Archiv des Autors: Eve

Montenegro, Bosnien-Herzegowina und
Kroatien

Ein Beitrag von Eve

Grenzübergang nach Montenegro

Nach der flachen Region rund um den Skutari-See geht es auf die SH 25 in die Albanischen Alpen. Eine sehr abgelegene und wunderschöne Region Albaniens bietet uns fantastische Ausblicke auf die riesigen schroffen Berge, die sich hinter jeder Kurve aus einer anderen Perspektive zeigen. Mit wenig Verkehr geht’s über die Serpentinen zum Pass “Leqet e Hotit“, durch Tamare am Cem River entlang bis zu dem „Restorant & Camping Selca Cem“. Empfehlen können wir zwei fantastische gegrillte Forellen.

Die Albanischen Alpen

Am Grenzübergang ist die Einreise nach Montenegro relativ unspektakulär.

Camp Lipovo – mehr als nur ein Camp

Kurz nach dem Hauptort Kolašin wird die Straße zum Camp Lipovo wieder einspurig, später schottrig und steiler. Robin, der niederländische Inhaber begrüßt uns sofort freundlich und zeigt das Camp. Was für eine wunderbare Oase der Ruhe! Der Blick auf die umlegenden Berggipfel, der Grill, das Restaurant, die Feuerstelle,  einfach eine einladende Atmosphäre. Die Duschen sind fantastisch, dazu noch zwei Waschmaschinen und einen Spülplatz, wie ich ihn zuvor noch nicht gesehen habe, machen dieses Camp zu einem Top-Standort. Und das alles für nur 12 Euro pro Nacht.

MTB-Touren in den wilden Bergen

Insgesamt starten wir zwei Versuche, bei über 33 Grad die Berge Montenegros zu erkunden. Schon der Blick auf Komoot prophezeit unglaubliche Höhenmeter, d.h. 600 hm ist das Minimum. Auf den Hauptstraßen dominieren wilde Truck- und Busfahrer, auf den Nebenstraßen sind es die Steigungen. Spannend sind die Brückenkonstruktionen über die glasklare Tara. Einige Schritte wage ich mich mit meinem Rad darauf, doch löchrige Holzbretter und Eisenplatten knarzen unter mir. Das kann nicht gut gehen, denke ich gerade, als ein Jeep mit Anhänger auf mich zukommt, Gas gibt und einfach drüberbrettert.

Wie ich den Fahrstil hier beschreiben würde?  Wild, schnell und ohne Skrupel! Als Radfahrerin springe ich jedenfalls ins Gebüsch, wenn Trucks auf mich zu rasen.

Diese wilden und steilen Berge zwingen uns letztendlich zur Umkehr. Ursächlich sind zum einen die enormen Steigungen und zum anderen die extreme Hitze. Und beim Schieben in praller Sonne vergeht jeglicher Spaß.

Wildes Montenegro im Durmitor Nationalpark

Von hier aus macht es den Eindruck, dass fast alle zum Nationalpark fahren. So auch ein Radlerpärchen, die uns sehr dankbar dafür sind, dass wir eine große Tasche für sie mitnehmen können.

Über eine kurvenreiche und einsame Gegend geht es nach Zabljak, das touristische Zentrum und Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten wie Rafting, Kajakfahren, Canyoning, Ziplining, Bergsteigen, Klettern, Wandern, Reiten und im Winter Skifahren.

Es wird angenehm kühler, denn Zabljak liegt auf einer Höhe von 1456 Meter und ist damit die höchstgelegene Stadt Montenegros. Plötzlich verändert sich die Landschaft extrem. Statt grüner Nadelbäume und Büsche fallen die kargen Hügel vor atemberaubender Berglandschaft auf.

Direkt hinter dem Besucherzentrum erscheint am Hang das AutoCamp Mlinski Potok inklusive Panorama-Blick auf die majestätische Bergwelt. Als am Nachmittag schwarze Wolken mit starkem Wind aufziehen, geht es blitzschnell. Erst Regen, dann klopfen Hagelkörner auf die Dachfenster plus Donner grollen über die Berge hinweg.

Die  Wanderung zum „Schwarzen See“, der von hier aus gut erreichbar ist, stelle ich mir als leichten Spaziergang vor. Die Sonne scheint auch wieder und wir  laufen über unzählige noch feuchte Wurzeln und Steine den Waldweg entlang. Der erste See lässt sich gut durch den Wald umrunden, bis zu der Stelle, die ihn mit dem zweiten See verbindet. Ein Naturerlebnis sind die Spiegelungen im See vor dem grün der Wälder. Wegen des Regens gestern ist der Übergang nicht passierbar. Als wir das Schild „Dangerous“ passieren, wird es tatsächlich so. Wie auf einem Klettersteig geht es über glatte Steine und Wurzeln steil hoch und runter, teilweise mit Handlauf. Sportschuhe sind dafür weniger geeignet und die Stöcke hätte ich auch besser mitgenommen.

Trotz des Nebels und des bewölkten Himmels wollen wir am nächsten Tag die unberührte Wildnis Montenegros erleben und fahren über die Südroute tief hinein in den Park. Spektakuläre Gipfel über 2000 Meter mit klaren Gebirgsseen können wir von der rauen Hochebene beobachten. Diese weitläufige Landschaft gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Für dieses wunderschönen Naturjuwel bezahlen wir auch gerne die 5 Euro an den Ranger am Viewpoint mit Fotorahmen.

Durmitor Nationalpark

Rolf bewältigt gekonnt die steilen Serpentinen mit wenig Gegenverkehr, denn die meisten fahren die Südroute von Zabljak aus. Zum Sedlo-Pass wäre ich auch gerne mit dem Rad gefahren, denn die Steigungen halte ich für machbar. Doch der stürmige kalte Wind heute hätte mir jeden Spaß daran geraubt. Nach einigen Fotostops verlassen wir diese raue karge Bergwelt und werden von dem nächsten Highlight überrascht. Das Canyon der Piva tut sich vor uns auf.

Tara-Schlucht in Bosnien-Herzegowina

Doch dann folgt das nächste Highlight. Die kurvige Straße durch unzählige Naturstein-Tunnel bietet zwischendurch eine fantastische Aussicht auf den türkis-blau schimmernden Fluss Piva. Dieser ist eingebettet in den Canyon und setzt sich farblich so ab, dass es einem die Sprache verschlägt.

Wo Tara, Drina und Piva zusammenfließen ist auch die Grenzstation. Die Ausreise aus Montenegro dauert länger als die Einreise nach Bosnien-Herzegowina. Bei über 35 Grad ist es im Camper angenehmer als draußen.

Hier ist das Rafting-Mekka schlechthin. Menschen in Neopren und Schwimmwesten kommen uns entgegen, als wir ins „Tri vodenice Camp“ inklusive Stehklos einkehren. In allen Rafting-Camps kann man in Holzhüttchen übernachten. Am Abend wird’s richtig laut, denn in jedem Camp geht die Party ab. Auch wir finden  Live-Rockmusik auf bosnisch richtig cool. Voller Power heizt die Band hier ein und nicht nur die, auch die offene Feuerstelle im Raum …

Naturpark Lonjsko Polje / Kroatien

An der Grenze zu Kroatien erleben wir noch mal einen Grenzübergang wie früher. Schließlich reisen wir von einem Nicht-EU-Land in ein EU-Land. Bei unerträglichen 35 Grad warten wir über eine Stunde. Und das Internet funktioniert kurz hinter der Grenze wie auf Bestellung.

Bis nach Lonja zieht es sich noch über den Deich neben der Save. Kleine sehr alte Bauernhöfe aus Holz säumen die kleine Straße.  In was für einer abgelegene Region sind wir denn hier gelandet? Und da soll sogar noch einen Bauernhof Camp, der Campingplatz Zelen-Gaj und ein Restaurant kommen? Nach ein paar Minuten über den Deich erscheint ein Schild nach rechts. Tatsächlich … hinter dem Hühnerstall sehen wir ein paar Camper und eine große Scheune.

Ein älterer Herr, Josef, der Patron, erklärt mir in gebrochenem Deutsch, wo alles ist. Was hier geboten wird, erkennt man erst auf den 2. Blick: Ruhe, Felder, Hühner, Lagerfeuer-Möglichkeit, Grillhaus, Küche, ein wunderschönes und komfortables im Posavina-Stil erbautes Sanitärhaus, was eigentlich wie eine alte Scheune aussieht.

Sogar das Restaurant,  indem auch die Rezeption untergebracht ist, erreichen wir nach 150m und bekommen auch noch eine riesige Portion Gulasch zu essen. Josef setzt sich zu uns und wir erfahren noch so manches Wissenswertes zum Naturpark Lonjsko Polje.

Einiges davon wird uns nochmal vor Augen geführt, als wir am nächsten Tag wieder aufbrechen und auf fast jedem Haus ein Storchennest entdecken.

Sehenswert sind auf jeden Fall die Dörfer entlang der Save: Lonja, Čigoć, Mužilovčica, Kratečko, Gušće, Krapje und Puska.

Unsere gesamte Route: 5500 Kilometer und 9 Länder

Ljubljana

ein Beitrag von Eve

Die Sonne strahlt schon am frühen Morgen. Heiß wird es heute. Mit Vorfreude auf Ljubljana kurven wir die nächsten 100 km durch diese zauberhafte ländliche Region der Bela Krajina.

Ich habe mal wieder einen paradiesischen Bauernhof-Campingplatz ausfindig gemacht, der zwar 18km von Ljubljana entfernt ist, dafür mit Streuobstwiesen, jede Menge Viehzeug und mit Aussicht auf die Berge. Ein schattiges Plätzchen am Fluss wird unser Premium-Platz. Um uns herum weiden neben Pferden und Ziegen eine besondere Kuhrasse. Das Waschhaus aus Holz neben dem Kuhstall ist einfach und schön. Für 20 Euro pro Nacht ein Paradies. Ein weiteres Highlight ist das opulente Frühstück auf dem Hof. Spiegeleier mit Speck, Käse und gebratenem Gemüse aus dem Garten, Aprikosenmarmelade und Apfelsaft aus eigener Produktion.

Das Frühstück hat’s in sich

Bei 30 Grad und kaum Schatten laufen wir die 15 min zum Bahnhof Laze. Dieser kleine Bahnhof ist so neu und modern, die letzen Arbeiten werden gerade noch fertig gestellt. Da der ausgewählte Zug nur samstags fährt, müssen wir auf den Nächsten warten. Nach nur 3 Stationen erreichen wir Ljubljana, begeben uns neugierig und hungrig an der berühmten Drachenbrücke vorbei zu der berühmten „Open Kitchen“ ( slow. Odprta Kuhna) in der Pogacarjev trg. Über 30 Anbieter/ Köche demonstrieren ihre Kochkünste. Ob traditionelle oder innovativ oder international, die Auswahl scheint endlos. An jedem Stand wird gegrillt und gebrutzelt. Mir läuft ja eh schon der Schweiß. Während ich erst überfordert bin, hat Rolf direkt am ersten Stand sein gegrilltes Spanferkel gefunden.

Hier geht es um mehr als Essen. Das ist ein sozialer Ort. Die Menschen kommen hierher um Freunde zu treffen, Neues zu probieren, sich zu entspannen. Lokales Bier und Wein, hausgemachter Eistee runden das Angebot ab.

Zufällig stehen wir auf der Nr. 1 Sehenswürdigkeit, den Dreibrücken, mit Blick auf den Prêserenplatz, um den sich Geschäfte, Cafés und Restaurants gruppieren. Die Straßenmusiker fangen uns mit ihrem Jazz ein, verbreiten eine so wunderbare Stimmung in dieser hippen Stadt. Sie wirkt so jung und lebendig, diese charmante Altstadt, die sich zu beiden Seiten des Flusses Ljubljanica erstreckt. Barocke- und Jugendstil-Bauten verleihen ein unverwechselbares Flair.  

Straßenmusik

Am Abend ist Public-Viewing beim Spiel gegen Spanien angesagt. Kneipen, in denen übertragen wird, sind genügend vorhanden. Es wird dramatisch und auch eine bisschen strange … da bei uns wohl etwas zeitversetzt übertragen wird, erfolgt nebenan der Torjubel zum Ausgleich ca. eine Minute früher … kenne ich schon von zuhause.

Der Torjubel zum Siegtreffer der Spanier kommt bei uns garnicht gut an.

Rauf auf die Burg von Ljubljana

Da die Burg eines der Wahrzeichen der Stadt und definitiv eine Top-Sehenswürdigkeit sein soll, wollen wir nun auch dorthin. Den 376 Meter hohen Hügel haben wir mit der modernen Stand-Seilbahn erklommen, denn auch heute ist es wieder heiß. Oben angekommen befinden sich auf dem Burginnenhof Restaurants, Cafés und ein Infozentrum. Diese Burg ist mehr ein Kulturzentrum als eine historische Sehenswürdigkeit, was uns eher enttäuscht hat. Über eine Wendeltreppe gehen wir hinauf auf den Aussichtsturm, von wo aus wir einen Rundum-Blick auf die roten Dächer der Stadt und die umliegenden Berge haben. Ich schaue mir noch das Puppentheater-Museum an, während Rolf im Schatten eine Pause einlegt.

Das ist Valter Šmartinska Ljubljana

Auf Suche nach einfacher, traditionell slowenischer Küche landen wir bei „Das ist Walter“. Hier gibt es Cevapcici in Perfektion! Sehr lecker gegrillt mit Ajvar und Kajmak und einem lockeren warmen Fladenbrot. Großartig! Das hauseigene Bier schmeckt super und passt hervorragend.

Gesättigt und erschöpft würden wir gerne wieder zurück zu unserem Bauernhof fahren, doch der nächste Zug geht erst in zwei Stunden. Was tun in dieser Zeit? Okay, dann gehen doch noch zu diesem Kulturzentrum Metelkova, das alternative Zentrum Ljubljanas. Es soll hier eine Kunstgalerie, Bars, Künstlerateliers, ein Raum für Designer, Büros von Kulturorganisationen und Konzerte mit Live-Musik geben. Doch zu dieser Zeit wohl nicht. Es wirkt irgendwie öde, etwas Graffiti an den Wänden, ein paar Typen hängen vor den Häusern, sonst nichts. Richtig beeindrucken kann es uns nicht.

Am Abend wird unser Platz zum Public Viewing für unsere holländischen Nachbarn. Rolfs iPad wird zum Sceen für alle. Zu sechst verfolgen wir gespannt bei Chips, Wein und Bier das Spiel gegen die Türkei.

SlowenischWas für eine Sprache!

Die Ortsnamen sind für uns kaum auszusprechen. Viele Konsonanten hintereinander und wenige Vokale stellen uns vor so manches Rätsel, wie beispielsweise Entschuldigung = oprstite. Die Straßennamen, Ortsangaben mit Google-Maps hören sich beim Navigieren so kompliziert und lang an.

Besonders Rolf ist ja ein großer Fan davon, wenigsten die allerwichtigsten Wörter in der Landessprache sprechen zu können, wenn man in ein anderes Land reist. Doch beim „hvala“ (Danke) verdreht er immer wieder die Buchstaben. Herauskommt eher „lava“. Hier mal die wichtigsten Vokabeln: 

Guten Tag = dober dan
Danke = hvala
Lecker = okusno (zaubert doch immer ein Lächeln, wenn man das in der Landessprache kann) 
Entschuldigung = oprstite
Bitte = prosim 
Ja = ja 
Nein =ne 
Tschüss =Adijo

 

 

 

 

Der Südosten Sloweniens

Ein Beitrag von Eve

Wir sind mit unserem Max insgesamt vier Wochen in Slowenien unterwegs. Im Gepäck unsere Mountainbikes für Tagestouren auf diversen Routen im Land. Dieser Beitrag ist nicht chronologisch vom Beginn unserer Reise – sondern mittendrin. Anfang und Ende wird folgen …

Wir verlassen das Camping Pivka mit dem Ziel Bela Krajina, dem Südosten Sloweniens. Hinter Postonja biegen wir in Richtung des Naturparks Rakov Škocjan ab, denn hier hat sich der Fluss Rak seit Jahrmillionen seinen Weg durch die verwitternden Steinformationen tiefe Schluchten und Höhlen gebahnt. Immer mehr Teile der Oberfläche stürzten in die Tiefe, bis zwei gigantische natürliche Steinbrücken übrig blieben.

Genau dort wollen wir eine Wanderung in Angriff nehmen, obwohl diese Art der Fortbewegung so gar nicht unser Ding ist.

Dass wir die Tour nicht auf unser Navi geladen haben, stellt sich als Fehler heraus. Immer wieder biegen wir falsch ab, kehren um und nehmen einen anderen Weg, der auch nicht zum Ziel führt. Rolf mag es überhaupt nicht, ohne Internetverbindung und GPS mit einer eher mageren Beschilderung Wege zu suchen. Das Rauschen des Wassers hilft uns zur Orientierung auch nicht weiter.

Wir brechen ab (juhu) und kehren den Waldweg zurück zum Max. Was für ein Reinfall, denke ich, das sollte doch ein Highlight werden.

Also weiter zum Roadtrip Slowenien …

In die Region Bela Krajina, der Perle Sloweniens im Südosten des Landes! Diese idyllische Landschaft ist von dem lebendigen Fluss Kolpa und dem malerischen Gorjanci-Gebirge umgeben. Uns verzaubert diese märchenhaften Landschaft, die eine reiche Flora und eine vielfältige Fauna beherbergt, immer mehr.  Hier herrscht eine Ruhe und Stille, wie man sie sonst nur selten findet. Wälder und Felder und ab und zu ein Dorf begegnen uns hier. Die Straße verläuft kurvig durch sanfte Hügel, die dennoch starke Steigungen bereithalten. Ein Picknick am Wegesrand runden diesen idyllischen Eindruck ab.

Picknick

 Am späten Nachmittag erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein den Hof „Turizem Benetič“. Die Chefin begrüßt uns herzlich und deutet auf die Wiese. So viel Platz nur für uns! Neben einem historischen Sägewerk auf einer Wiese mit Obstbäumen gib es sogar noch einen Biergarten mit traumhaften Ausblick auf den Fluss Kolpa. Die Nutzung von Toiletten, Duschen, Geschirrspülbecken, Strom, Waschmaschine und Trockner sind im Preis von 20 Euro enthalten.

Auf’m Bauernhof

Die Kolpa ist ein Grenzfluss zwischen Slowenien und Kroatien. So sauber und warm. Beim Kochen wundern wir uns über die Störche, die wohl von der frisch gemähten Wiese angelockt werden, um nach Fröschen oder Mäusen zu suchen. Fast zutraulich schauen sie zu uns hinüber.

Lass uns Kanu fahren auf der Kolpa!

Nach einer recht kühlen Nacht empfängt uns der Morgen eher grau mit ein paar Regentropfen. Bitte nicht! Mein optimistisches Herz glaubt an gutes Wetter. Auf dem Weg zu Kolpa Adventureshttps://kolpa-adventures.com/en/l reißt der Himmel tatsächlich auf. Sehr freundlich werden wir wir empfangen und eingewiesen. Die 8km-Tour gefällt uns beiden gut. Die Anlegestelle sollen wir uns hier gut merken! Nachdem wir die Tonne und das Equipment gepackt haben, werden wir zur Einstiegsstelle gefahren.

Los geht’s …

Rolf hinten, ich vorne. Wir grooven uns erst einmal ein. Die Sonne ist mit uns, die Stimmung gut, das Wasser klar und gemächlich. Meine euphorische Stimmung nimmt mich ganz gefangen, als wir an der ersten kleinen Stromschnelle auf den Felsen stecken bleiben. Kein vor, kein zurück. Wir ruckeln, stoßen uns mit den Paddeln ab, nichts bewegt sich, weiter ruckeln bis sich das Boot langsam löst. Ich schwitze ja jetzt schon!

Gemächlich paddeln wir durch diese märchenhafte Flusslandschaft. Vor uns spiegeln sich die umliegenden Berge im Wasser. Stille umgibt uns, wir sind alleine hier auf dem Fluss (und das sollte die ganze Tour auch so bleiben), nur das Plätschern der Paddel, die Vögel im Hintergrund, Stille.

Aber dann … Dass nahende Rauschen lässt uns wieder aufmerksam werden. Wo ist bloß die beste Stelle, um dadurch zu kommen? Wirklich schwer einsehbar. Ich recke mich nach oben, sehe jedoch nur Felsen, die aus dem Wasser ragen. „Mehr nach links“, rufe ich, doch dann treibt uns die Strömung schon wieder genau auf die Felsbrocken zu. Und wieder stecken wir fest. Rolf steigt aus und versucht mit allen Kräften, das Boot zu bewegen. Einige Zeit später erwartet uns die Stromschnelle mit eine Art Stufe. Das war’s jetzt. Jetzt kippen wir um! Doch nein, dieses Boot gleitet und kippt seitlich, fängt sich wieder und rutscht über die Steine. Wasser spritzt viel ins Boot. Ich bin nun endgültig nass. Wow, was für ein Adrenalinausstoß!  

Ich schwitze vor Anstrengung und Aufregung. Wir werden immer besser. Meine Arme paddeln und paddeln unermüdlich. Rolf lenkt uns immer sicherer durch die Felsen. Die nächsten Stromschnellen nehmen wir mit mehr Schwung. Das flutscht gut. Armer Rolf! Schon wieder muss er aussteigen, gegen die Strömung stehend versucht er das Boot anzuheben.

Pause auf einer Sandbank. Endlich komme ich mal zum Trinken. Nur ein Knäckebrot für mich, das muss reichen. Wir machen Fotos von dieser wunderbaren Idylle hier, immer noch alleine hier auf dem Fluss. Das letzte Stück beschert uns noch einige Stromschnellen, die wir mit Bravour meistern. Unsere Taktik geht auf: langsam heranpirschen, nach Felsen und Lücken Ausschau halten, entscheiden und mit Volldampf voraus durch die Lücke. Doch hängen bleiben wir dennoch. Natürlich steigt Rolf nochmal aus und zieht das Boot vom Felsen. An der Anlegestelle falle ich beim Aussteigen prompt ins Wasser! Ein Bild zum Schieflachen!

Überaus happy freue ich mich bei einem Bier über diese fantastische Tour!

Happy, Happy!

 Kolpa Adventures, Gorenji Radenci 30, 8342 Stari trg/Kolpi

 Fortsetzung folgt …

 

 

 

 

Zelt, Tarp, Helinox, AeroPress oder auch Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Terrasse genannt

Ein Beitrag von Eve

Zelten bedeutet, den Naturgewalten ausgesetzt zu sein. Schon häufiger haben Unwetter unsere Pläne durchkreuzt. Doch das sind nur Ausnahmen, Nebenwirkungen oder einfach nur Pech, denn wir tun es immer wieder. Außerdem haben wir unseren Komfort durch das Tarp um eine überdachte Terrasse erweitert.

Das Leben draußen, den Blick frei in die Ferne Richtung Himmel oder Wald, das Kochen auf dem Einflammen-Gaskocher mitsamt dem Gekrümel im Gras, der Wind in den Haaren und das Quaken der heran watschelnden Enten ergeben einzigartige Erlebnisse, die es nur beim Zelten gibt. Aber auch nächtliche Ohrenkneifer, Ameisen, Mücken, lauter Vogelgesang oder Kirchenglocken am frühen Morgen, schnarchende Nachbarn gehören genauso dazu wie Vogelkacke auf dem Zelt.

Wohn- und Schlafzimmer, überdachte Terrasse und Outdoor-Küche … alles vorhanden!

Wenn Rolf morgens den ersten Caffè vorm Zelt zelebriert und wir im Theater der „Camping-Bühne“ beobachten, wie die verschlafenen Nachbarn beim Zähneputzen und Anziehen, beim Kochen und Streiten, beim Spiel mit ihren Kindern ihre Rollen spielen, als wären sie alleine. Man grüßt sich, wenn man sich über den Weg läuft, hält einen kleinen Plausch und manchmal tauscht man sogar noch Kurzgeschichten aus oder gewährt uns einen Blick in den Camper. So geht Camping – im Hotel unvorstellbar! In meinem Familien-/Bekanntenkreis gibt es nur wenige begeisterte Camper, ausgenommen meine Schwester und mein ältester Sohn und neuerdings auch meine Enkelkinder. Frühe Prägung durch Oma, oder?

Auch wir haben früher auf ISO-Matten genächtigt und auf dem Boden sitzend Ravioli gekocht. Doch das muss heute nicht mehr sein, denn das Equipment ist so leicht und komfortabel geworden, dass wir mit leichtem Gepäck reisen, ohne Rückenschmerzen schlafen und köstlich kochen können – obwohl man bei einer Zuladung von ca. 30 KG zum Rad- und Körpergewicht nicht unbedingt von „leicht“ sprechen kann.

Am Lago di Piano bekommt das Zelten noch mal einen besonderen Touch. Trinken wir den ersten Caffè vorm Zelt oder am See? Mit anderen Worten: „Wen beobachten wir zuerst? Menschen oder Tiere?“ Die Möglichkeiten unseren Tag zu gestalten sind vielfältig. Tagestour durch die Berge oder Schwimmen mit Lesen, Hören oder Dösen. Wir wechseln wohldosiert, so dass Regenerationsphasen inklusive sind. Glücklicherweise wärmt die Sonne das kalte Wasser im Pool auf, so dass auch ich mit Hilfe systematischer Desensibilisierung in den Pool gleite. Rolf lacht sich bei diesem Bild kringelig.  Das Schwimmen tut meinem geplagten Homeoffice-Rücken so gut.

Der ums Eck gelegene Alimentari bietet uns mit seinen Marzano-Tomaten, den köstlichen Zwiebeln und dem alles andere als gummiartigen Mozzarella unser Mittags-Leibgericht, abends kreiert Rolf Cucina Italiana – Pasta in unterschiedlichen Variationen, Fleischspieße vom Grill oder Quinoa mit Gemüse.

Olivenöl und Parmigiano Reggiano – ganz wichtig!

Die auf Komoot geplanten Radtouren führen uns in die Bergwelt in dieser Seenlandschaft der Lombardei. Im kleinsten Gang kurbeln wir uns schweißtreibend nach San Bartolomeo hoch, den Comer See und den Lago di Piano weit unter uns, immer wieder den intensiven Duft der weißblühenden Jasminhecken in der Nase überblicken wir die Bergkämme. Mit Spaghetti Carbonara (ohne die vermaledeite deutsche Sahnepampe) füllen wir in Cusino unsere Kohlenhydratspeicher auf und freuen uns auf den rollenden Rückweg.

Es geht auch mit einer einzigen „Herdplatte“!

Doch das schöne Ende, die Belohnung der Anstrengung, endet in Schieben, Schieben, Schieben … die Römer haben hier wohl mit dicken Pflastersteinen ihre Routen durch den Wald gebaut. Unsere Räder springen in diesem steilen Gefälle hin und her, die Hände schmerzen vom Bremsen und ausbalancieren. Der Weg nimmt und nimmt kein Ende.

Die von Komoot vorgeschlagenen weißen Straßen sind wahrlich keine Freude und auch so nicht planbar.  Aber auch diese Tortour hat nach über einer Stunde in Carlazzo ein Ende. Dafür entschädigt nun eine Route mit fantastischem Ausblick über Corrido nach Porlezza inklusive Eis in unserer Lieblings-Gelateria.

Meine Single-Tour zum Aussichtspunkt über den Luganer See birgt einige heftige Steigungen inklusive der Atempausen. Zwischendurch geben die Berge den Blick auf Porlezza im Tal frei. Am Ende empfängt  mich zwar eine öde große Plattform, mit einem verwahrlosten Café samt Bruschetta, die ihren Namen nicht verdient, doch der Ausblick bis nach Lugano ist umwerfend. Das ehemals hübsche Hotel, das wohl keinen Investor mehr gefunden hat, rostet genauso  vor sich hin, wie der Stuhl, auf dem ich Platz nehme.

Der Blick hinunter auf den Luganer See

Als ich auf dem Rückweg rechts auf eine sehr schmale steile Straße abbiege, überkommen mich die ersten Zweifel. Prompt muss ich wieder mein Rad schieben. Über eine Stunde lang steil bergab über Römerweg inklusive Umwege, weil ich mich verfranse.

Wo ist denn bloß Rolf? Ich sollte ihn anrufen, oder? Mist, so allein hier im Nirgendwo, keine Straße in Sicht, es ist heiß, ich habe auch Hunger, geradeaus ist falsch, also wieder zurück. Auch das hier muss ja irgendwann ein Ende haben. Hat es auch … endlich wieder Asphalt unter den Rädern. Rolf schreibt, ich antworte, dass ich gleich komme. Nur noch den Berg runter und die letzten 6 Kilometer auf der Uferstraße. Rolf sitzt schon an der Eisdiele. Große Freude!

Mein Alltag im Homeoffice, Online-Sport, Kontaktbeschränkungen, das Eingesperrtsein … all das ist weit weg. Radfahren und Zelten sind die optimale Kombination, um wieder sich selbst zu spüren: Ob Wind, Hitze oder Regen, ob Anstiege oder Gefälle, ob Schotterwege, Singletrails oder Schnellstraßen, ob Landschaft oder Industriegelände, ob Stadt oder Dorf – auf dem Rad spüre ich so viel wie die ganzen Monate zuvor nicht – „Sensorische Deprivation“ kommt mir in den Sinn – der Entzug von Sinneseindrücken.

Daran mangelt es nun nicht mehr, denn das Zusammensein mit Rolf ist wie eine Gießkanne, die mich täglich düngt mit Ideen, Berührungen und Lebensfreude.

Von Unwettern vertrieben …

Ein Beitrag von Eve

Mit voll gepackten Rädern in den Zug … immer wieder aufregend. Welcher Wagen,

welcher Platz? Von Köln fährt der IC nach Memmingen. Räder und Taschen sind verstaut. Entspannung macht sich breit, mit Maske werde ich schnell müde. Zwei Umstiege bis Lindau-Insel. Wie so oft kommt es zu einer Verspätung, denn 4 Minuten reichen wahrlich nicht aus. Schließlich muss man mit kaputten Aufzügen, Gleiswechsel etc. rechnen. Doch wie auch immer, der Zug holt die Zeit wieder auf und wir kommen gegen 18:20 Uhr an.

Die restlichen Kilometer bis zum Camping Weiss dienen der Eingewöhnung ans noch ungewohnte Radeln mit Gepäck und Gewicht. Mit Bierchen und herrlichem Lachen werden wir empfangen. Der selbstgemachte Most löscht unseren Durst. Hier tobt das Leben, ob alt, ob jung, egal … jeder feiert was und wie er kann. Musik, lautes Lachen, gute Laune überall … Masken sehe ich keine, Corona scheint weit weg!

Das Einreiseformalitäten haben wir online schon im Zug erledigt. Ansonsten erfüllen wir alle Voraussetzungen: Rolf ist komplett geimpft, ich habe die erste hinter mir – ausreichend für Österreich – es fragt nur keiner danach.

 Komisches Gefühl so unter vielen Menschen – wie sind es nicht mehr gewohnt. Die Jugend wird bewusst weiter hinten platziert, während in der „Spießergasse“ – die heißt wirklich so – die Gartenzwerge zwischen den Blumen staunen. Tesa, der Esel und zwei Ziegen schauen uns beim Aufbauen zu. Tesa nennt ein luxuriöses Anwesen sein Eigen, einen alten Wohnwagen.

Hier ist wirklich alles dabei … vom Spießer zum Saufgelage, von laut bis leise, von aufgeräumt bis Chaos.

Der Regen klopft in der Nacht so laut an unser Zelt, dass ich wünschte, ich hätte die Ohrenstöpsel schon parat. Gewitter ziehen über die Alpen, die leider mangels Wind feststecken.

Seebühne Bregenz, Kulisse für „Rigoletto“ – beeindruckend!

Unwetterwarnungen, überlaufene Keller in Köln, Gewitter und eine weitere schlechte Prognose lassen uns am nächsten Morgen an der ursprünglichen Planung, Richtung Splügenpass aufzubrechen, zweifeln. Noch ist es trocken und wir schauen uns Bregenz an. Die imposante Seebühne, den Hafen, die Altstadt. Wunderschöne Live-Musik durchzieht die Straße. Die beiden Musiker, eine Frau am Bass, der Mann an der Gitarre, verzaubern mit Musik aller Stilrichtungen – von Marianne Rosenberg über Hildegard Knef bis Iggy Pop. Weinschorle für mich, Wurstplatte für Rolf und und bei„Für dich soll’s rote Rosen regnen“ kann ich nicht mehr, mir kommen vor Freude die Tränen … ja, so lange waren wir eingesperrt, monatelang im Homeoffice, kaum Kontakte zu unseren Liebsten, keine Party, kein Karneval … und jetzt hier… das Gefühl von Glück und Freiheit, mit Rolf hier sein zu können.

Rolfs Idee, mit dem Zug über Zürich nach Lugano nimmt Konturen an. Da scheint tatsächlich die Sonne! An Kochen ist wegen des Regens auch nicht mehr zu denken.

Regen in der Nacht. Alles ist nass und kalt, der Himmel grau, wir packen alles zusammen.

 Von Bregenz nach Zürich, wo wir uns sehr teuren Cappuccino gönnen – Schweiz halt. Versehentlich steigen wir in die 1. Klasse ein, da ein Fahrradschild an der Tür war. Dass wir auf der Treppe sitzen, gefällt der Schaffnerin gar nicht – entspricht wohl nicht der Schweizer Korrektheit. Generös lässt sie uns in der 1. Klasse Platz nehmen!

 Die Schweizer Berge wirken grandios. Nach jedem Tunnel bin ich überwältigt. Im Tessin sehen die Häuser schon italienischer aus. Und die Sonne ist auch zu sehen. In Lugano empfängt uns ein blauer Himmel mit Temperaturen, die uns bald schon ins Schwitzen bringen. Direkt am See kommen wir an … zu schön, um wahr zu sein! Der erste steile  Anstieg in praller Sonne mit vollem Gepäck fordert uns direkt heraus. Dann die Grenze, ein Schild und weiter nichts! Kein Test, kein Formular …

Luganer See – Grenze zwischen Schweiz und Italien

Endlich in Italien! Wie sehr haben wir dich vermisst! Bergab läufts wunderbar am Luganersee See entlang bis nach Porlezza, von dort über die Schnellstraße noch zum Campingplatz Ranocchio am Lago di Piano. Der Name ist Programm. Wie das schon klingt!

Mit meiner ACSI-Karte können wir für 18 Euro/Tag ein Paradies genießen, wie wir es nicht erwartet hätten. Wer hier nicht länger bleibt, ist’s selbst schuld. Der Platz unter Bäumen direkt am See, ist fantastisch. Ein eiskaltes Nastro Azzurro und wir sind happy!

Dolche Vita am Lago di Piano (hier bleiben wir erstmal …)