Ein Beitrag von Eve
Grenzübergang nach Montenegro
Nach der flachen Region rund um den Skutari-See geht es auf die SH 25 in die Albanischen Alpen. Eine sehr abgelegene und wunderschöne Region Albaniens bietet uns fantastische Ausblicke auf die riesigen schroffen Berge, die sich hinter jeder Kurve aus einer anderen Perspektive zeigen. Mit wenig Verkehr geht’s über die Serpentinen zum Pass “Leqet e Hotit“, durch Tamare am Cem River entlang bis zu dem „Restorant & Camping Selca Cem“. Empfehlen können wir zwei fantastische gegrillte Forellen.

Am Grenzübergang ist die Einreise nach Montenegro relativ unspektakulär.
Camp Lipovo – mehr als nur ein Camp
Kurz nach dem Hauptort Kolašin wird die Straße zum Camp Lipovo wieder einspurig, später schottrig und steiler. Robin, der niederländische Inhaber begrüßt uns sofort freundlich und zeigt das Camp. Was für eine wunderbare Oase der Ruhe! Der Blick auf die umlegenden Berggipfel, der Grill, das Restaurant, die Feuerstelle, einfach eine einladende Atmosphäre. Die Duschen sind fantastisch, dazu noch zwei Waschmaschinen und einen Spülplatz, wie ich ihn zuvor noch nicht gesehen habe, machen dieses Camp zu einem Top-Standort. Und das alles für nur 12 Euro pro Nacht.
MTB-Touren in den wilden Bergen
Insgesamt starten wir zwei Versuche, bei über 33 Grad die Berge Montenegros zu erkunden. Schon der Blick auf Komoot prophezeit unglaubliche Höhenmeter, d.h. 600 hm ist das Minimum. Auf den Hauptstraßen dominieren wilde Truck- und Busfahrer, auf den Nebenstraßen sind es die Steigungen. Spannend sind die Brückenkonstruktionen über die glasklare Tara. Einige Schritte wage ich mich mit meinem Rad darauf, doch löchrige Holzbretter und Eisenplatten knarzen unter mir. Das kann nicht gut gehen, denke ich gerade, als ein Jeep mit Anhänger auf mich zukommt, Gas gibt und einfach drüberbrettert.



Wie ich den Fahrstil hier beschreiben würde? Wild, schnell und ohne Skrupel! Als Radfahrerin springe ich jedenfalls ins Gebüsch, wenn Trucks auf mich zu rasen.
Diese wilden und steilen Berge zwingen uns letztendlich zur Umkehr. Ursächlich sind zum einen die enormen Steigungen und zum anderen die extreme Hitze. Und beim Schieben in praller Sonne vergeht jeglicher Spaß.
Wildes Montenegro im Durmitor Nationalpark
Von hier aus macht es den Eindruck, dass fast alle zum Nationalpark fahren. So auch ein Radlerpärchen, die uns sehr dankbar dafür sind, dass wir eine große Tasche für sie mitnehmen können.
Über eine kurvenreiche und einsame Gegend geht es nach Zabljak, das touristische Zentrum und Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten wie Rafting, Kajakfahren, Canyoning, Ziplining, Bergsteigen, Klettern, Wandern, Reiten und im Winter Skifahren.
Es wird angenehm kühler, denn Zabljak liegt auf einer Höhe von 1456 Meter und ist damit die höchstgelegene Stadt Montenegros. Plötzlich verändert sich die Landschaft extrem. Statt grüner Nadelbäume und Büsche fallen die kargen Hügel vor atemberaubender Berglandschaft auf.



Direkt hinter dem Besucherzentrum erscheint am Hang das AutoCamp Mlinski Potok inklusive Panorama-Blick auf die majestätische Bergwelt. Als am Nachmittag schwarze Wolken mit starkem Wind aufziehen, geht es blitzschnell. Erst Regen, dann klopfen Hagelkörner auf die Dachfenster plus Donner grollen über die Berge hinweg.
Die Wanderung zum „Schwarzen See“, der von hier aus gut erreichbar ist, stelle ich mir als leichten Spaziergang vor. Die Sonne scheint auch wieder und wir laufen über unzählige noch feuchte Wurzeln und Steine den Waldweg entlang. Der erste See lässt sich gut durch den Wald umrunden, bis zu der Stelle, die ihn mit dem zweiten See verbindet. Ein Naturerlebnis sind die Spiegelungen im See vor dem grün der Wälder. Wegen des Regens gestern ist der Übergang nicht passierbar. Als wir das Schild „Dangerous“ passieren, wird es tatsächlich so. Wie auf einem Klettersteig geht es über glatte Steine und Wurzeln steil hoch und runter, teilweise mit Handlauf. Sportschuhe sind dafür weniger geeignet und die Stöcke hätte ich auch besser mitgenommen.
Trotz des Nebels und des bewölkten Himmels wollen wir am nächsten Tag die unberührte Wildnis Montenegros erleben und fahren über die Südroute tief hinein in den Park. Spektakuläre Gipfel über 2000 Meter mit klaren Gebirgsseen können wir von der rauen Hochebene beobachten. Diese weitläufige Landschaft gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Für dieses wunderschönen Naturjuwel bezahlen wir auch gerne die 5 Euro an den Ranger am Viewpoint mit Fotorahmen.

Rolf bewältigt gekonnt die steilen Serpentinen mit wenig Gegenverkehr, denn die meisten fahren die Südroute von Zabljak aus. Zum Sedlo-Pass wäre ich auch gerne mit dem Rad gefahren, denn die Steigungen halte ich für machbar. Doch der stürmige kalte Wind heute hätte mir jeden Spaß daran geraubt. Nach einigen Fotostops verlassen wir diese raue karge Bergwelt und werden von dem nächsten Highlight überrascht. Das Canyon der Piva tut sich vor uns auf.


Tara-Schlucht in Bosnien-Herzegowina
Doch dann folgt das nächste Highlight. Die kurvige Straße durch unzählige Naturstein-Tunnel bietet zwischendurch eine fantastische Aussicht auf den türkis-blau schimmernden Fluss Piva. Dieser ist eingebettet in den Canyon und setzt sich farblich so ab, dass es einem die Sprache verschlägt.
Wo Tara, Drina und Piva zusammenfließen ist auch die Grenzstation. Die Ausreise aus Montenegro dauert länger als die Einreise nach Bosnien-Herzegowina. Bei über 35 Grad ist es im Camper angenehmer als draußen.
Hier ist das Rafting-Mekka schlechthin. Menschen in Neopren und Schwimmwesten kommen uns entgegen, als wir ins „Tri vodenice Camp“ inklusive Stehklos einkehren. In allen Rafting-Camps kann man in Holzhüttchen übernachten. Am Abend wird’s richtig laut, denn in jedem Camp geht die Party ab. Auch wir finden Live-Rockmusik auf bosnisch richtig cool. Voller Power heizt die Band hier ein und nicht nur die, auch die offene Feuerstelle im Raum …
Naturpark Lonjsko Polje / Kroatien
An der Grenze zu Kroatien erleben wir noch mal einen Grenzübergang wie früher. Schließlich reisen wir von einem Nicht-EU-Land in ein EU-Land. Bei unerträglichen 35 Grad warten wir über eine Stunde. Und das Internet funktioniert kurz hinter der Grenze wie auf Bestellung.
Bis nach Lonja zieht es sich noch über den Deich neben der Save. Kleine sehr alte Bauernhöfe aus Holz säumen die kleine Straße. In was für einer abgelegene Region sind wir denn hier gelandet? Und da soll sogar noch einen Bauernhof Camp, der Campingplatz Zelen-Gaj und ein Restaurant kommen? Nach ein paar Minuten über den Deich erscheint ein Schild nach rechts. Tatsächlich … hinter dem Hühnerstall sehen wir ein paar Camper und eine große Scheune.
Ein älterer Herr, Josef, der Patron, erklärt mir in gebrochenem Deutsch, wo alles ist. Was hier geboten wird, erkennt man erst auf den 2. Blick: Ruhe, Felder, Hühner, Lagerfeuer-Möglichkeit, Grillhaus, Küche, ein wunderschönes und komfortables im Posavina-Stil erbautes Sanitärhaus, was eigentlich wie eine alte Scheune aussieht.
Sogar das Restaurant, indem auch die Rezeption untergebracht ist, erreichen wir nach 150m und bekommen auch noch eine riesige Portion Gulasch zu essen. Josef setzt sich zu uns und wir erfahren noch so manches Wissenswertes zum Naturpark Lonjsko Polje.
Einiges davon wird uns nochmal vor Augen geführt, als wir am nächsten Tag wieder aufbrechen und auf fast jedem Haus ein Storchennest entdecken.



Sehenswert sind auf jeden Fall die Dörfer entlang der Save: Lonja, Čigoć, Mužilovčica, Kratečko, Gušće, Krapje und Puska.
Unsere gesamte Route: 5500 Kilometer und 9 Länder