Montenegro, Bosnien-Herzegowina und
Kroatien

Ein Beitrag von Eve

Grenzübergang nach Montenegro

Nach der flachen Region rund um den Skutari-See geht es auf die SH 25 in die Albanischen Alpen. Eine sehr abgelegene und wunderschöne Region Albaniens bietet uns fantastische Ausblicke auf die riesigen schroffen Berge, die sich hinter jeder Kurve aus einer anderen Perspektive zeigen. Mit wenig Verkehr geht’s über die Serpentinen zum Pass “Leqet e Hotit“, durch Tamare am Cem River entlang bis zu dem „Restorant & Camping Selca Cem“. Empfehlen können wir zwei fantastische gegrillte Forellen.

Die Albanischen Alpen

Am Grenzübergang ist die Einreise nach Montenegro relativ unspektakulär.

Camp Lipovo – mehr als nur ein Camp

Kurz nach dem Hauptort Kolašin wird die Straße zum Camp Lipovo wieder einspurig, später schottrig und steiler. Robin, der niederländische Inhaber begrüßt uns sofort freundlich und zeigt das Camp. Was für eine wunderbare Oase der Ruhe! Der Blick auf die umlegenden Berggipfel, der Grill, das Restaurant, die Feuerstelle,  einfach eine einladende Atmosphäre. Die Duschen sind fantastisch, dazu noch zwei Waschmaschinen und einen Spülplatz, wie ich ihn zuvor noch nicht gesehen habe, machen dieses Camp zu einem Top-Standort. Und das alles für nur 12 Euro pro Nacht.

MTB-Touren in den wilden Bergen

Insgesamt starten wir zwei Versuche, bei über 33 Grad die Berge Montenegros zu erkunden. Schon der Blick auf Komoot prophezeit unglaubliche Höhenmeter, d.h. 600 hm ist das Minimum. Auf den Hauptstraßen dominieren wilde Truck- und Busfahrer, auf den Nebenstraßen sind es die Steigungen. Spannend sind die Brückenkonstruktionen über die glasklare Tara. Einige Schritte wage ich mich mit meinem Rad darauf, doch löchrige Holzbretter und Eisenplatten knarzen unter mir. Das kann nicht gut gehen, denke ich gerade, als ein Jeep mit Anhänger auf mich zukommt, Gas gibt und einfach drüberbrettert.

Wie ich den Fahrstil hier beschreiben würde?  Wild, schnell und ohne Skrupel! Als Radfahrerin springe ich jedenfalls ins Gebüsch, wenn Trucks auf mich zu rasen.

Diese wilden und steilen Berge zwingen uns letztendlich zur Umkehr. Ursächlich sind zum einen die enormen Steigungen und zum anderen die extreme Hitze. Und beim Schieben in praller Sonne vergeht jeglicher Spaß.

Wildes Montenegro im Durmitor Nationalpark

Von hier aus macht es den Eindruck, dass fast alle zum Nationalpark fahren. So auch ein Radlerpärchen, die uns sehr dankbar dafür sind, dass wir eine große Tasche für sie mitnehmen können.

Über eine kurvenreiche und einsame Gegend geht es nach Zabljak, das touristische Zentrum und Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten wie Rafting, Kajakfahren, Canyoning, Ziplining, Bergsteigen, Klettern, Wandern, Reiten und im Winter Skifahren.

Es wird angenehm kühler, denn Zabljak liegt auf einer Höhe von 1456 Meter und ist damit die höchstgelegene Stadt Montenegros. Plötzlich verändert sich die Landschaft extrem. Statt grüner Nadelbäume und Büsche fallen die kargen Hügel vor atemberaubender Berglandschaft auf.

Direkt hinter dem Besucherzentrum erscheint am Hang das AutoCamp Mlinski Potok inklusive Panorama-Blick auf die majestätische Bergwelt. Als am Nachmittag schwarze Wolken mit starkem Wind aufziehen, geht es blitzschnell. Erst Regen, dann klopfen Hagelkörner auf die Dachfenster plus Donner grollen über die Berge hinweg.

Die  Wanderung zum „Schwarzen See“, der von hier aus gut erreichbar ist, stelle ich mir als leichten Spaziergang vor. Die Sonne scheint auch wieder und wir  laufen über unzählige noch feuchte Wurzeln und Steine den Waldweg entlang. Der erste See lässt sich gut durch den Wald umrunden, bis zu der Stelle, die ihn mit dem zweiten See verbindet. Ein Naturerlebnis sind die Spiegelungen im See vor dem grün der Wälder. Wegen des Regens gestern ist der Übergang nicht passierbar. Als wir das Schild „Dangerous“ passieren, wird es tatsächlich so. Wie auf einem Klettersteig geht es über glatte Steine und Wurzeln steil hoch und runter, teilweise mit Handlauf. Sportschuhe sind dafür weniger geeignet und die Stöcke hätte ich auch besser mitgenommen.

Trotz des Nebels und des bewölkten Himmels wollen wir am nächsten Tag die unberührte Wildnis Montenegros erleben und fahren über die Südroute tief hinein in den Park. Spektakuläre Gipfel über 2000 Meter mit klaren Gebirgsseen können wir von der rauen Hochebene beobachten. Diese weitläufige Landschaft gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Für dieses wunderschönen Naturjuwel bezahlen wir auch gerne die 5 Euro an den Ranger am Viewpoint mit Fotorahmen.

Durmitor Nationalpark

Rolf bewältigt gekonnt die steilen Serpentinen mit wenig Gegenverkehr, denn die meisten fahren die Südroute von Zabljak aus. Zum Sedlo-Pass wäre ich auch gerne mit dem Rad gefahren, denn die Steigungen halte ich für machbar. Doch der stürmige kalte Wind heute hätte mir jeden Spaß daran geraubt. Nach einigen Fotostops verlassen wir diese raue karge Bergwelt und werden von dem nächsten Highlight überrascht. Das Canyon der Piva tut sich vor uns auf.

Tara-Schlucht in Bosnien-Herzegowina

Doch dann folgt das nächste Highlight. Die kurvige Straße durch unzählige Naturstein-Tunnel bietet zwischendurch eine fantastische Aussicht auf den türkis-blau schimmernden Fluss Piva. Dieser ist eingebettet in den Canyon und setzt sich farblich so ab, dass es einem die Sprache verschlägt.

Wo Tara, Drina und Piva zusammenfließen ist auch die Grenzstation. Die Ausreise aus Montenegro dauert länger als die Einreise nach Bosnien-Herzegowina. Bei über 35 Grad ist es im Camper angenehmer als draußen.

Hier ist das Rafting-Mekka schlechthin. Menschen in Neopren und Schwimmwesten kommen uns entgegen, als wir ins „Tri vodenice Camp“ inklusive Stehklos einkehren. In allen Rafting-Camps kann man in Holzhüttchen übernachten. Am Abend wird’s richtig laut, denn in jedem Camp geht die Party ab. Auch wir finden  Live-Rockmusik auf bosnisch richtig cool. Voller Power heizt die Band hier ein und nicht nur die, auch die offene Feuerstelle im Raum …

Naturpark Lonjsko Polje / Kroatien

An der Grenze zu Kroatien erleben wir noch mal einen Grenzübergang wie früher. Schließlich reisen wir von einem Nicht-EU-Land in ein EU-Land. Bei unerträglichen 35 Grad warten wir über eine Stunde. Und das Internet funktioniert kurz hinter der Grenze wie auf Bestellung.

Bis nach Lonja zieht es sich noch über den Deich neben der Save. Kleine sehr alte Bauernhöfe aus Holz säumen die kleine Straße.  In was für einer abgelegene Region sind wir denn hier gelandet? Und da soll sogar noch einen Bauernhof Camp, der Campingplatz Zelen-Gaj und ein Restaurant kommen? Nach ein paar Minuten über den Deich erscheint ein Schild nach rechts. Tatsächlich … hinter dem Hühnerstall sehen wir ein paar Camper und eine große Scheune.

Ein älterer Herr, Josef, der Patron, erklärt mir in gebrochenem Deutsch, wo alles ist. Was hier geboten wird, erkennt man erst auf den 2. Blick: Ruhe, Felder, Hühner, Lagerfeuer-Möglichkeit, Grillhaus, Küche, ein wunderschönes und komfortables im Posavina-Stil erbautes Sanitärhaus, was eigentlich wie eine alte Scheune aussieht.

Sogar das Restaurant,  indem auch die Rezeption untergebracht ist, erreichen wir nach 150m und bekommen auch noch eine riesige Portion Gulasch zu essen. Josef setzt sich zu uns und wir erfahren noch so manches Wissenswertes zum Naturpark Lonjsko Polje.

Einiges davon wird uns nochmal vor Augen geführt, als wir am nächsten Tag wieder aufbrechen und auf fast jedem Haus ein Storchennest entdecken.

Sehenswert sind auf jeden Fall die Dörfer entlang der Save: Lonja, Čigoć, Mužilovčica, Kratečko, Gušće, Krapje und Puska.

Unsere gesamte Route: 5500 Kilometer und 9 Länder

Beitrag teilen ...

Albanien

Teil 2 von 2

Ursprungs-Text Eve, den habe ich (Rolf) dann aber in Absprache mit ihr bearbeiten müssen. Es wurde doch etwas ausufernd. (Das hat sie dann auch eingesehen). Layout – wie immer – Rolf

Der Ohrid-See

Unser nächstes Ziel, der Ohrid-See, der zweitgrößte See des Balkan. Die Grenze zu Nord-Mazedonien führt mitten durch den See. Den berühmten Koran-Forellen im See ist das aber egal – uns auch. Wir freuen uns auf sie.

Die Route führt uns über die bestens ausgebaute SH75 (in Albanien noch nicht die Regel), vorbei an Korça, der Bierstadt (ich widerstehe!) zum Camping Erlin, direkt am See gelegen. Nix los hier und wunderschön gelegen.

Ohrid See

Am nächsten Tag radeln wir in das kleine alte Fischerdorf Lin. Die Schönheit dieses Örtchens erschließt sich erst auf dem 2. Blick, denn die wenigen alten Häuser sind dem See zugewandt. Schnell finden wir Rosas B&B, das uns aus einer ARD-Dokumention bekannt ist und die es geschafft hat – wie einige andere aus dem Dorf – den Ort mit einfachen Mitteln und lokalen Produkten wieder zum Leben zu erwecken.

Natürlich kommen wir am Abend noch einmal hierher, denn bei Rosa bekommen wir diese köstliche Koran-Forelle. Der Blick durch den Garten auf den See, die Berge und die untergehende Sonne ist wunderschön.

Kruja – Das historische Heiligtum Albaniens

Vom Ohridsee fahren wir über Elbasan an Tirana vorbei auf die A3 nach Kruja. Autobahnen werden hier nicht so ganz ernst genommen. Alle paar Kilometer werden am Straßenrand frisches Obst und Gemüse und sonstige lokale Produkte angeboten. Man fährt rechts ran und kauft ein – auf der Autobahn !! Verkehrsschilder sind hier noch nicht mal Empfehlungen – die werden ignoriert.

Das Mali Camp erreichen wir am frühen Nachmittag. Mitten in der Natur und doch nah zur Altstadt liegt das hübsche Camp mit Pool. Arbi, der Inhaber aus der Schweiz, erklärt uns den Weg nach oben zu seinem „Organic Garden Restaurant“. Das hört sich verlockend an. Am Abend laufen wir natürlich die vielen Treppen nach oben. Es hat sich gelohnt!

Mali Camping

Den beschwerlichen Weg in die Altstadt können wir uns sparen. Unser Nachbar nimmt uns in seinem Pkw mit.

Kruja ist berühmt für seinen alten Bazar, den wir nun über die uralten glatten Pflastersteine entlang bummeln. Rechts und links werden Antiquitäten wie alte Waffen, Helme, Mühlen usw. und jedmögliche Souvenirs dargeboten. Der Bazar ist schön bunt und hat Charme in diesen alten Steinhäusern.

Das Ethnografische Museum ist uns einen Besuch wert, denn die albanische Geschichte, alte Traditionen, Kleidung, Räume und die Lebensweise wird umfassend und lebendig dargestellt. Das Skanderbeg-Museum sehen wir nur von außen. Als Regen aufzieht, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz.

Zum Abschied vom Malicamp am nächsten Tag erwerben wir natürlich das beste Olivenöl des Landes. Auf der Website heißt es:

„Das Kruje-Olivenöl ist das hochwertigste Öl Albaniens und eines der seltensten der Welt. Die Bäume sind 500-2500 Jahre alt und  wachsen auf 600 m über dem Meeresspiegel während die Meereswinde um sie herum wehen. Nicht umsonst ist die Stadt Kruja als Balkon des Balkans bekannt. Das Kruja Ölivenöl ist von super hoher Qualität. Die Früchte sind 100 % biologisch und werden nicht mit Parasitensprays behandelt. Unser Ölivenöl wird nach einer sehr alten albanischen Tradition hergestellt. Die Oliven werden entkernt und mit Wasser unter einer Temperatur von 30°C durch mehrere aus Stroh und Ziegenhaar gefertigten Scheiben gepresst. Das macht unser Öl extra nativ und schenkt ihm sein volles und unverwechselbares Aroma.“

Koman Stausee: mit der Fähre durch die Fjordlandschaft

Die Fahrt mit der Koman-Fähre wird als sensationell und echtes Highlight beschrieben.

Mit Superlativen ist das ja so eine Sache, von der man sich am besten selbst überzeugt. Sehr abenteuerlich soll die 2,5-stündige Fährfahrt durch die albanischen Fjorde sein. Insbesondere das Beladen der Fähre, auf der jeder Zentimeter genutzt wird, klingt vielversprechend. Wir entscheiden uns für die große Autofähre Alpin, die zwischen Koman und Fierza zweimal täglich verkehrt, und reservieren vorab.

Wenn nur nicht die fürchterliche Straße wäre, um dort hinzukommen!

Broken Road zum Koman-See

Wir machen uns auf den Weg über die SH25 zum Koman-See, die zu den besonders abenteuerlichen Straßen in Albanien zählt.  Seit Jahren ist sie eine einzige Baustelle.

Jedenfalls brauchen wir fast vier Stunden für diese knapp 50 Kilometer und ich bin am Ende fix und fertig und freue mich einfach nur noch auf ein eiskaltes Bier, als wir am späten Nachmittag unseren Übernachtungsplatz am See erreichen, um morgen nur noch die zwei Kilometer bis zur Ablegestelle zurückzulegen.

Abfahrt

Unsere Fähre „Alpin“ wirkt größer als gedacht und der Andrang hält sich auch in Grenzen. Auch das Beladen ist weniger abenteuerlich, als vorher gesagt wird. Ich fahre rückwärts über die Rampe und parke mit doch großem Abstand zu dem Auto hinter uns. Das hatten wir uns dramatischer vorgestellt. Pünktlich gegen 11 Uhr startet die Fähre halb beladen. Auf dem oberen Deck, auf dem reichlich Platz ist, haben wir eine fantastischen Blick auf die Fjordlandschaft, die mit ihren schroffen Berghängen mehrere hundert Meter in die Höhe ragen. Das strahlend blaue Wasser bildet eine wunderbaren Kontrast. Je weiter wir in den Canyon kommen, je enger und spektakulärer wird die Schlucht, die kaum mehr als 400 Meter breit ist, an den engsten Stellen misst sie gerade einmal 50 Meter und die meterhohen Felswände kommen extrem nahe. Erst kurz vor Fierze wird die Landschaft wieder flacher. 

Aber es weht ein heftiger Gegenwind …

3-Wetter-Taft … Windstärke 6 … die Frisur sitzt

Letztendlich finden wir den Aufwand und die Kosten (135 Euro) für diese Fährfahrt in Relation doch etwas übertrieben. Aber das ist unsere persönliche Meinung.

Anschließend fahren wir in wirklich unzähligen Serpentinen hoch oben die Panoramaroute SH 22 am schwarzen Drin entlang. Immer wieder könnte man eine Fotostop einlegen, so faszinieren uns die Ausblicke ins Tal auf den türkis schimmernden Fluss.

Shkodra

Camping Legjenda, dieses Mal ein klassischer kleiner Campingplatz mit schönem Pool, Waschmaschinen und vielen Toiletten nutzen wir auch mal gerne. Endlich kann ich alles mal waschen. Und im Pool zu schwimmen tut auch mal gut.

Nach dem Frühstück möchten wir uns doch die  geschichtsträchtige Stadt mal anschauen. Nach einem kurzen Stück an der Hauptstraße können wir das erste Mal auf einem Radweg entlang fahren. Shkodra soll ja die fahrradfreundlichste Stadt in ganz Albanien sein

Am Kreisverkehr am Platz der Demokratie , wo wir die Räder abschließen, geht es zu Fuß schnell in das Altstadtviertel Gjuhadol mit seinen hübsch restaurierten und bunten Häusern, vorbei an der imposanten Ebu Beker Moschee. Hier erfreuen wir uns an den bunten Häuser im venezianischen Baustil, wo moderne, gestylte Touristen und Einheimische sich den Tag beim Aperol versüßen.

Die uralte Burg Rozafa, die wir vom Campingplatz aus sehen können, ist zwar ein Muss, denn die Aussicht auf die Stadt bis hin zu den Albanischen Alpen soll wohl sehr schön sein. Doch wir besteigen sie nicht. Uns ist es einfach zu heiß.

Das war‘s zu Albanien. Next Stop Montenegro …

Beitrag teilen ...

Albanien

Teil 1 von 2

Text Eve, Layout und ein bißchen Text Rolf

Glücklicherweise hat Rolf noch Datenvolumen, d.h. die Navigation funktioniert auch nach der Grenze noch. Der Ksamil Caravan Camping ist easy zu finden. Eine kleine Einfahrt hoch und schon begrüßt uns Alexander herzlich und weist uns einen Platz vor einer Mauer quer gestellt. Alle stehen eng beieinander, was uns nicht sonderlich stört. Unsere Stühle reichen uns hier aus. Auch seine Frau, Linda, strahlt uns an und serviert ihren göttlichen  Eiskaffee. Rolf sähe aus wie Einstein und ich sei „so beautiful“. Je zwei Toiletten und Duschen gibt es für 25 Euro/Nacht. Diese sind außergewöhnlich sauber und  befinden sich direkt hinter uns. An einem langen Tisch können alle Gäste gemeinsam essen, kochen, den Kühlschrank benutzen usw. Sehr familiär geht es hier zu.

Sehr familiär geht’s hier zu

Zum Abendessen gehen wir mittlerweile ganz schön hungrig in Richtung Beach, um als erstes eine SIM-Karte für unseren Router zu kaufen – er soll die digitale Schnittstelle für alle unsere Online-Geräte einschl. Carplay sein (letzteres bereitet noch Probleme). Denn sonst können wir in Albanien weder navigieren noch ins Internet. Im Vergleich zu unseren Preisen sind 29 Euro für 100 GB günstig.

Gelesen habe ich, dass der Beach von Ksamil tatsächlich zum schönsten Strand Albaniens erklärt wird (Das versehen wir mit einem Fragezeichen). Umringt von Beachbars und Restaurants, aus denen meist laute Musik dröhnt, vollgestellt mit Liegen und Sonnenschirmen, tummeln sich hier meist albanische Touristen. Frauen mit Botox-Lippen, String-Tangas und Silikonbrüsten sind nun doch kein schöner Anblick. Das „Restaurant Rilinda“ hat ein hübsches Ambiente, mit Blick auf den Strand und sehr freundliche Kellner. Meine Ravioli mit Spinat und Ricotta sowie Rolfs Lieblingsgericht „Spaghetti Vongole“, dazu ein kühles Korça-Bier sind ein Genuss.

Länger als eine Nacht bleiben wir nicht hier.

Gjirokaster – Stadt der Steine

Die Temperaturen steigen über 33 Grad, so dass wir die Fenster möglichst geschlossen halten. Nach nur 64 km erreichen wir Gjirokaster, eigentlich ein Höhepunkt jeder Albanienreise. Sie ist kulturell bedeutsam, eine der ältesten Städte Albaniens und seit 2005 Welterbe der UNESCO, immerhin auch Geburtsstadt von Albaniens ehemaligen Diktator Enver Hoxha.

Der kleine Camping Late besteht eigentlich nur aus einer Einfahrt in einen privaten Garten. Ich rufe am Hauseingang „Hallo“ und eine ältere Frau fragt mich nach der Höhe unseres Campers, da ein grün-beranktes Dach diese begrenzt. Sie versteht mich nicht. So „schreibe“ ich mit dem Finger auf den Tisch. Okay, 2,70 m gehen wohl so gerade noch. Für 15 Euro passt es für uns hier prima in diesem schattigen Garten.

Wir passen so gerade unter die Weinreben

Bei gefühlten 36 Grad machen wir uns auf den Weg in Richtung Altstadt, ohne zu wissen, dass diese oben auf dem Berg liegt. Steile, kopfsteinpflasterne Wege schlängeln sich steil nach oben. „Warum ist es denn hier bloß so heiß?“, frage ich mich. Die engen Gassen, die aus dunkelgrauen Kopfsteinpflaster bestehen, verleihen dieser Stadt eine geheimnisvollen Ausstrahlung, heizen sie aber auch enorm auf. Die Dächer sind mit Steinplatten bedeckt, die die Innenräume im Sommer schön kühlen. Rund um den Bazar tummeln sich den Touristen vor den Souvenir-Shops.

Gjirokaster

Mein Fächer mitsamt Schwitztuch ist voll im Einsatz. In der nächsten Bar frage ich nach Wasser und Eiswürfel. Selbst auf die mystisch wirkende Burg bekommt uns heute niemand mehr. Letztlich haben wir unter diesen Bedingungen keine Lust mehr auf kulturelle Sehenswürdigkeiten. Schweißnass kommen wir an unserem Stellplatz an. Ein VW-Bus aus der Schweiz steht hinter uns. Die Beiden gehen klugerweise erst spät am Nachmittag in die Altstadt. Den Abend verbringen wir mit den Beiden, die schon mehrfach in Albanien waren.

Wie sieht wohl ein klassisches albanisches Frühstück aus? Wir lassen uns mal von unserem Gastgeber überraschen. Er serviert uns neben Würstchen, Eiern, Tomaten, Gurke und Schafskäse, Brot und Honigmelone auch den türkischen Kaffee.

Vjosa – letzter wilder Strom Europas

Die beiden Schweizer haben uns so begeistert vom Vjosa-Tal berichtet, so dass wir gar nicht anders können, als hin zu fahren.

Über die SH4 fahren wir nach Tepelena. Hier fließt die Vjosa in den Drino, der hier durch das Tal von Gjirokaster herabfliesst. Die Strasse folgt weiter dem Vjosa Tal durchs Hügelland, wo er die tiefe Këlcyra-Schlucht passiert. Von der Straße aus sehe ich zahlreiche schöne Badestellen. Weil eine Muräne in den Fluss gerutscht ist, schimmert er zur Zeit nicht blau, sondern eher grau-braun. Unterwegs in Permet versuchen wir an albanische LEK zu kommen, doch die Gebühren zwischen 7 und 8 Euro halten uns davon ab. Wie biegen ab in Richtung Benje, an der Lengarica, ein Zufluss der Vjosa, entlang bis es rechts hinunter geht – natürlich schottrig und steil.

Zu Hause hatte ich in einer Dokumentation über die Vjosa erfahren, dass sie als einer der letzten Wildflüsse Europas von der albanischen Regierung seit 2023 nach einem langen Kampf zwischen Naturschützern und Investoren zum Nationalpark erklärt worden ist. Geplant waren über 40 Kraftwerke, um den Energiebedarf insbesondere der Küstenregion zu decken. Doch nun kann sich der Fluss seinen Weg selbst suchen und Tieren und Pflanzen eine intakte Umwelt bieten. Auch die Lengarica-Schlucht mit ihren heißen Quellen ist eine ungewöhnliche und einzigartige Attraktion in Albanien.

Der Camping Rafting Restaurant “Mulliri i Bënjës“ liegt direkt an der Lengarica, ein Zufluss zur Vjosa, und gefällt uns auf Anhieb. So naturbelassen, einfach und kreativ erinnert er mich sehr an die Ardéche in Frankreich. Mir ist es mal wieder bei 36 Grad zu heiß und Rolf lockt mich alsbald in den Fluss. Super Idee, denn meine Lebensgeister werden wieder geweckt und meine Laune auch. Im Fluss sitzend habe ich Spaß.

Einen Griechischen Salat am Nachmittag, kalt duschen und mit den Nachbarn aus Holland und Österreich quatschen. „Darf ich mal in euren Camper schauen?“, fragen unsere Nachbar. Und schon geht es wieder los …

Abends im Restaurant essen wir leckere Fritten, Kaçkavall, gelber gegrillter Käse, trinken Korça-Bier und sind happy hier zu sein.

Rafting-Tour

Gestern hat man uns angesprochen, ob wir keine Lust auf eine Rafting-Tour hätten. Eve ist sofort Feuer und Flamme. Ein gelber, ehemaliger schon in die Jahre gekommener Ford-Transit (lustigerweise weisen die Aufkleber noch auf seine Vergangenheit als Taxi aus Düren hin) steht zum Transport zur Einstiegsstelle bereit. Das Rafting-Boot wird ohne Träger auf‘s Dach geschnallt und schon geht die rappelige Tour los.

Zur Einstiegsstelle am Fluss geht‘s über einen Schotterweg, der eigentlich als Offroad-Piste definiert werden müsste. Nach einer Mini-Einweisung mit den drei Signalen „Forward-Backward-Stopp“ geht‘s auch schon los – ich muss vorne hin, die Wellen freuen sich schon auf mich. Der Vjosa führt nicht so viel Wasser, das bedeutet dann schon ein etwas entspannteres Raften – Eve ist sehr zufrieden. Ich hätte es gerne etwas spektakulärer …

Die Stromschnellen schaukeln uns wie ein Karussell hoch und runter, von rechts nach links, gegen die Felswand und zurück, aber wir haben einen souveränen Guide, der uns geschickt durch die Felsbrocken manövriert. Das Wasser spitzt immer wieder hoch ins Boot. Was für ein Spaß! Und dann noch diese Kulisse von sehr rauhen Gesteinsplatten. Eine Stromschnelle hat es besonders in sich. Wir sollen in die Fußschlaufen und die Kommandos werden lauter. Den einen oder anderen haut‘s vom Sitz, aber wir überleben. Offensichtlich hat sie einen Teilnehmer aus einem vorderen Boot herauskatapultiert. Das verlorene Paddel sammeln wir ein. Zur Belohnung wird von einem Kollegen von einer Brücke ein Tüte mit Eiskrem heruntergelassen, die wir geschickt abreißen – köstlich.Nach zwei Stunden hat diese abenteuerliche Tour ein Ende. Noch ein Gruppenfoto und wir sind super happy und zufrieden.

Canyon-Tour

Der heutige Plan sieht eine kleine Radtour zur Ura e Kadiut Brücke, ein antikes Denkmal aus dem Jahre 1700 mit einer anschließenden Wanderung in den Canyon der Lengarica. Entlang dieses Flusses finden sich zwar einige kleine Thermalbecken, aber heute ist Samstag, Wochenende und die Albaner*innen haben keinen Vertrag damit, sich in solche Becken noch hineinzuquetschen – also nix für uns.

Wir sind zwar früh auf Achse, aber der Andrang an der Brücke und den umliegenden Becken ist groß. Also schnell ein paar Bilder von der Brücke und dann ab in den Canyon.

Ura e Kadiut Brücke

Doch dann tut sich eine Hürde auf. Der Canyon verlangt immer wieder eine Querung des zwar wasserarmen Flusses, aber es geht dabei immer über wackelige Flusssteine und trübes Wasser mit schlammigen Untergrund, die nicht erkennen lässt, wohin wir treten.

Und das ist für Eve doch eine große Herausforderung (dafür gibt es einige Gründe). Sie hat zwar ihre Wanderstöcke dabei, aber die Anspannung ist groß, bloß keinen Fehltritt zu tätigen. Es geht nur langsam voran. Aber mit meiner Unterstützung bekommen wir es hin.

Die Schlucht wird immer enger, die Aussicht immer spektakulärer – die Herausforderung ebenfalls. Aber sie bekommt es hin – und ist glücklich. Nach einer Stunde beschließen wir trotzdem, wieder den Rückweg anzutreten – die Anspannung lässt etwas nach. Und angekommen an der Brücke, die wir auch noch überqueren (so schmal ohne Geländer und rutschigen antiken Steinen auch nicht ohne) nehmen wir uns glücklich in die Arme.

Beitrag teilen ...

Griechenland  – eine Liebeserklärung

Camping Elena’s Beach, Plataria

Das hätten wir nun wirklich nicht gedacht! Natürlich waren wir beide – da noch kein Liebespaar – früher in den 80er Jahren mehrfach in Griechenland. Zusammen dann 2007 und 2008 auf Korfu mit Frosch-Reisen. Und nun 17 Jahre später fahren wir wieder total drauf ab.

Spät gegen 23 Uhr kommen wir von der Fähre und erreichen nach 10 km den vorab reservierten Camping Elena’s Beach. Erfreulicherweise ist das Tor noch geöffnet und der Nachtwächter weist uns einen Platz weiter oben zu. 

Als Rolf am Morgen einen freien Stellplatz direkt am Meer entdeckt, kommen wir auf eine Idee. Ob der wirklich nicht reserviert wurde? „Mindestens 3 Nächte“, sagt der Chef, „dann könnt ihr ihn haben“. Kurz überlegen wir, dann ist alles klar. Ein perfekter Ort – direkt am Strand, ruhig, mit freiem Blick aufs Meer, Bäume für die Hängematte und einer Trattoria mit köstlicher Hausmannskost – was will man mehr? Dieser naturbelassener, familiengeführter Platz ist der perfekte Ort für uns. Das erfrischende Meer lockt mich bei diesen 28 Grad noch nicht. Wenn Rolf schon von „kalt“ spricht! Meine Moussaka und Rolfs Hühnchen mit Fritten sind ein guter Einstieg in die griechische Küche.

Am Meer

Nach unserem Frühstück möchte ich auf den gegenüberliegenden Berg fahren. Bis zur Hauptstraße schiebe ich hoch und durchkreuze das Hafenstädtchen Plataria. Hier beginnt der Anstieg. Anfangs fahre ich so zwischen 6 und 7 km/h, später zwischen 5 und 6 km/h. Mein Puls erreicht Maximalwerte von 152. Im Schatten pausiere ich, um ihn wieder zu reduzieren. Die Sonne brennt auf den Helm und auf die Beine. Nach 240 Höhenmetern und 1,5 Stunden sehe ich ein Steinhäuschen mit parkenden Autos davor. Endlich! Mit hochrotem Kopf schwitze ich die letzten Meter. Da wird wohl eine Bar samt Magic View sein. Eine Gruppe steht vor dem Häuschen, sehr chic gekleidet. Nein, eine kleine Kapelle und unter dem Vordach wird gerade ein Baby getauft.

Eine Bank im Schatten mitsamt Kaugummi drauf wird mein Platz. Diesen entdecke ich später auf meiner Radhose. Mit Rolf verabrede ich mich um 13:30 Uhr in Plataria. Nach 15 Minuten fallen wir uns in die Arme.  In der Taverne Thalatta mit Meerblick und frischer Brise essen wir griechische Köstlichkeiten: Gegrillte Dorade und  Souvlaki mit den leckersten Fritten. Was für ein entspanntes Hafenörtchen.

Griechenland, du bist so faszinierend. Der Rückweg geht nur aufwärts, jedenfalls bis zur Abzweigung zum Campingplatz. Sehr aufgeheizt lockt uns das kühle Meer. Viel zügiger als gestern bin ich drin und genieße das Schwimmen sehr.

Nach vier Nächten bedanke ich mich herzlich beim Chef, bevor wir nach Lefkada aufbrechen. Aufgrund der schönen Strände mit weißen Kalkklippen wird Lefkada auch die „weiße Perle Griechenlands“ genannt. 

Lefkada

Hinter dem Hauptort Lefkada schlägt Google uns zwei Routen zur Avra Taverne vor. Obwohl ich die weniger Kurvenreiche wähle, folgen unzählige Serpentinen durch das bergige und üppig grüne Landesinnere. Rolfs Anspannung wächst mit jedem Höhenmeter. Auch das traditionelle Bergdorf Englouvi, auf dessen rustikalen Hauptplatz jede Menge Einheimische das Zusammensein genießen, versprüht Charme. Doch in die engen Gassen, in denen jeder nach Lust und Laune parkt, findet Rolf kaum noch Platz. Er flucht … Es ist heiß, über 33 Grad, doch der Schweiß in meine Händen ist Angstschweiß. Das muss doch bald ein Ende haben. Wann kommt denn endlich eine richtige, breite Straße. Doch sie kommt nicht.

Die Kurven werden so eng, dass wir gar nicht mehr herumkommen. Und plötzlich wird es noch steiler und enger. Irgendwann passt unser Max nicht mehr hindurch. Oh shit! Rolf setzt fluchend zurück. Es geht um Zentimeter. Wir wenden und fahren fast die gesamte Kurverei zurück.

Die Stimmung sinkt in den Keller. Hungrig und geschafft erreichen wir am Nachmittag die Taverne. Hühnchen-Souvlaki für mich und Lamm-Koteletts für Rolf. Die Pommes sind wieder so köstlich. Der Chef ist der reinste Clown, hat immer eine Witz drauf, verkohlt die Gäste und tanzt Sirtaki. Die Stimmung steigt …

Einem Tipp unseres Tischnachbarn folgend fahren wir gestärkt in Richtung Porto Katsiki. Unterwegs gibt es viele Verkaufsstände, wo regionale Produkte aus Lefkada wie Honig, Olivenöl und Kräuter angeboten werden.

Dort, wo die Straße zum Strand von Porto Katsiki führt, stellen wir  uns gegenüber der  Taverne Oasis an den  Klippenrand mit atemberaubenden Blick auf die Küste und das Meer bis zum Horizont. Unter uns der Egremni Beach, wo feiner weißer Kiesstrand auf türkisblaues Meer trifft, nur über den Seeweg oder zu Fuß inklusive der 400 Stufen erreichbar. Den Sonnenuntergang wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Morjen

Da wir uns den mehrfach zum schönsten Strand gekürten Porto Katsiki doch noch anschauen wollen, fahren wir die steile kurvenreiche Straße hinunter. Die 12 Euro für den Parkplatz müssen dann auch noch sein. Übernachten könnte man hier auch. Was für ein Bild,  als wir die Treppe hinunter steigen: Weißer Sand und strahlend türkisblaues Wasser, eingerahmt von dieser Steilklippe. Überaus fotogen würde ich sagen. Den gleichen Gedanken haben wohl auch zwei Insta-Girls, die unästhetisch posend die Treppe versperren.

Abseits davon finden wir jede Menge fantastischer Motive, sowohl zur rechten wie auch zur linken Seite der Bucht. Glücklicherweise ist es noch zu früh für Touristenscharen. Da uns der Kaffee hier mit 5 Euro zu teuer scheint, fahren wir weiter an der Westküste Lefkadas entlang nach Vasiliki, ein kleiner Hafenort.

Im „Olive Garden“ möchte Rolf was wohl kaufen? Doch zuerst laufen wir zu dem kleinen Hafenbecken, von wo auch die Fähren zu den Nachbarinseln wie Meganisi, Kefalonia  & Co ablegen. Die Hafenmole mit den kleinen Restaurants und Tavernen ist ein klassisch schönes Fotomotiv. Für unseren „Cold Cappuccino“ habe ich das Livanakis Cafe ausgesucht. Ein Volltreffer! Und wieder werden wir mit „How are you?“ überaus freundlich begrüßt. Wie köstlich ist dieser „Cold Cappuccino“ denn bitte? Die Blautöne des Meeres sind auch in den Souvenirs wiederzufinden, auf Keramikschalen, Ringen, Kettenanhängern, Postkarten, Käppis und Hüten, Blusen und Badehosen. In dem Olivenshop werden wir wie ein Familienmitglied empfangen. Ich bekomme ein Stück Honig in der Wabe und Rolf Olivenöl zum Probieren. Die Chefin erklärt uns mit so viel Begeisterung ihre Produkte, dass wir uns selbstverständlich mit gefüllten Taschen verabschieden. Mit guten Wünschen und Kostproben verlassen wir diesen wundervollen Ort.

Über Nydri geht’s weiter nach Lefkada-Stadt und nach Igoumenitsa. Langsam nähern wir uns der Grenze. Etwas aufgeregt sind wir schon, als wir die „Qafë Botë – Albanian Border Station“ erreichen. Noch auf der griechischen Seite gehe ich mit allen Dokumenten zum Schalter, wo unsere Pässe eingescannt werden und beim albanischen Schalter werden wir nur noch durch gewunken. Fertig und so einfach! Wir sind tatsächlich in Albanien. Unterwegs frage ich bei dem Ksamil Caravan Camping, ob wir eine Platz bekommen können. „Alles okay! Langsam – langsam“, sagt der Chef.

Unser Fazit

Griechenland hat uns mit seinen herzlichen Menschen, dem guten Essen, den traditionellen Dörfer und Tavernen und dem türkisblauen Meer wieder voll in seinen Bann gezogen. Das bergige und üppig grüne Lefkada bezaubert mit seine beeindruckenden Stränden, die umrahmt von weißen Kreidefelsen das Meer in Blautönen schimmern lassen, die einen magisch anziehen. Dafür nimmt man doch ab und zu die engen und steilen Zufahrten in Kauf.

Beitrag teilen ...

Roadtrip Italien – Griechenland – Balkan

Teil 1: Toskana und Apulien

Toskanische Lebensgefühl auf der Fattoria la Vialla

Nach 625 km und einer 5 Grad kühlen Nacht in Heiterwang auf dem Rastplatz fahren wir über den Fernpass. Jedes Mal, wenn wir die Grenze nach Italien passieren, geht unser Herz auf. Sind die Unterschiede insbesondere beim Caffè doch enorm. An der ersten Tankstelle genießen wir köstliche Panini und Cappuccino.

 Die Fattoria La Vialla ist unser heutiges Ziel. Da ich vorab nicht reservieren wollte, rufe ich mal kurz vorher an. Oh, leider kein Plätzchen mehr frei. Netterweise nennt die Frau mir die Alternative „Agricampeggio Borgo Agna“. Und tatsächlich, eine Zusage. Nach einer Linkskurve erscheint ein Olivenhain mit ein paar Vans und Zelten. Der dazugehörige Typ zeigt uns ein etwas erhöhtes Plätzchen mit fantastischem Ausblick auf die umliegenden Berge. Der laue Abend mit Rosé und guter Stimmung ist einfach ein fantastischer Start in diese Reise. Für mich Happy to go! Dass ich den Kühlschrank mit Unmengen von Joghurt aufgefüllt habe, wird zum Running Gag.

Agricampeggio Borgo Agna

Gegen Mittag radeln wir die 10 km nach Castiglion Fibocchi zur Fattoria la Vialla. Wir kennen sie natürlich. Zum einen von den wunderbaren Prospekten, die regelmäßig ins Haus flattern und einen minimalen Eindruck davon verschaffen, wie wunderbar es dort wirklich ist und vor allem von unserer Radreise vor ca. 10 Jahren. Und vor allem dank der leckeren Produkte, die wir uns des öfteren dort bestellen. Rolf bestellt dort seit zwanzig Jahren dort sein Olivenöl. Dass ich nicht ganz so perfekt navigiere, sei nur am Rande erwähnt.

Selbst die schönsten Bilder können die Atmosphäre  hier nicht vermitteln. Die Piazza  ist bereits gut gefüllt, als wir sie betreten. Den Weinkeller in der Scheune lassen wir uns nicht entgehen und probieren einen sehr köstlichen Mussantino.  Natürlich möchten wir hier auch etwas essen. Nur eine freien Tisch gilt es noch zu erobern. Eine Merenda für uns Beide beinhaltet eine Platte mit verschiedenen Pecorino-Sorten, Salami, unterschiedliche Dips, frisch gebackenes Brot, einen gemischten Salat und Caffè.

La Vialla ist für seine biodynamische Herstellung der Produkte bekannt, aber kaum einer kann sich die tatsächliche Produktion vorstellen. Im Hofladen und dem anliegenden Weinkeller können die frischen Produkte wie der tagesfrische Ricotta, frisch geerntetes Gemüse der Saison und natürlich Pasta, Saucen und Weine eingekauft werden. Gleich im ersten Raum findet man einen alten Mahlstein, mit dem noch fast täglich das Mehl frisch gemahlen wird. Genau mit diesem Mehl werden dann die frischen Kekse wie die Viallini, Stracci, Cantuccini, Brot und Kuchen in alten Holzöfen gebacken. Die frischen Kekse werden einen Tag später in der Scheune verpackt und selbst die rote Schleife wird hier noch von Hand gebunden. Ein Stück weiter werden die Saucen eingekocht. 

Abruzzen – Reise ins wilde Herz Italiens

Gepackt haben wir recht zügig in einer Stunde. Die Sonne gibt alles und heizt unterwegs laut Anzeige auf 30 Grad.  Während Rolf die fantastische Landschaft der Abruzzen bestaunt, suche ich nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Am liebsten auf einem Agricampeggio, möglichst alleine auf einer  Wiese oder im Olivenhain, mit lokalen Produkten und freundlichen Gastgebern – also fast wie freistehen. Gegen den Kauf der lokalen Produkte kann man häufig kostenlos übernachten. Folglich suche ich auf Google Maps, Park4night, Schau aufs Land, Nomady usw., markiere, durchforste Bewertungen und Websites, berechne Entfernungen und Fahrtzeiten.

Im Unterschied zur Toscana erreichen hier die höchsten Berge fast die 3.000-Meter-Grenze. Die charakteristischen Hügellandschaften mit ihren Weinbergen und Olivenhainen, Naturschutzgebieten und Bergdörfern, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen, wirken rau und karg. Sogar Braunbären gibt es hier noch.

In der Provinz Chieti finde ich einen Olivenöl- und Weinbauern, hoch oben auf dem Berg. „Wo führst du uns denn schon wieder hin“, lautet Rolfs Frage, als er unseren Max die engen und steilen Kurven der einspurigen Straße hochfährt. Gespannt bin ich ja auch, als wir in die Einfahrt zum Agricampeggio Buzzarone abbiegen. Und schon kommt Ricardos Mutter, die kaum Englisch kann, auf uns zu. Sie ruft ihren Sohn, Riccardo, herbei, der uns kurz darauf einen köstlichen Frizzante anbietet. Genauso lieben wir es. Lokale Produkte gegen Übernachtung. Auf der Apfelplantage finden wir ein schattiges Plätzchen mit Blick auf die schneebedeckten Berge der Abruzzen.

Agricampeggio Buzzarone

Apulien – Olivenöl, Wein und süditalienisches Lebensgefühl 

Olivenbäume prägen neben den Weinstöcken seit Jahrhunderten das Landschaftsbild in Apulien. Der Absatz des italienischen Stiefels – beginnt ungefähr auf der Höhe des Nationalparks Gargano- der Sporn Italiens und ist gemeinsam mit Sizilien und Venetien die mengenmäßig größte Weinbauregion Italiens.

Trulli-Stadt Alberobello

Als wir den zentralen Parkplatz erreichen, sind die 360 km auch genug. Mit 10 Euro sind wir dabei. Die Altstadt gehört seit 1996 auch zum UNESCO Weltkulturerbe, denn hinter diesen kleinen Häuschen mit einem Dach wie ein Zuckerhut steckt hohe Baukunst. Die Altstadt ist nicht zu verfehlen. Einfach den Menschenmassen hinterher. Aufgebrezelte Frauen mit großen Hüten (Trullas bei den Trullis … Rolfs Kalauer), Familien mit viel zu großen Kindern im Buggy, verliebte Pärchen usw. schlängeln sich durch kitschige Souvenir-Trullis  und füllen die Restaurants auf der großen Piazza.

Bekannt ist das kleine Städtchen Alberobello  für seine Trullis. Die kleinen weißen Häuschen mit den grauen Dachschindeln sind das Wahrzeichen Apuliens, aber nirgendwo sind sie so konzentriert wie in Alberobello. So war für uns von Anfang klar, dass Alberobello auf unserer Route nicht fehlen darf. Was Alberobello vor allem ist: touristisch, aber auch sehr fotogen. Mit seiner einzigartigen Kulisse, den kleine Gassen und Plätzen bietet sie genügend Vorlagen für hübsche Fotomotive. Hat man es einmal selbst gesehen, wundert es nicht, dass so viele andere das hübsche Städtchen auch sehen wollen! Es ist alles andere als leicht, ein Foto ohne Touristen zu erwischen.

Monopoli – Ziehe vor auf die Schlossallee

Unterwegs versuche ich unentwegt, ein Slow-Food-Restaurant in Monopoli zu reservieren. Grundlage ist immer der Osterie d’Italia, der fester Bestandteil unserer Italienreisen ist. Mehrere Mails, Telefonnummern und Websites bis wir endlich für den heutigen Abend eine Zusage im  „Il  Guazzetto“ für 20 Uhr bekommen.

Ein Parkplatz am Meer kurz vor der Stadt sollte für heute Abend genügen. Dass der Jahrmarkt direkt neben dran ist, übersehen wir und bereitet uns in der Nacht ein unvergessliches Erlebnis aus dem Balzverhalten der italienischen Jugend, deren Musikvorlieben, einschließlich lautstarkem Beziehungsgesprächen, in die sogar unser Max involviert wird – ach Italien … ti amo.

Auf’m Jahrmarkt

Die Gassen sind alt und eng, keine zwei Meter breit, die Wäsche hängt von den Balkonen, die Geländer sind rostig, die Türen vom Salz der Meeresluft im blau-türkisen Vintage-Look. Das Meer kracht gegen die Festungsmauer, dem Schlossplatz am Altstadtrand.

Wir hatten zwar keinen Plan, was die Stadt so zu bieten hat, waren aber neugierig darauf. Über Los gehen, müssen wir hier nicht, um in den Ort, 42 Kilometer südlich von Bari auf einem Kliff klebend, zu gelangen. Leider verdeckt eine große Baustellenabdeckung den Eingang in die Altstadt. Niemals hätten wir erwartet, ein so altes, aber hippes Städtchen zu entdecken, wie Monopoli eines ist. Quirlig, lebendig, pulsierend inklusive Meeresrauschen und obendrein noch ein dreitägiges Ukulele-Festival auf der Piazza. Was für eine Kulisse in diesem mittelalterlichen Hafenstädtchen. Ein Fotomotiv jagt das andere. Weiß gekalkte Häuser, mit Blumen dekorierte Fassaden, Treppen und Türen, coole Bars mit Sitzkissen auf alten Steinstufen, kleine Shops mit echtem, modernen Kunsthandwerk und coolen Dekorationen und die unzähligen Restaurants mit der ausgezeichneten apulischen Küche und deren Weinen.

Hätten wir nicht bereits für heute Abend reserviert, wir wären heillos überfordert gewesen. Während wir uns ein Bier mit Chips und Oliven nahe der Festungsmauer genießen, beobachten wir bei Live-Musik die Szenerie um uns herum. Junge, schöne und chic gekleidete Frauen in kleinen Gruppen, auch ein Junggesellenabschied in unmittelbarer Nähe fallen ins Auge. Was für eine Stadt? Nördlich und südlich locken Strände, Kultur und Badespaß dicht beieinander. Ich frage mich, warum so viele Häuser zum Verkauf stehen. Es liegt an der mangelnden Straßenbeleuchtung, die es vor 6 Jahren, erfahre ich später. Dass kaum einer in diesem Labyrinth leben wollte, hat das alte Monopoli gerettet. Deshalb ist so vieles erhalten geblieben. Monopoli ist sehr italienisch – und will keinen Deut anders werden.  Und überhaupt: Monopoli ist angenehm „unperfekt“. Wir lieben es.

Unser Restaurant, das Il Guazetto, in diesem Labyrinth zu finden, wäre ohne Navi recht schwierig gewesen. Einige Male biege ich in diesen engen Gassen falsch ab. Draußen sitzend an einen kleinen Tisch werden wir hervorragend zum Wein beraten und bedient. Mein Wolfsbarsch mit Kartoffel- und Zucchini-Chips oben drauf ist ein Gedicht. Von Rolfs perfekt gegrillten Thunfisch ganz zu schweigen. Meine Güte, ist das köstlich. Ab 21 Uhr wird der Kellner ständig nach einem freien Tisch gefragt. Einige müssen auch wieder gehen.  Ob die Einheimischen wohl auch „Monopoly“ spielen? Selbstverständlich gibt es den größten Spielwarenladen der Via Albert Einstein, wo Vito Palmitessa rund 120-mal im Jahr dieses Spiel in sieben Versionen verkauft.

In den Süden Apuliens

Der Absatz des süditalienschen Stiefels, Salento, ist eine 100 km lange und 40 km breite Halbinsel. Auffällig ist hier das Olivenbaumsterben. Was um Himmels Willen ist die Ursache dafür, frage ich mich und recherchiere. Seit 2013 wütet nämlich ein Bakterium („Xylella fastidiosa“) in Apulien. Es blockiert den Wasser- und Nährstofftransport innerhalb des Baums und lässt ihn regelrecht verdursten. Eine große Tragödie für diese Region. Diese uralten Bäume benötigen so viele Jahre bis sie diese Größe erreicht haben. Für die Olivenbauern ein herber Verlust ihrer Lebensgrundlage.

Kurz vor Otranto nach 143 km erreichen wir das wunderschönes großes Anwesen Agricampeggio Malapezza, wo wir von dem freundlichen Besitzer Tommaso und seinem Mitarbeiter Luigi eingewiesen werden.

Rolf kocht Shakshuka, das sind versunkene Eier in einer Tomatensoße, die zunächst mit Zwiebel und feinen Gewürzen langsam eingekocht wird. Im Anschluss werden die Eier wie kleine Nester in die Soße gesetzt und in der Pfanne mit Deckel gestockt – köstlich.

Später laufen wir die 2,5 km zum Strand Sant’Andrea oben auf dem Klippenrand dieser beeindruckenden Küstenlandschaft vorbei an Buchten mit Bade-und Tauchstellen, Grotten und Felsbögen im Meer.

Für die Nacht vor der Fährüberfahrt hat Eve mal wieder ein cooles Agricampeggio, die Masseria Bellolio entdeckt.

Der Name „Masseria“ ist typisch für Apulien und steht für eine Mischung aus Bauernhaus,  Sommerresidenz und  Festung  – ein steinernes, historisches Monument inmitten der roten Erde Apuliens. Sie gehören zum kulturellen Erbe, auf dass die Apulier stolz sind. Die Hausherrin empfängt uns sehr freundlich. Und wieder wird ein großer Olivenhain unser Übernachtungsplatz, und wieder kostenlos gegen eine Spende. Einen kleinen Pool mit vier Liegen gibt es auch. Ein letztes apulisches Abendessen wollen ihr uns nicht entgehen lassen.

Olivenöl und Marmelade aus eigener Produktion füllen wieder die Nahrungskisten im Max.

Ciao Toskana,  Umbrien, Marken, Abruzzen, Molise, Apulien, wir hatten so eine phantastische Zeit.

Von den ersten zwei Tagen auf dem Agricampeggio Borgo Agna mit dem Besuch der Fattoria la Vialla in die raue Landschaft der Abruzzen, vorbei an Olivenhainen und Weinreben zu den Trullis in Alberobello, das hippe Hafenstädtchen Monopoli mit dem Genuss in einem Slow-Food-Restaurant, zu der beeindruckenden Küstenlandschaft mit ihren Grotten und Felsbögen im Meer und unsere herausfordernde Mountainbike Tour nach Otranto. Natürlich wollen wir wiederkommen. Es gibt noch so viel zu entdecken.

Hier noch mal unsere Übernachtungsstellen mit Preisen (von Nord nach Süd, jeweils ein Camper mit 2 Personen):

  • Agricampeggio Borgo Agna: 25 Euro
  • Agricampeggio Buzzarone: kostenlos
  • Agricampeggio Malapezza: 21 Euro
  • Masseria Bellolio: kostenlos

Beitrag teilen ...