Archiv des Autors: Eve und Rolf

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 2

Cantina Baronia della Pietra

Das kleine Weingut ist ein Traum. Zufällig kommt heute ein Pärchen aus Berlin, das sich über AirBnB zur Weinprobe mit kulinarischem Begleitprogramm angemeldet hat. Während wir in den Obstgärten und Weinbergen Salvatores Erklärungen zu Mispeln, Aprikosen, Mini-Birnen, Lorbeer, Weintrauben und uns unbekannten Früchten lauschen und probieren …

bereiten Salvatores Freunde, Matteo (hat Jahrzehnte ein Restaurant in Saarbrücken betrieben) und Gianni eine köstliche Antipasti-Palette für alle vor.

Sie zaubern feine Köstlichkeiten wie Bruschetta mit Tomaten-Paté oder Ricotta-Orangen, Arancini, Auberginen, Ricotta mit Honig und Pistazien, Melone und Käse. Dazu gibt es Weiß- und Rotwein, Geschichten werden erzählt, unzählige Fotos geschossen und das „dolce vita“ mit Leben gefüllt. Wie aus dem Bilderbuch!

Den geselligen Abend verbringen wir unerwartet mit zwei Mädels aus Freiburg mit rotem Bulli, die von Salvatore genauso herzlich empfangen werden, wie ein weiteres Paar mit Camper. Wir können es kaum glauben, was wir hier erleben dürfen, fühlen uns wie langjährige Freunde und sind überwältigt von der Gastfreundschaft. Was für ein unvergesslicher Tag auf dieser Reise!

Der Wein fließt munter weiter bis wir ins Bulli-Bett fallen.

Am nächsten Morgen kaufen wir noch – leider nur zwei – Flaschen des zu guten „Grillo“. Das werden wir noch bereuen. Mea Culpa!

Dass wir auch noch kostenlos übernachten durften, haut uns einfach vom Hocker. Der Abschied fällt schwer.

Mille grazie, Salvatore e Giuseppe! Torniamo ancora una volta …

Rolf überlegt, ob er zur Olivenernte schon zurückkehrt.

Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ – Punta Secca

Die Straße in Richtung Südosten wird auf andere Art abenteuerlich. Neben den tiefen Schlaglöchern tauchen mit Unkraut bewachsene Dellen auf, als ob ein massiver Regen die Straße zum Abrutschen gebracht hätte. Es wird enger und wilder bis schließlich nichts mehr geht. Die Schilder sollten wir besser lesen. Rolf meistert alle Extreme, meine Hände werden wieder feucht.

Weiter fahren wir bis zur Azienda Agrituristica Agricampeggio „CAPO SCALAMBRI“ bei Punta Secca. Der Campingplatz wirkt etwas heruntergekommen, der Duschkopf fällt auch runter, dafür kommt endlich genügend Wasser an.

Doch dafür kommen hier fliegende Händler mit Brot, Obst, Gemüse und Fisch vorbei. Tomaten und weiße Zwiebeln, Zitrone und Pfirsiche und eine Aubergine, alle zusammen landen auf der Waage … 4 Euro! Unglaublich für so viel!

Die beiden Mädels, Sabrina und Kathrin, tauchen auch noch auf und wir verbringen einen lustigen Abend mit köstlichem Wein. Weil Sabrina Kathrins Vorderrad mit dem Bulli etwas demoliert hat, können die Beiden nicht mehr zusammen fahren. Spontan bieten wir Ihnen mein Rad an, da wir uns heute Ragusa Ibla anschauen möchten. Die Freude ist groß!

Bullis unter sich

In Ragusa Ibla, der Altstadt, schlendern wir durch enge Gassen in kleine Keramikläden, vorbei an Designer-Mode-Shops, Restaurants und Trattorien, Eiscafés und Geschäfte, in denen die ortstypischen Produkte zum Verkauf stehen. Auf dem prachtvollen Domplatz bewundern wir die üppige Barockpracht, spätbarocken Paläste mit den stark verzierten Balkonen. Auch den Drehort des Sizilienkrimis Commissario Montalbano kann man sich hier genauer anschauen.

Von Punta Secca nach San Lorenzo

Heute fahre ich mal die rumpeligen, engen Straßen nach Scicli, die entspannteste der barocken Städte im Val de Noto und auch seit 2002 zur UNESCO Welterbe Stadt ernannt. Scicli zieht uns sofort in den Bann. Auch hier begegnen uns wieder berühmte Drehorte der Fernsehserie Kommissar Montalbano. Unsere staunenden Augen wandern von rechts nach links. Zwischen all diesen Palästen, barocken Kirchen und alten Gassen blüht der Oleander und die lebendige Atmosphäre der historischen Stadt fängt uns ein. Ein etwas zu trockenes Focaccia mit einem guten Cappuccino und unfreundlichen Kellnerinnen können unserer guten Stimmung nichts anhaben.

Am Nachmittag erreichen wir Agrimaccari, ein traumhaft schönes Agricampeggio mit geschmackvoll gestalteten Poolbereich und Duschen. Einfach herrlich! Erst einmal zur Abkühlung in den Pool. Mit der Chefin, Panuccia, vereinbaren wir den Kochkurs für morgen. Unseren Nachbarn, Jan und Melanie, die gerade ins Sabbatical gestartet sind, lassen sich von uns mitreißen. Als die Hitze nachlässt, radeln wir die 7 km über Pachino nach Marzamemi. Was für ein traumhaftes altes Fischerdorf. Am Hafen mit den bunten Booten vorbei an traumhaft gelegenen Restaurants am Meer. Überall gibt es in den ehemaligen Lagerräumen Feinkostläden mit allerlei Produkten aus Thunfisch. Niedrige Häuser aus Sandstein wirken vor der untergehenden Sonne und dem Blau den Ionischen Meeres zauberhaft und romantisch. Auf der Piazza Magherita beobachten wir bei warmen Sonnenlicht und einem „Messina“ das Treiben der High Society.

Kochkurs mit Panucchia „Sizilianische Küche“

Auf unseren Reisen haben wir immer wieder gerne Kochkurse wie in Vietnam und in Indien besucht. Einige überteuerte Angebote reizen uns hier nicht. Doch ich finde schließlich genau das, was wir suchen, ein Agricampeggio mit Kochkurs für nur 35 Euro pro Person.

In Panucchias Küche stehen wir Vier und wissen noch gar nicht so genau, wie und was nun passiert. Und schon beginnt Panucchia auch schon mit der Caponata. Ich versuche ihren italienischen Erläuterungen zu folgen, frage zwischendurch bei Rolf nach. Sie lässt uns die hauseigenen Köstlichkeiten probieren: Oliven, Feigen, Kapern, Likör.

Zuerst knetet sie den Teig für die Cannoli, indem sie ähnlich wie Mürbeteig Eier, Zucker, Marsala und Fett nach und nach zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet und kalt stellt.

Als nächstes quetscht sie die Oliven und beginnt die Aubergine zu schälen, schneidet sie in Stücke. Wie könnten wir bloß mitmachen, frage ich mich. Wenn wir auch Messer und Brett hätten, könnten wir doch alle Auberginen, Zwiebeln, Basilikum und Staudensellerie schneiden. Gedacht-getan … ich hole schnell die Messer und Bretter, so dass wir Vier fortan alles mitschnibbeln. Abwechselnd wenden wir die Auberginen in ihrem Öl, rühren in einer zweiten Pfanne die anderen Zutaten. Ihr selbst gemachtes Tomatenmark ist der Hit! Reichlich Zucker, Essig und Basilikum fügt sie auch noch hinzu.

Während die Caponata auskühlen kann, bereiten wir die Teigplatten für die Cannoli vor. Panucchina stellt eine Dose mit Bambusstangen hin. Wir rätseln noch, was es wohl damit auf sich hat. Die ausgerädelten Quadrate bepinseln wir mit Ei und rollen sie locker um die Bambusstange herum, legen die beiden Ecken übereinander. Ob die Bambusstangen mit in das heiße Fett kommen, fragen wir uns. Und tatsächlich, die Teigrollen kommen portioniert ins Öl und werden schwimmend ausgebacken. Allzu braun sollten sie nicht werden. Die Bambusstangen entfernen wir und die Teigrollen können erkalten.

Nun ist auch die Caponata soweit, dass wir sie essen können. Doch werden wir wohl gemeinsam essen? Soll ich schon mal einen Tisch decken? Nur welchen und wo? Prompt kommt Puccinas Lösung: Die Caponata könne wir schon mal zu unserem Platz mitnehmen und essen. In einer Stunde würden wir die Füllung aus Ricotta, Zimt und Zucker herstellen und in die Teigrollen füllen. Okay, bei Jan und Melanie decken wir den Tisch, holen unsere Helinox und freuen uns über unsere erste selbstgemachte Caponate mit Brot und Wein.

Mit einer Spritztülle füllt Panucchina die Teigrollen und wir sind im Cannoli-Himmel.

Graveltour Agrimaccari 

Dem Schattenplatz immer hinterher, damit wir unsere morgendlichen Kaffee-Phase genießen können. Für heute habe ich mit Komoot eine ca. 44km langen Rundkurs mit 240 hm geplant. Nach dem Frühstück bereiten wir uns vor, verabschieden uns von Melanie und Jan und los geht es. Die Sonne brennt schon ordentlich. Ein kleines Stück über die Straße, dann rechts ins Offroad-Abenteuer.

Während Rolf mit seinem Mountainbike leicht und flüssig fährt, kämpfe ich mich durch das Geröll. Dann schiebe ich. Doch bald wird es besser. Treibhäuser, Plastikplanen säumen die schmalen Straßen mit wenig Verkehr, bergauf, bergab geht in Richtung Meer. Eine Pause wäre langsam ganz schön, denke ich. Doch hier ist aber auch gar nichts. Der kühle Wind nimmt an Stärke zu, das Meer kommt immer näher. Die Wellen brechen tosend ans steinige Ufer. Foto-Stopp mit Rad … wie immer. Müll, Gefriertruhen, Fernseher usw. liegen hier auch. Das stört hier wohl niemanden. Haben sich die Sizilianer so sehr daran gewöhnt, dass sie es nicht mehr wahrnehmen?

Plötzlich schlägt Rolf vor, rechts zum Meer hin abzubiegen. Er hat den richtigen Riecher … Ob da wirklich eine Bar kommt? Und tatsächlich, sogar eine sehr geschmackvoll gestaltete Bar, wo wir uns mit einem Panini stärken. Es geht weiter am Meer entlang, die Sonne brennt immer noch stark. Das letzte Stück bis Marzamemi zieht sich dann doch über die Hauptstraße. Endlich in Marzamemi, wo wir uns das wohl verdiente Eis gönnen.

Teil 3 in Kürze …

 

 

Roadtrip Sizilien 2023 – Teil 1

Während wir in den 80ern mit dem Bulli bzw. Camper reisten, nennt sich der Trend heute Roadtrip. Egal, Hauptsache Camping mit „Frieda“ nach Sizilien. Es ist unsere letzte Tour mit Frieda, bevor sie den Besitzer wechselt und wir uns auf den Nachfolger – Max genannt – einlassen. Doch was zieht uns eigentlich nach Sizilien? Neben antiken Städten, beeindruckender Natur und dem Dolce Vita sind es die kulinarischen Köstlichkeiten mit Pistazien- und Mandelpesto, Busiate, Canoli, Aranci, Fisch, Muscheln und so viel mehr.

Autoverladung Lötschberg

Unsere Route führt uns über den Thuner See in der Schweiz mit beeindruckender Aussicht auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, per Autoverladung durch den Lötschbergtunnel über den Simplonpass nach Domodossala in Italien. Herrliches Panorama und abenteuerliche Eisenbahnfahrt mit Frieda durch den Tunnel. Vom Lago Maggiore nach Genua legen wir einen Zwischenstopp in Mergozzo ein, wo wir auf unserer Radreise 2021 Station gemacht haben.

Im Piemont durch riesige Reisfelder stärken wir uns im Ristorant Il Cacciatore mit örtlichem Risotto mit Steinpilzen, ein Mezzo Vino Bianco und zum Abschluss Caffè … köstlich. Jetzt noch die paar Kilometer zur Nachtfähre in Genua, etwas Zeit tot schlagen in dieser chaotischen Stadt, dann sind wir morgen Abend in Palermo.

Obwohl wir Stunden vorher auf einem Parkplatz in Genua sind, wird die Anreise zum Fährhafen chaotisch. Es ist 18:30 Uhr, um 19:30 Uhr beginnt der Check-In. Selbst mit zwei Navis ist es eine Herausforderung, die Strecke zum Hafen zu finden, zudem sind die Straßen so verstopft, dass ein Weiterkommen kaum noch möglich ist. Zur Rettung trägt die Politesse bei, die uns den Weg weist. Haben schon viele Anfahrten zur Fähre erlebt – so etwas noch nicht.

Der Rest läuft rund, GNV macht eine guten Job und rucki-zucki beziehen wir unsere Kabine. Ein Labyrinth an Gängen und Etagen mit 537 Kabinen, über 200m lang, 9 Decks mit Bars, Restaurants, Shopping Center und Sonnendeck. Teures Bier, doch dafür mit Dusche und WC …welch ein Luxus, den wir noch nie hatten.

Nach 20,5 Stunden rollen wir am nächsten Abend von der Fähre nach Palermo hinein. Das Ausladen wird auch zum Abenteuer, da die Fahrzeuge teilweise Front an Front, Container ohne Zugmaschine und man sowohl rückwärts als auch vorwärts auschecken muss. Einem dänischen Gespannfahrer ist die Panik anzusehen. Der Regen verstärkt die Schmuddel-Mafia-Atmosphäre, Müllberge und Dreck ebenso. Auch im Camp-Palermo, ca. 14 km außerhalb, verweisen uns die drei dunklen Gestalten für 20 Euro auf einen Parkplatz. Die spinnen komplett! Und die Ausweise wollen sie gleich bis morgen behalten. No, no … so nicht.

Aber nebenan direkt am Meer notdürftig unter Plastikplanen gegen den Regen geschützt gibt’s dann noch die besten Spaghetti Vongole, die mir (Rolf) untergekommen sind – köstlich. Dazu dieser Ausblick …

Der Blick aus Sicht der „Spaghetti Vongole“

On the road auf Sizilien

Die erste Etappe dauert nur 60 Kilometer bis zum Agricampeggio Scopello.

Wieder hat die Reiseleitung (Eve) einen tollen Job gemacht. Ein Plätzchen, wie wir es lieben. Olivenbäume, Oleander, Bäume deren Namen ich noch nie gehört habe. Dazu Wein, Olivenöl, Pesto aus Mandeln oder Pistazien, Konfitüren in allen Variationen, und das alles aus eigener Produktion. Natürlich decken wir uns damit ein.

Weiter gehts’s …

Die Tempel von Selinunt lassen wir dann doch links liegen, ab ins Landesinnere, grandiose Berge, das Rot der Mohnblumen, Olivenbäume über Olivenbäume an steilen Hängen, Düfte des Oleanders und der Kräuter, nach unzähligen Kehren rauf und runter erreichen wir unser Ziel, das Weingut Baronia della Pietra. Einsam und ruhig hier. Heiß und ohne Schatten stehen wir in freudiger Erwartung vor dem großen verschlossenen Einfahrtstor. Wir klingeln. Niemand da. Hm, also rufen wir an. Palaver im Hintergrund. Wann wollen sie kommen? Jetzt, wir sind doch schon da! Oh, die Überraschung bzw. der Überfall ist gelungen.

Die erste Nacht auf‘m Weingut …

Unser Nachmittag mit Giuseppe und Salvatore nimmt seinen nicht Enden wollenden Lauf mit Wein, Mandeln, fünf Katzenbabies und Pallaver über das Weingut, die Qualität des Weins, die Oliven usw. Während Rolfs Sprachkenntnisse herausgefordert und trainiert werden, versuche ich anfangs noch zu folgen, doch irgendwann kann ich nicht mehr. Giuseppe versucht immer wieder mit seine wenigen und undeutlichen (sein Gebiss geht seine eigenen Wege) deutschen Einlagen zu erklären, doch Salvatore behält die Oberhand.

Nach einigen Stunden sehe ich Rolfs Hirn rauchen. Wie bekomme ich hier einen runden Abschluss hin? „Komm, lass uns mal unsere Sachen aufbauen?“, flüstere ich Rolf zu. „Wieso aufbauen?“ Den Wink hat er nicht verstanden. Es folgt die Abschlussrunde, wie wie das Tor verschließen und Dies & Das. Dann sind wir allein … Wir haben das ganze Weingut für uns alleine – welch ein Vertrauen in uns. In der Dämmerung kehrt Ruhe ein. Wir essen Ricotta mit Oliven und Brot und ein letztes Glas des köstlichen Grillos.

Gute Nacht …

„Camping No Stress“ in Como

Ein Beitrag von Eve und Rolf

Camping No Stress heißt unsere nächste Station. Was das bedeutet, werden wir noch erfahren …

Nach 13 Tagen brechen wir auf. Schweren Herzens, doch auch mit einem Sack voll Lust auf Neues. Noch einmal zum Caffè an den See mit Enten, Blesshühnern und Graureihern, die Schildkröte lässt sich heute nicht blicken. Packen und verabschieden, bedanken und losfahren. Wir kommen wieder, ganz bestimmt!

Wir folgen dem bereits vertraut gewordenen Radweg nach Menaggio, erkämpfen unseren Platz auf der belebten Straße gen Süden. Das schwere Rad am rechten Rand in der Balance zu halten, wenn LKWs, Busse und SUVs mit zu wenig Abstand überholen, ist anstrengend und nervig. Rolfs Stinkefinger mit einem lauten „Stronzo“ ist eindeutig. Prachtvolle Villen mit unfassbar großen Gärten hinter den Mauern reihen sich rechts von der Straße aneinander. Es geht hoch und runter ohne Schatten und viel Sonne. In dem schönen Argegno schütteln wir bei einer Lemon-Soda Pause unsere Druckstellen aus und kühlen die Köpfe. Die letzten Kilometer bis zur Fähre in Moltrasio entlohnen für diese Anstrengung. Denn eine Nebenstraße führt über die alte Küstenstraße, vorbei an uralten Häusern und Gärten. Kleine blumenbewachsene Fußgängerbrücken verbinden die beiden Seiten rechts und links der Straße. Genuss pur hier zu radeln.

Auf der alten Küstenstraße nach Moltrasio lässt es sich super radeln …

Da die Fähre nach Como erst in einer Stunde abfährt, nutzen wir die Pause für ein überaus köstliches Mittagessen im Restaurant gegenüber. Meine Ravioli mit Pinienkernsoße und Rolfs Pasta mit Wildschweinragout samt Weißwein sind ein echter Gaumenschmaus.

Aufgrund des angekündigten Unwetters für den nächsten Tag, recherchieren wir Hotels in Como. Das Bellavista Boutique-Hotel in Brunate, dass ich bei meinen Recherchen als hervorragendes Restaurant mit Blick auf den See gefunden hatte, wurde plötzlich wieder aktuell.

Eigentlich hatte sich unser Plan, dort essen zu gehen erledigt. Die insgesamt 1000 Hm mit bis zu 20 % Steigung vom Campingplatz zum Restaurant war uns des Guten zu viel – aber wir waren doch auf Flitterwochen! Warum also nicht auch eine Übernachtung im Bellavista einplanen. Nicht unbedingt unsere Preisklasse – aber wir waren uns einig: „Das gönnen wir uns!“ Eine Standseilbahn könnte uns samt Rädern die 500m nach oben bringen. Das sollten wir in Como erfahren.

Über eine Rampe schieben wir die Räder auf die Fähre, die uns im Zickzack über den See nach Como bringt. An der Station der „Funicolare Brunate“ erfahren wir, dass wir die Räder mitnehmen können. Na, dann wird das ja ganz easy – dachten wir …!

Die letzte Etappe für heute hat es noch mal in sich. Hinter Como erwarten uns so steile Berge, die wir in praller Sonne schiebend bezwingen. Bei tosendem Verkehr ackern wir uns durch dieses Industriegebiet, überqueren große Kreuzungen und Kreisverkehre. Schön hässlich ist es hier. Wo soll hier bloß „Camping No Stress“ sein? Die Bewertung „Horrorcampingplatz“ auf Google lassen Schlimmes erwarten. Kein Bier weit und breit, die Bar geschlossen. Die Not ist groß. Ich weiß, was ich zu tun habe. Bier besorgen – egal wo. Der nächste Lidl hat kein kaltes Bier, der zweite Supermarkt auch nicht. Erschöpft und hungrig, genervt und abgekämpft, finde ich beim „Ingresso“ – eine Art Mega-Supermarkt – kaltes sardisches Ichnusa, löse am Ausgang versehentlich die Alarmanlage aus und schwinge mich aufs Rad. Gerettet!

Statt Abendessen füllt Bier unseren Mägen. Merkwürdige Gestalten, die ihren festen Wohnsitz in den Holzhütten haben, huschen über den Platz, der so lieblos und abgewrackt daherkommt. Ein Pool ohne Wasser, Toilettentüren, die nicht schließen, Überschwemmung in der Dusche. Also, wer hat hier No Stress? Der Besitzer – sonst wohl keiner! Im Hintergrund dröhnt die Autobahn, doch dank Ohrenstöpsel und Erschöpfung schlafen wir tief und fest. Camping zum Abgewöhnen (aber nur vorrübergehend)!

Umso größer ist die Vorfreude auf das Bellavista-Hotel. Wenn nur die Standseilbahn nicht wäre! Doch was ist eine Standseilbahn? Meine Recherche ergibt, dass die stufenförmige Bauweise den Passagieren ein Vornüberkippen verhindert, während sie waagrecht sitzend oder stehend diese steile Fahrt mit fantastischem Ausblick genießen können. Immerhin werden ca. 500 Höhenmeter in ca. 10 Minuten überwunden.

Aber zuerst widmen wir uns einer unserer Lieblingsbeschäftigungen: In einer Bar frühstücken, d.h. Cappuccino und Brioche, am liebsten gefüllt mit Konfitüre – und dabei das morgendliche Treiben italienischer Art beobachten.

Cappuccino und Brioche – what else …?

Dass nur über Treppen eingestiegen werden kann, findet hier keine Erwähnung. Um so entsetzter reagiere ich auf die vor uns liegende Herausforderung. Voll beladene Räder die Treppe hoch schieben … wie soll das denn funktionieren?

Die Standseilbahn Funicolare Brunate – ein Herausforderung für unsere Rädchen und uns.

 Unmöglich! Rolf eilt mir zu Hilfe, ich ziehe das Rad hoch, eine kleine Touristin mit großem Hut drängelt sich auch noch an mir vorbei, mit aller Kraft hebe ich das Rad hoch, geschafft, keiner rückt zur Seite, die Verdrängerin, eingezwängt zwischen Tür und Radtasche, fummelt ihr Handy raus – Handy geht immer! Ich könnte ihr so eine in die Fr*** hauen! Mit Maske und Brille – so heiß – während sich die Schweißperlen ihren Weg nach unten bahnen, bete ich, dass alles gut geht angesichts der unlängst abgestürzten Gondel am Lago Maggiore. Auch der Ausstieg erfordert wahre Kraftkünste. Stress pur! Glücklicherweise bietet ein Mann seine Hilfe an und Rolf ist auch gleich zur Seite. Wie hat er das nur geschafft? Die paar Höhenmeter zum Hotel sind nur noch ein Klacks.

Das Bellavista empfängt uns mit offenen Armen. Sogar unsere Rädchen werden sicher untergestellt.  Das von einem berühmten Koch 1896 eingeweihte Hotel im Jugendstil-Design diente einst dem Mailänder Großbürgertum als Urlaubsdomizil und versprüht genau diesen Charme. Ein kleines feines Zimmer mit weißen Handtüchern und Bettdecke wird uns für eine Nacht ein Höhepunkt unserer Reise.

Der Orangen-Fenchelsalat und die Basilikum-Tagliatelle auf der Terrasse mit Panorama-Blick entsprechen dem Dolce Vita in Bella Italia. Als grau-schwarze Wolken am Nachmittag aufziehen, beeilt sich ein jeder Unterschlupf zu finden. Und schon donnert es los, in den Bergen mit verstärktem Sound, wir glücklich im trockenen Zimmer, während sich draußen der Himmel über Como ergießt.

Der Blick vom Bellavista auf den Comer See.

Das Unwetter mal nicht nur durch eine dünne Zeltwand geschützt zu überstehen, genießen wir. Pünktlich zum Abendessen kommt die Sonne wieder heraus und wir gönnen uns ein opulentes Abendessen inkl. großartigem Blick über den Comer See. Die Nacht in einem komfortablen Bett zu verbringen, ist jetzt auch nicht das Schlechteste. Zum Abschluss gibt’s noch ein reichhaltiges Frühstück und über die zu begleichende Rechnung hüllen wir mal den Mantel des Schweigens – aber sind ja schließlich unsere Flitterwochen …

Unser Sabbatical … Ein Fazit

Nun sind wir zurück … seit genau 30.05.2019, denn unsere Reise haben wir früher als geplant beendet. Eigentlich wollten wir Mitte Juli wieder in Deutschland sein, den Juni noch in Marokko verbringen. Doch Ramadan und Marokkos unerträgliche Hitze haben uns nach Spanien auswandern lassen. Zudem werde ich mich um meine Mutter kümmern, die seit ihrer Knie-Operation mehr Unterstützung benötigt. Des Reisens etwas müde geworden, ergibt es mehr Sinn, sich um die Familie zu kümmern. Eine kranke Mutter, ein fünftes Enkelkind, Sehnsucht nach Freundinnen. Der Grenzübertritt von Tanger nach Tarifa beeindruckt mich sehr, denn wir werden freundlich durchgewunken. Kein Stempel, kein Geld, kein Fingerabdruck, keine böse Miene, kein Visum, einfach nichts. Kopfnicken und weiter geht`s. Rolf klärt mich auf „Wir sind in Europa!“ Mir kommen die Tränen.

Während wir mit dem Bus von Algeciras zum Flughafen nach Malaga fahren, um dort einen Mini zu mieten, fällt mir die Lebensfreude der Menschen und die Sauberkeit der Straßen auf. Jeder kann hier tun, was er möchte, egal ob essen, (Bier/Wein) trinken, im Bikini oder oben ohne am Strand liegen, im kurzen Kleid durch die Stadt gehen … das ist Freiheit, die ich lange vermisst habe. Wie glücklich können wir uns schätzen, hier in Europa geboren worden zu sein, besonders als Frau. Ich bin so dankbar für unsere Bildungsmöglichkeiten, unser Gesundheitssystem und für unsere großes soziales Netz aus Familie und Freunden.

Besuch von zu Hause

Ich hätte vorher nicht gedacht, wie wichtig Besuch von zu Hause sein kann. Endlich mal wieder mit vertrauten Menschen quatschen, nicht immer nur Traveller-Gespräche, die sich häufig um die gleichen Themen drehen.

Im Dezember haben wir uns mit Frank auf Palawan/Philippinen getroffen und haben El Nido fluchtartig verlassen. Gemeinsam haben wir eine sehr abgelegene und geheime Bucht auf Palawan gefunden, in Port Barton einen traumhafte Schnorcheltrip gemacht und Franks Drohnen-Fotos schätzen gelernt. Zum Blogbeitrag …

Mit Frank haben wir uns auf Palawan, Philippinen, getroffen. …

Ganz gespannt waren wir Ende Februar auf meine Schwester und meinen Schwager in Kalkutta. Von unserer AirBnB-Wohnung aus erkundeten wir fünf Tage lang die indischste Stadt, die wir bisher erlebt haben. Laut, wuselig, beeindruckend, chaotisch, untouristisch … es folgte der Süden des indischen Subkontinents mit Chennai, Auroville und Goa. Zum Blogbeitrag …

Mit Saskia und Jürgen in Kalkutta, Indien. …

Dass wir die Safaris im Krüger-Nationalpark in Südafrika mit meinem Sohn Alex, seiner Frau Romina und den beiden Kindern Luan und Noomi zusammen erleben konnten, war ebenso ein Highlight und ein riesiges Geschenk. Zum Blogbeitrag …

Mit Alex, Romina, Luan und Noomi im Kruger Nationalpark, Südafrika.

Ohne euch hätte uns wirklich Vieles gefehlt!

Verwirklichung eines Traumes

Jahrelang habe ich davon geträumt, einfach immer weiter reisen zu können. Ein Sabbatjahr bietet nun mal diese unglaubliche Möglichkeit. Ich wäre doch wirklich blöd, wenn ich diese Chance nicht nutzen würde. Also fragte ich Rolf im Winter 2014 „Willst du mit mir ein Jahr lang reisen?“ … “Klar, das machen wir!“ war seine spontane Antwort. Dann habe ich den Antrag gestellt. So eine lange Ansparzeit. Voller Vorfreude und Motivation arbeitete ich auf dieses Ziel hin. Besonders das letzte Jahr vor dem Start war sehr intensiv, da die Reisevorbereitung doch viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die letzten Wochen hatten es dann noch mal so richtig in sich. Die Untervermietung entpuppte sich als Hürdenlauf, die große Abschiedsfeier erforderte alle Energiereserven.

Nach … Tagen, als wir in Marokko unsere Rückkehr beschließen, kann ich es kaum glauben, dass unsere Reise nun zu Ende gehen wird. Mit feuchten Augen denke ich an all die Erlebnisse und nehme Abschied von diesem Traum, der nun zu Ende geht. Ich nehme auch Abschied von unserer Zweisamkeit und trauere ihr nach. Bin glücklich, dass wir sie erleben konnten.

Veränderungen

Unsere Reise hat unser ökologisches Bewusstsein noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Der Anblicke der Müllberge in Kathmandu, Kalkutta o.Ä. , an den Stränden Balis, in den Korallenriffen auf den Togian Islands und auch die gerodeten Urwälder (Palmöl) ist kaum auszuhalten. Möglichst kein Plastik mehr, ist die Devise! Kein Obst mehr in Tüten oder Schalen, keine Plastiktüte, kein Joghurt im Plastikbecher… Dass es nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Ohne Auto sind wir sowieso mehr mit dem Rad unterwegs. Und Fliegen macht jetzt mal eine lange  Pause.

Highlights

Wir werden immer wieder nach den Highlights dieser Reise gefragt. Vietnam hat uns sehr in den Bann gezogen. Das außergewöhnliche Essen, Hanoi und die Landschaft in der Halong-Bucht, die Motorradtour im Norden Vietnams … das waren wirkliche Highlights. Auch die Abgeschiedenheit auf Kei Island/ Molukken, das Taj Mahal, die Thar-Wüste in Rajasthan, das Annapurna-Gebirge, ist , die alternative Lebensweise in Auroville, das geschäftige Kalkutta, das spirituelle Varanasi, die wundervollen Korallenriffe in Raja Ampat, die Löwen in Südafrika … doch das Beste am Reisen sind die Begegnungen mit Menschen:

  • die Familie auf Flores mit fünf Kindern, die wir mit kleinen Geschenken für die Kinder überrascht haben,
  • die Freude der Menschen auf Lombok nach dem Erbeben, als wir Reis, Decken und vieles mehr in die Dörfer gebracht haben,
  • die Menschen auf Kei Island und Raja Ampat, die noch so ursprünglich leben und uns Einblick in ihre Kultur gewährt haben,
  • die Bootsmänner auf Kei Island und Raja Ampat, die uns geduldig von Insel zu Insel gebracht und uns die besten Korallenriffe und Strände gezeigt haben,
  • die Crew von Tao Philippines, die sich rührend um ums und insbesondere um Rolfs Verletzung gekümmert hat,
  • unsere Guides in Nepal, die uns Schritt für Schritt unterstützt haben,
  • die Familie Gurung in Nepal, die uns ihr neues Haus gezeigt hat, dass sie u. a. von den Spendengeldern bauen konnte,
  • das Wiedersehen mit Lata, die sich um alleinerziehende Frauen mit Behinderung kümmert,
  • die Begegnung mit Elsa in der Sapana Village School in Chitwan/Nepal,
  • unser Fahrer Mahendra in Rajasthan, der uns zwei Wochen lang sein Rajasthan gezeigt hat,
  • unser Yoga-Lehrer Amogh am Agonda Beach, der uns unzählige Asanas gezeigt und mit uns geschwitzt hat,
  • der Besitzer vom „Sea-Star“ am Patnem Beach, der uns einen zweiten Ventilator gebracht hat,
  • die Fahrrad-Guides in Soweto, die uns ihr Soweto mit großer Hingabe gezeigt haben,
  • die Ranger im Krüger Nationalpark, die unentwegt versucht haben, den Leoparden ausfindig zu machen…

Sie alle haben uns eine andere Welt gezeigt, ihre Heimat, ihre Familie, ihre Kultur, ihr Essen, ihre Gewohnheiten, ihre Menschlichkeit und ihre Bedürfnisse. Wir sind dankbar für all diese Begegnungen. Sie alle sind gut und liebenswürdig. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen.

Mit zwei Rucksäcken fast ein ganzes Jahr unterwegs.

Vom Glück als Paar zu reisen

Nach dem Motto „ Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ stürzten wir uns in das größte und folgenreichste Experiment unserer Beziehung. Dass Liebe Arbeit ist, wird auch auf Reisen so sein.

Nach unseren Erfahrungen in den ersten Monaten in Indonesien spüre ich die ersten Veränderungen. Unser Leben ist nun voller Abenteuer, Action und Herausforderungen. Und wir haben Zeit … unendlich viel Zeit. Darauf hatte ich mich auch so sehr gefreut, wo ich doch so oft am Wochenende viel zu viel gearbeitet habe, statt mich zu entspannen oder mit Rolf  Fahrrad zu fahren. Je abenteuerlicher und abgelegener es wird, je mehr spüre ich, wie sehr ich Rolf brauche. Dass uns unsere Beziehung im Verlauf dieser Reise immer wichtiger wird, denn ohne den anderen, würden wir diese schwierigen und auch frustrierenden, überfordernden oder nervigen Situationen schlechter aushalten, wird immer deutlicher. Die Glücksmomente bereiten noch mehr Freude und die Frustmomente sind nur noch halb so schlimm … frei nach “Geteiltes Glück ist doppeltes Glück“.

Indonesien, Kei Islands,Yoga am Strand.

Auch unsere Rollen werden klarer und intensiver. Wir sind Freunde und Reisepartner, aber auch Liebespartner. Dass wir uns auf den anderen verlassen können, wird überlebenswichtig. Ohne Visum am Flughafen zu stehen, würde zur Odyssee, wenn der andere es trotz Absprache nicht organisiert hat. Mit den Rollen klären sich die Aufgaben. Während Rolf der perfekte Finanzmanager ist, bin ich als Reiseleitung unentbehrlich. Wo fahren wir nochmal hin? Wie kommen wir von Hanoi nach Ninh Binh? Ist das Frühstück mit drin? Gibt es auch Wifi? Wie heißt das Hotel? Wie lange bleiben wir dort? Was machen wir eigentlich da? Diese sich wiederholenden Fragen beantworte ich immer wieder geduldig, während er mir unsere Ausgaben akribisch vor Augen führt und die Kontobewegungen im Blick behält. Ohne den anderen geht irgendwie nichts mehr. Natürlich fallen wir auch in Löcher, die unsere Stimmung runterziehen. Wenn der andere uns da wieder rausholen kann, umso besser. Außerdem ergibt es wenig Sinn, hier länger im dunklen Loch zu bleiben. Also, Kopf hoch, Krone richten und weiter geht’s.

Die anfängliche Idee, das zweite Halbjahr alleine zu reisen, da Rolf ursprünglich sich nur ein halbes Jahr beurlauben lassen wollte, haben wir glücklicherweise verworfen. Je länger wir reisen, je absurder erscheint mir diese auch. Die Vorstellung, Rolf zum Flughafen zu bringen und dort zu verabschieden, nachdem wir ein halbes Jahr unentwegt zusammen waren … nein, nein, das geht auf gar keinen Fall! Sturzbäche von Tränen würde ich vergießen … in solchen Momenten spüre ich es wieder … wie wichtig doch die Beziehung auf so einer Reise wird!

Jedes Land, jede neue Kultur stellt uns vor neue Herausforderungen. Jeder Ortswechsel erfordert, dass wir uns neu orientieren. Unsere Anpassungsfähigkeit ist extrem gefragt. Das schweißt auch die Beziehung zusammen, denn diese neuen Erlebnisse, Anforderungen und Entscheidungen, die es in dieser Art in Köln nicht gibt, gemeinsam zu bewältigen, geben uns noch mehr Kraft.

Vietnam, Kochkurs in Hanoi.

Wie wunderbar es ist, alles miteinander teilen zu können, die traumhaften sowie die schrecklichen Momente, das fürchterliche Essen in Manila oder die usselige Unterkunft in Pushkar, die farbenreichen  Sonnenuntergänge auf Kei Island, die Freude der Familie auf Flores, der Kochkurs in Vietnam, Rolfs Verletzung durch Seeigel auf den Philippinen, unsere Yoga-Stunden in Goa, die anstrengende Trekkingtour in Nepal, die kalten Nächte im Annapurna-Gebiet, die nicht funktionierende Klospülung, unsere unzähligen Restaurantbesuche und so vieles mehr. Was gibt es Schöneres, als all dies mit seinem liebsten Partner zu erleben? Diese Erinnerungen sind unsere Goldmine. Wenn wir (noch) älter sind, können wir darin schwelgen und uns vor Lachen kringeln.

Damit sich jeder auf so einer Reise wohlfühlen kann, ist es gut, die Gewohnheiten des anderen zu kennen. Dass Rolf morgens beim Kaffee seine Ruhe braucht, dass ich wegen Hitzewallungen körperlichen Abstand, Fächer und ein Schweißtuch brauche, dass ihn nasse Klodeckel und mich seine schmutzigen Sandfüße nerven … Auf diese Eigenarten ist Verlass!

Philippinen, Kontakt mit einem Diadem-Seeigel, 80 Stiche in einer Hand.
Philippinen, Unterwegs mit TAO-Philippines auf Palawan.

Natürlich streiten wir uns auch, doch das sind keine verletzenden Auseinandersetzungen. Manchmal gehen wir uns dann eine zeitlang aus dem Weg, finden am gleichen Tag auch wieder zusammen.

Selten verbringen wir Zeit getrennt voneinander. In schwierigen Situationen hilft es sehr, wenn einer die Ruhe bewahren kann. Als eingefleischte Optimistin versuche ich das Positive hervorzuheben und sorge für die Erfüllung der wichtigsten Bedürfnisse wie Essen, Bier, Wifi, Bett. Ich muss auch nicht mehr alles verstehen. Schon mal gar nicht in Indien. Das ist eh nicht möglich, ob der mangelnden Verständigungsmittel und kulturellen Unterschiede. Gleichmut …Om Shanti … alles wird gut …!

Danke, Rolf, dass wir dieses Abenteuer gemeinsam erleben durften!
Indonesien: Kei Islands I.
Indonesien: Kei Islands II.