss einer neuen Gasflasche mit anschließender heißer Dusche kommt – was tut man nicht alles für seine Liebste 😉 

Den Abend verbringen wir – richtig – am Bollerofen im “Wohnzimmer”, erledigen unsere Socialmedia-Aktivitäten, plaudern mit unseren Chōrāharū, Salik und Samesh, bevor wir uns unter unseren (diesmal ohne Schlafsäcke) Plumeaus verkriechen. 

Tag 5: Ghorepani (2870m) – Banthanti (1210m)

Heute ist Abstieg angesagt, 600 Meter nur bergab, die Eisplatten werden weniger und die Wolken mehr. Nach fünf traumhaften Sonnentagen zieht sich die Wolkendecke langsam zu. Wir schauen nach oben und sehen einen wolkenverhangenen Himmel. Happy Hill ist komplett in den Wolken verschwunden und damit auch die traumhafte Sicht auf die Giganten. Was haben wir für ein Glück mit unserem täglichen Sonnenschein und der klaren Sicht gehabt.

Salik, unser Guide, immer für ein Spässchen zu haben

Die dichten Wälder haben uns wieder eingehüllt. Es geht vorbei an Flussläufen, über Brücken und steile Stufen – meine Knie mucken nicht auf. Noch einmal begegnen wir Trägern, die, nur mit Turnschuhen an den Füßen, 40 Kilogramm und mehr hoch schleppen – unglaublich! Die einzige Alternative, alles Notwendige zum Leben auf die Berge zu transportieren, sind Mulis, ebenfalls schwer bepackt.

Die einzigen Möglichkeiten, Material und Dinge des täglichen Lebens zu transportieren

 Schließlich erreichen wir Banthanti und fallen uns alle überglücklich in die Arme, dass wir dieses Abenteuer mit so tollen Menschen erleben durften und wie belohnen wir uns? Mit dem ersten Bier seit unserem Aufbruch … köstlich! Zum letzten Mal genießen wir ein Abendessen, die liebevoll hergerichtete Obstplatte von Salik und Ramesh und die Nacht in einem Teahouse.

Tag 6: Rückkehr nach Pokhera

Am nächsten Tag steht nur noch die Rückfahrt mit dem Jeep nach Pokhara an, wo wir uns mit Tränen in den Augen von Salik und Ramesh verabschieden, die uns doch sehr ans Herz gewachsen sind und uns ein Erlebnis der besonderen Art, ein unvergessliches Abenteuer beschert haben – dafür sind wir euch unendlich dankbar. Auch für die perfekte Organisation von Happy Trek, die es uns an nichts hat fehlen lassen – DANKE!

Wir waren ein tolles Team

Wir verbringen noch eine letzte Nacht in Pokhara, genießen den Luxus im Hotel, den perfekten Cappuccino, bevor wir am nächsten Tag mit dem Bus zurück nach Kathmandu fahren. Wir treffen uns noch einmal mit Rolf Schmelzer, mit dem wir einige wunderschöne Tage in Kathmandu und Chitwan erleben durften, und verbringen zusammen noch einen kurzweiligen Abend – Danke Rolf, für diese gemeinsame Zeit, es war mir eine große Freude (unser gemeinsame Art von Humor hat dazu beigetragen)!

Am nächsten Tag steht das nächste Abenteuer an: Indien. Für mich eine vollkommen neue Erfahrung und ausgerechnet Varanasi als Start – heftiger geht nicht! Aber es sollte besser laufen, als ich mir das vorgestellt hab – Eve steht schon mit ihrem Blogpost in den Startlöchern …