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Unser Sabbatical … Ein Fazit

Nun sind wir zurück … seit genau 30.05.2019, denn unsere Reise haben wir früher als geplant beendet. Eigentlich wollten wir Mitte Juli wieder in Deutschland sein, den Juni noch in Marokko verbringen. Doch Ramadan und Marokkos unerträgliche Hitze haben uns nach Spanien auswandern lassen. Zudem werde ich mich um meine Mutter kümmern, die seit ihrer Knie-Operation mehr Unterstützung benötigt. Des Reisens etwas müde geworden, ergibt es mehr Sinn, sich um die Familie zu kümmern. Eine kranke Mutter, ein fünftes Enkelkind, Sehnsucht nach Freundinnen. Der Grenzübertritt von Tanger nach Tarifa beeindruckt mich sehr, denn wir werden freundlich durchgewunken. Kein Stempel, kein Geld, kein Fingerabdruck, keine böse Miene, kein Visum, einfach nichts. Kopfnicken und weiter geht`s. Rolf klärt mich auf „Wir sind in Europa!“ Mir kommen die Tränen.

Während wir mit dem Bus von Algeciras zum Flughafen nach Malaga fahren, um dort einen Mini zu mieten, fällt mir die Lebensfreude der Menschen und die Sauberkeit der Straßen auf. Jeder kann hier tun, was er möchte, egal ob essen, (Bier/Wein) trinken, im Bikini oder oben ohne am Strand liegen, im kurzen Kleid durch die Stadt gehen … das ist Freiheit, die ich lange vermisst habe. Wie glücklich können wir uns schätzen, hier in Europa geboren worden zu sein, besonders als Frau. Ich bin so dankbar für unsere Bildungsmöglichkeiten, unser Gesundheitssystem und für unsere großes soziales Netz aus Familie und Freunden.

Besuch von zu Hause

Ich hätte vorher nicht gedacht, wie wichtig Besuch von zu Hause sein kann. Endlich mal wieder mit vertrauten Menschen quatschen, nicht immer nur Traveller-Gespräche, die sich häufig um die gleichen Themen drehen.

Im Dezember haben wir uns mit Frank auf Palawan/Philippinen getroffen und haben El Nido fluchtartig verlassen. Gemeinsam haben wir eine sehr abgelegene und geheime Bucht auf Palawan gefunden, in Port Barton einen traumhafte Schnorcheltrip gemacht und Franks Drohnen-Fotos schätzen gelernt. Zum Blogbeitrag …

Mit Frank haben wir uns auf Palawan, Philippinen, getroffen. …

Ganz gespannt waren wir Ende Februar auf meine Schwester und meinen Schwager in Kalkutta. Von unserer AirBnB-Wohnung aus erkundeten wir fünf Tage lang die indischste Stadt, die wir bisher erlebt haben. Laut, wuselig, beeindruckend, chaotisch, untouristisch … es folgte der Süden des indischen Subkontinents mit Chennai, Auroville und Goa. Zum Blogbeitrag …

Mit Saskia und Jürgen in Kalkutta, Indien. …

Dass wir die Safaris im Krüger-Nationalpark in Südafrika mit meinem Sohn Alex, seiner Frau Romina und den beiden Kindern Luan und Noomi zusammen erleben konnten, war ebenso ein Highlight und ein riesiges Geschenk. Zum Blogbeitrag …

Mit Alex, Romina, Luan und Noomi im Kruger Nationalpark, Südafrika.

Ohne euch hätte uns wirklich Vieles gefehlt!

Verwirklichung eines Traumes

Jahrelang habe ich davon geträumt, einfach immer weiter reisen zu können. Ein Sabbatjahr bietet nun mal diese unglaubliche Möglichkeit. Ich wäre doch wirklich blöd, wenn ich diese Chance nicht nutzen würde. Also fragte ich Rolf im Winter 2014 „Willst du mit mir ein Jahr lang reisen?“ … “Klar, das machen wir!“ war seine spontane Antwort. Dann habe ich den Antrag gestellt. So eine lange Ansparzeit. Voller Vorfreude und Motivation arbeitete ich auf dieses Ziel hin. Besonders das letzte Jahr vor dem Start war sehr intensiv, da die Reisevorbereitung doch viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die letzten Wochen hatten es dann noch mal so richtig in sich. Die Untervermietung entpuppte sich als Hürdenlauf, die große Abschiedsfeier erforderte alle Energiereserven.

Nach … Tagen, als wir in Marokko unsere Rückkehr beschließen, kann ich es kaum glauben, dass unsere Reise nun zu Ende gehen wird. Mit feuchten Augen denke ich an all die Erlebnisse und nehme Abschied von diesem Traum, der nun zu Ende geht. Ich nehme auch Abschied von unserer Zweisamkeit und trauere ihr nach. Bin glücklich, dass wir sie erleben konnten.

Veränderungen

Unsere Reise hat unser ökologisches Bewusstsein noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Der Anblicke der Müllberge in Kathmandu, Kalkutta o.Ä. , an den Stränden Balis, in den Korallenriffen auf den Togian Islands und auch die gerodeten Urwälder (Palmöl) ist kaum auszuhalten. Möglichst kein Plastik mehr, ist die Devise! Kein Obst mehr in Tüten oder Schalen, keine Plastiktüte, kein Joghurt im Plastikbecher… Dass es nicht einfach ist, versteht sich von selbst. Ohne Auto sind wir sowieso mehr mit dem Rad unterwegs. Und Fliegen macht jetzt mal eine lange  Pause.

Highlights

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Wir werden immer wieder nach den Highlights dieser Reise gefragt. Vietnam hat uns sehr in den Bann gezogen. Das außergewöhnliche Essen, Hanoi und die Landschaft in der Halong-Bucht, die Motorradtour im Norden Vietnams … das waren wirkliche Highlights. Auch die Abgeschiedenheit auf Kei Island/ Molukken, das Taj Mahal, die Thar-Wüste in Rajasthan, das Annapurna-Gebirge, ist , die alternative Lebensweise in Auroville, das geschäftige Kalkutta, das spirituelle Varanasi, die wundervollen Korallenriffe in Raja Ampat, die Löwen in Südafrika … doch das Beste am Reisen sind die Begegnungen mit Menschen:

  • die Familie auf Flores mit fünf Kindern, die wir mit kleinen Geschenken für die Kinder überrascht haben,
  • die Freude der Menschen auf Lombok nach dem Erbeben, als wir Reis, Decken und vieles mehr in die Dörfer gebracht haben,
  • die Menschen auf Kei Island und Raja Ampat, die noch so ursprünglich leben und uns Einblick in ihre Kultur gewährt haben,
  • die Bootsmänner auf Kei Island und Raja Ampat, die uns geduldig von Insel zu Insel gebracht und uns die besten Korallenriffe und Strände gezeigt haben,
  • die Crew von Tao Philippines, die sich rührend um ums und insbesondere um Rolfs Verletzung gekümmert hat,
  • unsere Guides in Nepal, die uns Schritt für Schritt unterstützt haben,
  • die Familie Gurung in Nepal, die uns ihr neues Haus gezeigt hat, dass sie u. a. von den Spendengeldern bauen konnte,
  • das Wiedersehen mit Lata, die sich um alleinerziehende Frauen mit Behinderung kümmert,
  • die Begegnung mit Elsa in der Sapana Village School in Chitwan/Nepal,
  • unser Fahrer Mahendra in Rajasthan, der uns zwei Wochen lang sein Rajasthan gezeigt hat,
  • unser Yoga-Lehrer Amogh am Agonda Beach, der uns unzählige Asanas gezeigt und mit uns geschwitzt hat,
  • der Besitzer vom „Sea-Star“ am Patnem Beach, der uns einen zweiten Ventilator gebracht hat,
  • die Fahrrad-Guides in Soweto, die uns ihr Soweto mit großer Hingabe gezeigt haben,
  • die Ranger im Krüger Nationalpark, die unentwegt versucht haben, den Leoparden ausfindig zu machen…

Sie alle haben uns eine andere Welt gezeigt, ihre Heimat, ihre Familie, ihre Kultur, ihr Essen, ihre Gewohnheiten, ihre Menschlichkeit und ihre Bedürfnisse. Wir sind dankbar für all diese Begegnungen. Sie alle sind gut und liebenswürdig. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen.

Mit zwei Rucksäcken fast ein ganzes Jahr unterwegs.

Südafrika Teil I – ein extremer Kulturschock

Radtour durch Orlando, eine Township von Soweto 

Von Asien nach Afrika! Von Mumbai über Abu Dhabi nach Johannesburg. Zwei lange Flüge. Afrika, ein riesig großer Kontinent. Warum sind denn wohl so viele Plätze noch frei! Keine Touristen auf dem Weg nach Johannesburg? Wow … ich belege mal schnell eine Viererreihe und kann tatsächlich stundenlang mit Rolf im Wechsel liegend Filme schauen und schlafen.

Chico, unser Taxifahrer, bringt uns mit Einbruch der Dunkelheit in unser Guesthouse Lebo‘s Soweto Guesthouse nach Soweto. Ja, richtig gehört … Soweto, Ort der Armut, Ort der Aufstände gegen die Apartheid, Wohnort Nelson Mandelas. 

Unser Guesthouse in Soweto

Das aus rund 30 Townships bestehende Soweto – kurz für South Western Townships – zählt inoffiziell über 3 Millionen Menschen. Seit dem Aufstand von 1976 gilt Soweto als Symbol des Widerstandes in der Apartheidsära. Da wir mehr über diese Ära erfahren möchten, hat Rolf ganz bewusst hier eine Unterkunft gebucht. Empfangen werden wir freundlich und liebevoll, versorgt mit Bier und Essen in einem bunt und kreativ gestalteten Garten, dass es uns die Sprache verschlägt. Am Ende des Tages wärmen wir uns mit Fleecejacken und warmen Decken am Lagerfeuer und kommen direkt in eine angeregte Unterhaltung mit einem der Locals. Was für ein kuscheliges Gefühl! Für morgen buchen wir die zweistündige Radtour durch Orlando: 

„Best way to see Soweto! By using bicycles we easily move between the various neighbourhoods making it easy to experience life and culture and to interact with people and at the same time learning about Soweto’s rich history.“

Homepage Lebo’s Soweto Guesthouse

Die Betreiber dieses außergewöhnlichen Guesthouses, eine Schwedin und ein Südafrikaner aus Soweto, wollen zeigen, wie vielfältig das Leben in der Township ist, dass sie mehr sind als Orte sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten.

Beim Frühstück am wärmenden Lagerfeuer fragen wir uns, wer wohl mit dem Wohnmobil hier im Garten steht. Eine Schweizer Familie mit vier Kindern krabbelt nach und nach hervor. Während die Kinder spielen und essen, erklärt uns die Frau, dass sie das  Wohnmobil hier in Südafrika untergebracht haben, so dass sie nun zusammen mit einer Freundin – ebenfalls mit zwei Kindern – zum wiederholten Male Südafrika bereisen. Sie fühlen sich hier schon fast wie zu Hause. Überfälle hätten sie bisher nur in Europa, doch nie in Südafrika erlebt. Wir staunen über ihre Kühnheit, ihren Mumm und ihre Herzhaftigkeit. Dass sie noch fünf weitere erwachsene Kinder zu Hause haben, erfahren wir später am Abend.

Bei einer typisch afrikanischen Begrüßung mit rhythmischem Tanz und Gesang mit allen MitarbeiterInnen des Guesthouses wird so ein wunderbares Gemeinschaftsgefühl vermittelt, wie wir es zuvor noch nicht erlebt haben. Im Kreis singen und tanzen wir zu Trommelrhythmen.

Auf unserer zweistündigen Tour durch Orlando schildert unser Guide die historische Entwicklung, angefangen mit Blechhütten bis zu Steinhäusern mit Strom und Wasser. Orlando wurde 1932 als Siedlung für Schwarze gegründet und ist die älteste Township des 1963 aus mehreren Townshipsiedlungen gebildeten Soweto.

Townships sind Wohnsiedlungen für die schwarze, farbige oder indische Bevölkerung, die während der Hochphase der Rassentrennungspolitik von den 1940er bis zu den 1980er Jahren gebaut wurden. Doch die Townships sind nicht alle gleich. Die Spannbreite reicht von der Wellblechhütte ohne Strom und Wasser zum ein- bis zweistöckigem Steinhaus mit Strom und Toilette. Hier in Orlando sehen wir in erster Linke kleine Steinhäuser, die von Mauern und Zäunen umgeben sind – eine Art Mittelschicht-Township. Die Kriminalitätsrate in den Townships ist extrem hoch. Je ärmer, je stärker. Autos stehen in Garagen, weniger auf der Straße. Dafür gibt’s viel Platz auf den Straßen. Manche Häuser sehen ärmlich aus, manche wohlhabender und größer. Familien aus der Mittelklasse wohnen dicht an dicht mit Familien unterhalb der Armutsgrenze. Die einfachen Hütten aus Wellblech, Holz oder Pappe sind klein und ohne Fenster. Wie bunte Legohäuschen sehen sie von weitem aus. 

Wieviele Menschen wohl darin leben, wenn jede Frau durchschnittlich acht bis neun Kinder bekommt? Bunt gekleidete Frauen tragen ihre Kinder im Tuch auf dem Rücken. Sie grüßen uns freundlich. Die Wohngebiete wirken etwas trostlos. Wir wundern uns über die an einem Zaun einer großen Firma stehenden und auf ihr Handy schauenden Leute. Jeden Tag stehen sie hier, so unser Guide, und nutzen das Wifi der Firma. 

Wir erreichen das Hector-Pieterson-Museum, das sich mit den Geschehnissen rund um den Aufstand in Soweto und mit dem Mord an Pieterson beschäftigt. 1976 haben etwa 15.000 Schüler friedlich gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache protestiert. Zahlreiche junge Menschen wurden bei dem Schusswechsel der Polizei getötet, unter anderem auch der 12-jährige Hector Pieterson, der zur Symbolfigur wurde. Das Hector Pieterson-Mahnmal trägt folgende Inschrift:

„Honour the youth who gave their lives in the struggle for freedom and democracy. 
In memory of Hector Peterson and all other young heroes and heroines of our struggle who laid down their lives for freedom, peace and democracy.“
// „Zu Ehren der Jugend, die ihr Leben gab im Kampf für Freiheit und Demokratie. 
Zum Andenken an Hector Peterson und allen anderen jungen Helden und Heldinnen unseres Kampfs, die für Freiheit, Frieden und Demokratie ihr Leben ließen.“

In der Vilakazi Street ist das Mandela House, in dem Nelson Mandela zuletzt 1990 lebte. Eine afrikanische Tanzgruppe zeigt ihr Können mitten auf der Kreuzung. Ganz in der Nähe wohnte auch der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu in der Bacela Street.

Die hohe Arbeitslosenquote ist nicht zu übersehen. Auffallend viele junge Männer stehen in Gruppen zusammen, sitzen vor den Hütten oder auf der Straße. Sie haben keine Perspektive, denn für weiterführende Schulen fehlt das Geld. Am Straßenrand verkaufen sie Obst und Gemüse, um wenigstens etwas Geld zu verdienen. Kinder gibt es reichlich. Müll auch. Uringestank, Scherben und Plastikflaschen.

Bei einem weiteren Stopp vor unbewohnten neu aussehenden Häuserblocks sind wir irritiert. Fünfhundert Wohnungen stehen hier hinter dem Township leer. Keiner will hier wohnen, weil er hier Miete bezahlen müsste und weil er dann nicht mehr zur Gemeinschaft im Township zugehören würde. Die Anzahl der Wohnungen reiche zudem auch nicht für mehrere tausend Township-Bewohner. Wer soll denn bestimmen, wer hier wohnen darf und wer nicht? Das kann doch nur zu weiteren Auseinandersetzungen führen. Folglich bleiben sie weiter leer und verkommen. Was für ein Unsinn!

Als wir wieder im Guesthouse ankommen, setzen wir uns in den Kreis und probieren ein traditionelles südafrikanische Bier, Umqombothi, ein Xhosa Bier, aus Hirse gebraut, das aus einem bauchigen Tongefäß getrunken wird. Selbst Rolf benötigt einige Schlucke, um sich an den Geschmack zu gewöhnen.

Umqombothi – südafrikanisches Hirse-Bier

Unseren ersten Eindruck von Südafrika möchten wir im Apartheids-Museum in Johannesburg vertiefen. Chico fährt uns bei strömenden Regen ins Museum und wartet dort auf uns, damit wir wieder sicher zurückkommen. Für uns sind diese Sicherheitsvorkehrungen ungewohnt und befremdlich. Etwas orientierungslos bewegen wir uns von Wandtafel zu Wandtafel. Die Chronologie erschließt sich uns nicht direkt. Neben Nelson Mandelas Lebensgeschichte werden die Proteste und Kämpfe in der Zeit der Apartheidsbewegung dargestellt. Tief beeindruckt, aber auch etwas überfordert mit der Informationsflut begeben wir uns mit Chico auf den Rückweg nach Soweto. 

Die ersten beiden Tage in Südafrika haben uns gezeigt, dass die Apartheid auch nach einem Vierteljahrhundert noch lange nicht überwunden ist. Südafrika hat bestimmt auch viel unternommen, um das Leben in den Townships menschenwürdiger zu machen. Viele wurden an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen, Schulen und Straßen wurden gebaut. Doch bleiben es Ghettos. Mandelas Vision muss eine andere gewesen sein. 

Dazu fällt uns ein Satz ein, den wir in der SZ gelesen haben:
”Es wäre an der Zeit Südafrika von den Befreiern zu befreien …”
Hier der Link zum Artikel.

Familienreise in den Kruger Nationalpark

Mit Hochspannung fahren wir zum Flughafen, denn heute treffen wir Alex, Romina, Luan und Noomi in Johannesburg. Wir wollen die Osterferien gemeinsam durch Südafrika reisen. Nachdem wir am Flughafen unsere SIM-Karten ausreichend aufgeladen haben, steigt die Anspannung.

Familientreffen in Johannesburg: Alex, Romina mit den Kindern Luan und Noomi

Gleich werden sie durch diese Glastüre kommen. Doch es dauert viel länger, als angenommen. Genau genommen fast eine Stunde länger. Meine Tränen habe ich schon dreimal wieder runtergewürgt, als sie endlich zu sehen sind. Wir freuen uns alle riesig, knuddeln und umarmen uns. So lange haben wir uns nicht gesehen! Noomi weicht kaum nach von meiner Seite. Mit einem kleineren Flugzeug fliegen wir in 40 min in den Krüger Nationalpark und landen auf dem kleinen Flughafen in Skukuza. Im Safari-Stil gestaltet ist dieser kleine Flughafen wirklich eine Augenweide. 

Der Check-In Schalter in. Skukuza

Mit dem Van, den Alex vorher gebucht hat, fahren wir endlich los und passieren das Paul Kruger Gate. Unsere Sabie River Bush Lodge liegt wunderschön am Sabie River, in dem sich gerade drei Nilpferde tummeln. Wir laufen natürlich zur Begrüßung zu den Nilpferden. Während Rolf und ich das Safarizelt beziehen, gehen die Kinder in den Pool. Das Kudu-Steak sowie der Hecht am Abend schmecken köstlich, vor allem mit dem Wein. Mit den Kindern spielen wir noch „Arschloch“ – ein Kartenspiel, das richtig Spaß macht. Da wir uns so viel zu erzählen haben, wird der Abend lang und die Weinflaschen leer. Folglich brummt mir zum Frühstück der Kopf. Wir staunen nicht schlecht, als die Elefanten am Fluss eintreffen. Frühstück mit Elefanten! 

Elefantenbesuch beim Frühstück

Selfdriving Safari im südlichen Krüger Nationalpark

Mittags geht’s dann endlich los. Unsere erste Selbstfahrer Safari. Vom Paul Kruger Gate fahren wir Richtung Lower Sabie. Neugierig suchen wir die Bäume und Büsche ab und siehe da, schon bald begegnen uns Impalas und Elefanten. Ständig stoppen wir, um Fotos zu machen. Wie im Bilderbuch sitzen die Geier auf einem Baum und fressen ihr Aas. Auf dem Boden rupfen sie das Fleisch aus dem toten Impala. Das Spektakel ist faszinierend. 

Zwischen den Hügeln sehen wir immer wieder Impalas, Wildschweine und Affen. In Lower Sabie machen wir eine Mittagspause im Mug &Bean, essen leckeren Salat und Burger mit Blick auf Nilpferde und Büffel im Fluß. Safari ist anstrengend! Ständig Ausschau halten und Tiere suchen … weiter geht’s.

Tatsächlich sichten wir im Abendlicht noch Zebras und Giraffen. Die Giraffe kommt immer näher zur Straße, sie steht ganz nah vor uns, bis sie sich erschrickt und weggeht. Die Sonne taucht die Landschaft in ein überirdisches Licht. Die Zeit drängt, wir müssen zurück zum Gate – bis 18 Uhr muss man den Park verlassen haben. Völlig geflasht von so vielen Tieren auf unserer Selbstfahrer-Safari fahren wir zurück zur Lodge. 

Unglaublich! Was soll denn da noch kommen! Mit dem eigenen Auto zu fahren, ist wirklich klasse, denn wir können anhalten und hinfahren, wo wir möchten. Einziger Nachteil ist, dass man in einem geschlossenen Auto sitzt und weniger als in einem Jeep sehen kann. 

Gegen das Malariarisiko schützen wir uns mit Malarone. Erstaunt sind wir über die wenigen Moskitos. Ob es an der Jahreszeit (April) liegt?  

Private Game Reservat „Honeyguide Lodge“

Bei all den verschiedenen Angeboten haben wir uns im Vorfeld intensiv mit der Frage, ob wir die  Safari selbst organisieren oder in einer der begehrten privaten Safari-Lodges planen sollen.

Keine Reise hat uns so viel Vorbereitungszeit und Recherche gekostet wie diese Reise. Ohne Vorerfahrungen, ohne ein Gefühl für dieses Land ist es ungleich schwieriger als nach Asien zu reisen, zumal Südafrika kein klassisches Backpackerziel ist. Da unsere  Reisekasse begrenzt ist, sind es auch die Möglichkeiten. 

Nach unserer Zeit in Asien hauen uns die Preise hier so ziemlich aus den Socken. Nach oben scheint es keine Grenze zu geben … von 100 Euros an aufwärts bis zu mehreren tausend Euros. Die hochwertigen Lodges bieten Vollverpflegung, verschiedenste Safariaktivitäten – darunter geführte Ausfahrten mit Ranger im offenen Geländewagen in die Wildnis, Buschwanderungen usw. Wir entscheiden uns letztendlich für eine gute Mischung und teilen die vier Tage entsprechend auf. Zwei Nächte im staatlichen Nationalpark mit Selbstfahrersafari und zwei im privaten Reservat.

So steuern wir am 3. Tag die „Honeyguide Lodge“ an. Auf den 80 km dorthin durchqueren wir typisch südafrikanische Siedlungen, in denen nur Schwarzafrikaner wohnen. Die Straßen sind voller tiefer Schlaglöcher. Einfache Steinhäuser und kleine Läden säumen die Straße. Um einen Steckdosenadapter zu kaufen, stoppen wir an einigen kleinen Supermärkten. Während ich mit den Kindern im heißen Auto warte, starren Einheimische ins Auto. Ich fühle mich merklich unwohl allein mit den Kindern. Nach zwei Stunden erreichen wir über eine Schotterpiste die Lodge.

Das Ambiente ist glücklicherweise nicht zu komfortabel. Die Safarizelte, die riesig groß sind mit Terrasse und Bad, liegen eingebettet in die Natur, ohne künstliche Wege und Wiesen. So fühlt man sich eher mitten im Reservat statt davor. Hier im Camp gibt es keine Zäune zum Reservat, so dass wir angehalten werden, abends nur in Begleitung zu unserem Zelt zu gehen. Das Essen im offenen Restaurant ist gut, der Service kinderfreundlich und flott.

Nach dem Briefing und dem Mittagessen freuen wir uns auf die Safari um 15:30 Uhr. Oben im Jeep ist die Sicht schon klasse. Unser Ranger, Dan und sein Ausgucker fragen. „Was wollt ihr sehen.“. Einen Leoparden und Löwen natürlich. Wie gut, dass sich der die Ranger über Funk austauschen, denn schon bald fährt er querfeldein. Ein Leopard ist im hohen Gras zu sehen. Wir wagen kaum zu atmen, halten inne und beobachten, wie er auf den liegenden Baumstamm steigt. Perfekter geht das Fotoshooting wohl nicht. Dort bleibt er auch erst mal stehen. Unsere Kameras klicken und wir sind happy. Wow, das hätten wir nicht gedacht. Unfassbar schöner Anblick, den wir bis zur letzten Minute auskosten.

Auf dem weiteren Weg durchs Reservat bekommen wir jede Menge Gnus und Wasserbüffel, Geier und Zebras zu sehen, die zusammenstehen, ihre Köpfe gegenseitig auf den Rücken legen, Zebras, die eine Hyäne jagen … sehr beeindruckend … auch ein einzelner Elefantenbulle grast vor sich hin.  Als es schon dunkel wird und wir müde werden. biegt unser Ranger zu einer Wasserstelle ab. Wir denken, er dreht hier gleich, doch dann bleibt er stehen und leuchtet mit der großen Lampe auf eine Löwen, der auf dem Boden liegt und sich nicht beirren lässt. Wow, mir bleibt der Mund offen stehen und Rolf versucht, Fotos zu machen. Wir starren auf den Löwen und können es nicht fassen. Wir sind nicht mehr als zwei Meter von ihm entfernt und kein Zaun dazwischen. Ein absolutes Highlight … für heute auf jeden Fall super!

Tatsächlich schaffen wir es am nächsten Tag um 05:30 aufzustehen. Mit der aufgehenden Sonne vor uns ruckeln wir warm eingepackt und etwas müde durch die weitaus trockenere Landschaft als im südlichen Teil des Nationalparks. Natürlich erwarten wir jetzt zahlreiche Sichtungen, da die Stiere morgens aktiver sind als in der heißen Mittagszeit. Doch nichts. Unser Guide erklärt auch nicht, wohin es geht. Unsere Augen ständig auf die Bäume und Büsche berichtet, versuchen wir irgendwo ein Tier zu sichten. Doch nichts.

So nach einer Stunde kippt die Stimmung von neugieriger Spannung bis zu frustrierter Langeweile. Die Kinder machen das einzig Richtige. Sie schlafen wieder ein. Doch dann passiert doch noch was. Ratzfatz sind wir wieder hellwach, als unser Jeep bei einigen Löwinnen stoppt, die gerade ein Gnu zerlegen. Zwei Löwinnen liegen gesättigt im Gras, während die anderen drei das Fleisch von den Knochen reißen.

Wir staunen und fotografieren wie verrückt … was ein Anblick … der Kopf und die Rippen des Gnus sind noch gut zu erkennen … das Röhren der Löwinnen ist beeindruckend laut. Die Kinder schauen genau hin. „Da ist das Auge von dem Gnu“, sagt Luan. Der Anblick ist tatsächlich überwältigend, wenn auch etwas befremdlich, dies alles so hautnah zu erleben – zwei Meter von uns entfernt. Noch nie haben wir so etwas gesehen.

Wir müssen weiter, denn einige Jeeps kommen hinzu und mehr als drei sollten nicht dort stehen. Zufrieden, erschöpft und müde kommen wir in der Lodge an. Da es um 15:30 Uhr noch ein letztes Mal auf Safari geht, brauchen wir eine Pause.

Am Nachmittag haben wir noch mal unfassbares Glück, denn ein Löwenpaar liegt im Gras. Das Männchen versucht sich mit ihr zu paaren, doch sie schüttelt ihn ab. Er legt sich hinter sie und wartet auf seine zweite Chance, sagt Dan. Wir sollen warten. Und tatsächlich … er steht auf und steigt auf die Löwin, das Maul weit aufgerissen … seine Mimik ist beeindruckend aggressiv … dazu noch sein Brüllen. Auch sie reißt ihr Maul auf, so dass alle Zähne sichtbar sind. Lange dauert es nicht. Mit dem Fotografieren müssen wir uns schon beeilen.

Anschließend legen sie sich wieder ins Gras und wirken erschöpft. Wir lösen uns von den Löwen und fahren über eine Stunde ohne Tiere zu sehen. Unser Guide bekommt einen Hinweis auf einen Leoparden. Der Jeep ruckelt über die schnurgerade Piste im kühlen Wind. Wir werden müde so kurz vor Sonnenuntergang und wickeln uns mit Decken zu. Es dauert uns zu lange. Nach einer halben Stunde sehen wir ihn dann doch noch … ein Leopard im Gras, der langsam davonläuft. Gelohnt hat sich der Aufwand nun nicht. Enttäuscht treten wir den langen Rückweg an. Dass wir im Dunkeln noch einen Geparden mit der Lampe entdecken, rettet diese Safari nun auch nicht mehr. 

Resümierend stellen wir fest, dass wir beim Selbstfahren im Süden am Sabie River so viel mehr Tiere gesehen haben, zwar aus dem Auto, doch dafür permanent. Die häufigen Sichtungen, die in der WhatsApp – Gruppe im südlichen Nationalpark gepostet werden, können wir nicht mehr ertragen wie beispielsweise 20 Elefanten kreuzen die Straße, 5 Löwen im Gras, ein Leopard im Baum, 10 Zebras am Sabie River, Hyänen jagen ein Gnu usw. … nicht zum Aushalten. 

Der Aufenthalt im Kruger mit seinen spektakulären Erlebnissen mit dessen Tierwelt hat die Rassenprobleme in Südafrika in den Hintergrund gedrängt und fast vergessen lassen. Das sollte sich aber im weiteren Verlauf unserer Reise durch Südafrika wieder ändern.

Am nächsten Tag geben wir den Van in Nelspruit ab und fliegen nach Port Elizabeth – unser nächstes Ziel ist die Garden Route

Abschied und Aufbruch

Ein Beitrag von Eve

Nach nun vier Wochen auf Reise, wird es Zeit für einen ersten kleinen Rückblick. Normalerweise würden wir jetzt zurückkehren, ich wieder in den stressigen Schulalltag und Rolf zu seinen Kindern in der Grundschule Gronau. Ich würde mich wieder über so vieles aufregen, was nun einfach wegfällt. Sehr entspannt also. Wir können einfach weiter eintauchen in fremde Kulturen.

Die letzten Wochen versuchte ich mir das immer vorzustellen, wie das sein wird. Da ich mit dem Abarbeiten der Aufgabenlisten so beschäftigt war, habe ich kaum darüber nachdenken können. Das Verkaufen, Entrümpeln und Verschenken meines überflüssige Besitzes war befreiend, da sich mit dem Verkauf meine Reisekasse weiter füllte und meine Wohnung mehr Platz bekam.

Abschied von Mama Karin und Enkelin Noomi

Ich, in meiner Rolle als Reiseleiterin und Planungs-Junkie habe die letzten Monate unendlich viele Stunden damit verbracht, in Reiseblogs und -büchern, Hostels, Traumstrände, Sehenswürdigkeiten usw. zu recherchieren, Details und Tipps zu markieren, welche Währung wir wo benötigen, welche Geldautomaten manipuliert sind und wie man der Taxi-Mafia an einigen Flughäfen, wie auf Bali, entkommt. In meinem Hirn befinden sich Regale voller Reisebücher und Landkarten. Wahnsinn, was ich mir alles so merken kann! Nun denke ich, weiß ich so grob, was auf mich zukommt, was natürlich ein Trugschluss ist. Mein eingerostetes Schulenglisch habe ich natürlich per Hörbücher, Learning-Apps, Lesen englischer Reiseblogs und Nachrichten über die Jahre hinweg aufgepäppelt, so dass ich nun gerüstet bin. Indonesisch werde ich dann unterwegs lernen, so der Plan.

Abschied von Sohn Timmy, Eve und Jonas

Die letzten Wochen waren geprägt vom Abschiednehmen, was eindeutig nicht zu meinen Stärken gehört. Besonders tränenreich war der Abschied von meinen Söhnen, Alex und Timmy, Schwiegertöchtern, Romina und Eva, den Enkelkindern, Luan und Noomi, Fabian und Jonas und meiner Mutter, von Julia und Sunny und meinen Freundinnen. „Ist dir eigentlich klar, was du hier tust?“, denke ich immer wieder.

Abschied von Sohn Alex und Enkel Luan

Je näher der Abreisetag rückte, je mehr hatten wir zu tun. Die reinste Sisyphusarbeit … die große Abschieds- und Geburtstagsfeier mit all unseren lieben Freunden und unserer Familie, die Beantragung der Visa, die komplizierten Flugbuchungen, der Abschluss der schulischen Arbeit und „on Top“ die Vorbereitung und Untervermietung meiner Wohnung fünf Tage vor Abflug und noch vieles mehr. Da zeigt sich mal wieder, was wir für ein gutes Team sind. Dann am letzte Abend, an dem ich auch noch so sehr mit Packen beschäftigt war, dachte ich daran, dass ich jetzt noch ein letztes Mal in meinem gemütlichen Bambus-Bett schlafen kann und dann erst einmal lange Zeit nicht mehr. Ciao Nippes, Ciao Köln … Ciao meine Wohnung … los geht‘s! Ich drücke die Stopp-Taste für den Alltag hier und drücke auf „Forward“ …

Rolfs Packliste Teil 1 (Elektronik und Kleinkram)

Rolfs Packliste Teil 2: Kleidung und Pflegeartikel