Archiv des Autors: Eve und Rolf

Elba … mal wieder oder immer noch :)

Autorin: Eve

Zehn Tage auf der Insel Elba liegen vor uns. Mit unserem neuen Camper „Max“ von Flowcamper ist es die erste gemeinsame Reise. In großer Vorfreude und Spannung starten wir am Freitagvormittag in Köln. Zum Übernachten wollen wir es bis hinter den Gotthardt-Tunnel schaffen. Der Sprinter läuft rund und ich mich warm mit diesem für mich noch großem Gefährt. Wie immer ändert sich nach der Grenze Schweiz-Italien das komplette Straßenbild, die Preise und das kulinarische Angebot.

Nach einem köstlichen Caffè starten wir in Richtung Piombino, wo wir am Nachmittag mit der Fähre übersetzen. Jetzt Ende September klappt alles wie am Schnürchen. Nach einer guten Stunde strahlt uns Portoferraio schon entgegen. Rolf fährt uns – fast blind – über die holprige Landstraße zu seiner alten ArbeitsstätteCamping Rosselba le Palme, wo wir herzlich empfangen werden.

Max in seinem natürlichen Habitat

Was ist das doch für ein malerisches Plätzchen hier. Eingebettet in diesen Pinienwald findet jeder sein Plätzchen. Der Palmengarten, die Poolanlage, der Spa-Bereich in der Villa, die Spielplätze usw. wirken so gut gepflegt und ästhetisch gestaltet, dass es eine Augenweide ist, hier entlang zu spazieren.

In den nächsten Tagen erkunden wir mit dem Rad die kleinen Buchten mit kristallklarem Wasser, die mediterranen Wälder und Felsküsten mit einem sahnigen Gelati zum Schluss.

Die erste Tour führt uns über über das lebhafte Portoferraio nach Enfola. Stetig kurbeln wir uns nach oben. Die 25 Grad sind mir genug für diese Anstrengung. Glücklicherweise kühlt der Wind immer ganz schön. Am Capo Bianco vorbei strahlt uns das türkisblaue Meer immer entgegen. Das satte Grün der Wälder, die weißen Strände und die steilen Klippen ins Meer sind wirklich faszinierend.

Unten in Enfola angekommen pausieren wir an der Strandbar, bevor wir den Berg wieder hoch fahren. Am Ziel angekommen spüren meine Beine die 40 km mit Ihren über 400 hm.

Unsere zweite Tour führt uns nach Lacona (33 km mit ca. 330 hm), eine der beliebtesten Buchten mit Sandstrand auf Elba. Wir biegen ab auf einen Schotterweg, der uns später wieder auf die Hauptstraße, zurückführt. Den Agricampeggio „Orti di Mare möchten wir uns mal anschauen. Und wieder geben meine Oberschenkel alles, hoch und höher. Rolf dagegen scheint kaum über den Ruhepuls hinauszukommen. Ich schwitze und keuche – er weder das eine noch das andere. Da der Platz ausgebucht ist, ziehen wir weiter an den Strand. Wie es hier wohl zur Hochsaison ist, frage ich mich. Die Infrastruktur lässt es erahnen. Zu viel, zu laut, zu eng. Kein Platz für uns!

Statt noch hoch nach Capoliveri zieht es uns nach Porto Azzuro, einer der schönsten Häfen der Insel Elba. Gleich nach der letzten Kurve zeigt sich der Hafen in seiner ganzen Schönheit. In Porto Azzurro gibt es die beste Gelateria überhaupt. So ein sahniges Eis ist einfach zum Dahinschmelzen. In der Sonne sitzend lecken wir unser Eis und lassen unseren Blick über die Boote schweifen.

Porto Azzurro

Rolf hat eine dritte Tour nach Capoliveri geplant. Auf der Straße nach Porto Azzuro biegen wir nach Naregno ab, schieben eine Privatweg hoch, denn Komoot hätte uns über eine Treppe geschickt. Nach kurzer Zeit tragen wir unsere Räder einen steilen Pfad hinunter. Ich warte noch auf Rolfs Zeichen, ob es dort weitergeht. Er ruft mich. Innerlich fluchend trage ich das Rad hinunter. Meine Stimmung sinkt mit der Steigung nach unten. Die Routenführung scheint immer wilder zu werden, denn der nächste steile Abstieg steht schon an. Jetzt reicht es mir aber wirklich. Ich will das nicht mehr. Das ist für mich kein Radfahren. Rolf steht unten und will weiter. Wir trennen uns. Wie doof!

Ich ärgere mich über Komoot – genau wie im letzten Jahr, schickt es mich auch dieses Mal wieder über Kletterpfade, die schon ohne Beisein des Rädchens meine gesamte Körperbeherrschung fordern und mit geschultertem Rad noch mehr.

Autor: Rolf

Die Trennung dauert nicht lange. Wir verabreden uns in Capoliveri – und kommen nahezu gleichzeitig an. Eves Laune hat sich in der Zwischenzeit auch zum Besseren gewendet. Wir bummeln durch dieses wirkliche schöne Bergdorf …

Wieder am Campingplatz angekommen, verziehe ich mich in die Küche. Es ist eine wahre Freude in diesem Camper zu kochen … so viel Platz.

Nicht nur das, auch ansonsten werden wir immer wieder auf ihn angesprochen. Er fällt schon auf … Der Massivholzausbau, die Farbkombination etc. locken immer wieder die Nachbarn an. Ein holländisches Pärchen neben uns nutzt jede Gelegenheit, um mal vorbeizuschauen – inklusive einer Führung. Das Raumkonzept mit der Nasszelle und integrierter Trockentrenntoilette, der Küchenblock und die vielen praktischen Details erzeugen immer wieder Erstaunen in den Gesichtern der Besucher – und bei uns einen gewissen Stolz.

Wen dieses Konzept der kleinen Manufaktur interessiert, kann gerne einen Blick auf deren Webseite werfen … Flowcamper.

Für unseren letzten Tag auf Elba nehmen wir uns eine Tour mit den Rädern im Ostteil der Insel vor. Ein paar Höhenmeter sind zu absolvieren. Aber die Belohnung in Porto Azzurro ist es uns wert …

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 3

Von Agrimaccari nach Syracus

Autoren: Eve und Rolf

Von dem wunderbaren Agricampeggio wegzufahren fällt uns nicht leicht, aber schließlich steht der nächste Punkt auf Eves Reiseplan an: Syracus. Der Abschied ist mal wieder ausgesprochen herzlich und eine Passata Pomodori gibt’s auch noch.

Die 50 Kilometer nach Syracus gestalten sich entspannt und ein Parkplatz auf der Halbinsel Ortygia mit gekonntem Einparken ist in der Vorsaison auch kein Problem. 

Es ist Sonntag und dementsprechend auch voll von Touristen – meist italienischer Herkunft. Es ist aber auch ein Sahnestädtchen mit einer faszinierenden Baukultur.

Aber erst einmal gelingt es uns auf dem Markt mein schon fast traditionelles Keramikschälchen zu ergattern (sie stapeln sich mittlerweile in meiner Wohnung). Eve wird für sich und ihre Schwester ebenfalls fündig. Jetzt noch ein bisschen handeln – Eve schaut schon etwas pikiert ob meiner Verhandlungsmethode. Aber ich bin schon zu lange in Italien unterwegs.

Die Stadt ist ein Highlight unserer Reise. Die Architektur, die Gassen, die Farben … wir sind wie im Rausch. Lassen uns durch die engen Gassen treiben, am Meer entlang und nehmen die letzte Etappe zum Campingplatz (mal kein Agricampeggio) in Angriff.

Aber auch da ist es schön. Jetzt muss nur noch die Nonna an der Rezeption ihren Schreibblock in Bewegung bringen …

Die Paninoteca ist heute morgen unser erste Station in Syracus. Dort soll es hervorragende Panini geben (laut Reiseleitung und Internet). Vorher packen wir unsere sieben Sachen zusammen, verabschieden uns von Melanie und Jan, die wir auf dem Campingplatz wiedergetroffen haben und fahren in die Altstadt.

Von Syracus nach Randazzo

Wir sind früh genug, um einen Parkplatz zu finden. Einen Tisch in der Caseificio Borderi mitten im Markttrubel gibt‘s auch. Bestellen und dem Markttreiben zuschauen ist eins. Der Fischstand gegenüber lässt uns keine Chance. Wir kaufen Gamberinis für den Abend. Die grandiosen Tropea, Zitronen, Oliven und Obst wandern in unseren Rucksack.

Eine Änderung in der Reisroute ist bei uns nur eine Sache von Sekunden und wir beschließen, uns auf dem direkten Weg in die Nähe des Ätnas zu begeben, Catania nur als Durchreise (gute Entscheidung, denn zum ersten Mal mache ich mir Sorgen um Frieda, so rücksichtslos wird hier gefahren) zu sehen und das Weingut Etna Wine Agriturismo anzusteuern. Es geht wieder in die Berge – Juhu.

Wieder mal sind wir allein und haben alles, was wir lieben. Eine tolle Landschaft, leckeren Wein, eine tolle Infrastruktur und den Blick auf den Ätna – zwei, drei Tage sollen es hier werden. Mal sehen, was Komoot zu den Möglichkeiten hier sagt – ist schon sehr bergig hier … mmmh.

Etna Wine Agriturismo
 

Es ist ein morgendliches Highlight. Die Sonne scheint und treibt uns aus der Koje. Wir werden mit einem fantastischen Blick über die Weinberge auf den Ätna begrüßt. Erstmal ’nen Caffè …

Heute wollen wir zur eindrucksvollen Alcantara-Schlucht, wo durch die heißglühende Lava und dem eiskalten Wasser des Alcantara- Flusses Mauern aus Basaltprismen entstanden sind. Das langsame Abkühlen des Lavastroms bewirkt diese fünf- und sechseckigen Gesteinsformen. Bei unserem Rundgang durch den Botanische Garten können wir immer wieder einen Blick auf die atemberaubenden Strukturen werfen. Die Kühle der Gischt bei den Wasserfällen tut uns bei dieser Hitze gut. Zum Schluss fahren wir mit dem Lift hinunter in die Schlucht, sind jedoch wegen der Menschenmenge, die versucht in die Schlucht hinein oder durch den kalten Fluss zu laufen, so entsetzt, dass wir umkehren. Im Restaurant am Eingang kann ich den Arancinis nicht widerstehen.

Heute wollen wir sowohl der Hitze entgehen als auch dem Ätna so nah wie möglich kommen. Das Refugio Citelli auf rund 1700 m habe ich als Ausgangspunkt gewählt. Rolf kurvt uns über eine gut ausgebaute Straße nach oben. Karge Steinformationen wechseln sich mit kleinen Wäldchen, wilder Macchia und grünen Feldern ab. 

Vom Refugi Citelli müssen wir doch wieder ein Stück zurückfahren, parken am Straßenrand und gehen zum Startpunkt. Trotz Nebensaison und der eigentlich weniger stark besuchten Nordseite tummeln sich hier einige Reisegruppen. Dass ich meine Wanderstöcke im Auto lasse, bereue ich wenig später. Das Laufen auf dem steinigen Ascheboden ist anstrengend. Auf dem Gipfel des nächsten Hügels erhoffe ich mir einen Kraterrand, weil so viele Leute dort oben stehen. Doch leider ist dem nicht so. Gesteinsbrocken und Lavabomben gibt es hier in Hülle und Fülle. Immer wieder haben die Lavaströme Plantagen und auch die Skianlagen, die sich auf der oberen Hälfte des Berges befinden, beschädigt oder vernichtet. Von hier aus können wir bis zur Alcantara-Schlucht mit dem Nebrodi-Gebirge im Hintergrund und auf der südlichen Seite bis zum Meer, blicken.

Im Chalet Clan dei Ragazzi pausieren wir an Tischen im Wald mit Arancini und Pizza. 

Der Ätna ist mit seine rund 3347 m eine mächtige Erscheinung, und gilt als höchster und aktivster Vulkan Europas. Weil er ständig aktiv, zählt er zu den ungefährlichen Vulkanen.  An seine Hängen reihen sich unzählige Weinreben, Restaurants und Ortschaften, die eher verfallen und ausgestorben wirken. Die Jungen ziehen weg, wenn sie keine passende Arbeit finden. Wer möchte heute noch in Weinanbaugebieten arbeiten? 

Gegen 17 Uhr brechen wir nach Bronte auf. Die kurvige Strada Provinciale Etna Settentrionale führt von Linguaglossa durch beeindruckende Landschaften, immer wieder vorbei an mächtigen, erkalteten Lavaströmen, die sich ihren Weg ins Tal gesucht haben. Da die Straße stellenweise nicht im besten Zustand ist, müssen wir langsam fahren. Der Besuch in Bronte lohnt schon allein wegen der vielen Feinkostläden mit regionalen Produkten rund um die Pistazie. Im Il Pistacchio schlägt das kulinarische Herz höher und wir probieren uns durch  Spezialitäten wie einem cremigem Brotaufstrich, Pesto und Kekse. Ich reiße mich zusammen und kaufe 6 Gläser Pistazienpesto und weitere Mitbringsel. Rolf staunt nicht schlecht und lässt sich mitreißen. 

Als wir anschließend in Randazzo in ein Restaurant mit gutem Ruf Essen gehen wollen, passiert das Missgeschick. Beim Durchfahren einer – zu engen – Gasse, steige ich aus und winke Rolf durch. Da passiert es auch schon. Die Vorderräder rollen durch, doch die Türschwelle bleibt an einem Eckstein hängen und kratzt die Folierung auf. Vor oder zurück … beides wird den Schaden nicht mehr verhindern können. Völlig verzweifelt, schockiert muss ich zusehen, wie der Stein unsere Frieda zerkratzt. Mir bleibt die Luft weg, ich ahne Rolfs Wutausbruch. Er parkt, steigt aus und ist ebenso verzweifelt. Der Schock sitzt tief. Er nimmt mich in den Arm. Das beruhigt mich etwas. Ja, ich hätte das sehen müssen, wenn … konnte ich jedoch nicht, weil ich ja frontal stand. Wie fürchterlich! Tränen füllen meine Augen. Auf einer Bank sitzend wissen wir erst einmal nicht mehr weiter. Die Sorge um den Verkauf ist groß, schließlich soll im August unser „Max“ fertig sein. Unser Hirn ist im Schockmodus noch zu blockiert, um rational denken zu können. Kein Restaurant mehr, keine Stimmung. 

 Von Etna Wine Agriturismo nach Agricampeggio Alessandra

Unsere Stimmung ist von dem gestrigen Ereignis noch sehr gedrückt. Mich belasten die Schuldgefühle und Rolf schlägt sogar vor, nach Hause zu fahren. Doch dank Rolfs Zuwendung und Umarmung fühlen wir uns wieder sehr verbunden und überlegen mögliche Handlungsschritte. Wir schaffen es und die Reise geht weiter! Rolf fotografiert die beschädigte Stelle und los geht`s. 

In Randazzo bekommen wir sogar bei Lidl den salzigen Ricotta! Die Strecke durch das Nebrodi-Gebirge hat es wirklich in sich und ist sehr herausfordernd. Der ersten Teil führt über breitere Straßen mit einer alpenähnlichen Landschaft. Kühe und sanfte Wiesen, Brioche für Rolf mit schlechtem Capucchino in einer kleiner Bar. Nach der nächsten Linkskurve wurde die Straße mehr oder weniger einspurig, gepaart mit dem rasanten Fahrstil der Italiener heißt das für Rolf stetige Konzentration.  Es ist sehr heiß, als wir auf dem Agricampeggio Alessandra einen schattenlosen Platz beziehen. Erschöpft versuchen wir es nach dem Tomatensalat mit einem Bier an der Beachbar. Uns ist es einfach zu heiß heute! 

Am Abend kocht Rolf wieder köstliche Pasta.

Mein Vorschlag, in Dunkeln eine Runde spazieren zu gehen, kommt nicht gut an. Wir landen nach einem eher merkwürdigen Strandabschnitt mit freistehenden Campern auf einem breit ausgebauten Radweg … zum Radfahren bestimmt klasse, zum Laufen im Dunkeln langweilig. 

Mit offenem Dach zu schlafen ist so gut!

Agricampeggio Alessandra

Die Sonne am frühen Morgen ist so stark, dass wir schon ins Schwitzen geraten und aufstehen. Der Wind, der durch das offene Dach ging, hat uns die Nacht schon wesentlich angenehmer gemacht. Wie wunderbar, dieser Blick in den Sternenhimmel. 

Auf dem Rückweg fragen wir bei dem Fischrestaurant nach einem Platz für den morgigen Abend. Leider ausgebucht – übermorgen auch. Das hätten wir nun wirklich nicht gedacht! Frustriert suchen wir weiter- doch nichts. Rolfs schlägt vor, heute Nachmittag bei uns Fisch zu kaufen und diesen zu grillen. Den Nachmittag verbringen wir am Strand mit Liegen und Schirm. Das Meer ist so erfrischend wie das Bier an der Bar. 

Schade ist, dass Rolf beim Einkaufen keinen Fisch finden kann und wir stattdessen Hühnchen grillen – glücklicherweise mit einer Unterlage auf den Stauboxen, denn die wären sonst voller Fett gewesen. 

Nach dem Frühstück radeln wir in die andere Richtung nach St. Agatha … Der ca. 4km lange blaue Radweg führt am Strand entlang. Er scheint noch relativ neu und ausbaufähig zu sein. Eine lange breite Strandpromenade an einem weniger schönen Strand lässt uns nach ca. 10 km wieder umkehren. In dem Supermarkt bei uns im Ort kaufen wir noch ein, bevor ich an den Strand gehe. Als ich mit Mama telefoniere,  kommt Rolf auch noch zum Strand. Bierchen, lesen, Hörbuch, Abkühlen … einfach und gut! Auberginen-Pasta am Abend vom Chefkoch sind köstlich!

Von Agricampeggio Alessandra nach Campeggio Costa Ponente

Nach dem Frühstück packen wir, ich bezahle bei den eher unmotivierten Frauen (3x 19 Euro). Die Ersparnis mit der ACSI-Card beträgt hier 6 Euro pro Nacht. Den Strom haben sie aus Dummheit nicht berechnet. 

Auf der Strecke an der Küste reiht sich Tunnel an Tunnel. Bin ich froh, dass Rolf fährt.  Der Automat an der Mautstation sieht eigentlich deformiert aus, doch tatsächlich kommt irgendwo ein Ticket heraus. Das türkisfarbene Meer leuchtet immer wieder kurz auf. Endlich ist die Ausfahrt in Sicht und der Campingplatz Costa Ponente nicht mehr weit. Ich melde uns bei der sehr freundlichen  Mitarbeiterin an und wir können uns ein Plätzchen aussuchen. Wie so oft suchen wir die passende Himmelsrichtung für optimalen Schatten. Unser indisches Tuch kommt weiterhin gut zum Einsatz, denn Rolf hat doch glatt die Kederleiste für die Sonnensegel vergessen. 

Am Nachmittag bringe ich die Wäsche zur Waschmaschine und gehe den Weg am Meer entlang spazieren. Am großen Pool ist auch der Blick aufs Meer recht schön. Heute ist es im Vergleich zu gestern (Sonntag ist Familientag „Grand Casino“) recht ruhig geworden. Die vielen Familien mit ihren Kindern sind fast alle weg. Die zahlreichen Duschen und Toiletten haben wir fast für uns alleine.

Am Abend radeln wir – es ist immer noch sehr heiß – nach Cefalù ins Restaurant. Ich schwitze. Diesmal waren wir schlauer. Rolf hat reserviert. Im Triscele Restaurant lassen wir es uns richtig gut gehen.

Ein wunderbares Abendessen im Triscele

Das Menu …

  • Crudo di Tonno su Tonno,salsa bottarga,zenzero,perla di yuzu
  • Melanzana total white,finta neve al tartufo,fonduta di caciocavallo,ribes e mais soffiato
  • Finger di Pesce Spada con caponatina di mele e il suo aceto
  • Frittura di Calamari con dressing di soia,miele e aceto
  • Insalata di arance, finocchi, olive e cipollotto
  • Abbiamo fatto la Cassata

dazu einen köstlichen Etna Bianco DOC ( Tenuta Ferrata)

Cefalù 

Da es heute wieder sehr heiß ist, bleiben wir auf dem Campingplatz, der wirklich 5 Sterne verdient hat. Mittlerweile sind es nur noch wenige Camper. Ein deutsches Pärchen mit einem Caddy, noch ein paar VW-Bullis, keine Weißware in unserem Gang. Hier könnten wir es auch länger aushalten. Mittags kocht Rolf für mich die Pasta und isst selbst nichts! Großartig! Zu dem Strand links von uns gehe ich die Treppe hinunter. Doch hier weht noch weniger Wind, der heiße Sand tut an den Füßen weh, das Seegras im Wasser und auf dem Sand – das reicht mir, um den Rückweg anzutreten. Ich schreibe noch etwas Tagebuch.  Am Pool lesen wir, gehen abwechselnd Schwimmen, kühlen uns mit Eis und Bierchen ab. Eine weitere Kölner Familie reist an. Unsere Empfehlung, den kühleren Platz auszuwählen, nehmen sie gerne an. Er kommt sogar aus Schlebusch und ist Leverkusen-Fan – mmh.

Nach einer kühleren Nacht fahren wir nach dem Frühstück nach Cefalù. Leider hat die empfohlene Bar geschlossen. Auf der Suche nach einer Bar landen wir leider in der einer so schlechten Bar, dass ich nur den zu heißen Capucchino und das Wasser bezahle, um zu gehen. In der „Golden Bar“ gibts leckere Paninis. Beim anschließenden Bummel finde ich nichts Passendes und treffe Rolf im Feinkostladen – wo auch sonst! Essig, Sardellen, Wein und Marmelade landen in meinem Rucksack. Noch ein paar Fotos einfangen in dieser schönen Stadt, dann gehts zurück, denn den letzten Nachmittag möchten wir am Pool verbringen. Nach dem Abendessen – Pesto mit Auberginen – gesellen wir uns zu den Kölnern und genießen den Austausch und verbringen einen schönen gemeinsamen Abend.

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 2

Cantina Baronia della Pietra

Das kleine Weingut ist ein Traum. Zufällig kommt heute ein Pärchen aus Berlin, das sich über AirBnB zur Weinprobe mit kulinarischem Begleitprogramm angemeldet hat. Während wir in den Obstgärten und Weinbergen Salvatores Erklärungen zu Mispeln, Aprikosen, Mini-Birnen, Lorbeer, Weintrauben und uns unbekannten Früchten lauschen und probieren …

bereiten Salvatores Freunde, Matteo (hat Jahrzehnte ein Restaurant in Saarbrücken betrieben) und Gianni eine köstliche Antipasti-Palette für alle vor.

Sie zaubern feine Köstlichkeiten wie Bruschetta mit Tomaten-Paté oder Ricotta-Orangen, Arancini, Auberginen, Ricotta mit Honig und Pistazien, Melone und Käse. Dazu gibt es Weiß- und Rotwein, Geschichten werden erzählt, unzählige Fotos geschossen und das „dolce vita“ mit Leben gefüllt. Wie aus dem Bilderbuch!

Den geselligen Abend verbringen wir unerwartet mit zwei Mädels aus Freiburg mit rotem Bulli, die von Salvatore genauso herzlich empfangen werden, wie ein weiteres Paar mit Camper. Wir können es kaum glauben, was wir hier erleben dürfen, fühlen uns wie langjährige Freunde und sind überwältigt von der Gastfreundschaft. Was für ein unvergesslicher Tag auf dieser Reise!

Der Wein fließt munter weiter bis wir ins Bulli-Bett fallen.

Am nächsten Morgen kaufen wir noch – leider nur zwei – Flaschen des zu guten „Grillo“. Das werden wir noch bereuen. Mea Culpa!

Dass wir auch noch kostenlos übernachten durften, haut uns einfach vom Hocker. Der Abschied fällt schwer.

Mille grazie, Salvatore e Giuseppe! Torniamo ancora una volta …

Rolf überlegt, ob er zur Olivenernte schon zurückkehrt.

Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ – Punta Secca

Die Straße in Richtung Südosten wird auf andere Art abenteuerlich. Neben den tiefen Schlaglöchern tauchen mit Unkraut bewachsene Dellen auf, als ob ein massiver Regen die Straße zum Abrutschen gebracht hätte. Es wird enger und wilder bis schließlich nichts mehr geht. Die Schilder sollten wir besser lesen. Rolf meistert alle Extreme, meine Hände werden wieder feucht.

Weiter fahren wir bis zur Azienda Agrituristica Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ bei Punta Secca. Der Campingplatz wirkt etwas heruntergekommen, der Duschkopf fällt auch runter, dafür kommt endlich genügend Wasser an.

Doch dafür kommen hier fliegende Händler mit Brot, Obst, Gemüse und Fisch vorbei. Tomaten und weiße Zwiebeln, Zitrone und Pfirsiche und eine Aubergine, alle zusammen landen auf der Waage … 4 Euro! Unglaublich für so viel!

Die beiden Mädels, Sabrina und Kathrin, tauchen auch noch auf und wir verbringen einen lustigen Abend mit köstlichem Wein. Weil Sabrina Kathrins Vorderrad mit dem Bulli etwas demoliert hat, können die Beiden nicht mehr zusammen fahren. Spontan bieten wir Ihnen mein Rad an, da wir uns heute Ragusa Ibla anschauen möchten. Die Freude ist groß!

Bullis unter sich

In Ragusa Ibla, der Altstadt, schlendern wir durch enge Gassen in kleine Keramikläden, vorbei an Designer-Mode-Shops, Restaurants und Trattorien, Eiscafés und Geschäfte, in denen die ortstypischen Produkte zum Verkauf stehen. Auf dem prachtvollen Domplatz bewundern wir die üppige Barockpracht, spätbarocken Paläste mit den stark verzierten Balkonen. Auch den Drehort des Sizilienkrimis Commissario Montalbano kann man sich hier genauer anschauen.

Von Punta Secca nach San Lorenzo

Heute fahre ich mal die rumpeligen, engen Straßen nach Scicli, die entspannteste der barocken Städte im Val de Noto und auch seit 2002 zur UNESCO Welterbe Stadt ernannt. Scicli zieht uns sofort in den Bann. Auch hier begegnen uns wieder berühmte Drehorte der Fernsehserie Kommissar Montalbano. Unsere staunenden Augen wandern von rechts nach links. Zwischen all diesen Palästen, barocken Kirchen und alten Gassen blüht der Oleander und die lebendige Atmosphäre der historischen Stadt fängt uns ein. Ein etwas zu trockenes Focaccia mit einem guten Cappuccino und unfreundlichen Kellnerinnen können unserer guten Stimmung nichts anhaben.

Am Nachmittag erreichen wir Agrimaccari, ein traumhaft schönes Agricampeggio mit geschmackvoll gestalteten Poolbereich und Duschen. Einfach herrlich! Erst einmal zur Abkühlung in den Pool. Mit der Chefin, Panuccia, vereinbaren wir den Kochkurs für morgen. Unseren Nachbarn, Jan und Melanie, die gerade ins Sabbatical gestartet sind, lassen sich von uns mitreißen. Als die Hitze nachlässt, radeln wir die 7 km über Pachino nach Marzamemi. Was für ein traumhaftes altes Fischerdorf. Am Hafen mit den bunten Booten vorbei an traumhaft gelegenen Restaurants am Meer. Überall gibt es in den ehemaligen Lagerräumen Feinkostläden mit allerlei Produkten aus Thunfisch. Niedrige Häuser aus Sandstein wirken vor der untergehenden Sonne und dem Blau den Ionischen Meeres zauberhaft und romantisch. Auf der Piazza Magherita beobachten wir bei warmen Sonnenlicht und einem „Messina“ das Treiben der High Society.

Kochkurs mit Panucchia „Sizilianische Küche“

Auf unseren Reisen haben wir immer wieder gerne Kochkurse wie in Vietnam und in Indien besucht. Einige überteuerte Angebote reizen uns hier nicht. Doch ich finde schließlich genau das, was wir suchen, ein Agricampeggio mit Kochkurs für nur 35 Euro pro Person.

In Panucchias Küche stehen wir Vier und wissen noch gar nicht so genau, wie und was nun passiert. Und schon beginnt Panucchia auch schon mit der Caponata. Ich versuche ihren italienischen Erläuterungen zu folgen, frage zwischendurch bei Rolf nach. Sie lässt uns die hauseigenen Köstlichkeiten probieren: Oliven, Feigen, Kapern, Likör.

Zuerst knetet sie den Teig für die Cannoli, indem sie ähnlich wie Mürbeteig Eier, Zucker, Marsala und Fett nach und nach zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet und kalt stellt.

Als nächstes quetscht sie die Oliven und beginnt die Aubergine zu schälen, schneidet sie in Stücke. Wie könnten wir bloß mitmachen, frage ich mich. Wenn wir auch Messer und Brett hätten, könnten wir doch alle Auberginen, Zwiebeln, Basilikum und Staudensellerie schneiden. Gedacht-getan … ich hole schnell die Messer und Bretter, so dass wir Vier fortan alles mitschnibbeln. Abwechselnd wenden wir die Auberginen in ihrem Öl, rühren in einer zweiten Pfanne die anderen Zutaten. Ihr selbst gemachtes Tomatenmark ist der Hit! Reichlich Zucker, Essig und Basilikum fügt sie auch noch hinzu.

Während die Caponata auskühlen kann, bereiten wir die Teigplatten für die Cannoli vor. Panucchina stellt eine Dose mit Bambusstangen hin. Wir rätseln noch, was es wohl damit auf sich hat. Die ausgerädelten Quadrate bepinseln wir mit Ei und rollen sie locker um die Bambusstange herum, legen die beiden Ecken übereinander. Ob die Bambusstangen mit in das heiße Fett kommen, fragen wir uns. Und tatsächlich, die Teigrollen kommen portioniert ins Öl und werden schwimmend ausgebacken. Allzu braun sollten sie nicht werden. Die Bambusstangen entfernen wir und die Teigrollen können erkalten.

Nun ist auch die Caponata soweit, dass wir sie essen können. Doch werden wir wohl gemeinsam essen? Soll ich schon mal einen Tisch decken? Nur welchen und wo? Prompt kommt Puccinas Lösung: Die Caponata könne wir schon mal zu unserem Platz mitnehmen und essen. In einer Stunde würden wir die Füllung aus Ricotta, Zimt und Zucker herstellen und in die Teigrollen füllen. Okay, bei Jan und Melanie decken wir den Tisch, holen unsere Helinox und freuen uns über unsere erste selbstgemachte Caponate mit Brot und Wein.

Mit einer Spritztülle füllt Panucchina die Teigrollen und wir sind im Cannoli-Himmel.

Graveltour Agrimaccari 

Dem Schattenplatz immer hinterher, damit wir unsere morgendlichen Kaffee-Phase genießen können. Für heute habe ich mit Komoot eine ca. 44km langen Rundkurs mit 240 hm geplant. Nach dem Frühstück bereiten wir uns vor, verabschieden uns von Melanie und Jan und los geht es. Die Sonne brennt schon ordentlich. Ein kleines Stück über die Straße, dann rechts ins Offroad-Abenteuer.

Während Rolf mit seinem Mountainbike leicht und flüssig fährt, kämpfe ich mich durch das Geröll. Dann schiebe ich. Doch bald wird es besser. Treibhäuser, Plastikplanen säumen die schmalen Straßen mit wenig Verkehr, bergauf, bergab geht in Richtung Meer. Eine Pause wäre langsam ganz schön, denke ich. Doch hier ist aber auch gar nichts. Der kühle Wind nimmt an Stärke zu, das Meer kommt immer näher. Die Wellen brechen tosend ans steinige Ufer. Foto-Stopp mit Rad … wie immer. Müll, Gefriertruhen, Fernseher usw. liegen hier auch. Das stört hier wohl niemanden. Haben sich die Sizilianer so sehr daran gewöhnt, dass sie es nicht mehr wahrnehmen?

Plötzlich schlägt Rolf vor, rechts zum Meer hin abzubiegen. Er hat den richtigen Riecher … Ob da wirklich eine Bar kommt? Und tatsächlich, sogar eine sehr geschmackvoll gestaltete Bar, wo wir uns mit einem Panini stärken. Es geht weiter am Meer entlang, die Sonne brennt immer noch stark. Das letzte Stück bis Marzamemi zieht sich dann doch über die Hauptstraße. Endlich in Marzamemi, wo wir uns das wohl verdiente Eis gönnen.

Teil 3 in Kürze …

 

 

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 1

Während wir in den 80ern mit dem Bulli bzw. Camper reisten, nennt sich der Trend heute Roadtrip. Egal, Hauptsache Camping mit „Frieda“ nach Sizilien. Es ist unsere letzte Tour mit Frieda, bevor sie den Besitzer wechselt und wir uns auf den Nachfolger – Max genannt – einlassen. Doch was zieht uns eigentlich nach Sizilien? Neben antiken Städten, beeindruckender Natur und dem Dolce Vita sind es die kulinarischen Köstlichkeiten mit Pistazien- und Mandelpesto, Busiate, Canoli, Aranci, Fisch, Muscheln und so viel mehr.

Autoverladung Lötschberg

Unsere Route führt uns über den Thuner See in der Schweiz mit beeindruckender Aussicht auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, per Autoverladung durch den Lötschbergtunnel über den Simplonpass nach Domodossala in Italien. Herrliches Panorama und abenteuerliche Eisenbahnfahrt mit Frieda durch den Tunnel. Vom Lago Maggiore nach Genua legen wir einen Zwischenstopp in Mergozzo ein, wo wir auf unserer Radreise 2021 Station gemacht haben.

Im Piemont durch riesige Reisfelder stärken wir uns im Ristorant Il Cacciatore mit örtlichem Risotto mit Steinpilzen, ein Mezzo Vino Bianco und zum Abschluss Caffè … köstlich. Jetzt noch die paar Kilometer zur Nachtfähre in Genua, etwas Zeit tot schlagen in dieser chaotischen Stadt, dann sind wir morgen Abend in Palermo.

Obwohl wir Stunden vorher auf einem Parkplatz in Genua sind, wird die Anreise zum Fährhafen chaotisch. Es ist 18:30 Uhr, um 19:30 Uhr beginnt der Check-In. Selbst mit zwei Navis ist es eine Herausforderung, die Strecke zum Hafen zu finden, zudem sind die Straßen so verstopft, dass ein Weiterkommen kaum noch möglich ist. Zur Rettung trägt die Politesse bei, die uns den Weg weist. Haben schon viele Anfahrten zur Fähre erlebt – so etwas noch nicht.

Der Rest läuft rund, GNV macht eine guten Job und rucki-zucki beziehen wir unsere Kabine. Ein Labyrinth an Gängen und Etagen mit 537 Kabinen, über 200m lang, 9 Decks mit Bars, Restaurants, Shopping Center und Sonnendeck. Teures Bier, doch dafür mit Dusche und WC …welch ein Luxus, den wir noch nie hatten.

Nach 20,5 Stunden rollen wir am nächsten Abend von der Fähre nach Palermo hinein. Das Ausladen wird auch zum Abenteuer, da die Fahrzeuge teilweise Front an Front, Container ohne Zugmaschine und man sowohl rückwärts als auch vorwärts auschecken muss. Einem dänischen Gespannfahrer ist die Panik anzusehen. Der Regen verstärkt die Schmuddel-Mafia-Atmosphäre, Müllberge und Dreck ebenso. Auch im Camp-Palermo, ca. 14 km außerhalb, verweisen uns die drei dunklen Gestalten für 20 Euro auf einen Parkplatz. Die spinnen komplett! Und die Ausweise wollen sie gleich bis morgen behalten. No, no … so nicht.

Aber nebenan direkt am Meer notdürftig unter Plastikplanen gegen den Regen geschützt gibt’s dann noch die besten Spaghetti Vongole, die mir (Rolf) untergekommen sind – köstlich. Dazu dieser Ausblick …

Der Blick aus Sicht der „Spaghetti Vongole“

On the road auf Sizilien

Die erste Etappe dauert nur 60 Kilometer bis zum Agricampeggio Scopello.

Wieder hat die Reiseleitung (Eve) einen tollen Job gemacht. Ein Plätzchen, wie wir es lieben. Olivenbäume, Oleander, Bäume deren Namen ich noch nie gehört habe. Dazu Wein, Olivenöl, Pesto aus Mandeln oder Pistazien, Konfitüren in allen Variationen, und das alles aus eigener Produktion. Natürlich decken wir uns damit ein.

Weiter gehts’s …

Die Tempel von Selinunt lassen wir dann doch links liegen, ab ins Landesinnere, grandiose Berge, das Rot der Mohnblumen, Olivenbäume über Olivenbäume an steilen Hängen, Düfte des Oleanders und der Kräuter, nach unzähligen Kehren rauf und runter erreichen wir unser Ziel, das Weingut Baronia della Pietra. Einsam und ruhig hier. Heiß und ohne Schatten stehen wir in freudiger Erwartung vor dem großen verschlossenen Einfahrtstor. Wir klingeln. Niemand da. Hm, also rufen wir an. Palaver im Hintergrund. Wann wollen sie kommen? Jetzt, wir sind doch schon da! Oh, die Überraschung bzw. der Überfall ist gelungen.

Die erste Nacht auf‘m Weingut …

Unser Nachmittag mit Giuseppe und Salvatore nimmt seinen nicht Enden wollenden Lauf mit Wein, Mandeln, fünf Katzenbabies und Pallaver über das Weingut, die Qualität des Weins, die Oliven usw. Während Rolfs Sprachkenntnisse herausgefordert und trainiert werden, versuche ich anfangs noch zu folgen, doch irgendwann kann ich nicht mehr. Giuseppe versucht immer wieder mit seine wenigen und undeutlichen (sein Gebiss geht seine eigenen Wege) deutschen Einlagen zu erklären, doch Salvatore behält die Oberhand.

Nach einigen Stunden sehe ich Rolfs Hirn rauchen. Wie bekomme ich hier einen runden Abschluss hin? „Komm, lass uns mal unsere Sachen aufbauen?“, flüstere ich Rolf zu. „Wieso aufbauen?“ Den Wink hat er nicht verstanden. Es folgt die Abschlussrunde, wie wie das Tor verschließen und Dies & Das. Dann sind wir allein … Wir haben das ganze Weingut für uns alleine – welch ein Vertrauen in uns. In der Dämmerung kehrt Ruhe ein. Wir essen Ricotta mit Oliven und Brot und ein letztes Glas des köstlichen Grillos.

Gute Nacht …

„Camping No Stress“ in Como

Ein Beitrag von Eve und Rolf

Camping No Stress heißt unsere nächste Station. Was das bedeutet, werden wir noch erfahren …

Nach 13 Tagen brechen wir auf. Schweren Herzens, doch auch mit einem Sack voll Lust auf Neues. Noch einmal zum Caffè an den See mit Enten, Blesshühnern und Graureihern, die Schildkröte lässt sich heute nicht blicken. Packen und verabschieden, bedanken und losfahren. Wir kommen wieder, ganz bestimmt!

Wir folgen dem bereits vertraut gewordenen Radweg nach Menaggio, erkämpfen unseren Platz auf der belebten Straße gen Süden. Das schwere Rad am rechten Rand in der Balance zu halten, wenn LKWs, Busse und SUVs mit zu wenig Abstand überholen, ist anstrengend und nervig. Rolfs Stinkefinger mit einem lauten „Stronzo“ ist eindeutig. Prachtvolle Villen mit unfassbar großen Gärten hinter den Mauern reihen sich rechts von der Straße aneinander. Es geht hoch und runter ohne Schatten und viel Sonne. In dem schönen Argegno schütteln wir bei einer Lemon-Soda Pause unsere Druckstellen aus und kühlen die Köpfe. Die letzten Kilometer bis zur Fähre in Moltrasio entlohnen für diese Anstrengung. Denn eine Nebenstraße führt über die alte Küstenstraße, vorbei an uralten Häusern und Gärten. Kleine blumenbewachsene Fußgängerbrücken verbinden die beiden Seiten rechts und links der Straße. Genuss pur hier zu radeln.

Auf der alten Küstenstraße nach Moltrasio lässt es sich super radeln …

Da die Fähre nach Como erst in einer Stunde abfährt, nutzen wir die Pause für ein überaus köstliches Mittagessen im Restaurant gegenüber. Meine Ravioli mit Pinienkernsoße und Rolfs Pasta mit Wildschweinragout samt Weißwein sind ein echter Gaumenschmaus.

Aufgrund des angekündigten Unwetters für den nächsten Tag, recherchieren wir Hotels in Como. Das Bellavista Boutique-Hotel in Brunate, dass ich bei meinen Recherchen als hervorragendes Restaurant mit Blick auf den See gefunden hatte, wurde plötzlich wieder aktuell.

Eigentlich hatte sich unser Plan, dort essen zu gehen erledigt. Die insgesamt 1000 Hm mit bis zu 20 % Steigung vom Campingplatz zum Restaurant war uns des Guten zu viel – aber wir waren doch auf Flitterwochen! Warum also nicht auch eine Übernachtung im Bellavista einplanen. Nicht unbedingt unsere Preisklasse – aber wir waren uns einig: „Das gönnen wir uns!“ Eine Standseilbahn könnte uns samt Rädern die 500m nach oben bringen. Das sollten wir in Como erfahren.

Über eine Rampe schieben wir die Räder auf die Fähre, die uns im Zickzack über den See nach Como bringt. An der Station der „Funicolare Brunate“ erfahren wir, dass wir die Räder mitnehmen können. Na, dann wird das ja ganz easy – dachten wir …!

Die letzte Etappe für heute hat es noch mal in sich. Hinter Como erwarten uns so steile Berge, die wir in praller Sonne schiebend bezwingen. Bei tosendem Verkehr ackern wir uns durch dieses Industriegebiet, überqueren große Kreuzungen und Kreisverkehre. Schön hässlich ist es hier. Wo soll hier bloß „Camping No Stress“ sein? Die Bewertung „Horrorcampingplatz“ auf Google lassen Schlimmes erwarten. Kein Bier weit und breit, die Bar geschlossen. Die Not ist groß. Ich weiß, was ich zu tun habe. Bier besorgen – egal wo. Der nächste Lidl hat kein kaltes Bier, der zweite Supermarkt auch nicht. Erschöpft und hungrig, genervt und abgekämpft, finde ich beim „Ingresso“ – eine Art Mega-Supermarkt – kaltes sardisches Ichnusa, löse am Ausgang versehentlich die Alarmanlage aus und schwinge mich aufs Rad. Gerettet!

Statt Abendessen füllt Bier unseren Mägen. Merkwürdige Gestalten, die ihren festen Wohnsitz in den Holzhütten haben, huschen über den Platz, der so lieblos und abgewrackt daherkommt. Ein Pool ohne Wasser, Toilettentüren, die nicht schließen, Überschwemmung in der Dusche. Also, wer hat hier No Stress? Der Besitzer – sonst wohl keiner! Im Hintergrund dröhnt die Autobahn, doch dank Ohrenstöpsel und Erschöpfung schlafen wir tief und fest. Camping zum Abgewöhnen (aber nur vorrübergehend)!

Umso größer ist die Vorfreude auf das Bellavista-Hotel. Wenn nur die Standseilbahn nicht wäre! Doch was ist eine Standseilbahn? Meine Recherche ergibt, dass die stufenförmige Bauweise den Passagieren ein Vornüberkippen verhindert, während sie waagrecht sitzend oder stehend diese steile Fahrt mit fantastischem Ausblick genießen können. Immerhin werden ca. 500 Höhenmeter in ca. 10 Minuten überwunden.

Aber zuerst widmen wir uns einer unserer Lieblingsbeschäftigungen: In einer Bar frühstücken, d.h. Cappuccino und Brioche, am liebsten gefüllt mit Konfitüre – und dabei das morgendliche Treiben italienischer Art beobachten.

Cappuccino und Brioche – what else …?

Dass nur über Treppen eingestiegen werden kann, findet hier keine Erwähnung. Um so entsetzter reagiere ich auf die vor uns liegende Herausforderung. Voll beladene Räder die Treppe hoch schieben … wie soll das denn funktionieren?

Die Standseilbahn Funicolare Brunate – ein Herausforderung für unsere Rädchen und uns.

 Unmöglich! Rolf eilt mir zu Hilfe, ich ziehe das Rad hoch, eine kleine Touristin mit großem Hut drängelt sich auch noch an mir vorbei, mit aller Kraft hebe ich das Rad hoch, geschafft, keiner rückt zur Seite, die Verdrängerin, eingezwängt zwischen Tür und Radtasche, fummelt ihr Handy raus – Handy geht immer! Ich könnte ihr so eine in die Fr*** hauen! Mit Maske und Brille – so heiß – während sich die Schweißperlen ihren Weg nach unten bahnen, bete ich, dass alles gut geht angesichts der unlängst abgestürzten Gondel am Lago Maggiore. Auch der Ausstieg erfordert wahre Kraftkünste. Stress pur! Glücklicherweise bietet ein Mann seine Hilfe an und Rolf ist auch gleich zur Seite. Wie hat er das nur geschafft? Die paar Höhenmeter zum Hotel sind nur noch ein Klacks.

Das Bellavista empfängt uns mit offenen Armen. Sogar unsere Rädchen werden sicher untergestellt.  Das von einem berühmten Koch 1896 eingeweihte Hotel im Jugendstil-Design diente einst dem Mailänder Großbürgertum als Urlaubsdomizil und versprüht genau diesen Charme. Ein kleines feines Zimmer mit weißen Handtüchern und Bettdecke wird uns für eine Nacht ein Höhepunkt unserer Reise.

Der Orangen-Fenchelsalat und die Basilikum-Tagliatelle auf der Terrasse mit Panorama-Blick entsprechen dem Dolce Vita in Bella Italia. Als grau-schwarze Wolken am Nachmittag aufziehen, beeilt sich ein jeder Unterschlupf zu finden. Und schon donnert es los, in den Bergen mit verstärktem Sound, wir glücklich im trockenen Zimmer, während sich draußen der Himmel über Como ergießt.

Der Blick vom Bellavista auf den Comer See.

Das Unwetter mal nicht nur durch eine dünne Zeltwand geschützt zu überstehen, genießen wir. Pünktlich zum Abendessen kommt die Sonne wieder heraus und wir gönnen uns ein opulentes Abendessen inkl. großartigem Blick über den Comer See. Die Nacht in einem komfortablen Bett zu verbringen, ist jetzt auch nicht das Schlechteste. Zum Abschluss gibt’s noch ein reichhaltiges Frühstück und über die zu begleichende Rechnung hüllen wir mal den Mantel des Schweigens – aber sind ja schließlich unsere Flitterwochen …