Immer wieder werden wir mit den sogenannten Touristen-Highlights konfrontiert, das man unbedingt gesehen haben sollte. Immer wieder fragen wir uns, ob wir es wirklich gesehen haben müssen. So nun auch hier. Das traditionelle Dorf „War Rebo“ beispielsweise wird in jedem Reiseführer angepriesen, was natürlich eine Touristenstrom nach sich zieht. So wägen wir auch wir alle Informationen ab, bis wir den Aufwand und die Kosten für zu hoch halten und uns dagegen entscheiden.
Zur Info: Von Ruteng aus müssten wir um 04:30 Uhr starten, eine 4stündige Fahrt auf sehr schlechten Straßen und eine 3 stündige steile Wanderung bewältigen, bevor wir überhaupt dort ankommen. Nach einer kurzen Führung und einem Lunch ginge die ganze Prozedur wieder zurück. Kosten: 1.500 000 IDR (90 Euro).
Stattdessen entscheiden wir uns für die weniger touristische Variante und fahren mit Udis und ihrem Fahrer zu einem Fotostopp zu den Spinnennetz-Reisfeldern von Cancar, die wie Kuchenstücke aufgeteilt sind. Gegen ein kleines Entgelt (20 000 RP/1,20 Euro) darf man auf den Hügel gehen. Nach einem Kopi geht’s weiter nach Todo, einem traditionellen Dorf der Manggarai.
Die Straße abseits des Trans-Flores-Highways wird immer schlechter und schmaler und endet schließlich in einer Staubpiste. Wie froh wir sind, nicht mit dem Roller hier fahren zu müssen! Am Dorfeingang werden wir von der Dorfvorsteherin in Sarongs mit Schal und Mütze (Rolf) gehüllt. Udis erklärt uns, dass wir Glück haben, da der Mann der Vorsteherin, Titus, heute nicht da sei. Denn er würde den Touristen regelmäßig mehr Geld als den normale Eintrittspreis abzocken und sich das Geld in die eigene Tasche stecken. Sein Haus am Ortseingang sticht auch tatsächlich unter den anderen Häusern heraus. Schnell merken wir, dass Titus hier nicht beliebt ist.
Die Rundhäuser, die spitzen Hüten gleichen, haben riesige Dächer aus Gras, die dem Innenraum ein angenehmes Klima bescheren. Keine Verkaufsstände, keine Touristen-Gruppen, nichts stört diese Idylle hier oben. Und wieder werden wir überwältigt von dieser herzlichen Gastlichkeit, als wir in einem der Hütchen-Häuser zum Lunch hereingebeten werden. Auf der Bastmatte sollen wir Platz nehmen. Möbel oder Ähnliches gibt es nicht. Der große Raum bietet viel Platz. Während die Mutter von 5 Kindern in der Küche hinter uns ein Essen zaubert, setzt sich die Oma des Hauses neben mich. Ich erblicke ihre verbliebenen Zähne. Bethelnuss … alles klar, denke ich. Auf meine Frage, wie alt sie sei, antwortet sie zuerst 9, dann 19, dann 90 Jahre. Sie wüsste es auch nicht so genau.
Für den Bau eines solchen Hütchenhauses wird ein Jahr Bauzeit benötigt. Das Holzgerüst ist unglaublich von hier unten anzuschauen, wir fragen nach den Schlafstätten, die aus Bastmatten und Kissen bestehen, die in einer Ecke zusammengerollt liegen. Der Fernseher neben dem Eingang wirkt so deplatziert in dieser Einfachheit hier. Zum Waschen gibt es ein Gemeinschaftsbad im Dorf. Wie natürlich die Mutter ihr Kind (ca. 15 Monate) hier stillt, als wir alle die leckere Nudelsuppe mit Reis und Ei zu uns nehmen, gefällt uns sehr. Wir sind froh, in dieses Dorf gefahren zu sein. Zum Schluss gibt Rolf der Ortsvorsteherin den normalen Eintrittspreis von 50.000 Rp (3 Euro) pro Person, statt der 250.000 Rp, die ihr geldgieriger Mann gefordert hätte. Udis lacht sich schlapp bei der Vorstellung, wir Titus sie am Abend nach der Anzahl der Gäste und der Einnahmen fragen würde.